che Kammern von ihrem Blute entledigten, nämlich zu der Zeit, wenn sich die Kammern in ihrer Erweiterung befanden, da sie sodann eben mit dem rothen Blute, das die Ohren wieder hineintreiben, ausgedehnet werden: Kurz darauf sind die Ohren ruhig, und die Herzkammern fangen an sich zusammen zu ziehen, und treiben ihr Blut heraus, daß man also ganz deutlich die vorher in denen Ohren sich äussernde, und gleich darauf in dem Herzen erfolgende Zusammenziehung, von einander unterscheiden kann. Endlich hat Lancisius selbst eben diese Erschei- nungen bei lebendigen Thieren wahrgenommen (u). An einem Hünchen im Eye kann diese Beobachtung am al- lerleichtsten angestellet werden.
Bei einem Thiere, das bald sterben will, wird hinge- gen diese Ordnung und Zeitfolge, in Ansehung der Wirk- samkeit der Herzohren und der Kammern, merklich ge- stört. Man wird oft sehen, daß das rechte Herzohr mit einer wunderbaren Geschwindigkeit annoch klopfet, wenn das Herz bereits ganz ruhig ist, und keine Veränderung mehr zeiget, und es wird jenes öfters fünf-(x) und sechs- mal (y), ja sechzig- und hundertmal schlagen (a), ehe sich das Herz ein einziges mal zusammenzieht. Zuweilen kann man auch, bei einer allzuschnellen Bewegung des Herzens, nicht leicht die vorhergehenden Schläge des Herzohres unterscheiden (b). Denn da an einem Thiere, das also gequälet wird, beinahe 140 Herzschläge in einer Minute geschehen, die Zusammenziehung des Ohres hin- gegen nicht viel mehr, als den dritten Theil von dieser (c)
kur-
(u)[Spaltenumbruch]
S. 87.
(x)Exp. 474. 477. 492.
(y)stenonis Act. Hafniens. am angef. Ort. S. 142. J. Jac. Peyer Obs. 32. J. v. BeverwykQuaest. epist. S. 143. Senac S. 324. Browne Langrish am angef. Ort [Spaltenumbruch]
S. 143. Highmorusde generat. S. 71.
(a)Waläus S. 401. Ensde causa, vires cordis alternas pro- ducente, n. 5.
(b)Harvey S. 49. 51.
(c)Exp. 470.
Die Bewegung des Herzens.
che Kammern von ihrem Blute entledigten, naͤmlich zu der Zeit, wenn ſich die Kammern in ihrer Erweiterung befanden, da ſie ſodann eben mit dem rothen Blute, das die Ohren wieder hineintreiben, ausgedehnet werden: Kurz darauf ſind die Ohren ruhig, und die Herzkammern fangen an ſich zuſammen zu ziehen, und treiben ihr Blut heraus, daß man alſo ganz deutlich die vorher in denen Ohren ſich aͤuſſernde, und gleich darauf in dem Herzen erfolgende Zuſammenziehung, von einander unterſcheiden kann. Endlich hat Lanciſius ſelbſt eben dieſe Erſchei- nungen bei lebendigen Thieren wahrgenommen (u). An einem Huͤnchen im Eye kann dieſe Beobachtung am al- lerleichtſten angeſtellet werden.
Bei einem Thiere, das bald ſterben will, wird hinge- gen dieſe Ordnung und Zeitfolge, in Anſehung der Wirk- ſamkeit der Herzohren und der Kammern, merklich ge- ſtoͤrt. Man wird oft ſehen, daß das rechte Herzohr mit einer wunderbaren Geſchwindigkeit annoch klopfet, wenn das Herz bereits ganz ruhig iſt, und keine Veraͤnderung mehr zeiget, und es wird jenes oͤfters fuͤnf-(x) und ſechs- mal (y), ja ſechzig- und hundertmal ſchlagen (a), ehe ſich das Herz ein einziges mal zuſammenzieht. Zuweilen kann man auch, bei einer allzuſchnellen Bewegung des Herzens, nicht leicht die vorhergehenden Schlaͤge des Herzohres unterſcheiden (b). Denn da an einem Thiere, das alſo gequaͤlet wird, beinahe 140 Herzſchlaͤge in einer Minute geſchehen, die Zuſammenziehung des Ohres hin- gegen nicht viel mehr, als den dritten Theil von dieſer (c)
kur-
(u)[Spaltenumbruch]
S. 87.
(x)Exp. 474. 477. 492.
(y)stenonis Act. Hafnienſ. am angef. Ort. S. 142. J. Jac. Peyer Obſ. 32. J. v. BeverwykQuæſt. epiſt. S. 143. Senac S. 324. Browne Langrish am angef. Ort [Spaltenumbruch]
S. 143. Highmorusde generat. S. 71.
(a)Waläus S. 401. Ensde cauſa, vires cordis alternas pro- ducente, n. 5.
(b)Harvey S. 49. 51.
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Die Bewegung des Herzens.
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der Zeit, wenn ſich die Kammern in ihrer Erweiterung
befanden, da ſie ſodann eben mit dem rothen Blute, das
die Ohren wieder hineintreiben, ausgedehnet werden:
Kurz darauf ſind die Ohren ruhig, und die Herzkammern
fangen an ſich zuſammen zu ziehen, und treiben ihr Blut
heraus, daß man alſo ganz deutlich die vorher in denen
Ohren ſich aͤuſſernde, und gleich darauf in dem Herzen
erfolgende Zuſammenziehung, von einander unterſcheiden
kann. Endlich hat Lanciſius ſelbſt eben dieſe Erſchei-
nungen bei lebendigen Thieren wahrgenommen (u). An
einem Huͤnchen im Eye kann dieſe Beobachtung am al-
lerleichtſten angeſtellet werden.
Bei einem Thiere, das bald ſterben will, wird hinge-
gen dieſe Ordnung und Zeitfolge, in Anſehung der Wirk-
ſamkeit der Herzohren und der Kammern, merklich ge-
ſtoͤrt. Man wird oft ſehen, daß das rechte Herzohr mit
einer wunderbaren Geſchwindigkeit annoch klopfet, wenn
das Herz bereits ganz ruhig iſt, und keine Veraͤnderung
mehr zeiget, und es wird jenes oͤfters fuͤnf- (x) und ſechs-
mal (y), ja ſechzig- und hundertmal ſchlagen (a), ehe ſich
das Herz ein einziges mal zuſammenzieht. Zuweilen
kann man auch, bei einer allzuſchnellen Bewegung des
Herzens, nicht leicht die vorhergehenden Schlaͤge des
Herzohres unterſcheiden (b). Denn da an einem Thiere,
das alſo gequaͤlet wird, beinahe 140 Herzſchlaͤge in einer
Minute geſchehen, die Zuſammenziehung des Ohres hin-
gegen nicht viel mehr, als den dritten Theil von dieſer
kur-
(c)
(u)
S. 87.
(x) Exp. 474. 477. 492.
(y) stenonis Act. Hafnienſ. am
angef. Ort. S. 142. J. Jac. Peyer
Obſ. 32. J. v. Beverwyk Quæſt.
epiſt. S. 143. Senac S. 324.
Browne Langrish am angef. Ort
S. 143. Highmorus de generat.
S. 71.
(a) Waläus S. 401. Ens de
cauſa, vires cordis alternas pro-
ducente, n. 5.
(b) Harvey S. 49. 51.
(c) Exp. 470.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 799. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/855>, abgerufen am 23.11.2024.
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