mund Vieussens, von dem verzehrten Fette des Her- zens übrig bleiben. Marcell Malpigh hat den Ruhm, daß er uns die Natur dieses Gewebes zuerst und viel ge- treuer gelehrt hat. Nach ihm blis Frid. Ruysch die Fächer dieses Gewebes auf, und er beschrieb sie, wenn sie ausgefüllt waren, unter dem Namen der eigenthümlichen Haut an den Gedärmen und dem Hodenbeutel. Wie- derum kamen Jak. Douglas und der vortrefliche Greis Jak. Benign. Winslow schon der Warheit näher, dar- unter jener das um das Darmfell gelagerte zellige Woll- gewebe, dieser die zellige Scheiden der Gefässe und des Ribbenfelles beschrieben. Man mus hier auch nicht den nüzlichen Beitrag, den man meinem Lehrer, dem vortref- lichen Börhave in der Geschichte dieses Gewebes zu danken hat, aus der Acht lassen. Dieses gilt auch von dem vortreflichen Werke des berühmten Kaauw Börha- vens. Es gehören hieher mein zweeter Lehrer, der vor- trefliche Bernh. Siegfr. Albin, der gelehrte Karl Aug. von Bergen, unser ehemalige Zuhörer, David Christoph Schobinger, welcher unsre Versuche durch seine eigne häufig angestellte bestätigt hat, und Franz Thierry, der nach unsren Gründen, das Zellgewebe für eine den mei- sten menschlichen Theilen zugehörige Materie erkant hat.
Wir müssen nun auch von dem Orte reden, den das zellige Gewebe einnimt. Es offenbaret sich überall unter den Bekleidungen unsers Körpers, zwischen diesen und den Muskeln sehr häufig, und es ward von den Alten unter die Ueberzüge des gesamten Körpers gezälet; es ist ferner, wenige Gegenden ausgenommen, beinahe aller Orten mit einem überflüßigen Fette angefüllt. Es über- kleidet ferner von aussen alle die ansehnliche Membranen, die gleichsam eben so viel Säkke für das Eingeweide sind. Es blühet daher auf der äussern Oberfläche des Herzbeu- tels und Ribbenfells allenthalben hervor, sowohl an dem Orte, wo es von den Muskeln zwischen den Ribben,
dem
B
des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.
mund Vieuſſens, von dem verzehrten Fette des Her- zens uͤbrig bleiben. Marcell Malpigh hat den Ruhm, daß er uns die Natur dieſes Gewebes zuerſt und viel ge- treuer gelehrt hat. Nach ihm blis Frid. Ruyſch die Faͤcher dieſes Gewebes auf, und er beſchrieb ſie, wenn ſie ausgefuͤllt waren, unter dem Namen der eigenthuͤmlichen Haut an den Gedaͤrmen und dem Hodenbeutel. Wie- derum kamen Jak. Douglas und der vortrefliche Greis Jak. Benign. Winslow ſchon der Warheit naͤher, dar- unter jener das um das Darmfell gelagerte zellige Woll- gewebe, dieſer die zellige Scheiden der Gefaͤſſe und des Ribbenfelles beſchrieben. Man mus hier auch nicht den nuͤzlichen Beitrag, den man meinem Lehrer, dem vortref- lichen Boͤrhave in der Geſchichte dieſes Gewebes zu danken hat, aus der Acht laſſen. Dieſes gilt auch von dem vortreflichen Werke des beruͤhmten Kaauw Boͤrha- vens. Es gehoͤren hieher mein zweeter Lehrer, der vor- trefliche Bernh. Siegfr. Albin, der gelehrte Karl Aug. von Bergen, unſer ehemalige Zuhoͤrer, David Chriſtoph Schobinger, welcher unſre Verſuche durch ſeine eigne haͤufig angeſtellte beſtaͤtigt hat, und Franz Thierry, der nach unſren Gruͤnden, das Zellgewebe fuͤr eine den mei- ſten menſchlichen Theilen zugehoͤrige Materie erkant hat.
Wir muͤſſen nun auch von dem Orte reden, den das zellige Gewebe einnimt. Es offenbaret ſich uͤberall unter den Bekleidungen unſers Koͤrpers, zwiſchen dieſen und den Muskeln ſehr haͤufig, und es ward von den Alten unter die Ueberzuͤge des geſamten Koͤrpers gezaͤlet; es iſt ferner, wenige Gegenden ausgenommen, beinahe aller Orten mit einem uͤberfluͤßigen Fette angefuͤllt. Es uͤber- kleidet ferner von auſſen alle die anſehnliche Membranen, die gleichſam eben ſo viel Saͤkke fuͤr das Eingeweide ſind. Es bluͤhet daher auf der aͤuſſern Oberflaͤche des Herzbeu- tels und Ribbenfells allenthalben hervor, ſowohl an dem Orte, wo es von den Muskeln zwiſchen den Ribben,
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des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.
mund Vieuſſens, von dem verzehrten Fette des Her-
zens uͤbrig bleiben. Marcell Malpigh hat den Ruhm,
daß er uns die Natur dieſes Gewebes zuerſt und viel ge-
treuer gelehrt hat. Nach ihm blis Frid. Ruyſch die
Faͤcher dieſes Gewebes auf, und er beſchrieb ſie, wenn ſie
ausgefuͤllt waren, unter dem Namen der eigenthuͤmlichen
Haut an den Gedaͤrmen und dem Hodenbeutel. Wie-
derum kamen Jak. Douglas und der vortrefliche Greis
Jak. Benign. Winslow ſchon der Warheit naͤher, dar-
unter jener das um das Darmfell gelagerte zellige Woll-
gewebe, dieſer die zellige Scheiden der Gefaͤſſe und des
Ribbenfelles beſchrieben. Man mus hier auch nicht den
nuͤzlichen Beitrag, den man meinem Lehrer, dem vortref-
lichen Boͤrhave in der Geſchichte dieſes Gewebes zu
danken hat, aus der Acht laſſen. Dieſes gilt auch von
dem vortreflichen Werke des beruͤhmten Kaauw Boͤrha-
vens. Es gehoͤren hieher mein zweeter Lehrer, der vor-
trefliche Bernh. Siegfr. Albin, der gelehrte Karl Aug.
von Bergen, unſer ehemalige Zuhoͤrer, David Chriſtoph
Schobinger, welcher unſre Verſuche durch ſeine eigne
haͤufig angeſtellte beſtaͤtigt hat, und Franz Thierry, der
nach unſren Gruͤnden, das Zellgewebe fuͤr eine den mei-
ſten menſchlichen Theilen zugehoͤrige Materie erkant hat.
Wir muͤſſen nun auch von dem Orte reden, den das
zellige Gewebe einnimt. Es offenbaret ſich uͤberall unter
den Bekleidungen unſers Koͤrpers, zwiſchen dieſen und
den Muskeln ſehr haͤufig, und es ward von den Alten
unter die Ueberzuͤge des geſamten Koͤrpers gezaͤlet; es iſt
ferner, wenige Gegenden ausgenommen, beinahe aller
Orten mit einem uͤberfluͤßigen Fette angefuͤllt. Es uͤber-
kleidet ferner von auſſen alle die anſehnliche Membranen,
die gleichſam eben ſo viel Saͤkke fuͤr das Eingeweide ſind.
Es bluͤhet daher auf der aͤuſſern Oberflaͤche des Herzbeu-
tels und Ribbenfells allenthalben hervor, ſowohl an dem
Orte, wo es von den Muskeln zwiſchen den Ribben,
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/73>, abgerufen am 22.11.2024.
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