Es ist aber auch unter den vierfüßigen Thieren, und bei dem Geschlechte derer Vögel, das Herz allezeit bei de- nenjenigen Thieren grösser, die von kleinerer Statur sind, und hingegen kleiner bei denen grössern, nach der Be- schaffenheit der Grösse des ganzen Körpers. Daher kommt es auch, daß an kleinern Thieren die Herzschläge zahlrei- cher sind, auch eine grössere Lebhaftigkeit, und ein stärke- rer Trieb zum Essen und zur Geilheit bei denenselben ver- spühret wird (l), welches alles bei den grossen und schwer- leibigen Thieren schwächer und langsamer von statten gehet.
Die Vögel haben ein grosses Herz (m), sehr häufige und geschwind auf einander folgende Pulsschläge, ein ge- schwinderes Wachsthum (n), als man bei den vierfüßigen Thieren wahrnimmt, und ein Herz, das viel reizbarer ist (n*).
So findet man auch bei denen wilden Thieren ein grösseres Herz (n**), bei den zamen aber, und die in Häu- sern aufgezogen werden, ein kleines, daß demnach in der That aus dieser allgemeinen Quelle derer thierischen Be- wegungen die Stärke, und aus dem Bewustseyn der Stärke eine kühne Verwegenheit entstehet. Solchem- nach haben also die Alten unrecht, wenn sie den furchtsa- men Thieren ein grosses Herz zugeschrieben (o).
Es haben auch ferner die Thiere von männlichen Ge- schlecht, und die stärker und unerschrokner sind, ebenfalls (k)
grös-
(l)Cheselden am angef. Ort, S. 200.
(m) Es verhält sich zum Herzen eines vierfüßigen Thieres, wie 168 zu 263. Robinson im angef. Werk.
(n)[Spaltenumbruch]willvgby Ornitholog. S. 13.
(n*)maitre iean S. 285.
(n**)Robinsonon food and discharges S. 101. 102. 103. 106.
(o)Aristotelesde part. anim. L. II. c. 4. PliniusL. XI. S. 625. BartholinusAnat. S. 355. Jn- dessen schränket dieser doch seine eigne Meinung etwas näher ein in der Hist. 86. Cent. II.
(k)[Spaltenumbruch]Robins.on food and dischar- ges S. 103. 104. Anim. oeconom. T. II. S. 408.
Viertes Buch. Das Herz.
Es iſt aber auch unter den vierfuͤßigen Thieren, und bei dem Geſchlechte derer Voͤgel, das Herz allezeit bei de- nenjenigen Thieren groͤſſer, die von kleinerer Statur ſind, und hingegen kleiner bei denen groͤſſern, nach der Be- ſchaffenheit der Groͤſſe des ganzen Koͤrpers. Daher kommt es auch, daß an kleinern Thieren die Herzſchlaͤge zahlrei- cher ſind, auch eine groͤſſere Lebhaftigkeit, und ein ſtaͤrke- rer Trieb zum Eſſen und zur Geilheit bei denenſelben ver- ſpuͤhret wird (l), welches alles bei den groſſen und ſchwer- leibigen Thieren ſchwaͤcher und langſamer von ſtatten gehet.
Die Voͤgel haben ein groſſes Herz (m), ſehr haͤufige und geſchwind auf einander folgende Pulsſchlaͤge, ein ge- ſchwinderes Wachsthum (n), als man bei den vierfuͤßigen Thieren wahrnimmt, und ein Herz, das viel reizbarer iſt (n*).
So findet man auch bei denen wilden Thieren ein groͤſſeres Herz (n**), bei den zamen aber, und die in Haͤu- ſern aufgezogen werden, ein kleines, daß demnach in der That aus dieſer allgemeinen Quelle derer thieriſchen Be- wegungen die Staͤrke, und aus dem Bewuſtſeyn der Staͤrke eine kuͤhne Verwegenheit entſtehet. Solchem- nach haben alſo die Alten unrecht, wenn ſie den furchtſa- men Thieren ein groſſes Herz zugeſchrieben (o).
