Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Bau des Herzens.
§. 29.
Die uns annoch unbekannte Nerven.

Von den Nerven, die bei der dritten, oder vierten
Ribbe entspringen sollen, glaube ich, weil ich sie nie ge-
sehen, daß sie sehr selten vorkommen müssen; es sollen
dieselben, nachdem sie der Kehle einige Aeste mitgetheilet
haben, und über den Canal des Botallus fortgegangen
sind, nach dem Herzen zu gehen, wie sie von dem be-
rühmten J. Zacharias Petsche (p) beschrieben werden.
Jn dieser Gegend treten zwar, in der ganzen Länge der
Brust, von dem Jnterkostalnerven Zweige heraus, und
gehen nach denen Gewerbebeinen hin, ich habe aber das
Ende dererselben niemals finden können. Noch weniger
aber habe ich diejenigen Herznerven annehmen können,
von denen ein ehemals berühmter Academist, Hunaud,
meldet (q), daß dieselben, nachdem sie von dem grossen
Geflechte im Gekröse, in dem Unterleibe selbst entstan-
den, und durch das Loch der Holader in die Brusthöle
zurükgegangen, endlich in das rechte Herzohr gekommen
wären. Jch glaube, daß Lancisius (r) eben dieselben
meint, wenn er, von dem Nierengeflechte, Nerven zu der
untern Holader hinüberleitet. Jch habe wenigstens kei-
ne Zweige gesehen, die ins Herz zurükgelaufen wären,
als ich die Nerven des Zwerchfells, welche von der Ver-
einigung der halbmondenförmigen Nervenknoten ent-
standen sind, mit allen Fleis untersuchte, ohnerach-
tet viele dererselben vor dem Loche der Holader vorüber-
gehen, von denen ich doch, bei genauerer Nachforschung,
wahrgenommen, daß sie sich nach dem fleischigen Theil
des gedachten Zwerchfells hingewendet. Eben so wenig

hat
(p) [Spaltenumbruch] Jn der oftbelobten Disser-
tation n. 104.
(q) [Spaltenumbruch] Hist. de l'Acad. royale des
scienc. 1734. n.
4.
(r) S. 77. tab. 7.
X x 5
Der Bau des Herzens.
§. 29.
Die uns annoch unbekannte Nerven.

Von den Nerven, die bei der dritten, oder vierten
Ribbe entſpringen ſollen, glaube ich, weil ich ſie nie ge-
ſehen, daß ſie ſehr ſelten vorkommen muͤſſen; es ſollen
dieſelben, nachdem ſie der Kehle einige Aeſte mitgetheilet
haben, und uͤber den Canal des Botallus fortgegangen
ſind, nach dem Herzen zu gehen, wie ſie von dem be-
ruͤhmten J. Zacharias Petſche (p) beſchrieben werden.
Jn dieſer Gegend treten zwar, in der ganzen Laͤnge der
Bruſt, von dem Jnterkoſtalnerven Zweige heraus, und
gehen nach denen Gewerbebeinen hin, ich habe aber das
Ende dererſelben niemals finden koͤnnen. Noch weniger
aber habe ich diejenigen Herznerven annehmen koͤnnen,
von denen ein ehemals beruͤhmter Academiſt, Hunaud,
meldet (q), daß dieſelben, nachdem ſie von dem groſſen
Geflechte im Gekroͤſe, in dem Unterleibe ſelbſt entſtan-
den, und durch das Loch der Holader in die Bruſthoͤle
zuruͤkgegangen, endlich in das rechte Herzohr gekommen
waͤren. Jch glaube, daß Lanciſius (r) eben dieſelben
meint, wenn er, von dem Nierengeflechte, Nerven zu der
untern Holader hinuͤberleitet. Jch habe wenigſtens kei-
ne Zweige geſehen, die ins Herz zuruͤkgelaufen waͤren,
als ich die Nerven des Zwerchfells, welche von der Ver-
einigung der halbmondenfoͤrmigen Nervenknoten ent-
ſtanden ſind, mit allen Fleis unterſuchte, ohnerach-
tet viele dererſelben vor dem Loche der Holader voruͤber-
gehen, von denen ich doch, bei genauerer Nachforſchung,
wahrgenommen, daß ſie ſich nach dem fleiſchigen Theil
des gedachten Zwerchfells hingewendet. Eben ſo wenig

