gros, als in der ersten Röhre ist, und daß überhaupt viermal so viel Wasser aus einer Röhre ströme, deren Durchmesser sich zum Durchmesser einer kleinern Röhre, nicht völlig wie 4 zu 1, sondern wie zu 1 verhält (g).
Sie haben ferner angemerkt, daß die verzögernde Reibungskraft, in sehr engen Röhren, unglaublich an- wachse. Es nimmt nämlich in einem Röhrchen, dessen Durchmesser von dreien Linien ist, um ganzer drei Zehn- theile die Geschwindigkeit ab (h); ferner sagen sie, daß in einem Gefässe, welches im Fortgehen immer enger und enger wird, oder in jedem andern kleinen Röhrchen, die Abname der Geschwindigkeit um desto grösser sei, als diese erstere Abname, je kleiner der Durchmesser des klei- nen Gefässes, oder unter dem Durchmesser von dreien Linien sei. Sollte also der Durchmesser in einem haar- feinen Gefässe so gros, als ein rotes Kügelchen seyn, das ist, nicht über eines Zolles, welches ein Durch- messer vom 485 Theile der dreien Linien ist; so wird die Abname der Geschwindigkeit in der kleinsten Schlagader, zur Abname der Geschwindigkeit in einem haarfeinen Schlagäderchen, so gros werden, daß nicht über von demjenigen Blute herausflissen mus, welches sonst herausfliessen würde, wofern diese Verengerung nicht dazwischen käme; eine erstaunliche, und doch nicht un- glaubliche Abname; denn es ist viel zu bekannt, daß man durch gläserne Röhrchen, die viel über eines Zolles, weit sind, fast mit keiner Gewalt, das klärste Wasser, mittelst eines Stempels durchtreiben kann. Jch erinnre mich noch oft, und ich wiederhole es hier, daß ich mit einer anellischen Sprizze zwar Wasser durch viel feinere Röhrchen von Silber hindurchgetrieben; sobald sich aber mit diesem Wasser färbende Theilchen vereinigten, so wollte nichts von dergleichen mehr erfolgen. Vergleicht
man
(g)[Spaltenumbruch]Memoir. angef. Ort. S. 277.
(h)[Spaltenumbruch]sauvages in Haemastat. S. 110. 111. 41.
in den Schlagadern.
gros, als in der erſten Roͤhre iſt, und daß uͤberhaupt viermal ſo viel Waſſer aus einer Roͤhre ſtroͤme, deren Durchmeſſer ſich zum Durchmeſſer einer kleinern Roͤhre, nicht voͤllig wie 4 zu 1, ſondern wie zu 1 verhaͤlt (g).
Sie haben ferner angemerkt, daß die verzoͤgernde Reibungskraft, in ſehr engen Roͤhren, unglaublich an- wachſe. Es nimmt naͤmlich in einem Roͤhrchen, deſſen Durchmeſſer von dreien Linien iſt, um ganzer drei Zehn- theile die Geſchwindigkeit ab (h); ferner ſagen ſie, daß in einem Gefaͤſſe, welches im Fortgehen immer enger und enger wird, oder in jedem andern kleinen Roͤhrchen, die Abname der Geſchwindigkeit um deſto groͤſſer ſei, als dieſe erſtere Abname, je kleiner der Durchmeſſer des klei- nen Gefaͤſſes, oder unter dem Durchmeſſer von dreien Linien ſei. Sollte alſo der Durchmeſſer in einem haar- feinen Gefaͤſſe ſo gros, als ein rotes Kuͤgelchen ſeyn, das iſt, nicht uͤber eines Zolles, welches ein Durch- meſſer vom 485 Theile der dreien Linien iſt; ſo wird die Abname der Geſchwindigkeit in der kleinſten Schlagader, zur Abname der Geſchwindigkeit in einem haarfeinen Schlagaͤderchen, ſo gros werden, daß nicht uͤber von demjenigen Blute herausfliſſen mus, welches ſonſt herausflieſſen wuͤrde, wofern dieſe Verengerung nicht dazwiſchen kaͤme; eine erſtaunliche, und doch nicht un- glaubliche Abname; denn es iſt viel zu bekannt, daß man durch glaͤſerne Roͤhrchen, die viel uͤber eines Zolles, weit ſind, faſt mit keiner Gewalt, das klaͤrſte Waſſer, mittelſt eines Stempels durchtreiben kann. Jch erinnre mich noch oft, und ich wiederhole es hier, daß ich mit einer anelliſchen Sprizze zwar Waſſer durch viel feinere Roͤhrchen von Silber hindurchgetrieben; ſobald ſich aber mit dieſem Waſſer faͤrbende Theilchen vereinigten, ſo wollte nichts von dergleichen mehr erfolgen. Vergleicht
man
(g)[Spaltenumbruch]Memoir. angef. Ort. S. 277.