Es haben auch ferner die Thiere von maͤnnlichen Ge- ſchlecht, und die ſtaͤrker und unerſchrokner ſind, ebenfalls (k)
groͤſ-
(l)Cheſelden am angef. Ort, S. 200.
(m) Es verhaͤlt ſich zum Herzen eines vierfuͤßigen Thieres, wie 168 zu 263. Robinſon im angef. Werk.
(n)[Spaltenumbruch]willvgby Ornitholog. S. 13.
(n*)maitre iean S. 285.
(n**)Robinſonon food and diſcharges S. 101. 102. 103. 106.
(o)Ariſtotelesde part. anim. L. II. c. 4. PliniusL. XI. S. 625. BartholinusAnat. S. 355. Jn- deſſen ſchraͤnket dieſer doch ſeine eigne Meinung etwas naͤher ein in der Hiſt. 86. Cent. II.
(k)[Spaltenumbruch]Robinſ.on food and diſchar- ges S. 103. 104. Anim. oeconom. T. II. S. 408.
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Viertes Buch. Das Herz.
Es iſt aber auch unter den vierfuͤßigen Thieren, und
bei dem Geſchlechte derer Voͤgel, das Herz allezeit bei de-
nenjenigen Thieren groͤſſer, die von kleinerer Statur ſind,
und hingegen kleiner bei denen groͤſſern, nach der Be-
ſchaffenheit der Groͤſſe des ganzen Koͤrpers. Daher kommt
es auch, daß an kleinern Thieren die Herzſchlaͤge zahlrei-
cher ſind, auch eine groͤſſere Lebhaftigkeit, und ein ſtaͤrke-
rer Trieb zum Eſſen und zur Geilheit bei denenſelben ver-
ſpuͤhret wird (l), welches alles bei den groſſen und ſchwer-
leibigen Thieren ſchwaͤcher und langſamer von ſtatten
gehet.
Die Voͤgel haben ein groſſes Herz (m), ſehr haͤufige
und geſchwind auf einander folgende Pulsſchlaͤge, ein ge-
ſchwinderes Wachsthum (n), als man bei den vierfuͤßigen
Thieren wahrnimmt, und ein Herz, das viel reizbarer
iſt (n*).
So findet man auch bei denen wilden Thieren ein
groͤſſeres Herz (n**), bei den zamen aber, und die in Haͤu-
ſern aufgezogen werden, ein kleines, daß demnach in der
That aus dieſer allgemeinen Quelle derer thieriſchen Be-
wegungen die Staͤrke, und aus dem Bewuſtſeyn der
Staͤrke eine kuͤhne Verwegenheit entſtehet. Solchem-
nach haben alſo die Alten unrecht, wenn ſie den furchtſa-
men Thieren ein groſſes Herz zugeſchrieben (o).
Es haben auch ferner die Thiere von maͤnnlichen Ge-
ſchlecht, und die ſtaͤrker und unerſchrokner ſind, ebenfalls
groͤſ-
(k)
(l) Cheſelden am angef. Ort,
S. 200.
(m) Es verhaͤlt ſich zum Herzen
eines vierfuͤßigen Thieres, wie
168 zu 263. Robinſon im angef.
Werk.
(n)
willvgby Ornitholog.
S. 13.
(n*) maitre iean S. 285.
(n**) Robinſon on food and
diſcharges S. 101. 102. 103. 106.
(o) Ariſtoteles de part. anim.
L. II. c. 4. Plinius L. XI. S. 625.
Bartholinus Anat. S. 355. Jn-
deſſen ſchraͤnket dieſer doch ſeine
eigne Meinung etwas naͤher ein
in der Hiſt. 86. Cent. II.
(k)
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ges S. 103. 104. Anim. oeconom.
T. II. S. 408.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 822. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/878>, abgerufen am 22.11.2024.
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