diese Klappe, die in verschiednen Körpern allezeit ver- schiedentlich beschaffen ist, entstehet aus der innern Mem- brane des rechten Herzohres, welche, indem sie dieses Be- hältnis verläst, und sich wiederum von dem scharfen Rand zurükziehet, nach der innern Membrane der Hol- ader hingehet; mitten aber, zwischen beiden jeztgedachten Blättern, befindet sich ein Zellgewebe. So verhält es sich mit dieser Klappe in der menschlichen Frucht, und bei jungen Personen, und so hat sie auch Cowper abge- zeichnet (t). Denn in Erwachsnen wird die Eustachische Klappe auf eben die Art, wie es mit den Fleischwärz- chen zu ergehen pflegt, die vom zerrissenen Jungferhäut- chen übrig bleiben, allmälich dikker, fleischig, schwam- mig, besonders an dem Ende, wo sie zuerst aus dem rechten Herzohre hervorkommt. So hat sie Wal- ther(u) und der vortrefliche Trew(x) beschrieben. Ausserdem verwandelt sie sich völlig in eine fleischförmige Substanz.
Sonst sind ihre Wände, so lange sie sich in vollkom- nem Zustande befindet, und nichts wiedriges erlitten hat, ganz einfach und gleichförmig, werden auch von keinem Nezzwerke unterbrochen. Auf solche Weise ist sie gemei- niglich in der Frucht beschaffen, also daß Morgagni dieselbe nur sehr selten nicht ganz vollkommen angetrof- fen (y), und von dem erstbelobten Trew(z) und J. F. Crellius(a) auch keine andere Bauart ist wahrgenom- men worden. Bei Erwachsnen ist sie aber noch öfterer von gehöriger Beschaffenheit, und recht vollkommen, al- so daß ich dieselbe unter sechzig Leichnamen nur zehnmal gegittert angetroffen habe (b). Wenn aber auch bei der-
selben
(t)[Spaltenumbruch]Myotom. nov. Tab. 37. f. 2. Unsre Kupfer im Fasc. IV. f. 7. und die 2te Taf. in diesem Werke.
(u) Jm angeführten Progr.
(x) Am angef. Ort.
(y)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort, n. 28. 40.
(z) Am angef. Ort S. 52.
(a) Am angef. Ort.
(b)Fasc. IV. S. 13. Morgagnt stimmt damit überein n. 28.
Die Herzohren.
dieſe Klappe, die in verſchiednen Koͤrpern allezeit ver- ſchiedentlich beſchaffen iſt, entſtehet aus der innern Mem- brane des rechten Herzohres, welche, indem ſie dieſes Be- haͤltnis verlaͤſt, und ſich wiederum von dem ſcharfen Rand zuruͤkziehet, nach der innern Membrane der Hol- ader hingehet; mitten aber, zwiſchen beiden jeztgedachten Blaͤttern, befindet ſich ein Zellgewebe. So verhaͤlt es ſich mit dieſer Klappe in der menſchlichen Frucht, und bei jungen Perſonen, und ſo hat ſie auch Cowper abge- zeichnet (t). Denn in Erwachſnen wird die Euſtachiſche Klappe auf eben die Art, wie es mit den Fleiſchwaͤrz- chen zu ergehen pflegt, die vom zerriſſenen Jungferhaͤut- chen uͤbrig bleiben, allmaͤlich dikker, fleiſchig, ſchwam- mig, beſonders an dem Ende, wo ſie zuerſt aus dem rechten Herzohre hervorkommt. So hat ſie Wal- ther(u) und der vortrefliche Trew(x) beſchrieben. Auſſerdem verwandelt ſie ſich voͤllig in eine fleiſchfoͤrmige Subſtanz.
