zens an unzählbaren Orten unter sich in Verbindung ste- hen, so daß man sich in der That nicht darüber wundern darf, daß man bereits vorher, ehe noch die Art, die Ge- fässe künstlich auszusprizzen, erfunden worden, dennoch gewust habe (o), daß wenn eine von beiden Schlagadern mit Luft, oder Wasser angefüllt worden, auch die ande- re damit angefüllet werde. Der Durchgang in das Zellgewebe ist hier so frei und so offen, als er irgend an einem Orte seyn kann.
Ein neuer Schriftsteller behauptet, daß von beiden Adern der Luftröhrenäste ein Ast zu dem Herzohre von eben derselben Seite hingehe (p); vielleicht verstehet er aber darunter die von uns angezogne Vereinigungen der Schlagadern beider Ohren, mit den Schlagadern der Luftröhrenäste.
§. 34. Die grossen Blutadern. Die Kranz- blutadern.
Die Blutadern des Herzens sind nicht von einerlei Grösse; wir wollen sie in drei Gattungen, nämlich in die grossen, mittelmäßigen, und ganz kleinen ab- theilen. Die leztern werden aber nicht von allen Zer- gliederern angenommen.
Unter den grossen Blutadern ist diejenige die vor- nehmste, welche Galenus in eigentlicherem Verstande die Kranzader nennete (q), welches auch von denen übrigen alten Schriftstellern geschehen ist, die diesen Na- men von der Umbeugung entlehnten, welche diese Blut- ader um den stumpfen Rand macht. Es ist diese Blut- ader in der That groß (r), wenn man sie mit der mittel-
mäs-
(o)[Spaltenumbruch]
Es wuste dieses schon Ri- chard Lower am angef. Ort c. 1. S. 9. Carl Drelincourt im Cani- cid. V. Gualther charleton three lectures S. 46.
(p)[Spaltenumbruch]disdier Sarcologie Part. III. S. 55.
(q)Dissect. arter. & venar. c. 2.
(r)VesaliusL. VI. S. 279.
Viertes Buch. Das Herz.
zens an unzaͤhlbaren Orten unter ſich in Verbindung ſte- hen, ſo daß man ſich in der That nicht daruͤber wundern darf, daß man bereits vorher, ehe noch die Art, die Ge- faͤſſe kuͤnſtlich auszuſprizzen, erfunden worden, dennoch gewuſt habe (o), daß wenn eine von beiden Schlagadern mit Luft, oder Waſſer angefuͤllt worden, auch die ande- re damit angefuͤllet werde. Der Durchgang in das Zellgewebe iſt hier ſo frei und ſo offen, als er irgend an einem Orte ſeyn kann.
Ein neuer Schriftſteller behauptet, daß von beiden Adern der Luftroͤhrenaͤſte ein Aſt zu dem Herzohre von eben derſelben Seite hingehe (p); vielleicht verſtehet er aber darunter die von uns angezogne Vereinigungen der Schlagadern beider Ohren, mit den Schlagadern der Luftroͤhrenaͤſte.
§. 34. Die groſſen Blutadern. Die Kranz- blutadern.
Die Blutadern des Herzens ſind nicht von einerlei Groͤſſe; wir wollen ſie in drei Gattungen, naͤmlich in die groſſen, mittelmaͤßigen, und ganz kleinen ab- theilen. Die leztern werden aber nicht von allen Zer- gliederern angenommen.
Unter den groſſen Blutadern iſt diejenige die vor- nehmſte, welche Galenus in eigentlicherem Verſtande die Kranzader nennete (q), welches auch von denen uͤbrigen alten Schriftſtellern geſchehen iſt, die dieſen Na- men von der Umbeugung entlehnten, welche dieſe Blut- ader um den ſtumpfen Rand macht. Es iſt dieſe Blut- ader in der That groß (r), wenn man ſie mit der mittel-
maͤſ-
(o)[Spaltenumbruch]
Es wuſte dieſes ſchon Ri- chard Lower am angef. Ort c. 1. S. 9. Carl Drelincourt im Cani- cid. V. Gualther charleton three lectures S. 46.
(p)[Spaltenumbruch]disdier Sarcologie Part. III. S. 55.
(q)Diſſect. arter. & venar. c. 2.
