Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Viertes Buch. Das Herz.
nachdem bereits vor ihm Johann Riolanus (c) eben
diese Vermuthung gehegt hatte. Jnzwischen läugne ich
deswegen doch nicht, daß von diesem leztgedachten be-
rühmten Manne nicht solte noch eine andre Muthmas-
sung vorhanden seyn, und daß derselbe nicht die wahre
Eustachische Klappe angedeutet habe, von der er sagt,
daß sie an eben diesem Orte nicht vorhanden sey (d), und
sie die nezzförmige Membrane nennet, welche sich
vor dem Eingange in das Herzohr befindet.
Mit
mehrerer Gewisheit rechne ich die Klappe des Johann
Sperlings (e) hieher, welche sich nahe an der Mün-
dung der Kranzblutader befindet, und verhütet, daß das
Blut nicht in die Holader zurüktreten kann.

Es hat aber diese Klappe überhaupt die Gestalt des
zunehmenden Mondes, und ist daher in der Mitte brei-
ter, und zu beiden Seiten schmäler. Wo sie am breit-
sten ist, da hat sie einen veränderlichen Durchmesser.
Denn ich finde dieselbe bei Erwachsnen, und in noch un-
gebornen Kindern, von der Breite einer Linie (f), bis zum
halben Zolle (g) durch alle veränderliche Zwischen-Gra-
de (h) wachsend. Wo sie nun breiter ist, da bedekt sie

auch
(c) [Spaltenumbruch] Animadv. in C. bavhin. S.
702.
(d) Am angef. Ort, vergleiche
damit die S. 705.
(e) Anthropolog. phys. spec.
S. 432.
(f) Dergleichen schmale, oder
doch überhaupt nicht viel breitere
Klappe zeichnet Guil. cowper
Myotom. nov. T. 37. f. 2. R. I.
Cr. garengeot Splanchnol. T. II.

S. 140. f. 2. C. Iac. trew f. 1.
am angef. Ort f. 41. und um etwas
breiter f. 59. 60.
(g) So verhielt sie sich auf der
zwoten Tafel dieses Werkes bei
Q. und im Fasc. IV. icon. T. I.
f.
7. Breit zeichnet sie auch Lan-
[Spaltenumbruch] cisius
am angef. Ort, S. 109. 110.
und C. trew f. 20. und eben so
beschreibt sie Jos. Duverney beim
vortrefl. Senac T. II. S. 631.
Morgagni Ep. XV. n. 28. 40.
Petr. Sim. Rouhault am angef.
Ort, S. 70. J. Wilh. Albrecht in
Paraenesi ad discent. & docent.
(h) Daß sie veränderlich sey,
erinnern auch andre berühmte
Männer, als Jos. Duverney
Memoir. de l'Acad. des scienc.
1717. Jac. Benig. Winslow
ebendas. 1725. S. 25. J. B. Se-
nac
T. II. S. 678. J. B. Mor-
gagni
n. 28. welcher ebenfalls ver-
schiedne von ihm wahrgenommene
Naturspiele auführet.

Viertes Buch. Das Herz.
nachdem bereits vor ihm Johann Riolanus (c) eben
dieſe Vermuthung gehegt hatte. Jnzwiſchen laͤugne ich
deswegen doch nicht, daß von dieſem leztgedachten be-
ruͤhmten Manne nicht ſolte noch eine andre Muthmaſ-
ſung vorhanden ſeyn, und daß derſelbe nicht die wahre
Euſtachiſche Klappe angedeutet habe, von der er ſagt,
daß ſie an eben dieſem Orte nicht vorhanden ſey (d), und
ſie die nezzfoͤrmige Membrane nennet, welche ſich
vor dem Eingange in das Herzohr befindet.
Mit
mehrerer Gewisheit rechne ich die Klappe des Johann
Sperlings (e) hieher, welche ſich nahe an der Muͤn-
dung der Kranzblutader befindet, und verhuͤtet, daß das
Blut nicht in die Holader zuruͤktreten kann.

