äussersten Fasern die Werkzeuge der Nachlassung wären, so müsten dieselben, wenn sie gereizt, und also zusam- mengezogen worden, das Herz wiederum in eine Schlaff- heit versezzen. Denn wenn eine Muskelfaser gereizt wird, so äussert sie allezeit eine Wirksamkeik darnach (e).
Es ist hiernächst gleichergestalt gezeiget worden, daß sich die Muskelbündel (lacerti), und die Fasern des Her- zens sehr untereinander verwikkeln, und daß sie unter sich selbst, theils durch ein dichtes Zellgewebe (g), theils auch durch die Aeste (h) der Fasern dergestalt verknüpfet wer- den, daß es sich nicht einmal gedenken läst, wie in die- sen muskelhaften Nezze einige Fasern zu der Zeit ganz vor sich allein können wirksam seyn, und sich verkürzen, da die übrigen in der Unthätigkeit verharren. Es ist fer- ner gewiß, daß die Erweiterung des Herzens keine zum Leben erforderliche Verrichtung (vitalis actio) ist, welche eine Stärke, oder eine Muskelkraft erforderte. Denn die Erweiterung erfolget alsdenn, wenn das Herz ent- weder matt wird, oder in eine vollkommene Trägheit verfällt, und in solcher ohne einige Bewegung entweder beständig, oder doch wenigstens so lange verharret, bis es durch einen Reiz zu einer neuen Zusammenziehung an- getrieben wird (k)
Uebrigens scheint mir gar nichts dunkles mehr bei derjenigen Erweiterung übrig zu seyn, welche auf die Zu- sammenziehung des Herzens folget. Denn es bleibt ein jeder Muskel so lange in der Zusammenziehung, als die Ursache derselben bei ihm vorhanden ist, es mögen nun seine Fasern eine Lage haben welche sie wollen. Man nehme diese Ursache hinweg, so wird auch zu gleicher Zeit die Zusammenziehung aufgehoben seyn, und an deren
statt
(e)[Spaltenumbruch]Prem. Mem. S. 7. u. f.
(g) S. 351.
(h) S. 350.
(k)[Spaltenumbruch]Second Mem. am angef. Ort und in diesem Werke n. 24.
Viertes Buch. Das Herz.
aͤuſſerſten Faſern die Werkzeuge der Nachlaſſung waͤren, ſo muͤſten dieſelben, wenn ſie gereizt, und alſo zuſam- mengezogen worden, das Herz wiederum in eine Schlaff- heit verſezzen. Denn wenn eine Muskelfaſer gereizt wird, ſo aͤuſſert ſie allezeit eine Wirkſamkeik darnach (e).
Es iſt hiernaͤchſt gleichergeſtalt gezeiget worden, daß ſich die Muskelbuͤndel (lacerti), und die Faſern des Her- zens ſehr untereinander verwikkeln, und daß ſie unter ſich ſelbſt, theils durch ein dichtes Zellgewebe (g), theils auch durch die Aeſte (h) der Faſern dergeſtalt verknuͤpfet wer- den, daß es ſich nicht einmal gedenken laͤſt, wie in die- ſen muskelhaften Nezze einige Faſern zu der Zeit ganz vor ſich allein koͤnnen wirkſam ſeyn, und ſich verkuͤrzen, da die uͤbrigen in der Unthaͤtigkeit verharren. Es iſt fer- ner gewiß, daß die Erweiterung des Herzens keine zum Leben erforderliche Verrichtung (vitalis actio) iſt, welche eine Staͤrke, oder eine Muskelkraft erforderte. Denn die Erweiterung erfolget alsdenn, wenn das Herz ent- weder matt wird, oder in eine vollkommene Traͤgheit verfaͤllt, und in ſolcher ohne einige Bewegung entweder beſtaͤndig, oder doch wenigſtens ſo lange verharret, bis es durch einen Reiz zu einer neuen Zuſammenziehung an- getrieben wird (k)
Uebrigens ſcheint mir gar nichts dunkles mehr bei derjenigen Erweiterung uͤbrig zu ſeyn, welche auf die Zu- ſammenziehung des Herzens folget. Denn es bleibt ein jeder Muskel ſo lange in der Zuſammenziehung, als die Urſache derſelben bei ihm vorhanden iſt, es moͤgen nun ſeine Faſern eine Lage haben welche ſie wollen. Man nehme dieſe Urſache hinweg, ſo wird auch zu gleicher Zeit die Zuſammenziehung aufgehoben ſeyn, und an deren
ſtatt
(e)[Spaltenumbruch]Prem. Mem. S. 7. u. f.
(g) S. 351.
(h) S. 350.
(k)[Spaltenumbruch]Second Mem. am angef. Ort und in dieſem Werke n. 24.
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Viertes Buch. Das Herz.
aͤuſſerſten Faſern die Werkzeuge der Nachlaſſung waͤren,
ſo muͤſten dieſelben, wenn ſie gereizt, und alſo zuſam-
mengezogen worden, das Herz wiederum in eine Schlaff-
heit verſezzen. Denn wenn eine Muskelfaſer gereizt
wird, ſo aͤuſſert ſie allezeit eine Wirkſamkeik darnach (e).
Es iſt hiernaͤchſt gleichergeſtalt gezeiget worden, daß
ſich die Muskelbuͤndel (lacerti), und die Faſern des Her-
zens ſehr untereinander verwikkeln, und daß ſie unter ſich
ſelbſt, theils durch ein dichtes Zellgewebe (g), theils auch
durch die Aeſte (h) der Faſern dergeſtalt verknuͤpfet wer-
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ſen muskelhaften Nezze einige Faſern zu der Zeit ganz
vor ſich allein koͤnnen wirkſam ſeyn, und ſich verkuͤrzen,
da die uͤbrigen in der Unthaͤtigkeit verharren. Es iſt fer-
ner gewiß, daß die Erweiterung des Herzens keine zum
Leben erforderliche Verrichtung (vitalis actio) iſt, welche
eine Staͤrke, oder eine Muskelkraft erforderte. Denn
die Erweiterung erfolget alsdenn, wenn das Herz ent-
weder matt wird, oder in eine vollkommene Traͤgheit
verfaͤllt, und in ſolcher ohne einige Bewegung entweder
beſtaͤndig, oder doch wenigſtens ſo lange verharret, bis
es durch einen Reiz zu einer neuen Zuſammenziehung an-
getrieben wird (k)
Uebrigens ſcheint mir gar nichts dunkles mehr bei
derjenigen Erweiterung uͤbrig zu ſeyn, welche auf die Zu-
ſammenziehung des Herzens folget. Denn es bleibt ein
jeder Muskel ſo lange in der Zuſammenziehung, als die
Urſache derſelben bei ihm vorhanden iſt, es moͤgen nun
ſeine Faſern eine Lage haben welche ſie wollen. Man
nehme dieſe Urſache hinweg, ſo wird auch zu gleicher Zeit
die Zuſammenziehung aufgehoben ſeyn, und an deren
ſtatt
(e)
Prem. Mem. S. 7. u. f.
(g) S. 351.
(h) S. 350.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 738. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/794>, abgerufen am 23.11.2024.
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