Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Rothe darinnen.
des Gefässes ein trokkner (i) und ein wenig brandiger
Klumpe übrig liegen, der mit dem Vitriolöle, und noch
etwas nachdrükklicher mit dem Salpetergeiste aufbrau-
set (k). Man vergrössert nunmehr die Heftigkeit des
Feuers unter diesem Blutmuße, indem Sand eine viel
grössere Hizze, als das siedende Wasser, verträgt. Und
auf solche Weise kömmt ein fetter, öliger, bittrer, rötli-
cher Geist, von schon merklicher harnhafter Art, hervor,
welchen Robert Boyle durch viele Versuche berümt
gemacht, und Blutgeist (spiritus sanguinis) genannt
hat. Es besteht selbiger aus einem flüchtigen, trokknen,
und in einigem Ueberbleibsel des Phlegma aufgelösten
Salze (l). Denn man kann sich einen änlichen Geist
übertreiben, wenn man das flüchtige Salz des Blutes
in Wasser auflöset, und beides zusammen übertreibt.
Das Wasser aber, und das Salz sind in diesem Geiste
dergestalt vermischt, nach Raymund Vieussens Ver-
suche, daß in einem Quentchen Phlegma (Blutwasser)
sieben und zwanzig Gran vom flüchtigen Salze zerflis-
sen (m). Die harnhafte Natur, welcher man den Na-
men eines flüchtigalkalischen gibt, verrät der Geruch gar
leicht, so wie das gewönliche Brausen mit dem Salzgeiste
und mit andern sauern Säften (n). Jndessen ist doch
dieser Blutgeist von dem Harngeiste, und dem Hirsch-
horngeiste, in einigen Stükken unterschieden (o).

Ausser diesem Salze befindet sich in dem Blutgeiste
ein Oel: denn es wird mit Wasser vermischt milchig (p),

und
(i) [Spaltenumbruch] Boerhaave angef. Ort.
S. 356. Homberg angef. Ort
S. 13. Vieussens S. 26. Das
thierische Alkali geht nicht mit
fort, und läst sich blos von einer
Wärme, die dem siedenden Wasser
zukömmt, auflösen. baron über
lemery Cours de chymie S. 805.
(k) Grew angef. Ort.
(l) [Spaltenumbruch] boyle Apparat. S. 91. 93.
Append. S. 16.
(m) vieussens Preface aux deux
dissertations.
(n) boyle Apparat. S. 97.
Homberg angef. Ort. S. 12.
Grew angef. Ort S. 251.
(o) boyle Apparat S. 97.
(p) Verheyen angef. Ort S. 33.
v. Hall. Phis. II. Th. L

Das Rothe darinnen.
des Gefaͤſſes ein trokkner (i) und ein wenig brandiger
Klumpe uͤbrig liegen, der mit dem Vitrioloͤle, und noch
etwas nachdruͤkklicher mit dem Salpetergeiſte aufbrau-
ſet (k). Man vergroͤſſert nunmehr die Heftigkeit des
Feuers unter dieſem Blutmuße, indem Sand eine viel
groͤſſere Hizze, als das ſiedende Waſſer, vertraͤgt. Und
auf ſolche Weiſe koͤmmt ein fetter, oͤliger, bittrer, roͤtli-
cher Geiſt, von ſchon merklicher harnhafter Art, hervor,
welchen Robert Boyle durch viele Verſuche beruͤmt
gemacht, und Blutgeiſt (ſpiritus ſanguinis) genannt
hat. Es beſteht ſelbiger aus einem fluͤchtigen, trokknen,
und in einigem Ueberbleibſel des Phlegma aufgeloͤſten
Salze (l). Denn man kann ſich einen aͤnlichen Geiſt
uͤbertreiben, wenn man das fluͤchtige Salz des Blutes
in Waſſer aufloͤſet, und beides zuſammen uͤbertreibt.
Das Waſſer aber, und das Salz ſind in dieſem Geiſte
dergeſtalt vermiſcht, nach Raymund Vieuſſens Ver-
ſuche, daß in einem Quentchen Phlegma (Blutwaſſer)
ſieben und zwanzig Gran vom fluͤchtigen Salze zerfliſ-
ſen (m). Die harnhafte Natur, welcher man den Na-
men eines fluͤchtigalkaliſchen gibt, verraͤt der Geruch gar
leicht, ſo wie das gewoͤnliche Brauſen mit dem Salzgeiſte
und mit andern ſauern Saͤften (n). Jndeſſen iſt doch
dieſer Blutgeiſt von dem Harngeiſte, und dem Hirſch-
horngeiſte, in einigen Stuͤkken unterſchieden (o).