Es hat aber dieſe Klappe uͤberhaupt die Geſtalt des
zunehmenden Mondes, und iſt daher in der Mitte brei-
ter, und zu beiden Seiten ſchmaͤler. Wo ſie am breit-
ſten iſt, da hat ſie einen veraͤnderlichen Durchmeſſer.
Denn ich finde dieſelbe bei Erwachſnen, und in noch un-
gebornen Kindern, von der Breite einer Linie (f), bis zum
halben Zolle (g) durch alle veraͤnderliche Zwiſchen-Gra-
de (h) wachſend. Wo ſie nun breiter iſt, da bedekt ſie

auch
(c) [Spaltenumbruch] Animadv. in C. bavhin. S.
702.
(d) Am angef. Ort, vergleiche
damit die S. 705.
(e) Anthropolog. phyſ. ſpec.
S. 432.
(f) Dergleichen ſchmale, oder
doch uͤberhaupt nicht viel breitere
Klappe zeichnet Guil. cowper
Myotom. nov. T. 37. f. 2. R. I.
Cr. garengeot Splanchnol. T. II.

S. 140. f. 2. C. Iac. trew f. 1.
am angef. Ort f. 41. und um etwas
breiter f. 59. 60.
(g) So verhielt ſie ſich auf der
zwoten Tafel dieſes Werkes bei
Q. und im Faſc. IV. icon. T. I.
f.
7. Breit zeichnet ſie auch Lan-
[Spaltenumbruch] ciſius
am angef. Ort, S. 109. 110.
und C. trew f. 20. und eben ſo
beſchreibt ſie Joſ. Duverney beim
vortrefl. Senac T. II. S. 631.
Morgagni Ep. XV. n. 28. 40.
Petr. Sim. Rouhault am angef.
Ort, S. 70. J. Wilh. Albrecht in
Paræneſi ad diſcent. & docent.
(h) Daß ſie veraͤnderlich ſey,
erinnern auch andre beruͤhmte
Maͤnner, als Joſ. Duverney
Memoir. de l’Acad. des ſcienc.
1717. Jac. Benig. Winslow
ebendaſ. 1725. S. 25. J. B. Se-
nac
T. II. S. 678. J. B. Mor-
gagni
n. 28. welcher ebenfalls ver-
ſchiedne von ihm wahrgenommene
Naturſpiele aufuͤhret.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0660" n="604"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Viertes Buch. Das Herz.</hi></fw><lb/>
nachdem bereits vor ihm Johann <hi rendition="#fr">Riolanus</hi> <note place="foot" n="(c)"><cb/><hi rendition="#aq">Animadv. in C. <hi rendition="#k">bavhin.</hi></hi> S.<lb/>
702.</note> eben<lb/>
die&#x017F;e Vermuthung gehegt hatte. Jnzwi&#x017F;chen la&#x0364;ugne ich<lb/>
deswegen doch nicht, daß von die&#x017F;em leztgedachten be-<lb/>
ru&#x0364;hmten Manne nicht &#x017F;olte noch eine andre Muthma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ung vorhanden &#x017F;eyn, und daß der&#x017F;elbe nicht die wahre<lb/>
Eu&#x017F;tachi&#x017F;che Klappe angedeutet habe, von der er &#x017F;agt,<lb/>
daß &#x017F;ie an eben die&#x017F;em Orte nicht vorhanden &#x017F;ey <note place="foot" n="(d)">Am angef. Ort, vergleiche<lb/>
damit die S. 705.</note>, und<lb/>
&#x017F;ie die <hi rendition="#fr">nezzfo&#x0364;rmige Membrane</hi> nennet, <hi rendition="#fr">welche &#x017F;ich<lb/>
vor dem Eingange in das Herzohr befindet.</hi> Mit<lb/>
