Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Viertes Buch. Das Herz.
will aber anjezo nur diejenigen anführen, die von gesun-
den und plözlich verstorbnen Personen sind hergenom-
men worden. Bei einem vom Blizze getödeten Manne
fand man einen ganzen Löffel (l), und funfzehn Löffel
voll in dem Herzbeutel eines andern, der von einer allzu-
heftigen Bemühung im Laufen (m) das Leben eingebüsset
hatte. Es ist gleichfals bei einem, der erwürget wor-
den (n), bei einer umgebrachten Weibsperson (o), und
bei einem andern gesunden, aber plözlich umgebrachten
Manne (p), wahrgenommen worden. Jch habe Gele-
genheit gehabt eben dieses mehr als einmal an Personen
zu bemerken, die ihr Leben unter des Scharfrichters
Hand verlohren hatten.

Man hat aber auch dieses Wasser gefunden, als ei-
nem lebendigen Menschen das Herz aus der Brust geris-
sen, und der Herzbeutel sogleich auf der Stelle geöfnet
worden (q); und Vesling beobachtete an einem Ver-
wundeten, dem man den Herzbeutel mittelst eines Dol-
ches durchboret hatte, daß bei jedem Herzschlage etwas
Feuchtigkeit aus der Wunde herausgetrieben wurde, als
er denselben in der Cur hatte (r). Sollte dieses Zeug-
nis noch unzulänglich seyn, so kann man eine Menge
von Schriftstellern nachschlagen, welche die Gegenwart
dieses Wassers in dem Herzen eines gesunden Menschen,
mit verschiednen Gründen und Versuchen bestätiget ha-
ben (s), und vor andern den Philipp Verheyen, wel-

cher
(l) [Spaltenumbruch] Mem. de l'Acad. des scienc.
avant 1699. T. II.
S. 179.
(m) tvlpivs L. IV. obs. 20.
(n) Mein seel. Schwiegervater,
H. F. Teichmeyer, Anthropolog.
S. 77. Er fügt hinzu, daß an er-
hängten im Herzbeutel mehr Was-
ser vorräthig sey.
(o) Gottwald schvster de hy-
drop. pericard.
S. 7. Ephem. N.
C. Vol. VI. obs.
46.
(p) [Spaltenumbruch] Hist. de l'acad. des scienc.
1721. n.
7.
(q) vesal. am angef. Ort.
(r) bartholin. Anat. S. 350.
(s) Den I. posthivm über den
von ihm herausgegebnen Colum-
bus
S. 512. I. nardivm Noct. ge-
nial. X.
S. 693. C. hofmannvm
de thor.
S. 17. welcher meldet, daß
es bei Frauenspersonen in grössrer
Menge vorhanden sey. Thom. bar-
tholin.

Viertes Buch. Das Herz.
will aber anjezo nur diejenigen anfuͤhren, die von geſun-
den und ploͤzlich verſtorbnen Perſonen ſind hergenom-
men worden. Bei einem vom Blizze getoͤdeten Manne
fand man einen ganzen Loͤffel (l), und funfzehn Loͤffel
voll in dem Herzbeutel eines andern, der von einer allzu-
heftigen Bemuͤhung im Laufen (m) das Leben eingebuͤſſet
hatte. Es iſt gleichfals bei einem, der erwuͤrget wor-
den (n), bei einer umgebrachten Weibsperſon (o), und
bei einem andern geſunden, aber ploͤzlich umgebrachten
Manne (p), wahrgenommen worden. Jch habe Gele-
genheit gehabt eben dieſes mehr als einmal an Perſonen
zu bemerken, die ihr Leben unter des Scharfrichters
Hand verlohren hatten.

Man hat aber auch dieſes Waſſer gefunden, als ei-
nem lebendigen Menſchen das Herz aus der Bruſt geriſ-
ſen, und der Herzbeutel ſogleich auf der Stelle geoͤfnet
worden (q); und Vesling beobachtete an einem Ver-
wundeten, dem man den Herzbeutel mittelſt eines Dol-
ches durchboret hatte, daß bei jedem Herzſchlage etwas
Feuchtigkeit aus der Wunde herausgetrieben wurde, als
er denſelben in der Cur hatte (r). Sollte dieſes Zeug-
nis noch unzulaͤnglich ſeyn, ſo kann man eine Menge
von Schriftſtellern nachſchlagen, welche die Gegenwart
dieſes Waſſers in dem Herzen eines geſunden Menſchen,
mit verſchiednen Gruͤnden und Verſuchen beſtaͤtiget ha-
ben (s), und vor andern den Philipp Verheyen, wel-

