die wahren Queerfasern angegeben, welche die Herzfasern verbinden sollen. Endlich so werden die Muskelschnü- ren (lacerti) derer andern Muskeln durch ganz deutliche Fettstreifen abgesondert, und wenn man diese mit einem Messerchen wegräumet, so entstehen dadurch deutliche leere Räume zwischen diesen Muskeln. Jm Herzen ist, ausser der äussersten Fläche desselben, nichts dergleichen vor- handen, und es werden auch die inwendigen fleischigen Schichten von gar keinen Fett umgeben, welches man herausschneiden, und so denn diese Schichten von den übrigen daneben befindlichen absondern könnte (g).
Wir werden also mit leichter Mühe dasjenige anzei- gen können, was ich für meine Person selbst gesehen ha- be: es wird solches zwar glaubwürdig, aber nicht voll- ständig seyn. Es scheinen mir demnach alle Herzfasern insgesamt schief, aber doch dergestalt zu laufen, daß die mehresten den Queerfasern näher, als den geraden kom- men. Sie entspringen aus der Gegend des rechten Herz- ohres, laufen hernach auf der bauchigen Fläche nach der Herzspizze herab (h), und kehren über die flache Ebene des Herzens zu eben dem Ohre wieder zurük- ke (i). Nahe aber an diesem Ohre und an dem Grunde des Herzens kommen die meisten zusammen, und machen das Herz dikke: zwischen dem Grunde aber desselben, und dem Ohre, lassen sie viele von ihres gleichen zurükke, und wenden sich nach den Hölen der Kammern, um die in- wendige Muskeln und gegitterten Schnüre (reticulati la- certi) zu bilden, und daher kommt es eigentlich, daß das Fleisch gegen die Herzspizze viel dünner, als nahe an dem Grunde desselben ist.
Es
(g)[Spaltenumbruch]SenacT. I. S. 198.
(h)Cowper am angef. Ort. Tab. 36. f. 1.
(i)[Spaltenumbruch]
Ebendaselbst, f. 2. So be- schreibt sie beinahe C. Bartho- lin, Thomas Sohn, in Specim. anat. S. 64.
Der Bau des Herzens.
die wahren Queerfaſern angegeben, welche die Herzfaſern verbinden ſollen. Endlich ſo werden die Muskelſchnuͤ- ren (lacerti) derer andern Muskeln durch ganz deutliche Fettſtreifen abgeſondert, und wenn man dieſe mit einem Meſſerchen wegraͤumet, ſo entſtehen dadurch deutliche leere Raͤume zwiſchen dieſen Muskeln. Jm Herzen iſt, auſſer der aͤuſſerſten Flaͤche deſſelben, nichts dergleichen vor- handen, und es werden auch die inwendigen fleiſchigen Schichten von gar keinen Fett umgeben, welches man herausſchneiden, und ſo denn dieſe Schichten von den uͤbrigen daneben befindlichen abſondern koͤnnte (g).
Wir werden alſo mit leichter Muͤhe dasjenige anzei- gen koͤnnen, was ich fuͤr meine Perſon ſelbſt geſehen ha- be: es wird ſolches zwar glaubwuͤrdig, aber nicht voll- ſtaͤndig ſeyn. Es ſcheinen mir demnach alle Herzfaſern insgeſamt ſchief, aber doch dergeſtalt zu laufen, daß die mehreſten den Queerfaſern naͤher, als den geraden kom- men. Sie entſpringen aus der Gegend des rechten Herz- ohres, laufen hernach auf der bauchigen Flaͤche nach der Herzſpizze herab (h), und kehren uͤber die flache Ebene des Herzens zu eben dem Ohre wieder zuruͤk- ke (i). Nahe aber an dieſem Ohre und an dem Grunde des Herzens kommen die meiſten zuſammen, und machen das Herz dikke: zwiſchen dem Grunde aber deſſelben, und dem Ohre, laſſen ſie viele von ihres gleichen zuruͤkke, und wenden ſich nach den Hoͤlen der Kammern, um die in- wendige Muskeln und gegitterten Schnuͤre (reticulati la- certi) zu bilden, und daher kommt es eigentlich, daß das Fleiſch gegen die Herzſpizze viel duͤnner, als nahe an dem Grunde deſſelben iſt.
Es
(g)[Spaltenumbruch]SenacT. I. S. 198.
(h)Cowper am angef. Ort. Tab. 36. f. 1.
(i)[Spaltenumbruch]
Ebendaſelbſt, f. 2. So be- ſchreibt ſie beinahe C. Bartho- lin, Thomas Sohn, in Specim. anat. S. 64.
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[669/0725]
Der Bau des Herzens.
die wahren Queerfaſern angegeben, welche die Herzfaſern
verbinden ſollen. Endlich ſo werden die Muskelſchnuͤ-
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Fettſtreifen abgeſondert, und wenn man dieſe mit einem
Meſſerchen wegraͤumet, ſo entſtehen dadurch deutliche
leere Raͤume zwiſchen dieſen Muskeln. Jm Herzen iſt,
auſſer der aͤuſſerſten Flaͤche deſſelben, nichts dergleichen vor-
handen, und es werden auch die inwendigen fleiſchigen
Schichten von gar keinen Fett umgeben, welches man
herausſchneiden, und ſo denn dieſe Schichten von den
uͤbrigen daneben befindlichen abſondern koͤnnte (g).
Wir werden alſo mit leichter Muͤhe dasjenige anzei-
gen koͤnnen, was ich fuͤr meine Perſon ſelbſt geſehen ha-
be: es wird ſolches zwar glaubwuͤrdig, aber nicht voll-
ſtaͤndig ſeyn. Es ſcheinen mir demnach alle Herzfaſern
insgeſamt ſchief, aber doch dergeſtalt zu laufen, daß die
mehreſten den Queerfaſern naͤher, als den geraden kom-
men. Sie entſpringen aus der Gegend des rechten Herz-
ohres, laufen hernach auf der bauchigen Flaͤche nach
der Herzſpizze herab (h), und kehren uͤber die flache
Ebene des Herzens zu eben dem Ohre wieder zuruͤk-
ke (i). Nahe aber an dieſem Ohre und an dem Grunde
des Herzens kommen die meiſten zuſammen, und machen
das Herz dikke: zwiſchen dem Grunde aber deſſelben, und
dem Ohre, laſſen ſie viele von ihres gleichen zuruͤkke, und
wenden ſich nach den Hoͤlen der Kammern, um die in-
wendige Muskeln und gegitterten Schnuͤre (reticulati la-
certi) zu bilden, und daher kommt es eigentlich, daß das
Fleiſch gegen die Herzſpizze viel duͤnner, als nahe an dem
Grunde deſſelben iſt.
Es
(g)
Senac T. I. S. 198.
(h) Cowper am angef. Ort.
Tab. 36. f. 1.
(i)
Ebendaſelbſt, f. 2. So be-
ſchreibt ſie beinahe C. Bartho-
lin, Thomas Sohn, in Specim.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 669. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/725>, abgerufen am 22.11.2024.
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