schläge bei jungen Thieren viel schneller. Daher gehet in der Frucht, und in kleinen Kindern, innerhalb einer ge- gebenen Zeit viel mehr Blut durchs Herz hindurch, als bei einem erwachsenen Menschen (z). Uebrigens haben die Herzen, welche aus einer Kammer bestehen, eine viel reizbarere Natur, welche hingegen an denen Herzen derer warmen Thiere viel sch wächer ist (a).
§. 5. Es rühret diese Kraft nicht von den Ner- ven her.
Wir müssen aber wieder auf die Erscheinungen zu- rükgehen, welche uns zeigen, daß der Herzschlag eine an- dere Ursache, als die Nerven, habe. Es ist ganz was ge- meines, und es kömmt sehr häufig vor, daß noch das Herz in Thieren schlägt, wenn kein einziger Sinn mehr wirksam ist (b), oder sich das Thier bei keinen Schmer- zen oder Reizungen mehr bewegen will: und man kann diese Bewegung so viele Stunden oder Tage nach dem Tode wieder in den Gang bringen, daß in der That das ganze Nervensistem bereits trokken, verhärtet, unwegsam, und unbrauchbar muß geworden seyn. So konnte man an einer Schlange das Herz noch am vierten Tage schla- gend machen (c), und es schlug dasselbe an einem jungen Hunde noch den zweiten Tag (d), wobei ich die andern bereits angeführten Exempel (e) jezzo nicht wiederholen will. Es erhellet demnach hieraus, daß, weil in diesen Erscheinungen die von denen Nerven herrührende Ursa-
che
(z)[Spaltenumbruch]Robinsonon food and discharges S. 13.
(a) An den Nattern ist das Herz sehr reizbar, MorgagniEp. XV. n. 54.
(b)[Spaltenumbruch]Exp. 472. 473. 498.
(c)MuraltColleg. anat. S. 321.
(d)Hooke beim BirchHist. of the royal societ. T. II. S. 184.
(e)N. 18.
Viertes Buch. Das Herz.
ſchlaͤge bei jungen Thieren viel ſchneller. Daher gehet in der Frucht, und in kleinen Kindern, innerhalb einer ge- gebenen Zeit viel mehr Blut durchs Herz hindurch, als bei einem erwachſenen Menſchen (z). Uebrigens haben die Herzen, welche aus einer Kammer beſtehen, eine viel reizbarere Natur, welche hingegen an denen Herzen derer warmen Thiere viel ſch waͤcher iſt (a).
§. 5. Es ruͤhret dieſe Kraft nicht von den Ner- ven her.
Wir muͤſſen aber wieder auf die Erſcheinungen zu- ruͤkgehen, welche uns zeigen, daß der Herzſchlag eine an- dere Urſache, als die Nerven, habe. Es iſt ganz was ge- meines, und es koͤmmt ſehr haͤufig vor, daß noch das Herz in Thieren ſchlaͤgt, wenn kein einziger Sinn mehr wirkſam iſt (b), oder ſich das Thier bei keinen Schmer- zen oder Reizungen mehr bewegen will: und man kann dieſe Bewegung ſo viele Stunden oder Tage nach dem Tode wieder in den Gang bringen, daß in der That das ganze Nervenſiſtem bereits trokken, verhaͤrtet, unwegſam, und unbrauchbar muß geworden ſeyn. So konnte man an einer Schlange das Herz noch am vierten Tage ſchla- gend machen (c), und es ſchlug daſſelbe an einem jungen Hunde noch den zweiten Tag (d), wobei ich die andern bereits angefuͤhrten Exempel (e) jezzo nicht wiederholen will. Es erhellet demnach hieraus, daß, weil in dieſen Erſcheinungen die von denen Nerven herruͤhrende Urſa-
che
(z)[Spaltenumbruch]Robinſonon food and diſcharges S. 13.
(a) An den Nattern iſt das Herz ſehr reizbar, MorgagniEp. XV. n. 54.
(b)[Spaltenumbruch]Exp. 472. 473. 498.
(c)MuraltColleg. anat. S. 321.
(d)Hooke beim BirchHiſt. of the royal ſociet. T. II. S. 184.
