Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Bau des Herzens.

Die Lage unterscheidet diese Klappen von einander.
Eine befindet sich mehr vorwärts, die andere hinterwärts,
und die dritte oberhalb. Ueberhaupt aber haben sie ih-
ren Plazz in derjenigen Gegend der Schlagader, die von
dem herumliegenden Fleische des Herzens eingeschlossen
wird.

Nunmehro müssen wir auch ihren Bau beschreiben.
Jhr unterster Rand, mit dem sie sich ins Herz befesti-
gen, und mit welchem die blinde Tiefe der Klappe ver-
schlossen wird, krümmet sich in ein Bogenstük (u), wel-
ches gemeiniglich kleiner als ein halber Zirkel ist; denn
ich habe niemals gesehen, daß dieser Rand einen spizzi-
gen Winkel gebildet hätte, wie ihn Vidius (x) vorge-
stellet, und Garengeot beschrieben hat (y). Ziehet
man durch diese Bogen der dreien Klappen eine gerade
Linie, so wird sie zwar in den mehresten Leichnamen einen
Zirkel beschreiben, doch wird man auch Körper finden, in
denen eine wellenförmige Linie entstehen wird, weil un-
ter diesen Klappen eine näher an der Herzspizze, und die
andere näher bei der Aorte hervorkommt. Dieses schei-
net vorlängst schon Wilhelm Cowper (z) angezeigt zu
haben.

Von hieraus läuft der Rand, von der in die Schlag-
ader fortgestrekten Klappe, mit der Membrane des Her-
zens in derjenigen Linie weiter fort, welche mit der Rich-
tung der Schlagader parallel ist, und ist einer ähnlichen
Linie in denen beiden Nebenklappen entgegengekehrt, bis
die oberen Scheitelspizzen zwoner Klappen, die über ih-
ren Sinus emporsteigen, gleichsam mit einem harthäu-
tigen Stükchen vor der Membrane der Schlagader her-

vor-
(u) [Spaltenumbruch] Vieussens Tab. XI. f. 1.
Cowper in allen Kupfern. Senac
Tab. 15.
(x) [Spaltenumbruch] Tab. 75. f. 10.
(y) Am angef. Ort, S. 145.
(z) Tab. 38. f. 1.
S s
Der Bau des Herzens.

Die Lage unterſcheidet dieſe Klappen von einander.
Eine befindet ſich mehr vorwaͤrts, die andere hinterwaͤrts,
und die dritte oberhalb. Ueberhaupt aber haben ſie ih-
ren Plazz in derjenigen Gegend der Schlagader, die von
dem herumliegenden Fleiſche des Herzens eingeſchloſſen
wird.

Nunmehro muͤſſen wir auch ihren Bau beſchreiben.
Jhr unterſter Rand, mit dem ſie ſich ins Herz befeſti-
gen, und mit welchem die blinde Tiefe der Klappe ver-
ſchloſſen wird, kruͤmmet ſich in ein Bogenſtuͤk (u), wel-
ches gemeiniglich kleiner als ein halber Zirkel iſt; denn
ich habe niemals geſehen, daß dieſer Rand einen ſpizzi-
gen Winkel gebildet haͤtte, wie ihn Vidius (x) vorge-
ſtellet, und Garengeot beſchrieben hat (y). Ziehet
man durch dieſe Bogen der dreien Klappen eine gerade
Linie, ſo wird ſie zwar in den mehreſten Leichnamen einen
Zirkel beſchreiben, doch wird man auch Koͤrper finden, in
denen eine wellenfoͤrmige Linie entſtehen wird, weil un-
ter dieſen Klappen eine naͤher an der Herzſpizze, und die
andere naͤher bei der Aorte hervorkommt. Dieſes ſchei-
net vorlaͤngſt ſchon Wilhelm Cowper (z) angezeigt zu
haben.

Von hieraus laͤuft der Rand, von der in die Schlag-
ader fortgeſtrekten Klappe, mit der Membrane des Her-
zens in derjenigen Linie weiter fort, welche mit der Rich-
tung der Schlagader parallel iſt, und iſt einer aͤhnlichen
Linie in denen beiden Nebenklappen entgegengekehrt, bis
die oberen Scheitelſpizzen zwoner Klappen, die uͤber ih-
ren Sinus emporſteigen, gleichſam mit einem harthaͤu-
tigen Stuͤkchen vor der Membrane der Schlagader her-

