thum, und lieferte dagegen sehr gute Abbildungen (z). Auf gleiche Art haben sich sowol Cantius(a), als auch J. Benignus Winslow(b), hierüber erkläret, und der lezte veränderte die Namen der Kammern nach der na- türlichen Beschaffenheit, worinnen ihm auch der ganze Haufe der Neuern (c), wie es fast allezeit zu geschehen pflegt, bisher immer gefolget ist.
Ohnerachtet nun dieses in der That die wahre Lage des Herzens ist, so müssen wir dennoch, weil es sowol in der Phisiologie, als auch zur Erkenntnis derer Krank- heiten des Herzens von grosser Wichtigkeit ist, annoch hinzufügen, wie diese Lage auch verändert werden könne. Erstlich muß also das Herz mit der Bewegung des Zwerchfelles ebenfalls seine Richtung ändern, und zwar etwas weniger bei gesunden Menschen und unter schwa- chen Einathmungen, desto mehr aber bei solchen, die schwer Athem holen. Es ist zu verwundern, und derje- nige, der es nicht selbst gesehen, wird es schwerlich glan- ben, wie heftig das Herz, indem das Thier die Luft ein- athmet, mit dem Zwerchfelle nieder- und rükwärts be- wegt werde: und wie heftig es endlich, wenn sich die Brust bei dem Ausathmen verengert, wieder auf- und vorwärts gezogen, und von der Brust weggetrieben werde.
Ferner fällt auch das Herz an einem fürnämlich auf dem Rükken liegenden Menschen von dem Brustbeine ge- gen den Rükgrad zurükke, und auf die Aorte hin. Beu- gen wir den Körper vorwärts, so neiget es sich eben so (d)
wie-
(z)[Spaltenumbruch]Thes. anat. IV. T. III.
(a)Impet. anat. T. IV.
(b)WinslowMem. de l'Acad. des scienc. am angef. Ort. Expos. am angef. Ort. n. 75.
(c)[Spaltenumbruch]Cheselden am angef. Ort, T. XXI.GarengeotSplanchnol. T. II. T. 11. 14.
(d) Siehe in dem Second Mem, sur les parties irritables & sensi- bles, Exp. 507. 508. 509.
O o
Die Herzohren.
thum, und lieferte dagegen ſehr gute Abbildungen (z). Auf gleiche Art haben ſich ſowol Cantius(a), als auch J. Benignus Winslow(b), hieruͤber erklaͤret, und der lezte veraͤnderte die Namen der Kammern nach der na- tuͤrlichen Beſchaffenheit, worinnen ihm auch der ganze Haufe der Neuern (c), wie es faſt allezeit zu geſchehen pflegt, bisher immer gefolget iſt.
Ohnerachtet nun dieſes in der That die wahre Lage des Herzens iſt, ſo muͤſſen wir dennoch, weil es ſowol in der Phiſiologie, als auch zur Erkenntnis derer Krank- heiten des Herzens von groſſer Wichtigkeit iſt, annoch hinzufuͤgen, wie dieſe Lage auch veraͤndert werden koͤnne. Erſtlich muß alſo das Herz mit der Bewegung des Zwerchfelles ebenfalls ſeine Richtung aͤndern, und zwar etwas weniger bei geſunden Menſchen und unter ſchwa- chen Einathmungen, deſto mehr aber bei ſolchen, die ſchwer Athem holen. Es iſt zu verwundern, und derje- nige, der es nicht ſelbſt geſehen, wird es ſchwerlich glan- ben, wie heftig das Herz, indem das Thier die Luft ein- athmet, mit dem Zwerchfelle nieder- und ruͤkwaͤrts be- wegt werde: und wie heftig es endlich, wenn ſich die Bruſt bei dem Ausathmen verengert, wieder auf- und vorwaͤrts gezogen, und von der Bruſt weggetrieben werde.
Ferner faͤllt auch das Herz an einem fuͤrnaͤmlich auf dem Ruͤkken liegenden Menſchen von dem Bruſtbeine ge- gen den Ruͤkgrad zuruͤkke, und auf die Aorte hin. Beu- gen wir den Koͤrper vorwaͤrts, ſo neiget es ſich eben ſo (d)
wie-
(z)[Spaltenumbruch]Theſ. anat. IV. T. III.
(a)Impet. anat. T. IV.
(b)WinslowMem. de l’Acad. des ſcienc. am angef. Ort. Expoſ. am angef. Ort. n. 75.
(c)[Spaltenumbruch]Cheſelden am angef. Ort, T. XXI.GarengeotSplanchnol. T. II. T. 11. 14.
(d) Siehe in dem Second Mem, ſur les parties irritables & ſenſi- bles, Exp. 507. 508. 509.
