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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Viertes Buch. Das Herz.
suchte die Höhe, von der das Blut herabfallen muß,
wenn es mit der Geschwindigkeit, die er ausgefunden hat-
te, aus dem Herzen herausfliessen soll. Für diese Höhe
fand er nun 17 Zolle, und sechs und siebenzig Hundert-
theile. Denn es erhält ein schwerer Körper, wenn er
15 Fuß hoch herabfällt, eine Geschwindigkeit, welche in-
nerhalb einer Secunde dreißig Fuß und mehr durchläuft,
und welche fünfmal grösser ist, als diejenige Geschwin-
digkeit, die dem in die Aorte herausgetriebenen Blute ist
beigelegt worden. Nunmehr ist es leicht, die Schwere
des Cilinders zu messen, welche dasjenige Gewichte an-
deutet, das von dem linken Herzen überwältigt wird.
Denn seine Grundfläche ist die Oefnung der Aorte im
lichten, und seine Höhe beträgt, nach dem was vorher er-
wehnt ist, 17. 16. Es wird also daraus ein fester Kör-
per werden von 7".436112, welcher fünf Unzen wiegt (o),
und diese sind das Maaß von der Kraft des linken Her-
zens.

Eben diese Berechnung hat der gelehrte Mann auch
noch auf eine andere Weise, welche ein wenig leichter ist,
angestellt. Es durchläufet nämlich das Blut, welches
aus der Bekkenschlagader an einem lebenden Thiere her-
ausspringt, eine Parabel, welche den Gesichtskreis (Ho-
rizont) auf 3 Fuß weit von der senkrechten Linie (p), die
man aus dem Herzen herabgezogen hat, durchschneidet.
Hieraus schliesset nun eben dieser berühmte Mann, daß

das
[Spaltenumbruch] ge ist, im Anfange seines Steigens
iu die Höhe bewegt wurde. Es ist
auch die Höhe, in welche eben der-
selbe Körper hinaufsteigt, der Höhe
gleich, durch welche eben dieser her-
abfallende Körper, am Ende seines
Falles diejenige Geschwindigkeit
bekömmt, mit der er anfangs in
die Höhe stieg. helsham Lectu-
res
S. 29.
(o) Ebendas. S. 55.
(p) [Spaltenumbruch] S. 56. der vortrefliche D.
Bernoulli hat es anders bestimt.
Es sey A. B. die senkrechte Lime,
B. D. die horizontale, und der
Körper werde von A nach D ge-
worfen; so sage ich, daß die Hö-
he, die für die Geschwindigkeit ge-
hört, mit der der Körper aus A
fortgeschleudert worden, beinahe
sey. Hydrodynamic. S. 53.

Viertes Buch. Das Herz.
ſuchte die Hoͤhe, von der das Blut herabfallen muß,
wenn es mit der Geſchwindigkeit, die er ausgefunden hat-
te, aus dem Herzen herausflieſſen ſoll. Fuͤr dieſe Hoͤhe
fand er nun 17 Zolle, und ſechs und ſiebenzig Hundert-
theile. Denn es erhaͤlt ein ſchwerer Koͤrper, wenn er
15 Fuß hoch herabfaͤllt, eine Geſchwindigkeit, welche in-
nerhalb einer Secunde dreißig Fuß und mehr durchlaͤuft,
und welche fuͤnfmal groͤſſer iſt, als diejenige Geſchwin-
digkeit, die dem in die Aorte herausgetriebenen Blute iſt
beigelegt worden. Nunmehr iſt es leicht, die Schwere
des Cilinders zu meſſen, welche dasjenige Gewichte an-
deutet, das von dem linken Herzen uͤberwaͤltigt wird.
Denn ſeine Grundflaͤche iſt die Oefnung der Aorte im
lichten, und ſeine Hoͤhe betraͤgt, nach dem was vorher er-
wehnt iſt, 17. 16. Es wird alſo daraus ein feſter Koͤr-
per werden von 7″.436112, welcher fuͤnf Unzen wiegt (o),
und dieſe ſind das Maaß von der Kraft des linken Her-
zens.