vor-
(u) [Spaltenumbruch] Vieuſſens Tab. XI. f. 1.
Cowper in allen Kupfern. Senac
Tab. 15.
(x) [Spaltenumbruch] Tab. 75. f. 10.
(y) Am angef. Ort, S. 145.
(z) Tab. 38. f. 1.
S s
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0697" n="641"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Bau des Herzens.</hi> </fw><lb/>
            <p>Die Lage unter&#x017F;cheidet die&#x017F;e Klappen von einander.<lb/>
Eine befindet &#x017F;ich mehr vorwa&#x0364;rts, die andere hinterwa&#x0364;rts,<lb/>
und die dritte oberhalb. Ueberhaupt aber haben &#x017F;ie ih-<lb/>
ren Plazz in derjenigen Gegend der Schlagader, die von<lb/>
dem herumliegenden Flei&#x017F;che des Herzens einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wird.</p><lb/>
            <p>Nunmehro mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir auch ihren Bau be&#x017F;chreiben.<lb/>
Jhr unter&#x017F;ter Rand, mit dem &#x017F;ie &#x017F;ich ins Herz befe&#x017F;ti-<lb/>
gen, und mit welchem die blinde Tiefe der Klappe ver-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wird, kru&#x0364;mmet &#x017F;ich in ein Bogen&#x017F;tu&#x0364;k <note place="foot" n="(u)"><cb/><hi rendition="#fr">Vieu&#x017F;&#x017F;ens</hi><hi rendition="#aq">Tab. XI. f. 1.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Cowper</hi> in allen Kupfern. <hi rendition="#fr">Senac</hi><lb/><hi rendition="#aq">Tab. 15.</hi></note>, wel-<lb/>
ches gemeiniglich kleiner als ein halber Zirkel i&#x017F;t; denn<lb/>
ich habe niemals ge&#x017F;ehen, daß die&#x017F;er Rand einen &#x017F;pizzi-<lb/>
gen Winkel gebildet ha&#x0364;tte, wie ihn <hi rendition="#fr">Vidius</hi> <note place="foot" n="(x)"><cb/><hi rendition="#aq">Tab. 75. f. 10.</hi></note> vorge-<lb/>
&#x017F;tellet, und <hi rendition="#fr">Garengeot</hi> be&#x017F;chrieben hat <note place="foot" n="(y)">Am angef. Ort, S. 145.</note>. Ziehet<lb/>
man durch die&#x017F;e Bogen der dreien Klappen eine gerade<lb/>
Linie, &#x017F;o wird &#x017F;ie zwar in den mehre&#x017F;ten Leichnamen einen<lb/>
Zirkel be&#x017F;chreiben, doch wird man auch Ko&#x0364;rper finden, in<lb/>
denen eine wellenfo&#x0364;rmige Linie ent&#x017F;tehen wird, weil un-<lb/>
ter die&#x017F;en Klappen eine na&#x0364;her an der Herz&#x017F;pizze, und die<lb/>
andere na&#x0364;her bei der Aorte hervorkommt. Die&#x017F;es &#x017F;chei-<lb/>
net vorla&#x0364;ng&#x017F;t &#x017F;chon Wilhelm <hi rendition="#fr">Cowper</hi> <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">Tab. 38. f. 1.</hi></note> angezeigt zu<lb/>
haben.</p><lb/>
            <p>Von hieraus la&#x0364;uft der Rand, von der in die Schlag-<lb/>
ader fortge&#x017F;trekten Klappe, mit der Membrane des Her-<lb/>
zens in derjenigen Linie weiter fort, welche mit der Rich-<lb/>
tung der Schlagader parallel i&#x017F;t, und i&#x017F;t einer a&#x0364;hnlichen<lb/>
Linie in denen beiden Nebenklappen entgegengekehrt, bis<lb/>
die oberen Scheitel&#x017F;pizzen zwoner Klappen, die u&#x0364;ber ih-<lb/>
ren Sinus empor&#x017F;teigen, gleich&#x017F;am mit einem hartha&#x0364;u-<lb/>
tigen Stu&#x0364;kchen vor der Membrane der Schlagader her-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S s</fw><fw place="bottom" type="catch">vor-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[641/0697] Der Bau des Herzens. Die Lage unterſcheidet dieſe Klappen von einander. Eine befindet ſich mehr vorwaͤrts, die andere hinterwaͤrts, und die dritte oberhalb. Ueberhaupt aber haben ſie ih- ren Plazz in derjenigen Gegend der Schlagader, die von dem herumliegenden Fleiſche des Herzens eingeſchloſſen wird. Nunmehro muͤſſen wir auch ihren Bau beſchreiben. Jhr unterſter Rand, mit dem ſie ſich ins Herz befeſti- gen, und mit welchem die blinde Tiefe der Klappe ver- ſchloſſen wird, kruͤmmet ſich in ein Bogenſtuͤk (u), wel- ches gemeiniglich kleiner als ein halber Zirkel iſt; denn ich habe niemals geſehen, daß dieſer Rand einen ſpizzi- gen Winkel gebildet haͤtte, wie ihn Vidius (x) vorge- ſtellet, und Garengeot beſchrieben hat (y). Ziehet man durch dieſe Bogen der dreien Klappen eine gerade Linie, ſo wird ſie zwar in den mehreſten Leichnamen einen Zirkel beſchreiben, doch wird man auch Koͤrper finden, in denen eine wellenfoͤrmige Linie entſtehen wird, weil un- ter dieſen Klappen eine naͤher an der Herzſpizze, und die andere naͤher bei der Aorte hervorkommt. Dieſes ſchei- net vorlaͤngſt ſchon Wilhelm Cowper (z) angezeigt zu haben. Von hieraus laͤuft der Rand, von der in die Schlag- ader fortgeſtrekten Klappe, mit der Membrane des Her- zens in derjenigen Linie weiter fort, welche mit der Rich- tung der Schlagader parallel iſt, und iſt einer aͤhnlichen Linie in denen beiden Nebenklappen entgegengekehrt, bis die oberen Scheitelſpizzen zwoner Klappen, die uͤber ih- ren Sinus emporſteigen, gleichſam mit einem harthaͤu- tigen Stuͤkchen vor der Membrane der Schlagader her- vor- (u) Vieuſſens Tab. XI. f. 1. Cowper in allen Kupfern. Senac Tab. 15. (x) Tab. 75. f. 10. (y) Am angef. Ort, S. 145. (z) Tab. 38. f. 1. S s

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/697
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/697>, abgerufen am 22.11.2024.