mehrerer Gewisheit rechne ich die Klappe des Johann<lb/><hi rendition="#fr">Sperlings</hi> <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">Anthropolog. phy&#x017F;. &#x017F;pec.</hi><lb/>
S. 432.</note> hieher, welche &#x017F;ich nahe an der Mu&#x0364;n-<lb/>
dung der Kranzblutader befindet, und verhu&#x0364;tet, daß das<lb/>
Blut nicht in die Holader zuru&#x0364;ktreten kann.</p><lb/>
            <p>Es hat aber die&#x017F;e Klappe u&#x0364;berhaupt die Ge&#x017F;talt des<lb/>
zunehmenden Mondes, und i&#x017F;t daher in der Mitte brei-<lb/>
ter, und zu beiden Seiten &#x017F;chma&#x0364;ler. Wo &#x017F;ie am breit-<lb/>
&#x017F;ten i&#x017F;t, da hat &#x017F;ie einen vera&#x0364;nderlichen Durchme&#x017F;&#x017F;er.<lb/>
Denn ich finde die&#x017F;elbe bei Erwach&#x017F;nen, und in noch un-<lb/>
gebornen Kindern, von der Breite einer Linie <note place="foot" n="(f)">Dergleichen &#x017F;chmale, oder<lb/>
doch u&#x0364;berhaupt nicht viel breitere<lb/>
Klappe zeichnet <hi rendition="#aq">Guil. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">cowper</hi></hi><lb/>
Myotom. nov. T. 37. f. 2. <hi rendition="#i">R. I.</hi><lb/>
Cr. <hi rendition="#k">garengeot</hi> Splanchnol. T. II.</hi><lb/>
S. 140. <hi rendition="#aq">f. 2. C. Iac. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">trew</hi></hi> f.</hi> 1.<lb/>
am angef. Ort <hi rendition="#aq">f.</hi> 41. und um etwas<lb/>
breiter <hi rendition="#aq">f.</hi> 59. 60.</note>, bis zum<lb/>
halben Zolle <note place="foot" n="(g)">So verhielt &#x017F;ie &#x017F;ich auf der<lb/>
zwoten Tafel die&#x017F;es Werkes bei<lb/><hi rendition="#aq">Q.</hi> und im <hi rendition="#aq">Fa&#x017F;c. IV. icon. T. I.<lb/>
f.</hi> 7. Breit zeichnet &#x017F;ie auch <hi rendition="#fr">Lan-<lb/><cb/>
ci&#x017F;ius</hi> am angef. Ort, S. 109. 110.<lb/>
und <hi rendition="#aq">C. <hi rendition="#k">trew</hi> f.</hi> 20. und eben &#x017F;o<lb/>
be&#x017F;chreibt &#x017F;ie Jo&#x017F;. <hi rendition="#fr">Duverney</hi> beim<lb/>
vortrefl. <hi rendition="#fr">Senac</hi> <hi rendition="#aq">T. II.</hi> S. 631.<lb/><hi rendition="#fr">Morgagni</hi> <hi rendition="#aq">Ep. XV. n.</hi> 28. 40.<lb/>
Petr. Sim. <hi rendition="#fr">Rouhault</hi> am angef.<lb/>
Ort, S. 70. J. Wilh. <hi rendition="#fr">Albrecht</hi> <hi rendition="#aq">in<lb/>
Paræne&#x017F;i ad di&#x017F;cent. &amp; docent.</hi></note> durch alle vera&#x0364;nderliche Zwi&#x017F;chen-Gra-<lb/>
de <note place="foot" n="(h)">Daß &#x017F;ie vera&#x0364;nderlich &#x017F;ey,<lb/>
erinnern auch andre beru&#x0364;hmte<lb/>
Ma&#x0364;nner, als Jo&#x017F;. <hi rendition="#fr">Duverney</hi><lb/><hi rendition="#aq">Memoir. de l&#x2019;Acad. des &#x017F;cienc.</hi><lb/>
1717. Jac. Benig. <hi rendition="#fr">Winslow</hi><lb/>
ebenda&#x017F;. 1725. S. 25. J. B. <hi rendition="#fr">Se-<lb/>