Auſſer dieſem Salze befindet ſich in dem Blutgeiſte
ein Oel: denn es wird mit Waſſer vermiſcht milchig (p),

und
(i) [Spaltenumbruch] Boerhaave angef. Ort.
S. 356. Homberg angef. Ort
S. 13. Vieuſſens S. 26. Das
thieriſche Alkali geht nicht mit
fort, und laͤſt ſich blos von einer
Waͤrme, die dem ſiedenden Waſſer
zukoͤmmt, aufloͤſen. baron uͤber
lemery Cours de chymie S. 805.
(k) Grew angef. Ort.
(l) [Spaltenumbruch] boyle Apparat. S. 91. 93.
Append. S. 16.
(m) vieuſſenſ Preface aux deux
diſſertations.
(n) boyle Apparat. S. 97.
Homberg angef. Ort. S. 12.
Grew angef. Ort S. 251.
(o) boyle Apparat S. 97.
(p) Verheyen angef. Ort S. 33.
v. Hall. Phiſ. II. Th. L
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0181" n="161"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Rothe darinnen.</hi></fw><lb/>
des Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;es ein trokkner <note place="foot" n="(i)"><cb/><hi rendition="#fr">Boerhaave</hi> angef. Ort.<lb/>
S. 356. <hi rendition="#fr">Homberg</hi> angef. Ort<lb/>
S. 13. <hi rendition="#fr">Vieu&#x017F;&#x017F;ens</hi> S. 26. Das<lb/>
thieri&#x017F;che Alkali geht nicht mit<lb/>
fort, und la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich blos von einer<lb/>
Wa&#x0364;rme, die dem &#x017F;iedenden Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
zuko&#x0364;mmt, auflo&#x0364;&#x017F;en. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">baron</hi></hi> u&#x0364;ber<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">lemery</hi> Cours de chymie</hi> S. 805.</note> und ein wenig brandiger<lb/>
Klumpe u&#x0364;brig liegen, der mit dem Vitriolo&#x0364;le, und noch<lb/>
etwas nachdru&#x0364;kklicher mit dem Salpetergei&#x017F;te aufbrau-<lb/>
&#x017F;et <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#fr">Grew</hi> angef. Ort.</note>. Man vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ert nunmehr die Heftigkeit des<lb/>
Feuers unter die&#x017F;em Blutmuße, indem Sand eine viel<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Hizze, als das &#x017F;iedende Wa&#x017F;&#x017F;er, vertra&#x0364;gt. Und<lb/>
auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e ko&#x0364;mmt ein fetter, o&#x0364;liger, bittrer, ro&#x0364;tli-<lb/>
cher Gei&#x017F;t, von &#x017F;chon merklicher harnhafter Art, hervor,<lb/>
welchen Robert <hi rendition="#fr">Boyle</hi> durch viele Ver&#x017F;uche beru&#x0364;mt<lb/>
gemacht, und <hi rendition="#fr">Blutgei&#x017F;t</hi> (<hi rendition="#aq">&#x017F;piritus &#x017F;anguinis</hi>) genannt<lb/>
hat. Es be&#x017F;teht &#x017F;elbiger aus einem flu&#x0364;chtigen, trokknen,<lb/>
und in einigem Ueberbleib&#x017F;el des Phlegma aufgelo&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
Salze <note place="foot" n="(l)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">boyle</hi> Apparat.</hi> S. 91. 93.<lb/><hi rendition="#aq">Append.</hi> S. 16.</note>. Denn man kann &#x017F;ich einen a&#x0364;nlichen Gei&#x017F;t<lb/>
u&#x0364;bertreiben, wenn man das flu&#x0364;chtige Salz des Blutes<lb/>
in Wa&#x017F;&#x017F;er auflo&#x0364;&#x017F;et, und beides zu&#x017F;ammen u&#x0364;bertreibt.<lb/>
Das Wa&#x017F;&#x017F;er aber, und das Salz &#x017F;ind in die&#x017F;em Gei&#x017F;te<lb/>
derge&#x017F;talt vermi&#x017F;cht, nach Raymund <hi rendition="#fr">Vieu&#x017F;&#x017F;ens</hi> Ver-<lb/>
&#x017F;uche, daß in einem Quentchen Phlegma (Blutwa&#x017F;&#x017F;er)<lb/>
&#x017F;ieben und zwanzig Gran vom flu&#x0364;chtigen Salze zerfli&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">vieu&#x017F;&#x017F;en&#x017F;</hi> Preface aux deux<lb/>