(e)N. 18.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0954"n="898"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Viertes Buch. Das Herz.</hi></fw><lb/>ſchlaͤge bei jungen Thieren viel ſchneller. Daher gehet<lb/>
in der Frucht, und in kleinen Kindern, innerhalb einer ge-<lb/>
gebenen Zeit viel mehr Blut durchs Herz hindurch, als<lb/>
bei einem erwachſenen Menſchen <noteplace="foot"n="(z)"><cb/><hirendition="#fr">Robinſon</hi><hirendition="#aq">on food and<lb/>
diſcharges</hi> S. 13.</note>. Uebrigens haben<lb/>
die Herzen, welche aus einer Kammer beſtehen, eine viel<lb/>
reizbarere Natur, welche hingegen an denen Herzen derer<lb/>
warmen Thiere viel ſch waͤcher iſt <noteplace="foot"n="(a)">An den Nattern iſt das Herz<lb/>ſehr reizbar, <hirendition="#fr">Morgagni</hi><hirendition="#aq">Ep. XV.<lb/>
n.</hi> 54.</note>.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 5.<lb/>
Es ruͤhret dieſe Kraft nicht von den Ner-<lb/>
ven her.</head><lb/><p>Wir muͤſſen aber wieder auf die Erſcheinungen zu-<lb/>
ruͤkgehen, welche uns zeigen, daß der Herzſchlag eine an-<lb/>
dere Urſache, als die Nerven, habe. Es iſt ganz was ge-<lb/>
meines, und es koͤmmt ſehr haͤufig vor, daß noch das<lb/>
Herz in Thieren ſchlaͤgt, wenn kein einziger Sinn mehr<lb/>
wirkſam iſt <noteplace="foot"n="(b)"><cb/><hirendition="#aq">Exp.</hi> 472. 473. 498.</note>, oder ſich das Thier bei keinen Schmer-<lb/>
zen oder Reizungen mehr bewegen will: und man kann<lb/>
dieſe Bewegung ſo viele Stunden oder Tage nach dem<lb/>
Tode wieder in den Gang bringen, daß in der That das<lb/>
ganze Nervenſiſtem bereits trokken, verhaͤrtet, unwegſam,<lb/>
und unbrauchbar muß geworden ſeyn. So konnte man<lb/>
an einer Schlange das Herz noch am vierten Tage ſchla-<lb/>
gend machen <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#fr">Muralt</hi><hirendition="#aq">Colleg. anat.</hi> S. 321.</note>, und es ſchlug daſſelbe an einem jungen<lb/>
Hunde noch den zweiten Tag <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#fr">Hooke</hi> beim <hirendition="#fr">Birch</hi><hirendition="#aq">Hiſt. of<lb/>
the royal ſociet. T. II.</hi> S. 184.</note>, wobei ich die andern<lb/>
bereits angefuͤhrten Exempel <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">N.</hi> 18.</note> jezzo nicht wiederholen<lb/>
will. Es erhellet demnach hieraus, daß, weil in dieſen<lb/>
Erſcheinungen die von denen Nerven herruͤhrende Urſa-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">che</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[898/0954]
Viertes Buch. Das Herz.
ſchlaͤge bei jungen Thieren viel ſchneller. Daher gehet
in der Frucht, und in kleinen Kindern, innerhalb einer ge-
gebenen Zeit viel mehr Blut durchs Herz hindurch, als
bei einem erwachſenen Menſchen (z). Uebrigens haben
die Herzen, welche aus einer Kammer beſtehen, eine viel
reizbarere Natur, welche hingegen an denen Herzen derer
warmen Thiere viel ſch waͤcher iſt (a).
§. 5.
Es ruͤhret dieſe Kraft nicht von den Ner-
ven her.
Wir muͤſſen aber wieder auf die Erſcheinungen zu-
ruͤkgehen, welche uns zeigen, daß der Herzſchlag eine an-
dere Urſache, als die Nerven, habe. Es iſt ganz was ge-
meines, und es koͤmmt ſehr haͤufig vor, daß noch das
Herz in Thieren ſchlaͤgt, wenn kein einziger Sinn mehr
wirkſam iſt (b), oder ſich das Thier bei keinen Schmer-
zen oder Reizungen mehr bewegen will: und man kann
dieſe Bewegung ſo viele Stunden oder Tage nach dem
Tode wieder in den Gang bringen, daß in der That das
ganze Nervenſiſtem bereits trokken, verhaͤrtet, unwegſam,
und unbrauchbar muß geworden ſeyn. So konnte man
an einer Schlange das Herz noch am vierten Tage ſchla-
gend machen (c), und es ſchlug daſſelbe an einem jungen
Hunde noch den zweiten Tag (d), wobei ich die andern
bereits angefuͤhrten Exempel (e) jezzo nicht wiederholen
will. Es erhellet demnach hieraus, daß, weil in dieſen
Erſcheinungen die von denen Nerven herruͤhrende Urſa-
che
(z)
Robinſon on food and
diſcharges S. 13.
(a) An den Nattern iſt das Herz
ſehr reizbar, Morgagni Ep. XV.
n. 54.
(b)
Exp. 472. 473. 498.
(c) Muralt Colleg. anat. S. 321.
(d) Hooke beim Birch Hiſt. of
the royal ſociet. T. II. S. 184.
(e) N. 18.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 898. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/954>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.