Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Bau des Herzens.
ken Kammer in einen Stükke fortläuft, und an der er-
habnen runden Seite des Herzens sich vorwerts und et-
was niedriger befindet.

Sie ist überall breiter, aber um etwas kürzer, als
die zwote, hintere und obere Kammer (i): wiewol sie in
der Frucht, und oftermals bei Kindern, bisweilen auch
in jungen Personen, eben so lang (k), oder gar noch
länger ist, wie ich es wenigstens an einem Knaben gese-
hen (l). Sie gehet allerdings bis in die Spizze des Her-
zens, wie wir schon gezeiget haben.

Bei erwachsenen Menschen ist sie viel schwächer, und
fast um dreimal schwächer, als die hintere Kammer, wel-
ches dennoch dergestalt zu verstehen ist, daß sie derselben
nahe bei dem Grunde in Ansehung der Menge derer Fa-
sern und der Dikke des Fleisches wenig nachgiebt, und
daß der Durchmesser des Fleisches nur von da aus bis
gegen die Spizze mehr vermindert wird, als es bei der
linken Kammer geschiehet. Jch finde allezeit ohngefehr
mitten, in der Gegend wo die mittelste Ader liegt, auf
der flachen Seite des Herzens einen dermassen zarten klei-
nen Theil von dieser Kammer, daß zwischen der äussern
Membrane und der Höle des Herzens fast nichts anders,
als etwas Fett liegt. Daher pflegt das Herz gemeinig-
lich hier Risse zu bekommen, wenn es von der Anfüllung
mit Wachs endlich zerspringt. Uebrigens ist die rechte
Herzkammer eben so muskelhaft, und nicht weniger reiz-
bar, als die hintere. Sie wird aber später gebildet, und
sie hängt sich in einem Hühnchen, das in einem bebrüteten
Eye liegt, erstlich alsdenn, wenn die linke Kammer be-

reits
(i) [Spaltenumbruch] senac T. I. S. 192. R.
vievssens de remot. et prox. prin-
cip.
S. 184. I. B. morgagni Epist.
Anat. XV. n.
2.
(k) harvei am angef. Ort. S.
[Spaltenumbruch] 153. morgagni am angef. Ort.
n. 60.
(l) Und ehmals vesalivs L. VI.
c. XI.

Der Bau des Herzens.
ken Kammer in einen Stuͤkke fortlaͤuft, und an der er-
habnen runden Seite des Herzens ſich vorwerts und et-
was niedriger befindet.

Sie iſt uͤberall breiter, aber um etwas kuͤrzer, als
die zwote, hintere und obere Kammer (i): wiewol ſie in
der Frucht, und oftermals bei Kindern, bisweilen auch
in jungen Perſonen, eben ſo lang (k), oder gar noch
laͤnger iſt, wie ich es wenigſtens an einem Knaben geſe-
hen (l). Sie gehet allerdings bis in die Spizze des Her-
zens, wie wir ſchon gezeiget haben.

Bei erwachſenen Menſchen iſt ſie viel ſchwaͤcher, und
faſt um dreimal ſchwaͤcher, als die hintere Kammer, wel-
ches dennoch dergeſtalt zu verſtehen iſt, daß ſie derſelben
nahe bei dem Grunde in Anſehung der Menge derer Fa-
ſern und der Dikke des Fleiſches wenig nachgiebt, und
daß der Durchmeſſer des Fleiſches nur von da aus bis
gegen die Spizze mehr vermindert wird, als es bei der
linken Kammer geſchiehet. Jch finde allezeit ohngefehr
mitten, in der Gegend wo die mittelſte Ader liegt, auf
der flachen Seite des Herzens einen dermaſſen zarten klei-
nen Theil von dieſer Kammer, daß zwiſchen der aͤuſſern
Membrane und der Hoͤle des Herzens faſt nichts anders,
als etwas Fett liegt. Daher pflegt das Herz gemeinig-
lich hier Riſſe zu bekommen, wenn es von der Anfuͤllung
mit Wachs endlich zerſpringt. Uebrigens iſt die rechte
Herzkammer eben ſo muskelhaft, und nicht weniger reiz-
bar, als die hintere. Sie wird aber ſpaͤter gebildet, und
ſie haͤngt ſich in einem Huͤhnchen, das in einem bebruͤteten
Eye liegt, erſtlich alsdenn, wenn die linke Kammer be-

