der Haut heraußieht. Jndessen wird auch durch diese Betrachtung, das Gewicht der einen thierischen Körper überfallenden Atmosphäre noch mehr bestätigt.
Eben dieses ist auch der Grund von demjenigen zier- lichen Kunststükke, da zuerst Papin(m), nach ihm Homberg(n) und andre mehr (o), nebst unserm Stae- helin(p), gezeigt haben, wie man farbige Säfte in die Gefässe der Eingeweide und in die Schweislöcher der Eier treiben könnte. Sie stekken nämlich die breitere Mündung eines Röhrchen in ein Gefäs voll Queksilber, oder wenigstens voll gefärbten Saftes, das engere Ende binden sie dagegen in die Schlagader hinein, welche zu dem verlangten, und unter der Glokke liegenden Einge- weide überläuft. Zieht man die Luft heraus, so lässet der Drukk, welchen dieses Eingeweide von der Atmosphäre zu leiden pflegte, völlig nach, folglich wird zugleich der Widerstand aufgehoben, welcher dem in den Kanal hin- ein treten wollenden Safte entgegen stand, und es sinket der Saft, wie man sieht, von freien Stükken aus dem Gefässe in das Röhrchen, und durch dieses in alle und jede Gefässe des Eingeweides hinein, und es füllet solche eben so wol an, als ob sie die Gewalt eines noch so heftig gestossnen Stempels ausgesprizzet hätte.
Eben so ahmt das Wasser dem Drukke der Luft, die die Oberfläche belebter Körper belästigt, nach, indem dieses Wasser auf Gefässe, die in der Meerestiefe unter- getaucht werden, mit solcher Gewalt drükkt, daß man geglaubt, es könne sich durch die Schweislöcher eines Glases Plazz machen, oder es könne sich wenigstens durch fest verschlossne Flaschen hindurch arbeiten, und man hat
andre
(m)[Spaltenumbruch]
Er bediente sich des Gip- ses, beim birch Hist. of the royal. Societ. T. IV. S. 296 u. f.
(n)homberg Memoir. de l'A- cadem. royal. des sciences. 1699.
(o)Policarpus Gottlieb scha- [Spaltenumbruch]
cher in der Disput. de admini- strat. anat.
(p) Bei dem berümten schin- zivs de calce S. 35. Jch selbst besizze dergleichen Eier von meinem berümten Freunde, als ein Ge- schenke.
in den Schlagadern.
der Haut herauſzieht. Jndeſſen wird auch durch dieſe Betrachtung, das Gewicht der einen thieriſchen Koͤrper uͤberfallenden Atmoſphaͤre noch mehr beſtaͤtigt.
Eben dieſes iſt auch der Grund von demjenigen zier- lichen Kunſtſtuͤkke, da zuerſt Papin(m), nach ihm Homberg(n) und andre mehr (o), nebſt unſerm Stae- helin(p), gezeigt haben, wie man farbige Saͤfte in die Gefaͤſſe der Eingeweide und in die Schweisloͤcher der Eier treiben koͤnnte. Sie ſtekken naͤmlich die breitere Muͤndung eines Roͤhrchen in ein Gefaͤs voll Quekſilber, oder wenigſtens voll gefaͤrbten Saftes, das engere Ende binden ſie dagegen in die Schlagader hinein, welche zu dem verlangten, und unter der Glokke liegenden Einge- weide uͤberlaͤuft. Zieht man die Luft heraus, ſo laͤſſet der Drukk, welchen dieſes Eingeweide von der Atmoſphaͤre zu leiden pflegte, voͤllig nach, folglich wird zugleich der Widerſtand aufgehoben, welcher dem in den Kanal hin- ein treten wollenden Safte entgegen ſtand, und es ſinket der Saft, wie man ſieht, von freien Stuͤkken aus dem Gefaͤſſe in das Roͤhrchen, und durch dieſes in alle und jede Gefaͤſſe des Eingeweides hinein, und es fuͤllet ſolche eben ſo wol an, als ob ſie die Gewalt eines noch ſo heftig geſtoſſnen Stempels ausgeſprizzet haͤtte.