Sonſt ſind ihre Waͤnde, ſo lange ſie ſich in vollkom- nem Zuſtande befindet, und nichts wiedriges erlitten hat, ganz einfach und gleichfoͤrmig, werden auch von keinem Nezzwerke unterbrochen. Auf ſolche Weiſe iſt ſie gemei- niglich in der Frucht beſchaffen, alſo daß Morgagni dieſelbe nur ſehr ſelten nicht ganz vollkommen angetrof- fen (y), und von dem erſtbelobten Trew(z) und J. F. Crellius(a) auch keine andere Bauart iſt wahrgenom- men worden. Bei Erwachſnen iſt ſie aber noch oͤfterer von gehoͤriger Beſchaffenheit, und recht vollkommen, al- ſo daß ich dieſelbe unter ſechzig Leichnamen nur zehnmal gegittert angetroffen habe (b). Wenn aber auch bei der-
ſelben
(t)[Spaltenumbruch]Myotom. nov. Tab. 37. f. 2. Unſre Kupfer im Faſc. IV. f. 7. und die 2te Taf. in dieſem Werke.
(u) Jm angefuͤhrten Progr.
(x) Am angef. Ort.
(y)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort, n. 28. 40.
(z) Am angef. Ort S. 52.
(a) Am angef. Ort.
(b)Faſc. IV. S. 13. Morgagnt ſtimmt damit uͤberein n. 28.
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Die Herzohren.
dieſe Klappe, die in verſchiednen Koͤrpern allezeit ver-
ſchiedentlich beſchaffen iſt, entſtehet aus der innern Mem-
brane des rechten Herzohres, welche, indem ſie dieſes Be-
haͤltnis verlaͤſt, und ſich wiederum von dem ſcharfen
Rand zuruͤkziehet, nach der innern Membrane der Hol-
ader hingehet; mitten aber, zwiſchen beiden jeztgedachten
Blaͤttern, befindet ſich ein Zellgewebe. So verhaͤlt es
ſich mit dieſer Klappe in der menſchlichen Frucht, und
bei jungen Perſonen, und ſo hat ſie auch Cowper abge-
zeichnet (t). Denn in Erwachſnen wird die Euſtachiſche
Klappe auf eben die Art, wie es mit den Fleiſchwaͤrz-
chen zu ergehen pflegt, die vom zerriſſenen Jungferhaͤut-
chen uͤbrig bleiben, allmaͤlich dikker, fleiſchig, ſchwam-
mig, beſonders an dem Ende, wo ſie zuerſt aus dem
rechten Herzohre hervorkommt. So hat ſie Wal-
ther (u) und der vortrefliche Trew (x) beſchrieben.
Auſſerdem verwandelt ſie ſich voͤllig in eine fleiſchfoͤrmige
Subſtanz.
Sonſt ſind ihre Waͤnde, ſo lange ſie ſich in vollkom-
nem Zuſtande befindet, und nichts wiedriges erlitten hat,
ganz einfach und gleichfoͤrmig, werden auch von keinem
Nezzwerke unterbrochen. Auf ſolche Weiſe iſt ſie gemei-
niglich in der Frucht beſchaffen, alſo daß Morgagni
dieſelbe nur ſehr ſelten nicht ganz vollkommen angetrof-
fen (y), und von dem erſtbelobten Trew (z) und J. F.
Crellius (a) auch keine andere Bauart iſt wahrgenom-
men worden. Bei Erwachſnen iſt ſie aber noch oͤfterer
von gehoͤriger Beſchaffenheit, und recht vollkommen, al-
ſo daß ich dieſelbe unter ſechzig Leichnamen nur zehnmal
gegittert angetroffen habe (b). Wenn aber auch bei der-
ſelben
(t)
Myotom. nov. Tab. 37. f. 2.
Unſre Kupfer im Faſc. IV. f. 7. und
die 2te Taf. in dieſem Werke.
(u) Jm angefuͤhrten Progr.
(x) Am angef. Ort.
(y)
Am angef. Ort, n. 28. 40.
(z) Am angef. Ort S. 52.
(a) Am angef. Ort.
(b) Faſc. IV. S. 13. Morgagnt
ſtimmt damit uͤberein n. 28.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/663>, abgerufen am 22.11.2024.
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