reits
(i) [Spaltenumbruch] senac T. I. S. 192. R.
vievssens de remot. et prox. prin-
cip.
S. 184. I. B. morgagni Epiſt.
Anat. XV. n.
2.
(k) harvei am angef. Ort. S.
[Spaltenumbruch] 153. morgagni am angef. Ort.
n. 60.
(l) Und ehmals vesalivs L. VI.
c. XI.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0677" n="621"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Bau des Herzens.</hi></fw><lb/>
ken Kammer in einen Stu&#x0364;kke fortla&#x0364;uft, und an der er-<lb/>
habnen runden Seite des Herzens &#x017F;ich vorwerts und et-<lb/>
was niedriger befindet.</p><lb/>
            <p>Sie i&#x017F;t u&#x0364;berall breiter, aber um etwas ku&#x0364;rzer, als<lb/>
die zwote, hintere und obere Kammer <note place="foot" n="(i)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">senac</hi></hi> T. I.</hi> S. 192. <hi rendition="#aq">R.<lb/><hi rendition="#k">vievssens</hi> de remot. et prox. prin-<lb/>
cip.</hi> S. 184. <hi rendition="#aq">I. B. <hi rendition="#k">morgagni</hi> Epi&#x017F;t.<lb/>
Anat. XV. n.</hi> 2.</note>: wiewol &#x017F;ie in<lb/>
der Frucht, und oftermals bei Kindern, bisweilen auch<lb/>
in jungen Per&#x017F;onen, eben &#x017F;o lang <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">harvei</hi></hi> am angef. Ort. S.<lb/><cb/>
153. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">morgagni</hi></hi> am angef. Ort.<lb/><hi rendition="#aq">n.</hi> 60.</note>, oder gar noch<lb/>
la&#x0364;nger i&#x017F;t, wie ich es wenig&#x017F;tens an einem Knaben ge&#x017F;e-<lb/>
hen <note place="foot" n="(l)">Und ehmals <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">vesalivs</hi> L. VI.<lb/>
c. XI.</hi></note>. Sie gehet allerdings bis in die Spizze des Her-<lb/>
zens, wie wir &#x017F;chon gezeiget haben.</p><lb/>
            <p>Bei erwach&#x017F;enen Men&#x017F;chen i&#x017F;t &#x017F;ie viel &#x017F;chwa&#x0364;cher, und<lb/>
fa&#x017F;t um dreimal &#x017F;chwa&#x0364;cher, als die hintere Kammer, wel-<lb/>
ches dennoch derge&#x017F;talt zu ver&#x017F;tehen i&#x017F;t, daß &#x017F;ie der&#x017F;elben<lb/>
nahe bei dem Grunde in An&#x017F;ehung der Menge derer Fa-<lb/>
&#x017F;ern und der Dikke des Flei&#x017F;ches wenig nachgiebt, und<lb/>
daß der Durchme&#x017F;&#x017F;er des Flei&#x017F;ches nur von da aus bis<lb/>
gegen die Spizze mehr vermindert wird, als es bei der<lb/>
linken Kammer ge&#x017F;chiehet. Jch finde allezeit ohngefehr<lb/>
mitten, in der Gegend wo die mittel&#x017F;te Ader liegt, auf<lb/>
der flachen Seite des Herzens einen derma&#x017F;&#x017F;en zarten klei-<lb/>
nen Theil von die&#x017F;er Kammer, daß zwi&#x017F;chen der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
Membrane und der Ho&#x0364;le des Herzens fa&#x017F;t nichts anders,<lb/>
als etwas Fett liegt. Daher pflegt das Herz gemeinig-<lb/>
lich hier Ri&#x017F;&#x017F;e zu bekommen, wenn es von der Anfu&#x0364;llung<lb/>
mit Wachs endlich zer&#x017F;pringt. Uebrigens i&#x017F;t die rechte<lb/>
Herzkammer eben &#x017F;o muskelhaft, und nicht weniger reiz-<lb/>
bar, als die hintere. Sie wird aber &#x017F;pa&#x0364;ter gebildet, und<lb/>
&#x017F;ie ha&#x0364;ngt &#x017F;ich in einem Hu&#x0364;hnchen, das in einem bebru&#x0364;teten<lb/>
Eye liegt, er&#x017F;tlich alsdenn, wenn die linke Kammer be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">reits</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[621/0677] Der Bau des Herzens. ken Kammer in einen Stuͤkke fortlaͤuft, und an der er- habnen runden Seite des Herzens ſich vorwerts und et- was niedriger befindet. Sie iſt uͤberall breiter, aber um etwas kuͤrzer, als die zwote, hintere und obere Kammer (i): wiewol ſie in der Frucht, und oftermals bei Kindern, bisweilen auch in jungen Perſonen, eben ſo lang (k), oder gar noch laͤnger iſt, wie ich es wenigſtens an einem Knaben geſe- hen (l). Sie gehet allerdings bis in die Spizze des Her- zens, wie wir ſchon gezeiget haben. Bei erwachſenen Menſchen iſt ſie viel ſchwaͤcher, und faſt um dreimal ſchwaͤcher, als die hintere Kammer, wel- ches dennoch dergeſtalt zu verſtehen iſt, daß ſie derſelben nahe bei dem Grunde in Anſehung der Menge derer Fa- ſern und der Dikke des Fleiſches wenig nachgiebt, und daß der Durchmeſſer des Fleiſches nur von da aus bis gegen die Spizze mehr vermindert wird, als es bei der linken Kammer geſchiehet. Jch finde allezeit ohngefehr mitten, in der Gegend wo die mittelſte Ader liegt, auf der flachen Seite des Herzens einen dermaſſen zarten klei- nen Theil von dieſer Kammer, daß zwiſchen der aͤuſſern Membrane und der Hoͤle des Herzens faſt nichts anders, als etwas Fett liegt. Daher pflegt das Herz gemeinig- lich hier Riſſe zu bekommen, wenn es von der Anfuͤllung mit Wachs endlich zerſpringt. Uebrigens iſt die rechte Herzkammer eben ſo muskelhaft, und nicht weniger reiz- bar, als die hintere. Sie wird aber ſpaͤter gebildet, und ſie haͤngt ſich in einem Huͤhnchen, das in einem bebruͤteten Eye liegt, erſtlich alsdenn, wenn die linke Kammer be- reits (i) senac T. I. S. 192. R. vievssens de remot. et prox. prin- cip. S. 184. I. B. morgagni Epiſt. Anat. XV. n. 2. (k) harvei am angef. Ort. S. 153. morgagni am angef. Ort. n. 60. (l) Und ehmals vesalivs L. VI. c. XI.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/677
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 621. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/677>, abgerufen am 26.11.2024.