hat
(p) [Spaltenumbruch] Jn der oftbelobten Diſſer-
tation n. 104.
(q) [Spaltenumbruch] Hiſt. de l’Acad. royale des
ſcienc. 1734. n.
4.
(r) S. 77. tab. 7.
X x 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0753" n="697"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Bau des Herzens.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 29.<lb/>
Die uns annoch unbekannte Nerven.</head><lb/>
            <p>Von den Nerven, die bei der dritten, oder vierten<lb/>
Ribbe ent&#x017F;pringen &#x017F;ollen, glaube ich, weil ich &#x017F;ie nie ge-<lb/>
&#x017F;ehen, daß &#x017F;ie &#x017F;ehr &#x017F;elten vorkommen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; es &#x017F;ollen<lb/>
die&#x017F;elben, nachdem &#x017F;ie der Kehle einige Ae&#x017F;te mitgetheilet<lb/>
haben, und u&#x0364;ber den Canal des Botallus fortgegangen<lb/>
&#x017F;ind, nach dem Herzen zu gehen, wie &#x017F;ie von dem be-<lb/>
ru&#x0364;hmten J. Zacharias <hi rendition="#fr">Pet&#x017F;che</hi> <note place="foot" n="(p)"><cb/>
Jn der oftbelobten Di&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
tation <hi rendition="#aq">n.</hi> 104.</note> be&#x017F;chrieben werden.<lb/>
Jn die&#x017F;er Gegend treten zwar, in der ganzen La&#x0364;nge der<lb/>
Bru&#x017F;t, von dem Jnterko&#x017F;talnerven Zweige heraus, und<lb/>
gehen nach denen Gewerbebeinen hin, ich habe aber das<lb/>
Ende derer&#x017F;elben niemals finden ko&#x0364;nnen. Noch weniger<lb/>
aber habe ich diejenigen Herznerven annehmen ko&#x0364;nnen,<lb/>
von denen ein ehemals beru&#x0364;hmter Academi&#x017F;t, <hi rendition="#fr">Hunaud,</hi><lb/>
meldet <note place="foot" n="(q)"><cb/><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;t. de l&#x2019;Acad. royale des<lb/>
&#x017F;cienc. 1734. n.</hi> 4.</note>, daß die&#x017F;elben, nachdem &#x017F;ie von dem gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Geflechte im Gekro&#x0364;&#x017F;e, in dem Unterleibe &#x017F;elb&#x017F;t ent&#x017F;tan-<lb/>
den, und durch das Loch der Holader in die Bru&#x017F;tho&#x0364;le<lb/>
zuru&#x0364;kgegangen, endlich in das rechte Herzohr gekommen<lb/>
wa&#x0364;ren. Jch glaube, daß <hi rendition="#fr">Lanci&#x017F;ius</hi> <note place="foot" n="(r)">S. 77. <hi rendition="#aq">tab.</hi> 7.</note> eben die&#x017F;elben<lb/>
meint, wenn er, von dem Nierengeflechte, Nerven zu der<lb/>
untern Holader hinu&#x0364;berleitet. Jch habe wenig&#x017F;tens kei-<lb/>
ne Zweige ge&#x017F;ehen, die ins Herz zuru&#x0364;kgelaufen wa&#x0364;ren,<lb/>
als ich die Nerven des Zwerchfells, welche von der Ver-<lb/>
einigung der halbmondenfo&#x0364;rmigen Nervenknoten ent-<lb/>
&#x017F;tanden &#x017F;ind, mit allen Fleis unter&#x017F;uchte, ohnerach-<lb/>
tet viele derer&#x017F;elben vor dem Loche der Holader voru&#x0364;ber-<lb/>
gehen, von denen ich doch, bei genauerer Nachfor&#x017F;chung,<lb/>
wahrgenommen, daß &#x017F;ie &#x017F;ich nach dem flei&#x017F;chigen Theil<lb/>
des gedachten Zwerchfells hingewendet. Eben &#x017F;o wenig<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X x 5</fw><fw place="bottom" type="catch">hat</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[697/0753] Der Bau des Herzens. §. 29. Die uns annoch unbekannte Nerven. Von den Nerven, die bei der dritten, oder vierten Ribbe entſpringen ſollen, glaube ich, weil ich ſie nie ge- ſehen, daß ſie ſehr ſelten vorkommen muͤſſen; es ſollen dieſelben, nachdem ſie der Kehle einige Aeſte mitgetheilet haben, und uͤber den Canal des Botallus fortgegangen ſind, nach dem Herzen zu gehen, wie ſie von dem be- ruͤhmten J. Zacharias Petſche (p) beſchrieben werden. Jn dieſer Gegend treten zwar, in der ganzen Laͤnge der Bruſt, von dem Jnterkoſtalnerven Zweige heraus, und gehen nach denen Gewerbebeinen hin, ich habe aber das Ende dererſelben niemals finden koͤnnen. Noch weniger aber habe ich diejenigen Herznerven annehmen koͤnnen, von denen ein ehemals beruͤhmter Academiſt, Hunaud, meldet (q), daß dieſelben, nachdem ſie von dem groſſen Geflechte im Gekroͤſe, in dem Unterleibe ſelbſt entſtan- den, und durch das Loch der Holader in die Bruſthoͤle zuruͤkgegangen, endlich in das rechte Herzohr gekommen waͤren. Jch glaube, daß Lanciſius (r) eben dieſelben meint, wenn er, von dem Nierengeflechte, Nerven zu der untern Holader hinuͤberleitet. Jch habe wenigſtens kei- ne Zweige geſehen, die ins Herz zuruͤkgelaufen waͤren, als ich die Nerven des Zwerchfells, welche von der Ver- einigung der halbmondenfoͤrmigen Nervenknoten ent- ſtanden ſind, mit allen Fleis unterſuchte, ohnerach- tet viele dererſelben vor dem Loche der Holader voruͤber- gehen, von denen ich doch, bei genauerer Nachforſchung, wahrgenommen, daß ſie ſich nach dem fleiſchigen Theil des gedachten Zwerchfells hingewendet. Eben ſo wenig hat (p) Jn der oftbelobten Diſſer- tation n. 104. (q) Hiſt. de l’Acad. royale des ſcienc. 1734. n. 4. (r) S. 77. tab. 7. X x 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/753
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 697. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/753>, abgerufen am 20.11.2024.