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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Das Rothe darinnen.
Kugelschärfe wargenommen, dergleichen ich doch hätte
warnehmen müssen, wofern sie eine flache Breite, und
dünne Schärfe hätten. Aber auch selbst das Sonnen-
mikroskop, welches die Bilder sichtbarer Dinge erstaun-
lich vergrössert, zeiget hier nichts weiter, als runde Kü-
gelchen, die nicht grösser, als Erbsen sind (l). Aus der
Ursache scheinet mir der Grund noch unzureichend, daß
ich sie nicht vor wahre Kügelchen, oder wenigstens vor
dergleichen runde Theilchen halten sollte, deren Dikke,
so viel das Auge erkennen kann, mit den beiden übrigen
Durchmessern in gar nichts unterschieden ist. Aber auch
selbst in den Worten Leeuwenhoeks glaube ich einen
Widerspruch zu bemerken. Dieser Verfasser redet be-
ständig, wenn er von den Krebsen, Krabben (m) und
Spinnen (n), welches gewis Thiere von der kaltblütigen
Klasse sind, handelt, von Kügelchen, die aus kleinern
Kügelchen bestünden (o): und er stellt so gar in der Fi-
gur die Weise vor, wie diese Kügelchen in eins zusam-
menwachsen (p). Allein dergleichen Zusammenschichtung
machet zwar einen Stoff feste, aber in der That nicht
flach. Vielleicht hat dieser Verfasser die an sich bleiche
(q) Grundstoffe in den Fischen, da sie gegen ihre Mitte
zu etwas lebhaftere Farbe haben, vor Augen gehabt, in-
dem er von eben diesen Theilen aus eben dem Grunde ur-
theilt, daß sie keine Dikke hätten. Ekkige (r) oder ge-
schwänzte Kügelchen (s), rechne ich zum Theil unter die
Fehler des Beobachters, zum Theil werfe ich die Schuld
davon auf eine üble Bildung der Kügelchen. Denn ich
habe so gar selbst gesehen, wie dieselbe in eine längliche
und wurmförmige Figur ausarteten (t).

§. 12.
(l) [Spaltenumbruch] Ebendas. Exp. 1.
(m) Experimenta et contem-
plat.
S. 189.
(n) Contin. arcan. naturae. S.
316.
(o) Exper. et contempl. S. 451.
(p) Experiment. et contemplat.
[Spaltenumbruch] S. 2. Contin. arcan. naturae.
Epistola 128 f.
5. 6.
(q) Unser 4 Exper.
(r) Fränkische Anmerkungen
T. I. S. 22.
(s) mihles angef. Ort.
(t) Second Memoire Exp. 17.
F 3

Das Rothe darinnen.
Kugelſchaͤrfe wargenommen, dergleichen ich doch haͤtte
warnehmen muͤſſen, wofern ſie eine flache Breite, und
duͤnne Schaͤrfe haͤtten. Aber auch ſelbſt das Sonnen-
mikroſkop, welches die Bilder ſichtbarer Dinge erſtaun-
lich vergroͤſſert, zeiget hier nichts weiter, als runde Kuͤ-
gelchen, die nicht groͤſſer, als Erbſen ſind (l). Aus der
Urſache ſcheinet mir der Grund noch unzureichend, daß
ich ſie nicht vor wahre Kuͤgelchen, oder wenigſtens vor
dergleichen runde Theilchen halten ſollte, deren Dikke,
ſo viel das Auge erkennen kann, mit den beiden uͤbrigen
Durchmeſſern in gar nichts unterſchieden iſt. Aber auch
ſelbſt in den Worten Leeuwenhoeks glaube ich einen
Widerſpruch zu bemerken. Dieſer Verfaſſer redet be-
ſtaͤndig, wenn er von den Krebſen, Krabben (m) und
Spinnen (n), welches gewis Thiere von der kaltbluͤtigen
Klaſſe ſind, handelt, von Kuͤgelchen, die aus kleinern
Kuͤgelchen beſtuͤnden (o): und er ſtellt ſo gar in der Fi-
gur die Weiſe vor, wie dieſe Kuͤgelchen in eins zuſam-
menwachſen (p). Allein dergleichen Zuſammenſchichtung
machet zwar einen Stoff feſte, aber in der That nicht
flach. Vielleicht hat dieſer Verfaſſer die an ſich bleiche
(q) Grundſtoffe in den Fiſchen, da ſie gegen ihre Mitte
zu etwas lebhaftere Farbe haben, vor Augen gehabt, in-
dem er von eben dieſen Theilen aus eben dem Grunde ur-
theilt, daß ſie keine Dikke haͤtten. Ekkige (r) oder ge-
ſchwaͤnzte Kuͤgelchen (s), rechne ich zum Theil unter die
Fehler des Beobachters, zum Theil werfe ich die Schuld
davon auf eine uͤble Bildung der Kuͤgelchen. Denn ich
habe ſo gar ſelbſt geſehen, wie dieſelbe in eine laͤngliche
und wurmfoͤrmige Figur ausarteten (t).

