Gefässe zu der Zeit mit Gewalt heraussprizzet (c), wenn sich das Herz zusammenziehet, und daß es gelinde herausdringet, wenn das Herz in seiner Erweiterung ruhig ist.
Hiernächst zeigen auch die Versuche, welche man mit Beihülfe derer Vergrösserungsgläser anstellet, daß die Kraft des Herzens noch über diese Grenzen hinauswir- ke. Man wird demnach an den kleinsten Schlagäder- chen der Frösche (d), welche die Breite von einem einzi- gen oder doch nur von wenigen Blutkügelchen haben, und deren Durchmesser folglich tausend- und mehrmal kleiner ist, als ein Zoll, dennoch wahrnehmen, daß, so bald die gröste Schnelligkeit des Schlagaderblutes in et- was schwächer geworden, in der That bei jeder Zusam- menziehung des Herzens eine Erschütterung, und eine ge- schwinde Bewegung derer Blutkügelchen er olge; es wird auch bei jeglichem Pulsschlag die gegen das Herz zurük- tretende Portion von Blute wieder an ihren gehörigen Ort gebracht, und in ihrer ordentlichen Richtungslinie gegen die kleinsten Aeste der Schlagader (e) fortbewegt.
§. 26. Wirkt vielleicht die Kraft des Herzens auch bis in die Blutäderchen fort?
Man hat daran gezweifelt, ob auch die Kraft des Herzens das Blut in die Blutader fortbewege (f). Es sind desfalls Versuche vorhanden, woraus erhellet, daß das Blut in denen kleinsten Blutäderchen, durch die Zu-
sam-
(c)[Spaltenumbruch]Senac S. 338.
(d) Am angef. Ort Exp. 67. 71. 81. 82. 84. 85. 91. 126. 163. 173. 189.
(e) Ebendas. S. 62. Leeu- wenhökExper. & contemplat. S. 65. BakerPhilos. Transact. [Spaltenumbruch]
n. 460. und in Microsc. made easy S. 134. 136.
(f) Es läugnet dieses der be- rühmte Josias WeitbrechtCom- ment. acad. Petrop. Tom. VII. S. 320. T. VIII. S. 339. 340.
Viertes Buch. Das Herz.
Gefaͤſſe zu der Zeit mit Gewalt herausſprizzet (c), wenn ſich das Herz zuſammenziehet, und daß es gelinde herausdringet, wenn das Herz in ſeiner Erweiterung ruhig iſt.
Hiernaͤchſt zeigen auch die Verſuche, welche man mit Beihuͤlfe derer Vergroͤſſerungsglaͤſer anſtellet, daß die Kraft des Herzens noch uͤber dieſe Grenzen hinauswir- ke. Man wird demnach an den kleinſten Schlagaͤder- chen der Froͤſche (d), welche die Breite von einem einzi- gen oder doch nur von wenigen Blutkuͤgelchen haben, und deren Durchmeſſer folglich tauſend- und mehrmal kleiner iſt, als ein Zoll, dennoch wahrnehmen, daß, ſo bald die groͤſte Schnelligkeit des Schlagaderblutes in et- was ſchwaͤcher geworden, in der That bei jeder Zuſam- menziehung des Herzens eine Erſchuͤtterung, und eine ge- ſchwinde Bewegung derer Blutkuͤgelchen er olge; es wird auch bei jeglichem Pulsſchlag die gegen das Herz zuruͤk- tretende Portion von Blute wieder an ihren gehoͤrigen Ort gebracht, und in ihrer ordentlichen Richtungslinie gegen die kleinſten Aeſte der Schlagader (e) fortbewegt.
§. 26. Wirkt vielleicht die Kraft des Herzens auch bis in die Blutaͤderchen fort?
Man hat daran gezweifelt, ob auch die Kraft des Herzens das Blut in die Blutader fortbewege (f). Es ſind desfalls Verſuche vorhanden, woraus erhellet, daß das Blut in denen kleinſten Blutaͤderchen, durch die Zu-
ſam-
(c)[Spaltenumbruch]Senac S. 338.
(d) Am angef. Ort Exp. 67. 71. 81. 82. 84. 85. 91. 126. 163. 173. 189.
(e) Ebendaſ. S. 62. Leeu- wenhökExper. & contemplat. S. 65. BakerPhiloſ. Transact. [Spaltenumbruch]
n. 460. und in Microſc. made eaſy S. 134. 136.
(f) Es laͤugnet dieſes der be- ruͤhmte Joſias WeitbrechtCom- ment. acad. Petrop. Tom. VII. S. 320. T. VIII. S. 339. 340.
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Viertes Buch. Das Herz.
Gefaͤſſe zu der Zeit mit Gewalt herausſprizzet (c),
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ruhig iſt.
Hiernaͤchſt zeigen auch die Verſuche, welche man mit
Beihuͤlfe derer Vergroͤſſerungsglaͤſer anſtellet, daß die
Kraft des Herzens noch uͤber dieſe Grenzen hinauswir-
ke. Man wird demnach an den kleinſten Schlagaͤder-
chen der Froͤſche (d), welche die Breite von einem einzi-
gen oder doch nur von wenigen Blutkuͤgelchen haben,
und deren Durchmeſſer folglich tauſend- und mehrmal
kleiner iſt, als ein Zoll, dennoch wahrnehmen, daß, ſo
bald die groͤſte Schnelligkeit des Schlagaderblutes in et-
was ſchwaͤcher geworden, in der That bei jeder Zuſam-
menziehung des Herzens eine Erſchuͤtterung, und eine ge-
ſchwinde Bewegung derer Blutkuͤgelchen er olge; es wird
auch bei jeglichem Pulsſchlag die gegen das Herz zuruͤk-
tretende Portion von Blute wieder an ihren gehoͤrigen
Ort gebracht, und in ihrer ordentlichen Richtungslinie
gegen die kleinſten Aeſte der Schlagader (e) fortbewegt.
§. 26.
Wirkt vielleicht die Kraft des Herzens auch bis
in die Blutaͤderchen fort?
Man hat daran gezweifelt, ob auch die Kraft des
Herzens das Blut in die Blutader fortbewege (f). Es
ſind desfalls Verſuche vorhanden, woraus erhellet, daß
das Blut in denen kleinſten Blutaͤderchen, durch die Zu-
ſam-
(c)
Senac S. 338.
(d) Am angef. Ort Exp. 67. 71.
81. 82. 84. 85. 91. 126. 163. 173.
189.
(e) Ebendaſ. S. 62. Leeu-
wenhök Exper. & contemplat.
S. 65. Baker Philoſ. Transact.
n. 460. und in Microſc. made eaſy
S. 134. 136.
(f) Es laͤugnet dieſes der be-
ruͤhmte Joſias Weitbrecht Com-
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320. T. VIII. S. 339. 340.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 814. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/870>, abgerufen am 20.11.2024.
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