einen andern Nerven gereizzet. Der vortrefliche Senac hat es gleichergestalt beobachtet, daß nach der Reizzung des achten Paares das Herz in keine stärkere Bewegung sey gebracht worden (u).
Es haben andere berühmte Männer die Jnterkostal- nerven unterbunden, und das nicht ohne Grund, weil das Herz von diesem Stamme mehr Nerven, als vom achten Paare, bekommt. Auch nach der Unterbindung dieses Nerven ist das Thier allererst vier und zwanzig (x) und dreißig Stunden (y) hernach verstorben. Jn diesen Versuchen hat der unverlezte Zustand des umherschwei- fenden Paares dem Thiere das Leben erhalten können.
Endlich haben noch andere Zerleger vermittelst eines sehr mühsamen Versuchs, sowol den Nerven des achten Paares, als auch den grossen Jnterkostalnerven (sympa- theticus magnus) zerschnitten, worauf zwar das Thier auch starb (z), aber nicht so schleunig, als wol allerdings hätte geschehen müssen, wofern die Kraft des Herzens von diesen Nerven abhienge (a).
Man hätte aber auch die anatomische Erklärung die- ses Versuches von denen grossen Nervenstämmen herneh- men können, welche von dem untersten Knoten des Nak- kennerven (b) in das Herz gehen. Es kommt nämlich die Wurzel dieses Nervenknoten ganz allein von dem Jn- terkostalstamme her; die andern aber, welche grösser und zahlreicher sind, stammen von dem sechsten, siebenden und achten Nerven des Nakkens, und vom ersten und zwoten Nerven des Rükkens her, welche sich mit einander ver-
einigen,
(u)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort S. 319.
(x)VieussensTr. du coeur, S. 30. 122. Die Verstummung er- folgte vielleicht deswegen, weil dieser Stamm mit dem zurüklau- fenden im Zusammenhange stehet.
(y)Heuermann am angef. Ort.
(z)PetitMemoir. de l'Acad. [Spaltenumbruch]
roy. des scienc. 1727. S. 6. Brun- nerde Pancreate. S. 101. 102.
(a) Sieben Stunden darauf, in Petits Versuche. Brunner mel- det die Zeit nicht, wenn das Thier gestorben.
(b) Jm 3ten Abschn. n. 25.
Viertes Buch. Das Herz.
einen andern Nerven gereizzet. Der vortrefliche Senac hat es gleichergeſtalt beobachtet, daß nach der Reizzung des achten Paares das Herz in keine ſtaͤrkere Bewegung ſey gebracht worden (u).
Es haben andere beruͤhmte Maͤnner die Jnterkoſtal- nerven unterbunden, und das nicht ohne Grund, weil das Herz von dieſem Stamme mehr Nerven, als vom achten Paare, bekommt. Auch nach der Unterbindung dieſes Nerven iſt das Thier allererſt vier und zwanzig (x) und dreißig Stunden (y) hernach verſtorben. Jn dieſen Verſuchen hat der unverlezte Zuſtand des umherſchwei- fenden Paares dem Thiere das Leben erhalten koͤnnen.
Endlich haben noch andere Zerleger vermittelſt eines ſehr muͤhſamen Verſuchs, ſowol den Nerven des achten Paares, als auch den groſſen Jnterkoſtalnerven (ſympa- theticus magnus) zerſchnitten, worauf zwar das Thier auch ſtarb (z), aber nicht ſo ſchleunig, als wol allerdings haͤtte geſchehen muͤſſen, wofern die Kraft des Herzens von dieſen Nerven abhienge (a).
Man haͤtte aber auch die anatomiſche Erklaͤrung die- ſes Verſuches von denen groſſen Nervenſtaͤmmen herneh- men koͤnnen, welche von dem unterſten Knoten des Nak- kennerven (b) in das Herz gehen. Es kommt naͤmlich die Wurzel dieſes Nervenknoten ganz allein von dem Jn- terkoſtalſtamme her; die andern aber, welche groͤſſer und zahlreicher ſind, ſtammen von dem ſechſten, ſiebenden und achten Nerven des Nakkens, und vom erſten und zwoten Nerven des Ruͤkkens her, welche ſich mit einander ver-
einigen,
(u)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort S. 319.
(x)VieuſſensTr. du coeur, S. 30. 122. Die Verſtummung er- folgte vielleicht deswegen, weil dieſer Stamm mit dem zuruͤklau- fenden im Zuſammenhange ſtehet.
(y)Heuermann am angef. Ort.
(z)PetitMemoir. de l’Acad. [Spaltenumbruch]
roy. des ſcienc. 1727. S. 6. Brun- nerde Pancreate. S. 101. 102.
(a) Sieben Stunden darauf, in Petits Verſuche. Brunner mel- det die Zeit nicht, wenn das Thier geſtorben.
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Viertes Buch. Das Herz.
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hat es gleichergeſtalt beobachtet, daß nach der Reizzung
des achten Paares das Herz in keine ſtaͤrkere Bewegung
ſey gebracht worden (u).
Es haben andere beruͤhmte Maͤnner die Jnterkoſtal-
nerven unterbunden, und das nicht ohne Grund, weil
das Herz von dieſem Stamme mehr Nerven, als vom
achten Paare, bekommt. Auch nach der Unterbindung
dieſes Nerven iſt das Thier allererſt vier und zwanzig (x)
und dreißig Stunden (y) hernach verſtorben. Jn dieſen
Verſuchen hat der unverlezte Zuſtand des umherſchwei-
fenden Paares dem Thiere das Leben erhalten koͤnnen.
Endlich haben noch andere Zerleger vermittelſt eines
ſehr muͤhſamen Verſuchs, ſowol den Nerven des achten
Paares, als auch den groſſen Jnterkoſtalnerven (ſympa-
theticus magnus) zerſchnitten, worauf zwar das Thier
auch ſtarb (z), aber nicht ſo ſchleunig, als wol allerdings
haͤtte geſchehen muͤſſen, wofern die Kraft des Herzens
von dieſen Nerven abhienge (a).
Man haͤtte aber auch die anatomiſche Erklaͤrung die-
ſes Verſuches von denen groſſen Nervenſtaͤmmen herneh-
men koͤnnen, welche von dem unterſten Knoten des Nak-
kennerven (b) in das Herz gehen. Es kommt naͤmlich
die Wurzel dieſes Nervenknoten ganz allein von dem Jn-
terkoſtalſtamme her; die andern aber, welche groͤſſer und
zahlreicher ſind, ſtammen von dem ſechſten, ſiebenden und
achten Nerven des Nakkens, und vom erſten und zwoten
Nerven des Ruͤkkens her, welche ſich mit einander ver-
einigen,
(u)
Am angef. Ort S. 319.
(x) Vieuſſens Tr. du coeur,
S. 30. 122. Die Verſtummung er-
folgte vielleicht deswegen, weil
dieſer Stamm mit dem zuruͤklau-
fenden im Zuſammenhange ſtehet.
(y) Heuermann am angef. Ort.
(z) Petit Memoir. de l’Acad.
roy. des ſcienc. 1727. S. 6. Brun-
ner de Pancreate. S. 101. 102.
(a) Sieben Stunden darauf, in
Petits Verſuche. Brunner mel-
det die Zeit nicht, wenn das Thier
geſtorben.
(b) Jm 3ten Abſchn. n. 25.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 886. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/942>, abgerufen am 23.11.2024.
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