Eben dieſe Berechnung hat der gelehrte Mann auch
noch auf eine andere Weiſe, welche ein wenig leichter iſt,
angeſtellt. Es durchlaͤufet naͤmlich das Blut, welches
aus der Bekkenſchlagader an einem lebenden Thiere her-
ausſpringt, eine Parabel, welche den Geſichtskreis (Ho-
rizont) auf 3 Fuß weit von der ſenkrechten Linie (p), die
man aus dem Herzen herabgezogen hat, durchſchneidet.
Hieraus ſchlieſſet nun eben dieſer beruͤhmte Mann, daß

das
[Spaltenumbruch] ge iſt, im Anfange ſeines Steigens
iu die Hoͤhe bewegt wurde. Es iſt
auch die Hoͤhe, in welche eben der-
ſelbe Koͤrper hinaufſteigt, der Hoͤhe
gleich, durch welche eben dieſer her-
abfallende Koͤrper, am Ende ſeines
Falles diejenige Geſchwindigkeit
bekoͤmmt, mit der er anfangs in
die Hoͤhe ſtieg. helsham Lectu-
res
S. 29.
(o) Ebendaſ. S. 55.
(p) [Spaltenumbruch] S. 56. der vortrefliche D.
Bernoulli hat es anders beſtimt.
Es ſey A. B. die ſenkrechte Lime,
B. D. die horizontale, und der
Koͤrper werde von A nach D ge-
worfen; ſo ſage ich, daß die Hoͤ-
he, die fuͤr die Geſchwindigkeit ge-
hoͤrt, mit der der Koͤrper aus A
fortgeſchleudert worden, beinahe
ſey. Hydrodynamic. S. 53.
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[860/0916] Viertes Buch. Das Herz. ſuchte die Hoͤhe, von der das Blut herabfallen muß, wenn es mit der Geſchwindigkeit, die er ausgefunden hat- te, aus dem Herzen herausflieſſen ſoll. Fuͤr dieſe Hoͤhe fand er nun 17 Zolle, und ſechs und ſiebenzig Hundert- theile. Denn es erhaͤlt ein ſchwerer Koͤrper, wenn er 15 Fuß hoch herabfaͤllt, eine Geſchwindigkeit, welche in- nerhalb einer Secunde dreißig Fuß und mehr durchlaͤuft, und welche fuͤnfmal groͤſſer iſt, als diejenige Geſchwin- digkeit, die dem in die Aorte herausgetriebenen Blute iſt beigelegt worden. Nunmehr iſt es leicht, die Schwere des Cilinders zu meſſen, welche dasjenige Gewichte an- deutet, das von dem linken Herzen uͤberwaͤltigt wird. Denn ſeine Grundflaͤche iſt die Oefnung der Aorte im lichten, und ſeine Hoͤhe betraͤgt, nach dem was vorher er- wehnt iſt, 17. 16. Es wird alſo daraus ein feſter Koͤr- per werden von 7″.436112, welcher fuͤnf Unzen wiegt (o), und dieſe ſind das Maaß von der Kraft des linken Her- zens. Eben dieſe Berechnung hat der gelehrte Mann auch noch auf eine andere Weiſe, welche ein wenig leichter iſt, angeſtellt. Es durchlaͤufet naͤmlich das Blut, welches aus der Bekkenſchlagader an einem lebenden Thiere her- ausſpringt, eine Parabel, welche den Geſichtskreis (Ho- rizont) auf 3 Fuß weit von der ſenkrechten Linie (p), die man aus dem Herzen herabgezogen hat, durchſchneidet. Hieraus ſchlieſſet nun eben dieſer beruͤhmte Mann, daß das (n) (o) Ebendaſ. S. 55. (p) S. 56. der vortrefliche D. Bernoulli hat es anders beſtimt. Es ſey A. B. die ſenkrechte Lime, B. D. die horizontale, und der Koͤrper werde von A nach D ge- worfen; ſo ſage ich, daß die Hoͤ- he, die fuͤr die Geſchwindigkeit ge- hoͤrt, mit der der Koͤrper aus A fortgeſchleudert worden, beinahe [FORMEL] ſey. Hydrodynamic. S. 53. (n) ge iſt, im Anfange ſeines Steigens iu die Hoͤhe bewegt wurde. Es iſt auch die Hoͤhe, in welche eben der- ſelbe Koͤrper hinaufſteigt, der Hoͤhe gleich, durch welche eben dieſer her- abfallende Koͤrper, am Ende ſeines Falles diejenige Geſchwindigkeit bekoͤmmt, mit der er anfangs in die Hoͤhe ſtieg. helsham Lectu- res S. 29.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 860. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/916>, abgerufen am 23.11.2024.