nac</hi> <hi rendition="#aq">T. II.</hi> S. 678. J. B. <hi rendition="#fr">Mor-<lb/>
gagni</hi> <hi rendition="#aq">n.</hi> 28. welcher ebenfalls ver-<lb/>
&#x017F;chiedne von ihm wahrgenommene<lb/>
Natur&#x017F;piele aufu&#x0364;hret.</note> wach&#x017F;end. Wo &#x017F;ie nun breiter i&#x017F;t, da bedekt &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[604/0660] Viertes Buch. Das Herz. nachdem bereits vor ihm Johann Riolanus (c) eben dieſe Vermuthung gehegt hatte. Jnzwiſchen laͤugne ich deswegen doch nicht, daß von dieſem leztgedachten be- ruͤhmten Manne nicht ſolte noch eine andre Muthmaſ- ſung vorhanden ſeyn, und daß derſelbe nicht die wahre Euſtachiſche Klappe angedeutet habe, von der er ſagt, daß ſie an eben dieſem Orte nicht vorhanden ſey (d), und ſie die nezzfoͤrmige Membrane nennet, welche ſich vor dem Eingange in das Herzohr befindet. Mit mehrerer Gewisheit rechne ich die Klappe des Johann Sperlings (e) hieher, welche ſich nahe an der Muͤn- dung der Kranzblutader befindet, und verhuͤtet, daß das Blut nicht in die Holader zuruͤktreten kann. Es hat aber dieſe Klappe uͤberhaupt die Geſtalt des zunehmenden Mondes, und iſt daher in der Mitte brei- ter, und zu beiden Seiten ſchmaͤler. Wo ſie am breit- ſten iſt, da hat ſie einen veraͤnderlichen Durchmeſſer. Denn ich finde dieſelbe bei Erwachſnen, und in noch un- gebornen Kindern, von der Breite einer Linie (f), bis zum halben Zolle (g) durch alle veraͤnderliche Zwiſchen-Gra- de (h) wachſend. Wo ſie nun breiter iſt, da bedekt ſie auch (c) Animadv. in C. bavhin. S. 702. (d) Am angef. Ort, vergleiche damit die S. 705. (e) Anthropolog. phyſ. ſpec. S. 432. (f) Dergleichen ſchmale, oder doch uͤberhaupt nicht viel breitere Klappe zeichnet Guil. cowper Myotom. nov. T. 37. f. 2. R. I. Cr. garengeot Splanchnol. T. II. S. 140. f. 2. C. Iac. trew f. 1. am angef. Ort f. 41. und um etwas breiter f. 59. 60. (g) So verhielt ſie ſich auf der zwoten Tafel dieſes Werkes bei Q. und im Faſc. IV. icon. T. I. f. 7. Breit zeichnet ſie auch Lan- ciſius am angef. Ort, S. 109. 110. und C. trew f. 20. und eben ſo beſchreibt ſie Joſ. Duverney beim vortrefl. Senac T. II. S. 631. Morgagni Ep. XV. n. 28. 40. Petr. Sim. Rouhault am angef. Ort, S. 70. J. Wilh. Albrecht in Paræneſi ad diſcent. & docent. (h) Daß ſie veraͤnderlich ſey, erinnern auch andre beruͤhmte Maͤnner, als Joſ. Duverney Memoir. de l’Acad. des ſcienc. 1717. Jac. Benig. Winslow ebendaſ. 1725. S. 25. J. B. Se- nac T. II. S. 678. J. B. Mor- gagni n. 28. welcher ebenfalls ver- ſchiedne von ihm wahrgenommene Naturſpiele aufuͤhret.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/660
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/660>, abgerufen am 22.11.2024.