(h)[Spaltenumbruch]ſauvageſ in Haemaſtat. S. 110. 111. 41.
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[285/0305]
in den Schlagadern.
gros, als in der erſten Roͤhre iſt, und daß uͤberhaupt
viermal ſo viel Waſſer aus einer Roͤhre ſtroͤme, deren
Durchmeſſer ſich zum Durchmeſſer einer kleinern Roͤhre,
nicht voͤllig wie 4 zu 1, ſondern wie [FORMEL] zu 1 verhaͤlt (g).
Sie haben ferner angemerkt, daß die verzoͤgernde
Reibungskraft, in ſehr engen Roͤhren, unglaublich an-
wachſe. Es nimmt naͤmlich in einem Roͤhrchen, deſſen
Durchmeſſer von dreien Linien iſt, um ganzer drei Zehn-
theile die Geſchwindigkeit ab (h); ferner ſagen ſie, daß
in einem Gefaͤſſe, welches im Fortgehen immer enger
und enger wird, oder in jedem andern kleinen Roͤhrchen,
die Abname der Geſchwindigkeit um deſto groͤſſer ſei, als
dieſe erſtere Abname, je kleiner der Durchmeſſer des klei-
nen Gefaͤſſes, oder unter dem Durchmeſſer von dreien
Linien ſei. Sollte alſo der Durchmeſſer in einem haar-
feinen Gefaͤſſe ſo gros, als ein rotes Kuͤgelchen ſeyn,
das iſt, nicht uͤber [FORMEL] eines Zolles, welches ein Durch-
meſſer vom 485 Theile der dreien Linien iſt; ſo wird die
Abname der Geſchwindigkeit in der kleinſten Schlagader,
zur Abname der Geſchwindigkeit in einem haarfeinen
Schlagaͤderchen, ſo gros werden, daß nicht uͤber [FORMEL]
von demjenigen Blute herausfliſſen mus, welches ſonſt
herausflieſſen wuͤrde, wofern dieſe Verengerung nicht
dazwiſchen kaͤme; eine erſtaunliche, und doch nicht un-
glaubliche Abname; denn es iſt viel zu bekannt, daß man
durch glaͤſerne Roͤhrchen, die viel uͤber [FORMEL] eines Zolles,
weit ſind, faſt mit keiner Gewalt, das klaͤrſte Waſſer,
mittelſt eines Stempels durchtreiben kann. Jch erinnre
mich noch oft, und ich wiederhole es hier, daß ich mit
einer anelliſchen Sprizze zwar Waſſer durch viel feinere
Roͤhrchen von Silber hindurchgetrieben; ſobald ſich aber
mit dieſem Waſſer faͤrbende Theilchen vereinigten, ſo
wollte nichts von dergleichen mehr erfolgen. Vergleicht
man
(g)
Memoir. angef. Ort. S. 277.
(h)
ſauvageſ in Haemaſtat. S.
110. 111. 41.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/305>, abgerufen am 25.11.2024.
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