Eben ſo ahmt das Waſſer dem Drukke der Luft, die die Oberflaͤche belebter Koͤrper belaͤſtigt, nach, indem dieſes Waſſer auf Gefaͤſſe, die in der Meerestiefe unter- getaucht werden, mit ſolcher Gewalt druͤkkt, daß man geglaubt, es koͤnne ſich durch die Schweisloͤcher eines Glaſes Plazz machen, oder es koͤnne ſich wenigſtens durch feſt verſchloſſne Flaſchen hindurch arbeiten, und man hat
andre
(m)[Spaltenumbruch]
Er bediente ſich des Gip- ſes, beim birch Hiſt. of the royal. Societ. T. IV. S. 296 u. f.
(n)homberg Memoir. de l’A- cadem. royal. des ſciençes. 1699.
(o)Policarpus Gottlieb ſcha- [Spaltenumbruch]
cher in der Diſput. de admini- ſtrat. anat.
(p) Bei dem beruͤmten ſchin- zivſ de calce S. 35. Jch ſelbſt beſizze dergleichen Eier von meinem beruͤmten Freunde, als ein Ge- ſchenke.
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in den Schlagadern.
der Haut herauſzieht. Jndeſſen wird auch durch dieſe
Betrachtung, das Gewicht der einen thieriſchen Koͤrper
uͤberfallenden Atmoſphaͤre noch mehr beſtaͤtigt.
Eben dieſes iſt auch der Grund von demjenigen zier-
lichen Kunſtſtuͤkke, da zuerſt Papin (m), nach ihm
Homberg (n) und andre mehr (o), nebſt unſerm Stae-
helin (p), gezeigt haben, wie man farbige Saͤfte in die
Gefaͤſſe der Eingeweide und in die Schweisloͤcher der
Eier treiben koͤnnte. Sie ſtekken naͤmlich die breitere
Muͤndung eines Roͤhrchen in ein Gefaͤs voll Quekſilber,
oder wenigſtens voll gefaͤrbten Saftes, das engere Ende
binden ſie dagegen in die Schlagader hinein, welche zu
dem verlangten, und unter der Glokke liegenden Einge-
weide uͤberlaͤuft. Zieht man die Luft heraus, ſo laͤſſet
der Drukk, welchen dieſes Eingeweide von der Atmoſphaͤre
zu leiden pflegte, voͤllig nach, folglich wird zugleich der
Widerſtand aufgehoben, welcher dem in den Kanal hin-
ein treten wollenden Safte entgegen ſtand, und es ſinket
der Saft, wie man ſieht, von freien Stuͤkken aus dem
Gefaͤſſe in das Roͤhrchen, und durch dieſes in alle und
jede Gefaͤſſe des Eingeweides hinein, und es fuͤllet ſolche
eben ſo wol an, als ob ſie die Gewalt eines noch ſo heftig
geſtoſſnen Stempels ausgeſprizzet haͤtte.
Eben ſo ahmt das Waſſer dem Drukke der Luft,
die die Oberflaͤche belebter Koͤrper belaͤſtigt, nach, indem
dieſes Waſſer auf Gefaͤſſe, die in der Meerestiefe unter-
getaucht werden, mit ſolcher Gewalt druͤkkt, daß man
geglaubt, es koͤnne ſich durch die Schweisloͤcher eines
Glaſes Plazz machen, oder es koͤnne ſich wenigſtens durch
feſt verſchloſſne Flaſchen hindurch arbeiten, und man hat
andre
(m)
Er bediente ſich des Gip-
ſes, beim birch Hiſt. of the royal.
Societ. T. IV. S. 296 u. f.
(n) homberg Memoir. de l’A-
cadem. royal. des ſciençes. 1699.
(o) Policarpus Gottlieb ſcha-
cher in der Diſput. de admini-
ſtrat. anat.
(p) Bei dem beruͤmten ſchin-
zivſ de calce S. 35. Jch ſelbſt
beſizze dergleichen Eier von meinem
beruͤmten Freunde, als ein Ge-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/289>, abgerufen am 24.11.2024.
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