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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Die Bekleidungen desselben.
§. 26.
Der Nuzzen des im Herzbeutel befindlichen
Wassers.

Es läst sich leichtlich von denen Krankheiten, wel-
che von dem entweder allzusehr verminderten, oder allzu-
häufigen Wasser des Herzbeutels entspringen, auf den
Nuzzen schliessen, den das Herz davon erhält. Der
vornehmste bestehet darinnen, daß durch dieses Wasser
die Zusammenwachsung des Herzens mit dem Herzbeutel
verhindert wird. Denn wir haben bereits gezeiget, was
vor wichtige Zufälle aus diesem unnatürlichen Zusam-
menhange erwachsen (d). Wir haben aber auch darge-
than, daß im menschlichen Körper alle Theile in kurzer
Zeit mit einander zusammenwachsen, so bald sich keine
Feuchtigkeiten dazwischen legen (d*), und wir werden
dieses auch noch ferner zu erweisen suchen (e). Sol-
chemnach kann also, ohne Beihülfe dieses Wassers, we-
der das Herz eine freie Bewegung haben, noch das Blut
aus demselben gehöriger massen fortgetrieben werden.

Jch will hiernächst auch den andern Nuzzen nicht
verwerfen, der darinnen bestehet, daß dieses geschmeidi-
ge und klebrige Wasser das Reiben des beständig und
schnell bewegten Herzens merklich vermindert. Denn
das Herz schläget mit seiner Spizze an die Brust an, und
stösset den Herzbeutel über sich, und da dieses ohne Un-
terlas geschiehet, so müste wohl ohnumgänglich ein Theil
von der ungemein zarten Membrane des Herzens endlich
nach und nach abgerieben werden. Wäre diese aber erst
zernichtet, so würden die blosliegenden fleischigen Fasern
selbst verlezt werden, es würde eine Entzündung entste-
hen, und ein Geschwür darauf folgen, welches an die-

sem
(d) [Spaltenumbruch] Siehe den §. 22.
(d*) S. 45.
(e) [Spaltenumbruch] L. VIII. de nutritione.
Die Bekleidungen deſſelben.
§. 26.
Der Nuzzen des im Herzbeutel befindlichen
Waſſers.

Es laͤſt ſich leichtlich von denen Krankheiten, wel-
che von dem entweder allzuſehr verminderten, oder allzu-
haͤufigen Waſſer des Herzbeutels entſpringen, auf den
Nuzzen ſchlieſſen, den das Herz davon erhaͤlt. Der
vornehmſte beſtehet darinnen, daß durch dieſes Waſſer
die Zuſammenwachſung des Herzens mit dem Herzbeutel
verhindert wird. Denn wir haben bereits gezeiget, was
vor wichtige Zufaͤlle aus dieſem unnatuͤrlichen Zuſam-
menhange erwachſen (d). Wir haben aber auch darge-
than, daß im menſchlichen Koͤrper alle Theile in kurzer
Zeit mit einander zuſammenwachſen, ſo bald ſich keine
Feuchtigkeiten dazwiſchen legen (d*), und wir werden
dieſes auch noch ferner zu erweiſen ſuchen (e). Sol-
chemnach kann alſo, ohne Beihuͤlfe dieſes Waſſers, we-
der das Herz eine freie Bewegung haben, noch das Blut
aus demſelben gehoͤriger maſſen fortgetrieben werden.

Jch will hiernaͤchſt auch den andern Nuzzen nicht
verwerfen, der darinnen beſtehet, daß dieſes geſchmeidi-
ge und klebrige Waſſer das Reiben des beſtaͤndig und
ſchnell bewegten Herzens merklich vermindert. Denn
das Herz ſchlaͤget mit ſeiner Spizze an die Bruſt an, und
ſtoͤſſet den Herzbeutel uͤber ſich, und da dieſes ohne Un-
terlas geſchiehet, ſo muͤſte wohl ohnumgaͤnglich ein Theil
von der ungemein zarten Membrane des Herzens endlich
nach und nach abgerieben werden. Waͤre dieſe aber erſt
zernichtet, ſo wuͤrden die blosliegenden fleiſchigen Faſern
ſelbſt verlezt werden, es wuͤrde eine Entzuͤndung entſte-
hen, und ein Geſchwuͤr darauf folgen, welches an die-

ſem
(d) [Spaltenumbruch] Siehe den §. 22.
(d*) S. 45.
(e) [Spaltenumbruch] L. VIII. de nutritione.
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[557/0613] Die Bekleidungen deſſelben. §. 26. Der Nuzzen des im Herzbeutel befindlichen Waſſers. Es laͤſt ſich leichtlich von denen Krankheiten, wel- che von dem entweder allzuſehr verminderten, oder allzu- haͤufigen Waſſer des Herzbeutels entſpringen, auf den Nuzzen ſchlieſſen, den das Herz davon erhaͤlt. Der vornehmſte beſtehet darinnen, daß durch dieſes Waſſer die Zuſammenwachſung des Herzens mit dem Herzbeutel verhindert wird. Denn wir haben bereits gezeiget, was vor wichtige Zufaͤlle aus dieſem unnatuͤrlichen Zuſam- menhange erwachſen (d). Wir haben aber auch darge- than, daß im menſchlichen Koͤrper alle Theile in kurzer Zeit mit einander zuſammenwachſen, ſo bald ſich keine Feuchtigkeiten dazwiſchen legen (d*), und wir werden dieſes auch noch ferner zu erweiſen ſuchen (e). Sol- chemnach kann alſo, ohne Beihuͤlfe dieſes Waſſers, we- der das Herz eine freie Bewegung haben, noch das Blut aus demſelben gehoͤriger maſſen fortgetrieben werden. Jch will hiernaͤchſt auch den andern Nuzzen nicht verwerfen, der darinnen beſtehet, daß dieſes geſchmeidi- ge und klebrige Waſſer das Reiben des beſtaͤndig und ſchnell bewegten Herzens merklich vermindert. Denn das Herz ſchlaͤget mit ſeiner Spizze an die Bruſt an, und ſtoͤſſet den Herzbeutel uͤber ſich, und da dieſes ohne Un- terlas geſchiehet, ſo muͤſte wohl ohnumgaͤnglich ein Theil von der ungemein zarten Membrane des Herzens endlich nach und nach abgerieben werden. Waͤre dieſe aber erſt zernichtet, ſo wuͤrden die blosliegenden fleiſchigen Faſern ſelbſt verlezt werden, es wuͤrde eine Entzuͤndung entſte- hen, und ein Geſchwuͤr darauf folgen, welches an die- ſem (d) Siehe den §. 22. (d*) S. 45. (e) L. VIII. de nutritione.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/613>, abgerufen am 20.11.2024.