§. 12.
(l) [Spaltenumbruch] Ebendaſ. Exp. 1.
(m) Experimenta et contem-
plat.
S. 189.
(n) Contin. arcan. naturae. S.
316.
(o) Exper. et contempl. S. 451.
(p) Experiment. et contemplat.
[Spaltenumbruch] S. 2. Contin. arcan. naturae.
Epiſtola 128 f.
5. 6.
(q) Unſer 4 Exper.
(r) Fraͤnkiſche Anmerkungen
T. I. S. 22.
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[85/0105] Das Rothe darinnen. Kugelſchaͤrfe wargenommen, dergleichen ich doch haͤtte warnehmen muͤſſen, wofern ſie eine flache Breite, und duͤnne Schaͤrfe haͤtten. Aber auch ſelbſt das Sonnen- mikroſkop, welches die Bilder ſichtbarer Dinge erſtaun- lich vergroͤſſert, zeiget hier nichts weiter, als runde Kuͤ- gelchen, die nicht groͤſſer, als Erbſen ſind (l). Aus der Urſache ſcheinet mir der Grund noch unzureichend, daß ich ſie nicht vor wahre Kuͤgelchen, oder wenigſtens vor dergleichen runde Theilchen halten ſollte, deren Dikke, ſo viel das Auge erkennen kann, mit den beiden uͤbrigen Durchmeſſern in gar nichts unterſchieden iſt. Aber auch ſelbſt in den Worten Leeuwenhoeks glaube ich einen Widerſpruch zu bemerken. Dieſer Verfaſſer redet be- ſtaͤndig, wenn er von den Krebſen, Krabben (m) und Spinnen (n), welches gewis Thiere von der kaltbluͤtigen Klaſſe ſind, handelt, von Kuͤgelchen, die aus kleinern Kuͤgelchen beſtuͤnden (o): und er ſtellt ſo gar in der Fi- gur die Weiſe vor, wie dieſe Kuͤgelchen in eins zuſam- menwachſen (p). Allein dergleichen Zuſammenſchichtung machet zwar einen Stoff feſte, aber in der That nicht flach. Vielleicht hat dieſer Verfaſſer die an ſich bleiche (q) Grundſtoffe in den Fiſchen, da ſie gegen ihre Mitte zu etwas lebhaftere Farbe haben, vor Augen gehabt, in- dem er von eben dieſen Theilen aus eben dem Grunde ur- theilt, daß ſie keine Dikke haͤtten. Ekkige (r) oder ge- ſchwaͤnzte Kuͤgelchen (s), rechne ich zum Theil unter die Fehler des Beobachters, zum Theil werfe ich die Schuld davon auf eine uͤble Bildung der Kuͤgelchen. Denn ich habe ſo gar ſelbſt geſehen, wie dieſelbe in eine laͤngliche und wurmfoͤrmige Figur ausarteten (t). §. 12. (l) Ebendaſ. Exp. 1. (m) Experimenta et contem- plat. S. 189. (n) Contin. arcan. naturae. S. 316. (o) Exper. et contempl. S. 451. (p) Experiment. et contemplat. S. 2. Contin. arcan. naturae. Epiſtola 128 f. 5. 6. (q) Unſer 4 Exper. (r) Fraͤnkiſche Anmerkungen T. I. S. 22. (s) mihleſ angef. Ort. (t) Second Memoire Exp. 17. F 3

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/105>, abgerufen am 24.11.2024.