keinen Versuchen mit Zuverläßigkeit erwarten darf. Was die Art betrift, wie Leidenschaften in dem Körper eine Veränderung hervorbringen, davon soll mit besserm Rechte anderswo geredet werden.
§. 37. Die waren Ursachen. Das Zusammenziehen der Schlagadern.
Wir haben an einem andern Orte vom Zusammen- ziehen der Schlagadern weitläuftig gehandelt (s), indessen findet sich hier noch verschiednes, dessen wir in unsern Abhandlungen nicht entberen können. Man kan frei- lich nicht im geringsten daran zweifeln, daß sich nicht an den grossen Schlagadern, welche wechselweise klopfen, der Durchmesser, Kraft des Zusammenziehens um so viel verengern sollte, als derselbe kurz zuvor von der Kraft des Herzens zugenommen hatte, und daß folglich diejeni- ge Kraft wiederhergestellt werde, welche das Herz ange- wand hatte, die Schlagader zu erweitern, welches frei- lich vergebens seyn würde, wofern man blos sein Augen- merk auf die fortrükkende Bewegung des Blutes richten wollte. Denn wenn eine Schlagader eine stärkere Kraft sich zusammen zu ziehen hätte, so würde die Schlagader, nach einem jeden einzelnen Pulsschlage, enger werden müssen: hätte sie eine kleinere Kraft, so würde sie nach jeder Pulsirung einen grössern Durchmesser bekommen. Wenn also eine Schlagader und eine Blutader mit ei- nem und eben demselben Stiche verlezzt worden, und der Paß aus der Schlagader in die Blutader offen gestan- den, so hat man die Blutader an dieser Stelle blos auf- schwellen gesehen (s*).
Man hat auch nicht zu zweifeln, daß nicht diese Kraft, womit die Schlagadern ihrem Seitendrukke wiederstre-
ben,
(s)[Spaltenumbruch]
2. Buch. 4. Buch.
(s*)[Spaltenumbruch]Observat. of a Societ. at Lond. n. 1. S. 340.
Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
keinen Verſuchen mit Zuverlaͤßigkeit erwarten darf. Was die Art betrift, wie Leidenſchaften in dem Koͤrper eine Veraͤnderung hervorbringen, davon ſoll mit beſſerm Rechte anderswo geredet werden.
§. 37. Die waren Urſachen. Das Zuſammenziehen der Schlagadern.
Wir haben an einem andern Orte vom Zuſammen- ziehen der Schlagadern weitlaͤuftig gehandelt (s), indeſſen findet ſich hier noch verſchiednes, deſſen wir in unſern Abhandlungen nicht entberen koͤnnen. Man kan frei- lich nicht im geringſten daran zweifeln, daß ſich nicht an den groſſen Schlagadern, welche wechſelweiſe klopfen, der Durchmeſſer, Kraft des Zuſammenziehens um ſo viel verengern ſollte, als derſelbe kurz zuvor von der Kraft des Herzens zugenommen hatte, und daß folglich diejeni- ge Kraft wiederhergeſtellt werde, welche das Herz ange- wand hatte, die Schlagader zu erweitern, welches frei- lich vergebens ſeyn wuͤrde, wofern man blos ſein Augen- merk auf die fortruͤkkende Bewegung des Blutes richten wollte. Denn wenn eine Schlagader eine ſtaͤrkere Kraft ſich zuſammen zu ziehen haͤtte, ſo wuͤrde die Schlagader, nach einem jeden einzelnen Pulsſchlage, enger werden muͤſſen: haͤtte ſie eine kleinere Kraft, ſo wuͤrde ſie nach jeder Pulſirung einen groͤſſern Durchmeſſer bekommen. Wenn alſo eine Schlagader und eine Blutader mit ei- nem und eben demſelben Stiche verlezzt worden, und der Paß aus der Schlagader in die Blutader offen geſtan- den, ſo hat man die Blutader an dieſer Stelle blos auf- ſchwellen geſehen (s*).
Man hat auch nicht zu zweifeln, daß nicht dieſe Kraft, womit die Schlagadern ihrem Seitendrukke wiederſtre-
ben,
(s)[Spaltenumbruch]
2. Buch. 4. Buch.
(s*)[Spaltenumbruch]Obſervat. of a Societ. at Lond. n. 1. S. 340.
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Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
keinen Verſuchen mit Zuverlaͤßigkeit erwarten darf.
Was die Art betrift, wie Leidenſchaften in dem Koͤrper
eine Veraͤnderung hervorbringen, davon ſoll mit beſſerm
Rechte anderswo geredet werden.
§. 37.
Die waren Urſachen. Das Zuſammenziehen
der Schlagadern.
Wir haben an einem andern Orte vom Zuſammen-
ziehen der Schlagadern weitlaͤuftig gehandelt (s), indeſſen
findet ſich hier noch verſchiednes, deſſen wir in unſern
Abhandlungen nicht entberen koͤnnen. Man kan frei-
lich nicht im geringſten daran zweifeln, daß ſich nicht an
den groſſen Schlagadern, welche wechſelweiſe klopfen,
der Durchmeſſer, Kraft des Zuſammenziehens um ſo viel
verengern ſollte, als derſelbe kurz zuvor von der Kraft
des Herzens zugenommen hatte, und daß folglich diejeni-
ge Kraft wiederhergeſtellt werde, welche das Herz ange-
wand hatte, die Schlagader zu erweitern, welches frei-
lich vergebens ſeyn wuͤrde, wofern man blos ſein Augen-
merk auf die fortruͤkkende Bewegung des Blutes richten
wollte. Denn wenn eine Schlagader eine ſtaͤrkere Kraft
ſich zuſammen zu ziehen haͤtte, ſo wuͤrde die Schlagader,
nach einem jeden einzelnen Pulsſchlage, enger werden
muͤſſen: haͤtte ſie eine kleinere Kraft, ſo wuͤrde ſie nach
jeder Pulſirung einen groͤſſern Durchmeſſer bekommen.
Wenn alſo eine Schlagader und eine Blutader mit ei-
nem und eben demſelben Stiche verlezzt worden, und der
Paß aus der Schlagader in die Blutader offen geſtan-
den, ſo hat man die Blutader an dieſer Stelle blos auf-
ſchwellen geſehen (s*).
Man hat auch nicht zu zweifeln, daß nicht dieſe Kraft,
womit die Schlagadern ihrem Seitendrukke wiederſtre-
ben,
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2. Buch. 4. Buch.
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Lond. n. 1. S. 340.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/350>, abgerufen am 20.11.2024.
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