he. Endlich finde ich auch, daß selbst die Muskeln, wel- che die Klappen zurükhalten, kürzer werden, und sich den Blutadermündungen nähern (c), ingleichen daß die Seh- nenschnüre der Klappen in etwas schlaff werden. Jch behaupte dieses alles mit völliger Zuverläßigkeit, weil man es bei einer grossen Anzal von Thieren wahr befunden hat.
§. 4. Das Herz verkürzt sich in der That, wenn es wirksam ist.
Da alles dieses ohne grosse Schwierigkeit an allerlei eröfneten lebendigen Thieren kann wahrgenommen wer- den, so muß man sich billig wundern, daß dennoch be- rühmte Männer das Gegentheil von demjenigen haben glauben können, was ich bisher erkläret habe. Also ha- be ich gemeldet, daß das Herz sich unter der Zusammen- ziehung verkürze; Vesalius hingegen schreibt (g), es verlängere sich unter derselben, und werde eigentlich bei der Erweiterung kürzer. Das grosse Ansehn, darinnen dieser Mann gestanden, hat auch andere, wie es gemei- niglich zu geschehen pflegt, ja den Riolanus selbst (h), welcher sich gleichwol auf die Oefnung lebendiger Thiere beruft, und verschiedene physiologische Schriftsteller, be- wogen, eben dieses zu behaupten (i).
Es ist aber auch diese Streitigkeit noch ganz kürzlich, bei der grossen Erkenntniß, die man in der Zergliede- (d) (e) (f)
rungs-
(c)[Spaltenumbruch]Exp. 543.
(g) Am angef. Ort S. 732. 744.
(h)[Spaltenumbruch]Anthropogr. S. 241. Vivi- section. S. 415.
(i)Hannibal albertinvs am angef. Ort. I. Alph. borellvs de motu animal. L. II. Prop. 50. Ga- vet am angef. Ort. S. 19. 20. wobei er, ich weiß nicht welchen Erweis gebraucht hat.
(d)Exp. 507. 508. 509. J. Fan- ton S. 295.
(e)Senac S. 305.
(f)Exp. 485. 470. 471. Harvey S. 27. BertinThes. cit.Mayow Op. S. 368. an Fischen. Lister an Schnekken u. s. w.
Viertes Buch. Das Herz.
he. Endlich finde ich auch, daß ſelbſt die Muskeln, wel- che die Klappen zuruͤkhalten, kuͤrzer werden, und ſich den Blutadermuͤndungen naͤhern (c), ingleichen daß die Seh- nenſchnuͤre der Klappen in etwas ſchlaff werden. Jch behaupte dieſes alles mit voͤlliger Zuverlaͤßigkeit, weil man es bei einer groſſen Anzal von Thieren wahr befunden hat.
§. 4. Das Herz verkuͤrzt ſich in der That, wenn es wirkſam iſt.
Da alles dieſes ohne groſſe Schwierigkeit an allerlei eroͤfneten lebendigen Thieren kann wahrgenommen wer- den, ſo muß man ſich billig wundern, daß dennoch be- ruͤhmte Maͤnner das Gegentheil von demjenigen haben glauben koͤnnen, was ich bisher erklaͤret habe. Alſo ha- be ich gemeldet, daß das Herz ſich unter der Zuſammen- ziehung verkuͤrze; Veſalius hingegen ſchreibt (g), es verlaͤngere ſich unter derſelben, und werde eigentlich bei der Erweiterung kuͤrzer. Das groſſe Anſehn, darinnen dieſer Mann geſtanden, hat auch andere, wie es gemei- niglich zu geſchehen pflegt, ja den Riolanus ſelbſt (h), welcher ſich gleichwol auf die Oefnung lebendiger Thiere beruft, und verſchiedene phyſiologiſche Schriftſteller, be- wogen, eben dieſes zu behaupten (i).
Es iſt aber auch dieſe Streitigkeit noch ganz kuͤrzlich, bei der groſſen Erkenntniß, die man in der Zergliede- (d) (e) (f)
rungs-
(c)[Spaltenumbruch]Exp. 543.
(g) Am angef. Ort S. 732. 744.
(h)[Spaltenumbruch]Anthropogr. S. 241. Vivi- ſection. S. 415.
(i)Hannibal albertinvs am angef. Ort. I. Alph. borellvs de motu animal. L. II. Prop. 50. Ga- vet am angef. Ort. S. 19. 20. wobei er, ich weiß nicht welchen Erweis gebraucht hat.
(d)Exp. 507. 508. 509. J. Fan- ton S. 295.
(e)Senac S. 305.
(f)Exp. 485. 470. 471. Harvey S. 27. BertinTheſ. cit.Mayow Op. S. 368. an Fiſchen. Liſter an Schnekken u. ſ. w.
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Viertes Buch. Das Herz.
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Blutadermuͤndungen naͤhern (c), ingleichen daß die Seh-
nenſchnuͤre der Klappen in etwas ſchlaff werden. Jch
behaupte dieſes alles mit voͤlliger Zuverlaͤßigkeit, weil
man es bei einer groſſen Anzal von Thieren wahr befunden
hat.
§. 4.
Das Herz verkuͤrzt ſich in der That, wenn
es wirkſam iſt.
Da alles dieſes ohne groſſe Schwierigkeit an allerlei
eroͤfneten lebendigen Thieren kann wahrgenommen wer-
den, ſo muß man ſich billig wundern, daß dennoch be-
ruͤhmte Maͤnner das Gegentheil von demjenigen haben
glauben koͤnnen, was ich bisher erklaͤret habe. Alſo ha-
be ich gemeldet, daß das Herz ſich unter der Zuſammen-
ziehung verkuͤrze; Veſalius hingegen ſchreibt (g), es
verlaͤngere ſich unter derſelben, und werde eigentlich bei
der Erweiterung kuͤrzer. Das groſſe Anſehn, darinnen
dieſer Mann geſtanden, hat auch andere, wie es gemei-
niglich zu geſchehen pflegt, ja den Riolanus ſelbſt (h),
welcher ſich gleichwol auf die Oefnung lebendiger Thiere
beruft, und verſchiedene phyſiologiſche Schriftſteller, be-
wogen, eben dieſes zu behaupten (i).
Es iſt aber auch dieſe Streitigkeit noch ganz kuͤrzlich,
bei der groſſen Erkenntniß, die man in der Zergliede-
rungs-
(d)
(e)
(f)
(c)
Exp. 543.
(g) Am angef. Ort S. 732. 744.
(h)
Anthropogr. S. 241. Vivi-
ſection. S. 415.
(i) Hannibal albertinvs am
angef. Ort. I. Alph. borellvs de
motu animal. L. II. Prop. 50. Ga-
vet am angef. Ort. S. 19. 20.
wobei er, ich weiß nicht welchen
Erweis gebraucht hat.
(d) Exp. 507. 508. 509. J. Fan-
ton S. 295.
(e) Senac S. 305.
(f) Exp. 485. 470. 471. Harvey
S. 27. Bertin Theſ. cit. Mayow
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 742. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/798>, abgerufen am 20.11.2024.
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