und untern Holader (d) vollkommen richtig, und es en- digt sich selbige auf einer Seite ganz oben in der Brust, und auf der andren Seite an der Leber. Ein berühmter Schriftsteller versichert, daß sich der obere Stamm stär- ker verengere, und auch stärkere Fasern habe (e); ich habe aber darüber noch keinen Versuch selbst gemacht.
Man hat hierbei alle Vorsichtigkeit zu beobachten, da- mit man nicht den von dem Athemholen erfolgenden Rück- flus des Blutes, oder die Macht, welche das Zwerchfell über die untere Holader hat, mit der dieser Ader ange- bohrnen und wesentlichen Kraft verwechsele. Um des- willen nehmen wir die ersten Beispiele von den Frö- schen (f) und Fischen (g) her, indem an diesen weder der Druk einer verengerten Brust, noch die Gewalt des Zwerchfells, gegen die Holader etwas auszurichten ver- mag. Es sind demnach an diesen Thieren die beiden Holadern, nämlich die obere und die untere, eigentlich die ersten Theile des Herzens, indem sie offenbar, und mit grosser Gewalt, ihr Blut ganz deutlich in das Herzohr hineintreiben, und das rothe Blut, welches sich vorher dar- innen befand, in dieses Ohr sichtbarer Weise von sich ge- ben. Es bringet aber auch dasjenige Blut, welches das Ohr wieder in die Holader ausschüttet, den Pulsschlag nicht für sich allein zuwege (h). Wenn dieselben kurz darauf wieder in der Bewegung nachgelassen haben, so werden sie wiederum offenbar aus den benachbarten Blut- adern mit Blute angefüllet, sie schwellen daher auf, werden breit und dikke, und bekommen eine schwarzblau- liche Farbe (i). Solchergestalt entstehet daraus der
(g)[Spaltenumbruch]Exp. 526. 527. Am Aale Muralt im Vademec. S. 585.
(h)Schwarzde vomitu & mot. perist. n. 17.
(i) Ebenders. ebendas.
Viertes Buch. Das Herz.
und untern Holader (d) vollkommen richtig, und es en- digt ſich ſelbige auf einer Seite ganz oben in der Bruſt, und auf der andren Seite an der Leber. Ein beruͤhmter Schriftſteller verſichert, daß ſich der obere Stamm ſtaͤr- ker verengere, und auch ſtaͤrkere Faſern habe (e); ich habe aber daruͤber noch keinen Verſuch ſelbſt gemacht.
Man hat hierbei alle Vorſichtigkeit zu beobachten, da- mit man nicht den von dem Athemholen erfolgenden Ruͤck- flus des Blutes, oder die Macht, welche das Zwerchfell uͤber die untere Holader hat, mit der dieſer Ader ange- bohrnen und weſentlichen Kraft verwechſele. Um des- willen nehmen wir die erſten Beiſpiele von den Froͤ- ſchen (f) und Fiſchen (g) her, indem an dieſen weder der Druk einer verengerten Bruſt, noch die Gewalt des Zwerchfells, gegen die Holader etwas auszurichten ver- mag. Es ſind demnach an dieſen Thieren die beiden Holadern, naͤmlich die obere und die untere, eigentlich die erſten Theile des Herzens, indem ſie offenbar, und mit groſſer Gewalt, ihr Blut ganz deutlich in das Herzohr hineintreiben, und das rothe Blut, welches ſich vorher dar- innen befand, in dieſes Ohr ſichtbarer Weiſe von ſich ge- ben. Es bringet aber auch dasjenige Blut, welches das Ohr wieder in die Holader ausſchuͤttet, den Pulsſchlag nicht fuͤr ſich allein zuwege (h). Wenn dieſelben kurz darauf wieder in der Bewegung nachgelaſſen haben, ſo werden ſie wiederum offenbar aus den benachbarten Blut- adern mit Blute angefuͤllet, ſie ſchwellen daher auf, werden breit und dikke, und bekommen eine ſchwarzblau- liche Farbe (i). Solchergeſtalt entſtehet daraus der
(g)[Spaltenumbruch]Exp. 526. 527. Am Aale Muralt im Vademec. S. 585.
(h)Schwarzde vomitu & mot. periſt. n. 17.
(i) Ebenderſ. ebendaſ.
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Viertes Buch. Das Herz.
und untern Holader (d) vollkommen richtig, und es en-
digt ſich ſelbige auf einer Seite ganz oben in der Bruſt,
und auf der andren Seite an der Leber. Ein beruͤhmter
Schriftſteller verſichert, daß ſich der obere Stamm ſtaͤr-
ker verengere, und auch ſtaͤrkere Faſern habe (e); ich habe
aber daruͤber noch keinen Verſuch ſelbſt gemacht.
Man hat hierbei alle Vorſichtigkeit zu beobachten, da-
mit man nicht den von dem Athemholen erfolgenden Ruͤck-
flus des Blutes, oder die Macht, welche das Zwerchfell
uͤber die untere Holader hat, mit der dieſer Ader ange-
bohrnen und weſentlichen Kraft verwechſele. Um des-
willen nehmen wir die erſten Beiſpiele von den Froͤ-
ſchen (f) und Fiſchen (g) her, indem an dieſen weder der
Druk einer verengerten Bruſt, noch die Gewalt des
Zwerchfells, gegen die Holader etwas auszurichten ver-
mag. Es ſind demnach an dieſen Thieren die beiden
Holadern, naͤmlich die obere und die untere, eigentlich
die erſten Theile des Herzens, indem ſie offenbar, und mit
groſſer Gewalt, ihr Blut ganz deutlich in das Herzohr
hineintreiben, und das rothe Blut, welches ſich vorher dar-
innen befand, in dieſes Ohr ſichtbarer Weiſe von ſich ge-
ben. Es bringet aber auch dasjenige Blut, welches das
Ohr wieder in die Holader ausſchuͤttet, den Pulsſchlag
nicht fuͤr ſich allein zuwege (h). Wenn dieſelben kurz
darauf wieder in der Bewegung nachgelaſſen haben, ſo
werden ſie wiederum offenbar aus den benachbarten Blut-
adern mit Blute angefuͤllet, ſie ſchwellen daher auf,
werden breit und dikke, und bekommen eine ſchwarzblau-
liche Farbe (i). Solchergeſtalt entſtehet daraus der
wahre
(d) Exp 120. An der Leber und
Kehle Waläus.
(e) Günz de humorib. S. 142.
(f) Exp. 479. 480. 530. 532. 548.
549. 553. 554. 126.
(g)
Exp. 526. 527. Am Aale
Muralt im Vademec. S. 585.
(h) Schwarz de vomitu & mot.
periſt. n. 17.
(i) Ebenderſ. ebendaſ.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 760. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/816>, abgerufen am 23.11.2024.
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