cher
(l) [Spaltenumbruch] Mem. de l’Acad. des ſcienc.
avant 1699. T. II.
S. 179.
(m) tvlpivs L. IV. obſ. 20.
(n) Mein ſeel. Schwiegervater,
H. F. Teichmeyer, Anthropolog.
S. 77. Er fuͤgt hinzu, daß an er-
haͤngten im Herzbeutel mehr Waſ-
ſer vorraͤthig ſey.
(o) Gottwald schvster de hy-
drop. pericard.
S. 7. Ephem. N.
C. Vol. VI. obſ.
46.
(p) [Spaltenumbruch] Hiſt. de l’acad. des ſcienc.
1721. n.
7.
(q) vesal. am angef. Ort.
(r) bartholin. Anat. S. 350.
(s) Den I. posthivm uͤber den
von ihm herausgegebnen Colum-
bus
S. 512. I. nardivm Noct. ge-
nial. X.
S. 693. C. hofmannvm
de thor.
S. 17. welcher meldet, daß
es bei Frauensperſonen in groͤſſrer
Menge vorhanden ſey. Thom. bar-
tholin.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0594" n="538"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Viertes Buch. Das Herz.</hi></fw><lb/>
will aber anjezo nur diejenigen anfu&#x0364;hren, die von ge&#x017F;un-<lb/>
den und plo&#x0364;zlich ver&#x017F;torbnen Per&#x017F;onen &#x017F;ind hergenom-<lb/>
men worden. Bei einem vom Blizze geto&#x0364;deten Manne<lb/>
fand man einen ganzen Lo&#x0364;ffel <note place="foot" n="(l)"><cb/><hi rendition="#aq">Mem. de l&#x2019;Acad. des &#x017F;cienc.<lb/>
avant 1699. T. II.</hi> S. 179.</note>, und funfzehn Lo&#x0364;ffel<lb/>
voll in dem Herzbeutel eines andern, der von einer allzu-<lb/>
heftigen Bemu&#x0364;hung im Laufen <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">tvlpivs</hi> L. IV. ob&#x017F;.</hi> 20.</note> das Leben eingebu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et<lb/>
hatte. Es i&#x017F;t gleichfals bei einem, der erwu&#x0364;rget wor-<lb/>
den <note place="foot" n="(n)">Mein &#x017F;eel. Schwiegervater,<lb/>
H. F. <hi rendition="#fr">Teichmeyer,</hi> <hi rendition="#aq">Anthropolog.</hi><lb/>
S. 77. Er fu&#x0364;gt hinzu, daß an er-<lb/>
ha&#x0364;ngten im Herzbeutel mehr Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er vorra&#x0364;thig &#x017F;ey.</note>, bei einer umgebrachten Weibsper&#x017F;on <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">Gottwald <hi rendition="#k">schvster</hi> de hy-<lb/>
drop. pericard.</hi> S. 7. <hi rendition="#aq">Ephem. N.<lb/>
C. Vol. VI. ob&#x017F;.</hi> 46.</note>, und<lb/>
bei einem andern ge&#x017F;unden, aber plo&#x0364;zlich umgebrachten<lb/>
Manne <note place="foot" n="(p)"><cb/><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;t. de l&#x2019;acad. des &#x017F;cienc.<lb/>
1721. n.</hi> 7.</note>, wahrgenommen worden. Jch habe Gele-<lb/>
genheit gehabt eben die&#x017F;es mehr als einmal an Per&#x017F;onen<lb/>
zu bemerken, die ihr Leben unter des Scharfrichters<lb/>
Hand verlohren hatten.</p><lb/>
            <p>Man hat aber auch die&#x017F;es Wa&#x017F;&#x017F;er gefunden, als ei-<lb/>
nem lebendigen Men&#x017F;chen das Herz aus der Bru&#x017F;t geri&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, und der Herzbeutel &#x017F;ogleich auf der Stelle geo&#x0364;fnet<lb/>
worden <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">vesal</hi>.</hi> am angef. Ort.</note>; und <hi rendition="#fr">Vesling</hi> beobachtete an einem Ver-<lb/>
wundeten, dem man den Herzbeutel mittel&#x017F;t eines Dol-<lb/>
