genblutadern zurükgetrieben, wodurch dann dieselbe zur Erweiterung gereizet, und bald darauf, wenn sich die Blutader zusammengezogen hat, das Blut wieder in den Sinus geführet wird. Dieses Ab- und Zufliessen des Blutes kann nun bei einem gesunden Thiere, und wenn die Brust noch verschlossen ist, weniger statt haben: denn es scheinet, daß dasjenige Blut, welches von der Lunge durch die Blutadern dieses Eingeweides zurükkommt, das Blut, so aus dem linken Sinus zurükkommen würde, al- lezeit aufhalte, und durch seinen Widerstand verhindere, damit daraus nicht etwa eine dem natürlichen Laufe des Blutes entgegengesezte Blutströmung entstehen möchte. Jn einem eröfneten Thiere gehet aus der zusammenge- drükten Lunge nichts in ihre Blutader über.
Der andere Weg hingegen, welcher der Natur gemäß ist, öfnet sich in die linke Kammer, in welche auch aus dem Herzohr, und dem Sinus, der sich an eben derselben Seite befindet, alles Blut hingeführet wird. Denn der häutigte und klappenförmige Ring giebt dem Blutkegel, der nach der Achse in das Herz eindringet, ebner massen nach, und wird sodann an die Wände des Herzens ange- drükt. Daher ist es nun gekommen, daß man aus die- sem Baue, der an sich gar zu deutlich in die Augen fällt, schon vor langer Zeit etwas von der wahren Bewegung des Blutes gewust hat. Denn Vesalius(n) hat vor- längst wahrgenommen, daß die Luft durch diese Klappen einen Durchgang in die linke Kammer erhalte, und daß derselben überhaupt aller Rükweg daraus abgeschnitten werde; wie denn auch Realdus Columbus(o), inglei- chen Johann Valverdus(p), und Adrian Spigel(q), blos durch diesen Versuch, von dem wahren Wege, den
das
(n)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort S. 746.
(o)De re anatom. L. VII. c. 1. S. 178. 179.
(p)[Spaltenumbruch]Anat. corp. hum. S. 230. 289.
(q)Anat. L. IX. c. 8.
Viertes Buch. Das Herz.
genblutadern zuruͤkgetrieben, wodurch dann dieſelbe zur Erweiterung gereizet, und bald darauf, wenn ſich die Blutader zuſammengezogen hat, das Blut wieder in den Sinus gefuͤhret wird. Dieſes Ab- und Zuflieſſen des Blutes kann nun bei einem geſunden Thiere, und wenn die Bruſt noch verſchloſſen iſt, weniger ſtatt haben: denn es ſcheinet, daß dasjenige Blut, welches von der Lunge durch die Blutadern dieſes Eingeweides zuruͤkkommt, das Blut, ſo aus dem linken Sinus zuruͤkkommen wuͤrde, al- lezeit aufhalte, und durch ſeinen Widerſtand verhindere, damit daraus nicht etwa eine dem natuͤrlichen Laufe des Blutes entgegengeſezte Blutſtroͤmung entſtehen moͤchte. Jn einem eroͤfneten Thiere gehet aus der zuſammenge- druͤkten Lunge nichts in ihre Blutader uͤber.
Der andere Weg hingegen, welcher der Natur gemaͤß iſt, oͤfnet ſich in die linke Kammer, in welche auch aus dem Herzohr, und dem Sinus, der ſich an eben derſelben Seite befindet, alles Blut hingefuͤhret wird. Denn der haͤutigte und klappenfoͤrmige Ring giebt dem Blutkegel, der nach der Achſe in das Herz eindringet, ebner maſſen nach, und wird ſodann an die Waͤnde des Herzens ange- druͤkt. Daher iſt es nun gekommen, daß man aus die- ſem Baue, der an ſich gar zu deutlich in die Augen faͤllt, ſchon vor langer Zeit etwas von der wahren Bewegung des Blutes gewuſt hat. Denn Veſalius(n) hat vor- laͤngſt wahrgenommen, daß die Luft durch dieſe Klappen einen Durchgang in die linke Kammer erhalte, und daß derſelben uͤberhaupt aller Ruͤkweg daraus abgeſchnitten werde; wie denn auch Realdus Columbus(o), inglei- chen Johann Valverdus(p), und Adrian Spigel(q), blos durch dieſen Verſuch, von dem wahren Wege, den
das
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Am angef. Ort S. 746.
(o)De re anatom. L. VII. c. 1. S. 178. 179.
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Viertes Buch. Das Herz.
genblutadern zuruͤkgetrieben, wodurch dann dieſelbe zur
Erweiterung gereizet, und bald darauf, wenn ſich die
Blutader zuſammengezogen hat, das Blut wieder in den
Sinus gefuͤhret wird. Dieſes Ab- und Zuflieſſen des
Blutes kann nun bei einem geſunden Thiere, und wenn
die Bruſt noch verſchloſſen iſt, weniger ſtatt haben: denn
es ſcheinet, daß dasjenige Blut, welches von der Lunge
durch die Blutadern dieſes Eingeweides zuruͤkkommt, das
Blut, ſo aus dem linken Sinus zuruͤkkommen wuͤrde, al-
lezeit aufhalte, und durch ſeinen Widerſtand verhindere,
damit daraus nicht etwa eine dem natuͤrlichen Laufe des
Blutes entgegengeſezte Blutſtroͤmung entſtehen moͤchte.
Jn einem eroͤfneten Thiere gehet aus der zuſammenge-
druͤkten Lunge nichts in ihre Blutader uͤber.
Der andere Weg hingegen, welcher der Natur gemaͤß
iſt, oͤfnet ſich in die linke Kammer, in welche auch aus
dem Herzohr, und dem Sinus, der ſich an eben derſelben
Seite befindet, alles Blut hingefuͤhret wird. Denn der
haͤutigte und klappenfoͤrmige Ring giebt dem Blutkegel,
der nach der Achſe in das Herz eindringet, ebner maſſen
nach, und wird ſodann an die Waͤnde des Herzens ange-
druͤkt. Daher iſt es nun gekommen, daß man aus die-
ſem Baue, der an ſich gar zu deutlich in die Augen faͤllt,
ſchon vor langer Zeit etwas von der wahren Bewegung
des Blutes gewuſt hat. Denn Veſalius (n) hat vor-
laͤngſt wahrgenommen, daß die Luft durch dieſe Klappen
einen Durchgang in die linke Kammer erhalte, und daß
derſelben uͤberhaupt aller Ruͤkweg daraus abgeſchnitten
werde; wie denn auch Realdus Columbus (o), inglei-
chen Johann Valverdus (p), und Adrian Spigel (q),
blos durch dieſen Verſuch, von dem wahren Wege, den
das
(n)
Am angef. Ort S. 746.
(o) De re anatom. L. VII. c. 1.
S. 178. 179.
(p)
Anat. corp. hum. S. 230.
289.
(q) Anat. L. IX. c. 8.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 782. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/838>, abgerufen am 22.11.2024.
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