nachbarten Räumchen zusammen, es entwendet ihnen durch diese pressende Gewaltthätigkeit ihr Oel, welches mit der Zeit mitten zwischen den Fächerplättchen hart wird, anwächst und verursachet, daß dergleichen Plätt- chen, und wie man weis, jederzeit viele von ihnen auf einmal, unter sich zusammenwachsen: folglich bekömt man statt eines sehr weichen schwammigen Gewebes eine dikke, sehr feste, und gar knorplige Membrane, deren Durchmesser wohl zwo Linien beträgt (u), auf eben die Art, wie sich an den Bäumen das zellförmige Gewebe in das Holz verwandelt (x). Jch habe diese Ausartun- gen öfters an der Schilddrüse und den einzelnen Drüsen- kügelchen, die zu dem Schlunde gehören, wahrgenommen.
Es hat daher allerdings das Ansehn, daß die ziem- lich übereinstimmende Natur des Zellgewebes und der Membranen bisher noch unter sich darinnen verschieden sey, weil es noch so lange immer ein Zellgewebe bleibt, als die Hölungen desselben mit häufigem Dampfe, mit Wasser oder Gallerte und Fette erfüllt sind, wodurch die benachbarte Fächerchen in einer gewissen Entfernung von einander gehalten werden; und daß hingegen eben dieses Zellgewebe erst den Augenblick zu einer Membrane wird, wenn diese Flüßigkeiten verfliegen, oder herausgetrieben worden, und die nächsten Fäden sich zu berühren, und sich einander anzuziehen anfangen, wobei die durch einander verwikkelte Plättchen veranlasset werden, in ein Stükke zusammen zu wachsen. Denn es ist oben gezeigt worden, daß der Druk allein schon vermögend sey, ein Zellgewebe in eine Membrane, und die Auflokkerung hingegen eine wahre Membrane in ein schwammiges Geflechte zu ver- wandeln.
Wenn
(u)[Spaltenumbruch]
Des Verf. Prim. lin. Phy- siol. n. 11. Schreiben des Cipri- ansde fetu tubario, p. 57. Der Sak ist in dem Wasserbruche bis- [Spaltenumbruch]
weilen auf zwey Drittheile eines Zolles dick. dovglas de Hydro- cele.
(x)Ludwig am angef. Ort.
C 4
des menſchlichen Koͤrpers. Membranen.
nachbarten Raͤumchen zuſammen, es entwendet ihnen durch dieſe preſſende Gewaltthaͤtigkeit ihr Oel, welches mit der Zeit mitten zwiſchen den Faͤcherplaͤttchen hart wird, anwaͤchſt und verurſachet, daß dergleichen Plaͤtt- chen, und wie man weis, jederzeit viele von ihnen auf einmal, unter ſich zuſammenwachſen: folglich bekoͤmt man ſtatt eines ſehr weichen ſchwammigen Gewebes eine dikke, ſehr feſte, und gar knorplige Membrane, deren Durchmeſſer wohl zwo Linien betraͤgt (u), auf eben die Art, wie ſich an den Baͤumen das zellfoͤrmige Gewebe in das Holz verwandelt (x). Jch habe dieſe Ausartun- gen oͤfters an der Schilddruͤſe und den einzelnen Druͤſen- kuͤgelchen, die zu dem Schlunde gehoͤren, wahrgenommen.
Es hat daher allerdings das Anſehn, daß die ziem- lich uͤbereinſtimmende Natur des Zellgewebes und der Membranen bisher noch unter ſich darinnen verſchieden ſey, weil es noch ſo lange immer ein Zellgewebe bleibt, als die Hoͤlungen deſſelben mit haͤufigem Dampfe, mit Waſſer oder Gallerte und Fette erfuͤllt ſind, wodurch die benachbarte Faͤcherchen in einer gewiſſen Entfernung von einander gehalten werden; und daß hingegen eben dieſes Zellgewebe erſt den Augenblick zu einer Membrane wird, wenn dieſe Fluͤßigkeiten verfliegen, oder herausgetrieben worden, und die naͤchſten Faͤden ſich zu beruͤhren, und ſich einander anzuziehen anfangen, wobei die durch einander verwikkelte Plaͤttchen veranlaſſet werden, in ein Stuͤkke zuſammen zu wachſen. Denn es iſt oben gezeigt worden, daß der Druk allein ſchon vermoͤgend ſey, ein Zellgewebe in eine Membrane, und die Auflokkerung hingegen eine wahre Membrane in ein ſchwammiges Geflechte zu ver- wandeln.
Wenn
(u)[Spaltenumbruch]
Des Verf. Prim. lin. Phy- ſiol. n. 11. Schreiben des Cipri- ansde fetu tubario, p. 57. Der Sak iſt in dem Waſſerbruche bis- [Spaltenumbruch]
weilen auf zwey Drittheile eines Zolles dick. dovglas de Hydro- cele.
(x)Ludwig am angef. Ort.
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[39/0095]
des menſchlichen Koͤrpers. Membranen.
nachbarten Raͤumchen zuſammen, es entwendet ihnen
durch dieſe preſſende Gewaltthaͤtigkeit ihr Oel, welches
mit der Zeit mitten zwiſchen den Faͤcherplaͤttchen hart
wird, anwaͤchſt und verurſachet, daß dergleichen Plaͤtt-
chen, und wie man weis, jederzeit viele von ihnen auf
einmal, unter ſich zuſammenwachſen: folglich bekoͤmt
man ſtatt eines ſehr weichen ſchwammigen Gewebes eine
dikke, ſehr feſte, und gar knorplige Membrane, deren
Durchmeſſer wohl zwo Linien betraͤgt (u), auf eben die
Art, wie ſich an den Baͤumen das zellfoͤrmige Gewebe
in das Holz verwandelt (x). Jch habe dieſe Ausartun-
gen oͤfters an der Schilddruͤſe und den einzelnen Druͤſen-
kuͤgelchen, die zu dem Schlunde gehoͤren, wahrgenommen.
Es hat daher allerdings das Anſehn, daß die ziem-
lich uͤbereinſtimmende Natur des Zellgewebes und der
Membranen bisher noch unter ſich darinnen verſchieden
ſey, weil es noch ſo lange immer ein Zellgewebe bleibt,
als die Hoͤlungen deſſelben mit haͤufigem Dampfe, mit
Waſſer oder Gallerte und Fette erfuͤllt ſind, wodurch die
benachbarte Faͤcherchen in einer gewiſſen Entfernung von
einander gehalten werden; und daß hingegen eben dieſes
Zellgewebe erſt den Augenblick zu einer Membrane wird,
wenn dieſe Fluͤßigkeiten verfliegen, oder herausgetrieben
worden, und die naͤchſten Faͤden ſich zu beruͤhren, und ſich
einander anzuziehen anfangen, wobei die durch einander
verwikkelte Plaͤttchen veranlaſſet werden, in ein Stuͤkke
zuſammen zu wachſen. Denn es iſt oben gezeigt worden,
daß der Druk allein ſchon vermoͤgend ſey, ein Zellgewebe
in eine Membrane, und die Auflokkerung hingegen eine
wahre Membrane in ein ſchwammiges Geflechte zu ver-
wandeln.
Wenn
(u)
Des Verf. Prim. lin. Phy-
ſiol. n. 11. Schreiben des Cipri-
ans de fetu tubario, p. 57. Der
Sak iſt in dem Waſſerbruche bis-
weilen auf zwey Drittheile eines
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/95>, abgerufen am 22.11.2024.
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