di&#x017F;&#x017F;ertations.</hi></note>. Die harnhafte Natur, welcher man den Na-<lb/>
men eines flu&#x0364;chtigalkali&#x017F;chen gibt, verra&#x0364;t der Geruch gar<lb/>
leicht, &#x017F;o wie das gewo&#x0364;nliche Brau&#x017F;en mit dem Salzgei&#x017F;te<lb/>
und mit andern &#x017F;auern Sa&#x0364;ften <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">boyle</hi></hi> Apparat.</hi> S. 97.<lb/><hi rendition="#fr">Homberg</hi> angef. Ort. S. 12.<lb/><hi rendition="#fr">Grew</hi> angef. Ort S. 251.</note>. Jnde&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t doch<lb/>
die&#x017F;er Blutgei&#x017F;t von dem Harngei&#x017F;te, und dem Hir&#x017F;ch-<lb/>
horngei&#x017F;te, in einigen Stu&#x0364;kken unter&#x017F;chieden <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">boyle</hi> Apparat</hi> S. 97.</note>.</p><lb/>
            <p>Au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;em Salze befindet &#x017F;ich in dem Blutgei&#x017F;te<lb/>
ein Oel: denn es wird mit Wa&#x017F;&#x017F;er vermi&#x017F;cht milchig <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#fr">Verheyen</hi> angef. Ort S. 33.</note>,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">v. Hall. Phi&#x017F;.</hi><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#fr">Th.</hi> L</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0181] Das Rothe darinnen. des Gefaͤſſes ein trokkner (i) und ein wenig brandiger Klumpe uͤbrig liegen, der mit dem Vitrioloͤle, und noch etwas nachdruͤkklicher mit dem Salpetergeiſte aufbrau- ſet (k). Man vergroͤſſert nunmehr die Heftigkeit des Feuers unter dieſem Blutmuße, indem Sand eine viel groͤſſere Hizze, als das ſiedende Waſſer, vertraͤgt. Und auf ſolche Weiſe koͤmmt ein fetter, oͤliger, bittrer, roͤtli- cher Geiſt, von ſchon merklicher harnhafter Art, hervor, welchen Robert Boyle durch viele Verſuche beruͤmt gemacht, und Blutgeiſt (ſpiritus ſanguinis) genannt hat. Es beſteht ſelbiger aus einem fluͤchtigen, trokknen, und in einigem Ueberbleibſel des Phlegma aufgeloͤſten Salze (l). Denn man kann ſich einen aͤnlichen Geiſt uͤbertreiben, wenn man das fluͤchtige Salz des Blutes in Waſſer aufloͤſet, und beides zuſammen uͤbertreibt. Das Waſſer aber, und das Salz ſind in dieſem Geiſte dergeſtalt vermiſcht, nach Raymund Vieuſſens Ver- ſuche, daß in einem Quentchen Phlegma (Blutwaſſer) ſieben und zwanzig Gran vom fluͤchtigen Salze zerfliſ- ſen (m). Die harnhafte Natur, welcher man den Na- men eines fluͤchtigalkaliſchen gibt, verraͤt der Geruch gar leicht, ſo wie das gewoͤnliche Brauſen mit dem Salzgeiſte und mit andern ſauern Saͤften (n). Jndeſſen iſt doch dieſer Blutgeiſt von dem Harngeiſte, und dem Hirſch- horngeiſte, in einigen Stuͤkken unterſchieden (o). Auſſer dieſem Salze befindet ſich in dem Blutgeiſte ein Oel: denn es wird mit Waſſer vermiſcht milchig (p), und (i) Boerhaave angef. Ort. S. 356. Homberg angef. Ort S. 13. Vieuſſens S. 26. Das thieriſche Alkali geht nicht mit fort, und laͤſt ſich blos von einer Waͤrme, die dem ſiedenden Waſſer zukoͤmmt, aufloͤſen. baron uͤber lemery Cours de chymie S. 805. (k) Grew angef. Ort. (l) boyle Apparat. S. 91. 93. Append. S. 16. (m) vieuſſenſ Preface aux deux diſſertations. (n) boyle Apparat. S. 97. Homberg angef. Ort. S. 12. Grew angef. Ort S. 251. (o) boyle Apparat S. 97. (p) Verheyen angef. Ort S. 33. v. Hall. Phiſ. II. Th. L

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/181
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/181>, abgerufen am 28.11.2024.