auch ziehen, wofern alles glaubwürdig genung ist, was man hie und da von der säuerlichen Beschaffenheit der Bienen, der Wespen und spanischen Fliegen in Schrif- ten lieset (n). Was aber diese spanische Fliegen betrift, so bestätigt eine genauere Chimie, daß alle ihre Stoffe, eine kraftlose Erde und das Aufbrausen mit sauern Din- gen ausgenommen, laugenhafter Art sind (n*).
Man trift auch, in einigen Säften, besonders an jungen Thieren, eine offenbare Säure an, die im Fette noch augenscheinlicher ist. Die Brühe, und der Gal- lert vom Kalbsfleische, wird, sich selbst gelassen, sau- er (o). Von verdorbner Butter wird Metall rostig (p) und grüngenagt, so wie es saure Säfte zu thun pflegen. Milch, mit faulem Thierblute vermischt, erzeuget dem- ohngeachtet doch einen sauern Saft, und die Säure ist zu dauerhaft, um von einer Fäulnis überwunden zu wer- den (q). Jm Eiter herrschet eine saure Beschaffenheit (r), und dieser Eiter entstehet doch merentheils aus dem Fette. Rohes Fleisch, mit Brodte und Wasser zerstamft, und in gelinder Wärme digerirt, gäret nach zween Tagen, wie Getreide, und giebt offenbar einen sauern Geschmak, auch wenn die Fäulnis bereits den Anfang genommen (s), zu erkennen. Fauler drei Tage alter Speichel (t) gäret mit Brodt und Fischen (u) zusammen, und hier überwäl- tigt die Säure ebenfalls das Faule. Schafgalle ver-
meret
(n)[Spaltenumbruch]P. Prior. not. z carthev- ser mater. medic. S. 433. Die Säure der Ameisen rührt vom Harze ihrer Schutthaufen her, die bei den roten Ameisen, der Hand einen flüchtigsauern Geruch mit- teilen. Keine Ameisen beissen, oder speien; nur einige Arten ste- chen mit dem Hinterstachel, wie Bienen, scharf. Uebers.
(n*)Philos. Transact. n. 252.
(o)Memoir. de l'Academ. de Chirurg T. I. P. II. S. 70. Ausg. in 12. senac Essays de physique [Spaltenumbruch]
S. 352. Ausgabe vom Jare 1735. Traite du coeur T. II S. 98. lor- ry des alimens. T. I. S. 353.
(p)quesnai Oeconom. animal. T. II. S. 134.
(q)pringle Append. S. 401.
(r)Quesnai Ausg. I. S. 169. 195. 247.
(s)Pringle ebendas. S. 396. 397. 398. Man vergleiche damit, was wir von der Milch gesagt ha- ben.
(t)pringle Append. S. 401.
(u) Ebenders. ebendas. S. 402.
Fuͤnftes Buch. Das Blut.
auch ziehen, wofern alles glaubwuͤrdig genung iſt, was man hie und da von der ſaͤuerlichen Beſchaffenheit der Bienen, der Weſpen und ſpaniſchen Fliegen in Schrif- ten lieſet (n). Was aber dieſe ſpaniſche Fliegen betrift, ſo beſtaͤtigt eine genauere Chimie, daß alle ihre Stoffe, eine kraftloſe Erde und das Aufbrauſen mit ſauern Din- gen ausgenommen, laugenhafter Art ſind (n*).
Man trift auch, in einigen Saͤften, beſonders an jungen Thieren, eine offenbare Saͤure an, die im Fette noch augenſcheinlicher iſt. Die Bruͤhe, und der Gal- lert vom Kalbsfleiſche, wird, ſich ſelbſt gelaſſen, ſau- er (o). Von verdorbner Butter wird Metall roſtig (p) und gruͤngenagt, ſo wie es ſaure Saͤfte zu thun pflegen. Milch, mit faulem Thierblute vermiſcht, erzeuget dem- ohngeachtet doch einen ſauern Saft, und die Saͤure iſt zu dauerhaft, um von einer Faͤulnis uͤberwunden zu wer- den (q). Jm Eiter herrſchet eine ſaure Beſchaffenheit (r), und dieſer Eiter entſtehet doch merentheils aus dem Fette. Rohes Fleiſch, mit Brodte und Waſſer zerſtamft, und in gelinder Waͤrme digerirt, gaͤret nach zween Tagen, wie Getreide, und giebt offenbar einen ſauern Geſchmak, auch wenn die Faͤulnis bereits den Anfang genommen (s), zu erkennen. Fauler drei Tage alter Speichel (t) gaͤret mit Brodt und Fiſchen (u) zuſammen, und hier uͤberwaͤl- tigt die Saͤure ebenfalls das Faule. Schafgalle ver-
meret
(n)[Spaltenumbruch]P. Prior. not. z carthev- ſer mater. medic. S. 433. Die Saͤure der Ameiſen ruͤhrt vom Harze ihrer Schutthaufen her, die bei den roten Ameiſen, der Hand einen fluͤchtigſauern Geruch mit- teilen. Keine Ameiſen beiſſen, oder ſpeien; nur einige Arten ſte- chen mit dem Hinterſtachel, wie Bienen, ſcharf. Ueberſ.
