rallel geht, mit dem andern durch eine schiefe Neigung gegen selbigen einen spizzigen Winkel beschreibt. Jch habe diese Schärfe den scharfen Rand des Herzens (c) ge- nannt. Es ist auch derselbe dem Vesalius(d) nicht un- bekannt geblieben, ob er gleich denselben nicht völlig auf die rechte Seite des Herzens sezte, sondern vermeinte, daß er ganz und gar nach vorne zu gekehret sey.
Wie man ferner an einem Kegel eine Grundfläche und eine Spizze hat, eben so hat auch das Herz seine Grundfläche (basis), und seine Spizze (apex). Die erstere wird durch allerlei Anhänge vergrössert, liegt aber völlig verdekt und verborgen, befindet sich bei dem Men- schen ganz zur rechten der Mitte des Brustbeins, und zugleich, wenn man sie mit der Spizze vergleicht, mehr hinterwärts, und ein wenig nach oben zu. Vergleichet man diese Grundfläche genauer mit den Ribben, so befin- det sich der unterste Theil derselben bei dem achten Wir- belbeine, und neiget sich ein wenig nach der rechten Sei- te hin. Vorwärts lieget sie hinter der fünften, vierten, dritten und zwoten Ribbe (e).
Die Spizze des Herzens ist weder in allen Thieren, noch bei allen Altern eines jeglichen Thiers überein; sie ist zwar jederzeit geschlanker als die Grundfläche, in eini- gen Thieren aber um gar vieles spizziger (f), bei dem Men- schen stumpfer, und in der Frucht, so viel ich wahrge-
nommen
(c)[Spaltenumbruch]Diss. de vas. cor. propr. n. 2.
(d)L. VI. c. 9. S. 729.
(e)evstach. T. XXV.
(f) Jch habe die linke Kammer an einem ungebornen Lamme, in- gleichen auch bei einem Bokchen sehr lang wahrgenommen. Second [Spaltenumbruch]
Memoire sur le mouvem. du coeur. Exp. 484. Daß das Herz im Hun- de spizziger sey, als im Menschen, bezeiget Alex. monroo Essay on comparat. anat. S. 42. Jm Hün- chen findet man an einem bebrü- teten Eie die rechte Kammer sehr kurz, die Spizze aber ziemlich spiz- zig, und diese bestehet nur aus ei- nem Hügelchen.
Die Herzohren.
rallel geht, mit dem andern durch eine ſchiefe Neigung gegen ſelbigen einen ſpizzigen Winkel beſchreibt. Jch habe dieſe Schaͤrfe den ſcharfen Rand des Herzens (c) ge- nannt. Es iſt auch derſelbe dem Veſalius(d) nicht un- bekannt geblieben, ob er gleich denſelben nicht voͤllig auf die rechte Seite des Herzens ſezte, ſondern vermeinte, daß er ganz und gar nach vorne zu gekehret ſey.
Wie man ferner an einem Kegel eine Grundflaͤche und eine Spizze hat, eben ſo hat auch das Herz ſeine Grundflaͤche (baſis), und ſeine Spizze (apex). Die erſtere wird durch allerlei Anhaͤnge vergroͤſſert, liegt aber voͤllig verdekt und verborgen, befindet ſich bei dem Men- ſchen ganz zur rechten der Mitte des Bruſtbeins, und zugleich, wenn man ſie mit der Spizze vergleicht, mehr hinterwaͤrts, und ein wenig nach oben zu. Vergleichet man dieſe Grundflaͤche genauer mit den Ribben, ſo befin- det ſich der unterſte Theil derſelben bei dem achten Wir- belbeine, und neiget ſich ein wenig nach der rechten Sei- te hin. Vorwaͤrts lieget ſie hinter der fuͤnften, vierten, dritten und zwoten Ribbe (e).
Die Spizze des Herzens iſt weder in allen Thieren, noch bei allen Altern eines jeglichen Thiers uͤberein; ſie iſt zwar jederzeit geſchlanker als die Grundflaͤche, in eini- gen Thieren aber um gar vieles ſpizziger (f), bei dem Men- ſchen ſtumpfer, und in der Frucht, ſo viel ich wahrge-
nommen
(c)[Spaltenumbruch]Diſſ. de vaſ. cor. propr. n. 2.
(d)L. VI. c. 9. S. 729.
(e)evstach. T. XXV.
(f) Jch habe die linke Kammer an einem ungebornen Lamme, in- gleichen auch bei einem Bokchen ſehr lang wahrgenommen. Second [Spaltenumbruch]
Memoire ſur le mouvem. du coeur. Exp. 484. Daß das Herz im Hun- de ſpizziger ſey, als im Menſchen, bezeiget Alex. monroo Eſſay on comparat. anat. S. 42. Jm Huͤn- chen findet man an einem bebruͤ- teten Eie die rechte Kammer ſehr kurz, die Spizze aber ziemlich ſpiz- zig, und dieſe beſtehet nur aus ei- nem Huͤgelchen.
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[571/0627]
Die Herzohren.
rallel geht, mit dem andern durch eine ſchiefe Neigung
gegen ſelbigen einen ſpizzigen Winkel beſchreibt. Jch
habe dieſe Schaͤrfe den ſcharfen Rand des Herzens (c) ge-
nannt. Es iſt auch derſelbe dem Veſalius (d) nicht un-
bekannt geblieben, ob er gleich denſelben nicht voͤllig auf
die rechte Seite des Herzens ſezte, ſondern vermeinte,
daß er ganz und gar nach vorne zu gekehret ſey.
Wie man ferner an einem Kegel eine Grundflaͤche
und eine Spizze hat, eben ſo hat auch das Herz ſeine
Grundflaͤche (baſis), und ſeine Spizze (apex). Die
erſtere wird durch allerlei Anhaͤnge vergroͤſſert, liegt aber
voͤllig verdekt und verborgen, befindet ſich bei dem Men-
ſchen ganz zur rechten der Mitte des Bruſtbeins, und
zugleich, wenn man ſie mit der Spizze vergleicht, mehr
hinterwaͤrts, und ein wenig nach oben zu. Vergleichet
man dieſe Grundflaͤche genauer mit den Ribben, ſo befin-
det ſich der unterſte Theil derſelben bei dem achten Wir-
belbeine, und neiget ſich ein wenig nach der rechten Sei-
te hin. Vorwaͤrts lieget ſie hinter der fuͤnften, vierten,
dritten und zwoten Ribbe (e).
Die Spizze des Herzens iſt weder in allen Thieren,
noch bei allen Altern eines jeglichen Thiers uͤberein; ſie
iſt zwar jederzeit geſchlanker als die Grundflaͤche, in eini-
gen Thieren aber um gar vieles ſpizziger (f), bei dem Men-
ſchen ſtumpfer, und in der Frucht, ſo viel ich wahrge-
nommen
(c)
Diſſ. de vaſ. cor. propr.
n. 2.
(d) L. VI. c. 9. S. 729.
(e) evstach. T. XXV.
(f) Jch habe die linke Kammer
an einem ungebornen Lamme, in-
gleichen auch bei einem Bokchen
ſehr lang wahrgenommen. Second
Memoire ſur le mouvem. du coeur.
Exp. 484. Daß das Herz im Hun-
de ſpizziger ſey, als im Menſchen,
bezeiget Alex. monroo Eſſay on
comparat. anat. S. 42. Jm Huͤn-
chen findet man an einem bebruͤ-
teten Eie die rechte Kammer ſehr
kurz, die Spizze aber ziemlich ſpiz-
zig, und dieſe beſtehet nur aus ei-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/627>, abgerufen am 22.11.2024.
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