geweides zu allererst weg begiebt. Hierauf steiget sie, längst dieser Scheidewand, gegen die Mündung der Lun- genschlagader beinahe senkrecht hinauf. Auch diese Klap- pe trift man nicht selten völlig ohne einen Muskel an, und es begeben sich in dieselbe sehr viele Sehnen, die oh- ne ein deutliches fleischiges Wärzchen aus der Scheide- wand des Herzens hervorkommen. Sonst hat aber doch diese Klappe entweder nur einen Muskel mit der zwoten Klappe gemeinschaftlich, oder einen grossen und einen klei- nen gehabt, also daß sie wieder den ersten darunter mit der zwoten Klappe getheilt, und nur der andere ihr allein eigen geblieben ist. Endlich habe ich auch wahrgenom- men, daß diese Klappe einmal völlig gemangelt, und man also statt dreier nur zwo hat zählen müssen.
Die Beschreibungen andrer Schriftsteller enthalten verschiedenes, das von dem meinigen abgehet, welches ohne Zweifel von einem sonderbaren Baue herrührt, der solchen berühmten Männern vorgekommen (r). Jch selbst habe mehr als drei breitere Klappen-Verlängerun- gen zu sehen Gelegenheit gehabt, daß ich also desto eher dem vortreflichen Nicol. Rosen(s), und R. J. Crescen- tius Garengeot(t) Glauben beimessen kann, wenn sie an der rechten Blutadermündung sechs Klappen anfüh- ren, ingleichen auch dem J. Benignus Winslow(u), wenn er meldet, daß zwischen den grossen Klappen auch kleinere befindlich wären. Jndessen bin ich doch mit dem vortreflichen ersten Leibarzte nicht gleicher Meinung, wenn er meldet, daß man, nach genauerer Untersuchung, fünf Klappen finde (x), ingleichen auch nicht mit dem be- rühmten Lietaud, welcher ohnlängst durchaus nicht
zugeben
(r)[Spaltenumbruch]Tendons, qui sortent de quelques colounes dispersees sur les parois,SenacT. I. S. 214. T. II. S. 683.
(s) Jm Compend. anat. so in [Spaltenumbruch]
Schwedischer Sprache herausge- kommen, S. 295.
(t)Splanchnolog. T. II. S. 387.
(u) Am angef. Ort, n. 60.
(x) Am angef. Ort, S. 213.
Viertes Buch. Das Herz.
geweides zu allererſt weg begiebt. Hierauf ſteiget ſie, laͤngſt dieſer Scheidewand, gegen die Muͤndung der Lun- genſchlagader beinahe ſenkrecht hinauf. Auch dieſe Klap- pe trift man nicht ſelten voͤllig ohne einen Muskel an, und es begeben ſich in dieſelbe ſehr viele Sehnen, die oh- ne ein deutliches fleiſchiges Waͤrzchen aus der Scheide- wand des Herzens hervorkommen. Sonſt hat aber doch dieſe Klappe entweder nur einen Muskel mit der zwoten Klappe gemeinſchaftlich, oder einen groſſen und einen klei- nen gehabt, alſo daß ſie wieder den erſten darunter mit der zwoten Klappe getheilt, und nur der andere ihr allein eigen geblieben iſt. Endlich habe ich auch wahrgenom- men, daß dieſe Klappe einmal voͤllig gemangelt, und man alſo ſtatt dreier nur zwo hat zaͤhlen muͤſſen.
Die Beſchreibungen andrer Schriftſteller enthalten verſchiedenes, das von dem meinigen abgehet, welches ohne Zweifel von einem ſonderbaren Baue herruͤhrt, der ſolchen beruͤhmten Maͤnnern vorgekommen (r). Jch ſelbſt habe mehr als drei breitere Klappen-Verlaͤngerun- gen zu ſehen Gelegenheit gehabt, daß ich alſo deſto eher dem vortreflichen Nicol. Roſen(s), und R. J. Creſcen- tius Garengeot(t) Glauben beimeſſen kann, wenn ſie an der rechten Blutadermuͤndung ſechs Klappen anfuͤh- ren, ingleichen auch dem J. Benignus Winslow(u), wenn er meldet, daß zwiſchen den groſſen Klappen auch kleinere befindlich waͤren. Jndeſſen bin ich doch mit dem vortreflichen erſten Leibarzte nicht gleicher Meinung, wenn er meldet, daß man, nach genauerer Unterſuchung, fuͤnf Klappen finde (x), ingleichen auch nicht mit dem be- ruͤhmten Lietaud, welcher ohnlaͤngſt durchaus nicht
zugeben
(r)[Spaltenumbruch]Tendons, qui ſortent de quelques colounes diſperſées ſur les parois,SenacT. I. S. 214. T. II. S. 683.
(s) Jm Compend. anat. ſo in [Spaltenumbruch]
Schwediſcher Sprache herausge- kommen, S. 295.
(t)Splanchnolog. T. II. S. 387.
(u) Am angef. Ort, n. 60.
(x) Am angef. Ort, S. 213.
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[636/0692]
Viertes Buch. Das Herz.
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genſchlagader beinahe ſenkrecht hinauf. Auch dieſe Klap-
pe trift man nicht ſelten voͤllig ohne einen Muskel an,
und es begeben ſich in dieſelbe ſehr viele Sehnen, die oh-
ne ein deutliches fleiſchiges Waͤrzchen aus der Scheide-
wand des Herzens hervorkommen. Sonſt hat aber doch
dieſe Klappe entweder nur einen Muskel mit der zwoten
Klappe gemeinſchaftlich, oder einen groſſen und einen klei-
nen gehabt, alſo daß ſie wieder den erſten darunter mit
der zwoten Klappe getheilt, und nur der andere ihr allein
eigen geblieben iſt. Endlich habe ich auch wahrgenom-
men, daß dieſe Klappe einmal voͤllig gemangelt, und
man alſo ſtatt dreier nur zwo hat zaͤhlen muͤſſen.
Die Beſchreibungen andrer Schriftſteller enthalten
verſchiedenes, das von dem meinigen abgehet, welches
ohne Zweifel von einem ſonderbaren Baue herruͤhrt, der
ſolchen beruͤhmten Maͤnnern vorgekommen (r). Jch
ſelbſt habe mehr als drei breitere Klappen-Verlaͤngerun-
gen zu ſehen Gelegenheit gehabt, daß ich alſo deſto eher
dem vortreflichen Nicol. Roſen (s), und R. J. Creſcen-
tius Garengeot (t) Glauben beimeſſen kann, wenn ſie
an der rechten Blutadermuͤndung ſechs Klappen anfuͤh-
ren, ingleichen auch dem J. Benignus Winslow (u),
wenn er meldet, daß zwiſchen den groſſen Klappen auch
kleinere befindlich waͤren. Jndeſſen bin ich doch mit dem
vortreflichen erſten Leibarzte nicht gleicher Meinung,
wenn er meldet, daß man, nach genauerer Unterſuchung,
fuͤnf Klappen finde (x), ingleichen auch nicht mit dem be-
ruͤhmten Lietaud, welcher ohnlaͤngſt durchaus nicht
zugeben
(r)
Tendons, qui ſortent de
quelques colounes diſperſées ſur les
parois, Senac T. I. S. 214. T. II.
S. 683.
(s) Jm Compend. anat. ſo in
Schwediſcher Sprache herausge-
kommen, S. 295.
(t) Splanchnolog. T. II. S. 387.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/692>, abgerufen am 22.11.2024.
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