(n*)Philoſ. Transact. n. 252.
(o)Memoir. de l’Academ. de Chirurg T. I. P. II. S. 70. Ausg. in 12. ſenac Eſſays de phyſique [Spaltenumbruch]
S. 352. Ausgabe vom Jare 1735. Traité du cœur T. II S. 98. lor- ry des alimens. T. I. S. 353.
(p)queſnai Oeconom. animal. T. II. S. 134.
(q)pringle Append. S. 401.
(r)Quesnai Ausg. I. S. 169. 195. 247.
(s)Pringle ebendaſ. S. 396. 397. 398. Man vergleiche damit, was wir von der Milch geſagt ha- ben.
(t)pringle Append. S. 401.
(u) Ebenderſ. ebendaſ. S. 402.
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Fuͤnftes Buch. Das Blut.
auch ziehen, wofern alles glaubwuͤrdig genung iſt, was
man hie und da von der ſaͤuerlichen Beſchaffenheit der
Bienen, der Weſpen und ſpaniſchen Fliegen in Schrif-
ten lieſet (n). Was aber dieſe ſpaniſche Fliegen betrift,
ſo beſtaͤtigt eine genauere Chimie, daß alle ihre Stoffe,
eine kraftloſe Erde und das Aufbrauſen mit ſauern Din-
gen ausgenommen, laugenhafter Art ſind (n*).
Man trift auch, in einigen Saͤften, beſonders an
jungen Thieren, eine offenbare Saͤure an, die im Fette
noch augenſcheinlicher iſt. Die Bruͤhe, und der Gal-
lert vom Kalbsfleiſche, wird, ſich ſelbſt gelaſſen, ſau-
er (o). Von verdorbner Butter wird Metall roſtig (p)
und gruͤngenagt, ſo wie es ſaure Saͤfte zu thun pflegen.
Milch, mit faulem Thierblute vermiſcht, erzeuget dem-
ohngeachtet doch einen ſauern Saft, und die Saͤure iſt
zu dauerhaft, um von einer Faͤulnis uͤberwunden zu wer-
den (q). Jm Eiter herrſchet eine ſaure Beſchaffenheit (r),
und dieſer Eiter entſtehet doch merentheils aus dem Fette.
Rohes Fleiſch, mit Brodte und Waſſer zerſtamft, und
in gelinder Waͤrme digerirt, gaͤret nach zween Tagen,
wie Getreide, und giebt offenbar einen ſauern Geſchmak,
auch wenn die Faͤulnis bereits den Anfang genommen (s),
zu erkennen. Fauler drei Tage alter Speichel (t) gaͤret
mit Brodt und Fiſchen (u) zuſammen, und hier uͤberwaͤl-
tigt die Saͤure ebenfalls das Faule. Schafgalle ver-
meret
(n)
P. Prior. not. z carthev-
ſer mater. medic. S. 433. Die
Saͤure der Ameiſen ruͤhrt vom
Harze ihrer Schutthaufen her, die
bei den roten Ameiſen, der Hand
einen fluͤchtigſauern Geruch mit-
teilen. Keine Ameiſen beiſſen,
oder ſpeien; nur einige Arten ſte-
chen mit dem Hinterſtachel, wie
Bienen, ſcharf. Ueberſ.
(n*) Philoſ. Transact. n. 252.
(o) Memoir. de l’Academ. de
Chirurg T. I. P. II. S. 70. Ausg.
in 12. ſenac Eſſays de phyſique
S. 352. Ausgabe vom Jare 1735.
Traité du cœur T. II S. 98. lor-
ry des alimens. T. I. S. 353.
(p) queſnai Oeconom. animal.
T. II. S. 134.
(q) pringle Append. S. 401.
(r) Quesnai Ausg. I. S. 169.
195. 247.
(s) Pringle ebendaſ. S. 396.
397. 398. Man vergleiche damit,
was wir von der Milch geſagt ha-
ben.
(t) pringle Append. S. 401.
(u) Ebenderſ. ebendaſ. S. 402.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/168>, abgerufen am 16.02.2025.
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