übertrift, und daß es folglich überhaupt nicht ruhen könne.
Wir haben mit Versuchen bewiesen, daß das Herz und die Gedärme alle willkührliche Muskeln an Reizbar- keit übertreffen (k): daß die Gedärme in den warmen Thieren den Vorzug haben, in den kalten aber das Herz offenbar länger lebe (l), und daß sich das Herz entweder von freien Stükken wieder bewege, oder doch wenigstens durch fremde Reizze dazu veranlasset werde; und endlich, daß man an einem bebrüteten Hünchen noch keine Reiz- barkeit derer Gedärme wahrnehme, wenn sich selbige schon lange an dem Herzen deutlich gezeiget hat.
Fragt man aber genauer nach, warum der Reiz in das Herze einen grössern Eindruk, als in irgend einen an- dern Muskel macht, so werden einige mit nichts weiter, als mit der Erscheinung selbst, antworten; andere werden dagegen sich auf ihre Hipothese berufen. Johann Mu- raltus(m) leitet die Dauer derer Herzschläge von dem schnekkenförmigen Baue des Herzens her, den er auf das genaueste will eingesehen haben: andere haben dagegen die zerästelte Fasern (n) des Herzens hierbei zu Hülfe ge- nommen: Kaauw leitet denselben (o) von dem Blute her, das nach dem Tode, vermittelst der sich zusammen- ziehenden Aorte, in die Kranzschlagadern getrieben wür- de; Robert Whytt behauptet, daß die Nerven des Her- zens, vermöge eines besondern Vorrechts, empfindlicher wären (p), und Johann Fanton(q) vermeint, sie wä- ren so gebauet, daß der Nervensaft ungleich weiter in die- selben eindringen könne.
Jch
(k)[Spaltenumbruch]
Unser vorhergehender §. 3.
(l) Ebendas.
(m)Vademec. anat. S. 451.
(n) Jm 4ten Buch, 3. Abschn. §. 21.
(o) Es bleibe dieser Ursach hal- [Spaltenumbruch]
ber noch warm, wenn bereits an- dre Muskeln erstarrt und kalt sind. Impet. fac. n. 758.
(p) Am angef. Ort S. 316.
(q) Am angef. Ort, S. 131.
N n n 4
Urſachen des Herzſchlages.
uͤbertrift, und daß es folglich uͤberhaupt nicht ruhen koͤnne.
Wir haben mit Verſuchen bewieſen, daß das Herz und die Gedaͤrme alle willkuͤhrliche Muskeln an Reizbar- keit uͤbertreffen (k): daß die Gedaͤrme in den warmen Thieren den Vorzug haben, in den kalten aber das Herz offenbar laͤnger lebe (l), und daß ſich das Herz entweder von freien Stuͤkken wieder bewege, oder doch wenigſtens durch fremde Reizze dazu veranlaſſet werde; und endlich, daß man an einem bebruͤteten Huͤnchen noch keine Reiz- barkeit derer Gedaͤrme wahrnehme, wenn ſich ſelbige ſchon lange an dem Herzen deutlich gezeiget hat.
Fragt man aber genauer nach, warum der Reiz in das Herze einen groͤſſern Eindruk, als in irgend einen an- dern Muskel macht, ſo werden einige mit nichts weiter, als mit der Erſcheinung ſelbſt, antworten; andere werden dagegen ſich auf ihre Hipotheſe berufen. Johann Mu- raltus(m) leitet die Dauer derer Herzſchlaͤge von dem ſchnekkenfoͤrmigen Baue des Herzens her, den er auf das genaueſte will eingeſehen haben: andere haben dagegen die zeraͤſtelte Faſern (n) des Herzens hierbei zu Huͤlfe ge- nommen: Kaauw leitet denſelben (o) von dem Blute her, das nach dem Tode, vermittelſt der ſich zuſammen- ziehenden Aorte, in die Kranzſchlagadern getrieben wuͤr- de; Robert Whytt behauptet, daß die Nerven des Her- zens, vermoͤge eines beſondern Vorrechts, empfindlicher waͤren (p), und Johann Fanton(q) vermeint, ſie waͤ- ren ſo gebauet, daß der Nervenſaft ungleich weiter in die- ſelben eindringen koͤnne.
Jch
(k)[Spaltenumbruch]
Unſer vorhergehender §. 3.
(l) Ebendaſ.
(m)Vademec. anat. S. 451.
(n) Jm 4ten Buch, 3. Abſchn. §. 21.
(o) Es bleibe dieſer Urſach hal- [Spaltenumbruch]
ber noch warm, wenn bereits an- dre Muskeln erſtarrt und kalt ſind. Impet. fac. n. 758.
(p) Am angef. Ort S. 316.
(q) Am angef. Ort, S. 131.
N n n 4
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Urſachen des Herzſchlages.
uͤbertrift, und daß es folglich uͤberhaupt nicht ruhen
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Wir haben mit Verſuchen bewieſen, daß das Herz
und die Gedaͤrme alle willkuͤhrliche Muskeln an Reizbar-
keit uͤbertreffen (k): daß die Gedaͤrme in den warmen
Thieren den Vorzug haben, in den kalten aber das Herz
offenbar laͤnger lebe (l), und daß ſich das Herz entweder
von freien Stuͤkken wieder bewege, oder doch wenigſtens
durch fremde Reizze dazu veranlaſſet werde; und endlich,
daß man an einem bebruͤteten Huͤnchen noch keine Reiz-
barkeit derer Gedaͤrme wahrnehme, wenn ſich ſelbige ſchon
lange an dem Herzen deutlich gezeiget hat.
Fragt man aber genauer nach, warum der Reiz in
das Herze einen groͤſſern Eindruk, als in irgend einen an-
dern Muskel macht, ſo werden einige mit nichts weiter,
als mit der Erſcheinung ſelbſt, antworten; andere werden
dagegen ſich auf ihre Hipotheſe berufen. Johann Mu-
raltus (m) leitet die Dauer derer Herzſchlaͤge von dem
ſchnekkenfoͤrmigen Baue des Herzens her, den er auf das
genaueſte will eingeſehen haben: andere haben dagegen
die zeraͤſtelte Faſern (n) des Herzens hierbei zu Huͤlfe ge-
nommen: Kaauw leitet denſelben (o) von dem Blute
her, das nach dem Tode, vermittelſt der ſich zuſammen-
ziehenden Aorte, in die Kranzſchlagadern getrieben wuͤr-
de; Robert Whytt behauptet, daß die Nerven des Her-
zens, vermoͤge eines beſondern Vorrechts, empfindlicher
waͤren (p), und Johann Fanton (q) vermeint, ſie waͤ-
ren ſo gebauet, daß der Nervenſaft ungleich weiter in die-
ſelben eindringen koͤnne.
Jch
(k)
Unſer vorhergehender §. 3.
(l) Ebendaſ.
(m) Vademec. anat. S. 451.
(n) Jm 4ten Buch, 3. Abſchn.
§. 21.
(o) Es bleibe dieſer Urſach hal-
ber noch warm, wenn bereits an-
dre Muskeln erſtarrt und kalt ſind.
Impet. fac. n. 758.
(p) Am angef. Ort S. 316.
(q) Am angef. Ort, S. 131.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 935. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/991>, abgerufen am 23.11.2024.
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