O o
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0633"n="577"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Herzohren.</hi></fw><lb/>
thum, und lieferte dagegen ſehr gute Abbildungen <noteplace="foot"n="(z)"><cb/><hirendition="#aq">Theſ. anat. IV. T. III.</hi></note>.<lb/>
Auf gleiche Art haben ſich ſowol <hirendition="#fr">Cantius</hi><noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">Impet. anat. T. IV.</hi></note>, als auch<lb/>
J. Benignus <hirendition="#fr">Winslow</hi><noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#fr">Winslow</hi><hirendition="#aq">Mem. de l’Acad.<lb/>
des ſcienc.</hi> am angef. Ort. <hirendition="#aq">Expoſ.</hi><lb/>
am angef. Ort. <hirendition="#aq">n.</hi> 75.</note>, hieruͤber erklaͤret, und der<lb/>
lezte veraͤnderte die Namen der Kammern nach der na-<lb/>
tuͤrlichen Beſchaffenheit, worinnen ihm auch der ganze<lb/>
Haufe der Neuern <noteplace="foot"n="(c)"><cb/><hirendition="#fr">Cheſelden</hi> am angef. Ort,<lb/><hirendition="#aq">T. XXI.</hi><hirendition="#fr">Garengeot</hi><hirendition="#aq">Splanchnol.<lb/>
T. II. T.</hi> 11. 14.</note>, wie es faſt allezeit zu geſchehen<lb/>
pflegt, bisher immer gefolget iſt.</p><lb/><p>Ohnerachtet nun dieſes in der That die wahre Lage<lb/>
des Herzens iſt, ſo muͤſſen wir dennoch, weil es ſowol<lb/>
in der Phiſiologie, als auch zur Erkenntnis derer Krank-<lb/>
heiten des Herzens von groſſer Wichtigkeit iſt, annoch<lb/>
hinzufuͤgen, wie dieſe Lage auch veraͤndert werden koͤnne.<lb/>
Erſtlich muß alſo das Herz mit der Bewegung des<lb/>
Zwerchfelles ebenfalls ſeine Richtung aͤndern, und zwar<lb/>
etwas weniger bei geſunden Menſchen und unter ſchwa-<lb/>
chen Einathmungen, deſto mehr aber bei ſolchen, die<lb/>ſchwer Athem holen. Es iſt zu verwundern, und derje-<lb/>
nige, der es nicht ſelbſt geſehen, wird es ſchwerlich glan-<lb/>
ben, wie heftig das Herz, indem das Thier die Luft ein-<lb/>
athmet, mit dem Zwerchfelle nieder- und ruͤkwaͤrts be-<lb/>
wegt werde: und wie heftig es endlich, wenn ſich die<lb/>
Bruſt bei dem Ausathmen verengert, wieder auf- und<lb/>
vorwaͤrts gezogen, und von der Bruſt weggetrieben<lb/>
werde.</p><lb/><p>Ferner faͤllt auch das Herz an einem fuͤrnaͤmlich auf<lb/>
dem Ruͤkken liegenden Menſchen von dem Bruſtbeine ge-<lb/>
gen den Ruͤkgrad zuruͤkke, und auf die Aorte hin. Beu-<lb/>
gen wir den Koͤrper vorwaͤrts, ſo neiget es ſich eben ſo<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wie-</fw><lb/><noteplace="foot"n="(d)">Siehe in dem <hirendition="#aq">Second Mem,<lb/>ſur les parties irritables &ſenſi-<lb/>
bles, Exp.</hi> 507. 508. 509.</note><lb/><fwplace="bottom"type="sig">O o</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[577/0633]
Die Herzohren.
thum, und lieferte dagegen ſehr gute Abbildungen (z).
Auf gleiche Art haben ſich ſowol Cantius (a), als auch
J. Benignus Winslow (b), hieruͤber erklaͤret, und der
lezte veraͤnderte die Namen der Kammern nach der na-
tuͤrlichen Beſchaffenheit, worinnen ihm auch der ganze
Haufe der Neuern (c), wie es faſt allezeit zu geſchehen
pflegt, bisher immer gefolget iſt.
Ohnerachtet nun dieſes in der That die wahre Lage
des Herzens iſt, ſo muͤſſen wir dennoch, weil es ſowol
in der Phiſiologie, als auch zur Erkenntnis derer Krank-
heiten des Herzens von groſſer Wichtigkeit iſt, annoch
hinzufuͤgen, wie dieſe Lage auch veraͤndert werden koͤnne.
Erſtlich muß alſo das Herz mit der Bewegung des
Zwerchfelles ebenfalls ſeine Richtung aͤndern, und zwar
etwas weniger bei geſunden Menſchen und unter ſchwa-
chen Einathmungen, deſto mehr aber bei ſolchen, die
ſchwer Athem holen. Es iſt zu verwundern, und derje-
nige, der es nicht ſelbſt geſehen, wird es ſchwerlich glan-
ben, wie heftig das Herz, indem das Thier die Luft ein-
athmet, mit dem Zwerchfelle nieder- und ruͤkwaͤrts be-
wegt werde: und wie heftig es endlich, wenn ſich die
Bruſt bei dem Ausathmen verengert, wieder auf- und
vorwaͤrts gezogen, und von der Bruſt weggetrieben
werde.
Ferner faͤllt auch das Herz an einem fuͤrnaͤmlich auf
dem Ruͤkken liegenden Menſchen von dem Bruſtbeine ge-
gen den Ruͤkgrad zuruͤkke, und auf die Aorte hin. Beu-
gen wir den Koͤrper vorwaͤrts, ſo neiget es ſich eben ſo
wie-
(d)
(z)
Theſ. anat. IV. T. III.
(a) Impet. anat. T. IV.
(b) Winslow Mem. de l’Acad.
des ſcienc. am angef. Ort. Expoſ.
am angef. Ort. n. 75.
(c)
Cheſelden am angef. Ort,
T. XXI. Garengeot Splanchnol.
T. II. T. 11. 14.
(d) Siehe in dem Second Mem,
ſur les parties irritables & ſenſi-
bles, Exp. 507. 508. 509.
O o
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/633>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.