kleinsten Theilchen, die einen Kanal ausmachen, verlo- ren gehe. Daß aber eine Veränderung, welche mit der Biegung der Körper vorgeht, dem Zusammenhängen der kleinsten Elemente eine grosse Gewalt anthue, das ist eine bekannte Sache, da vermöge derselben allein, wenn sie mehrmalen wiederholt wird, alle und die festesten und biegsamsten Körper, früher oder später zerbrochen werden.
Es verringert aber auch die Krümmung an den feste- sten und glättesten Röhren die Geschwindigkeit, indem sie den Fall der Theile des Flüßigen auf die Wände, und folglich auch das Reiben dieser Theile an den kleinsten Rauhigkeiten vermert. Man sieht nämlich leicht ein, daß in einem nach dem rechten Winkel gebognen Ka- nale, der gröste Theil des Flüßigen, gerades Weges auf die gegenüberstehende Seite des zweeten Arms auffällt.
Ob nun gleich berümte Männer in dergleichen mit einem höchst klaren Flüßigen erfüllten Kanälen, keine Verzögrung zugeben wollen (n), so zeigen dennoch die Versuche, daß die Biegung in der That auch an diesen Röhren einen grossen Theil von der empfangnen Ge- schwindigkeit zernichte (o). Ein gerader Kanal lässet eine gegebne Menge Wasser innerhalb neun Zeitabschnitten durchströmen. Eben dieser oder ein änlicher Kanal, den man viermal gebogen, erfordert 14 solche Zeitabschnitte, wenn eben so viel Wasser durchflissen soll, und 18, wenn er achtmal gebogen worden.
Jndessen mus man nicht Bellins Rechnungen auf der Stelle gut heissen (p), als welcher die Kraft der Fal- ten in Verminderung der Geschwindigkeit zu hoch ansezzt, und er versichert, daß eine jede Falte von der ursprüngli-
chen
(n)[Spaltenumbruch]P. A. michelott angef. Ort S. 139. 140. walther in Progr. de inflammatio. Io. Adolph we- del Disp. de velocitate sanguin.
(o)[Spaltenumbruch]Hamberger angef. Ort. S. 102. 103. 104.
(p)De fermentat. et glandul. propos. XI. S. 161. 162. cheyne Theory of the gout. S. 74. 75.
in den Schlagadern.
kleinſten Theilchen, die einen Kanal ausmachen, verlo- ren gehe. Daß aber eine Veraͤnderung, welche mit der Biegung der Koͤrper vorgeht, dem Zuſammenhaͤngen der kleinſten Elemente eine groſſe Gewalt anthue, das iſt eine bekannte Sache, da vermoͤge derſelben allein, wenn ſie mehrmalen wiederholt wird, alle und die feſteſten und biegſamſten Koͤrper, fruͤher oder ſpaͤter zerbrochen werden.
Es verringert aber auch die Kruͤmmung an den feſte- ſten und glaͤtteſten Roͤhren die Geſchwindigkeit, indem ſie den Fall der Theile des Fluͤßigen auf die Waͤnde, und folglich auch das Reiben dieſer Theile an den kleinſten Rauhigkeiten vermert. Man ſieht naͤmlich leicht ein, daß in einem nach dem rechten Winkel gebognen Ka- nale, der groͤſte Theil des Fluͤßigen, gerades Weges auf die gegenuͤberſtehende Seite des zweeten Arms auffaͤllt.
Ob nun gleich beruͤmte Maͤnner in dergleichen mit einem hoͤchſt klaren Fluͤßigen erfuͤllten Kanaͤlen, keine Verzoͤgrung zugeben wollen (n), ſo zeigen dennoch die Verſuche, daß die Biegung in der That auch an dieſen Roͤhren einen groſſen Theil von der empfangnen Ge- ſchwindigkeit zernichte (o). Ein gerader Kanal laͤſſet eine gegebne Menge Waſſer innerhalb neun Zeitabſchnitten durchſtroͤmen. Eben dieſer oder ein aͤnlicher Kanal, den man viermal gebogen, erfordert 14 ſolche Zeitabſchnitte, wenn eben ſo viel Waſſer durchfliſſen ſoll, und 18, wenn er achtmal gebogen worden.
Jndeſſen mus man nicht Bellins Rechnungen auf der Stelle gut heiſſen (p), als welcher die Kraft der Fal- ten in Verminderung der Geſchwindigkeit zu hoch anſezzt, und er verſichert, daß eine jede Falte von der urſpruͤngli-
chen
(n)[Spaltenumbruch]P. A. michelott angef. Ort S. 139. 140. walther in Progr. de inflammatio. Io. Adolph we- del Diſp. de velocitate ſanguin.
(o)[Spaltenumbruch]Hamberger angef. Ort. S. 102. 103. 104.
(p)De fermentat. et glandul. propoſ. XI. S. 161. 162. cheyne Theory of the gout. S. 74. 75.
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in den Schlagadern.
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ren gehe. Daß aber eine Veraͤnderung, welche mit der
Biegung der Koͤrper vorgeht, dem Zuſammenhaͤngen
der kleinſten Elemente eine groſſe Gewalt anthue, das iſt
eine bekannte Sache, da vermoͤge derſelben allein, wenn
ſie mehrmalen wiederholt wird, alle und die feſteſten
und biegſamſten Koͤrper, fruͤher oder ſpaͤter zerbrochen
werden.
Es verringert aber auch die Kruͤmmung an den feſte-
ſten und glaͤtteſten Roͤhren die Geſchwindigkeit, indem
ſie den Fall der Theile des Fluͤßigen auf die Waͤnde, und
folglich auch das Reiben dieſer Theile an den kleinſten
Rauhigkeiten vermert. Man ſieht naͤmlich leicht ein,
daß in einem nach dem rechten Winkel gebognen Ka-
nale, der groͤſte Theil des Fluͤßigen, gerades Weges auf
die gegenuͤberſtehende Seite des zweeten Arms auffaͤllt.
Ob nun gleich beruͤmte Maͤnner in dergleichen mit
einem hoͤchſt klaren Fluͤßigen erfuͤllten Kanaͤlen, keine
Verzoͤgrung zugeben wollen (n), ſo zeigen dennoch die
Verſuche, daß die Biegung in der That auch an dieſen
Roͤhren einen groſſen Theil von der empfangnen Ge-
ſchwindigkeit zernichte (o). Ein gerader Kanal laͤſſet eine
gegebne Menge Waſſer innerhalb neun Zeitabſchnitten
durchſtroͤmen. Eben dieſer oder ein aͤnlicher Kanal, den
man viermal gebogen, erfordert 14 ſolche Zeitabſchnitte,
wenn eben ſo viel Waſſer durchfliſſen ſoll, und 18, wenn
er achtmal gebogen worden.
Jndeſſen mus man nicht Bellins Rechnungen auf
der Stelle gut heiſſen (p), als welcher die Kraft der Fal-
ten in Verminderung der Geſchwindigkeit zu hoch anſezzt,
und er verſichert, daß eine jede Falte von der urſpruͤngli-
chen
(n)
P. A. michelott angef. Ort
S. 139. 140. walther in Progr.
de inflammatio. Io. Adolph we-
del Diſp. de velocitate ſanguin.
(o)
Hamberger angef. Ort.
S. 102. 103. 104.
(p) De fermentat. et glandul.
propoſ. XI. S. 161. 162. cheyne
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/307>, abgerufen am 25.11.2024.
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