(r)VeſaliusL. VI. S. 279.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0770"n="714"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Viertes Buch. Das Herz.</hi></fw><lb/>
zens an unzaͤhlbaren Orten unter ſich in Verbindung ſte-<lb/>
hen, ſo daß man ſich in der That nicht daruͤber wundern<lb/>
darf, daß man bereits vorher, ehe noch die Art, die Ge-<lb/>
faͤſſe kuͤnſtlich auszuſprizzen, erfunden worden, dennoch<lb/>
gewuſt habe <noteplace="foot"n="(o)"><cb/>
Es wuſte dieſes ſchon Ri-<lb/>
chard <hirendition="#fr">Lower</hi> am angef. Ort <hirendition="#aq">c.</hi> 1.<lb/>
S. 9. Carl <hirendition="#fr">Drelincourt</hi> im <hirendition="#aq">Cani-<lb/>
cid. V. Gualther <hirendition="#k">charleton</hi> three<lb/>
lectures</hi> S. 46.</note>, daß wenn eine von beiden Schlagadern<lb/>
mit Luft, oder Waſſer angefuͤllt worden, auch die ande-<lb/>
re damit angefuͤllet werde. Der Durchgang in das<lb/>
Zellgewebe iſt hier ſo frei und ſo offen, als er irgend an<lb/>
einem Orte ſeyn kann.</p><lb/><p>Ein neuer Schriftſteller behauptet, daß von beiden<lb/>
Adern der Luftroͤhrenaͤſte ein Aſt zu dem Herzohre von<lb/>
eben derſelben Seite hingehe <noteplace="foot"n="(p)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">disdier</hi> Sarcologie Part. III.</hi><lb/>
S. 55.</note>; vielleicht verſtehet er<lb/>
aber darunter die von uns angezogne Vereinigungen<lb/>
der Schlagadern beider Ohren, mit den Schlagadern<lb/>
der Luftroͤhrenaͤſte.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 34.<lb/>
Die groſſen Blutadern. Die Kranz-<lb/>
blutadern.</head><lb/><p>Die <hirendition="#fr">Blutadern</hi> des Herzens ſind nicht von einerlei<lb/>
Groͤſſe; wir wollen ſie in drei Gattungen, naͤmlich in<lb/>
die <hirendition="#fr">groſſen, mittelmaͤßigen,</hi> und <hirendition="#fr">ganz kleinen</hi> ab-<lb/>
theilen. Die leztern werden aber nicht von allen Zer-<lb/>
gliederern angenommen.</p><lb/><p>Unter den groſſen Blutadern iſt diejenige die vor-<lb/>
nehmſte, welche <hirendition="#fr">Galenus</hi> in eigentlicherem Verſtande<lb/><hirendition="#fr">die Kranzader</hi> nennete <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">Diſſect. arter. & venar. c.</hi> 2.</note>, welches auch von denen<lb/>
uͤbrigen alten Schriftſtellern geſchehen iſt, die dieſen Na-<lb/>
men von der Umbeugung entlehnten, welche dieſe Blut-<lb/>
ader um den ſtumpfen Rand macht. Es iſt dieſe Blut-<lb/>
ader in der That groß <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#fr">Veſalius</hi><hirendition="#aq">L. VI.</hi> S. 279.</note>, wenn man ſie mit der mittel-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">maͤſ-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[714/0770]
Viertes Buch. Das Herz.
zens an unzaͤhlbaren Orten unter ſich in Verbindung ſte-
hen, ſo daß man ſich in der That nicht daruͤber wundern
darf, daß man bereits vorher, ehe noch die Art, die Ge-
faͤſſe kuͤnſtlich auszuſprizzen, erfunden worden, dennoch
gewuſt habe (o), daß wenn eine von beiden Schlagadern
mit Luft, oder Waſſer angefuͤllt worden, auch die ande-
re damit angefuͤllet werde. Der Durchgang in das
Zellgewebe iſt hier ſo frei und ſo offen, als er irgend an
einem Orte ſeyn kann.
Ein neuer Schriftſteller behauptet, daß von beiden
Adern der Luftroͤhrenaͤſte ein Aſt zu dem Herzohre von
eben derſelben Seite hingehe (p); vielleicht verſtehet er
aber darunter die von uns angezogne Vereinigungen
der Schlagadern beider Ohren, mit den Schlagadern
der Luftroͤhrenaͤſte.
§. 34.
Die groſſen Blutadern. Die Kranz-
blutadern.
Die Blutadern des Herzens ſind nicht von einerlei
Groͤſſe; wir wollen ſie in drei Gattungen, naͤmlich in
die groſſen, mittelmaͤßigen, und ganz kleinen ab-
theilen. Die leztern werden aber nicht von allen Zer-
gliederern angenommen.
Unter den groſſen Blutadern iſt diejenige die vor-
nehmſte, welche Galenus in eigentlicherem Verſtande
die Kranzader nennete (q), welches auch von denen
uͤbrigen alten Schriftſtellern geſchehen iſt, die dieſen Na-
men von der Umbeugung entlehnten, welche dieſe Blut-
ader um den ſtumpfen Rand macht. Es iſt dieſe Blut-
ader in der That groß (r), wenn man ſie mit der mittel-
maͤſ-
(o)
Es wuſte dieſes ſchon Ri-
chard Lower am angef. Ort c. 1.
S. 9. Carl Drelincourt im Cani-
cid. V. Gualther charleton three
lectures S. 46.
(p)
disdier Sarcologie Part. III.
S. 55.
(q) Diſſect. arter. & venar. c. 2.
(r) Veſalius L. VI. S. 279.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 714. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/770>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.