ches durchboret hatte, daß bei jedem Herz&#x017F;chlage etwas<lb/>
Feuchtigkeit aus der Wunde herausgetrieben wurde, als<lb/>
er den&#x017F;elben in der Cur hatte <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">bartholin</hi>. Anat.</hi> S. 350.</note>. Sollte die&#x017F;es Zeug-<lb/>
nis noch unzula&#x0364;nglich &#x017F;eyn, &#x017F;o kann man eine Menge<lb/>
von Schrift&#x017F;tellern nach&#x017F;chlagen, welche die Gegenwart<lb/>
die&#x017F;es Wa&#x017F;&#x017F;ers in dem Herzen eines ge&#x017F;unden Men&#x017F;chen,<lb/>
mit ver&#x017F;chiednen Gru&#x0364;nden und Ver&#x017F;uchen be&#x017F;ta&#x0364;tiget ha-<lb/>
ben <note xml:id="seg2pn_6_1" next="#seg2pn_6_2" place="foot" n="(s)">Den <hi rendition="#aq">I. <hi rendition="#k">posthivm</hi></hi> u&#x0364;ber den<lb/>
von ihm herausgegebnen <hi rendition="#fr">Colum-<lb/>
bus</hi> S. 512. <hi rendition="#aq">I. <hi rendition="#k">nardivm</hi> Noct. ge-<lb/>
nial. X.</hi> S. 693. <hi rendition="#aq">C. <hi rendition="#k">hofmannvm</hi><lb/>
de thor.</hi> S. 17. welcher meldet, daß<lb/>
es bei Frauensper&#x017F;onen in gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;rer<lb/>
Menge vorhanden &#x017F;ey. <hi rendition="#aq">Thom. <hi rendition="#k">bar-</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">tholin</hi>.</hi></fw></note>, und vor andern den Philipp <hi rendition="#fr">Verheyen,</hi> wel-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">cher</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[538/0594] Viertes Buch. Das Herz. will aber anjezo nur diejenigen anfuͤhren, die von geſun- den und ploͤzlich verſtorbnen Perſonen ſind hergenom- men worden. Bei einem vom Blizze getoͤdeten Manne fand man einen ganzen Loͤffel (l), und funfzehn Loͤffel voll in dem Herzbeutel eines andern, der von einer allzu- heftigen Bemuͤhung im Laufen (m) das Leben eingebuͤſſet hatte. Es iſt gleichfals bei einem, der erwuͤrget wor- den (n), bei einer umgebrachten Weibsperſon (o), und bei einem andern geſunden, aber ploͤzlich umgebrachten Manne (p), wahrgenommen worden. Jch habe Gele- genheit gehabt eben dieſes mehr als einmal an Perſonen zu bemerken, die ihr Leben unter des Scharfrichters Hand verlohren hatten. Man hat aber auch dieſes Waſſer gefunden, als ei- nem lebendigen Menſchen das Herz aus der Bruſt geriſ- ſen, und der Herzbeutel ſogleich auf der Stelle geoͤfnet worden (q); und Vesling beobachtete an einem Ver- wundeten, dem man den Herzbeutel mittelſt eines Dol- ches durchboret hatte, daß bei jedem Herzſchlage etwas Feuchtigkeit aus der Wunde herausgetrieben wurde, als er denſelben in der Cur hatte (r). Sollte dieſes Zeug- nis noch unzulaͤnglich ſeyn, ſo kann man eine Menge von Schriftſtellern nachſchlagen, welche die Gegenwart dieſes Waſſers in dem Herzen eines geſunden Menſchen, mit verſchiednen Gruͤnden und Verſuchen beſtaͤtiget ha- ben (s), und vor andern den Philipp Verheyen, wel- cher (l) Mem. de l’Acad. des ſcienc. avant 1699. T. II. S. 179. (m) tvlpivs L. IV. obſ. 20. (n) Mein ſeel. Schwiegervater, H. F. Teichmeyer, Anthropolog. S. 77. Er fuͤgt hinzu, daß an er- haͤngten im Herzbeutel mehr Waſ- ſer vorraͤthig ſey. (o) Gottwald schvster de hy- drop. pericard. S. 7. Ephem. N. C. Vol. VI. obſ. 46. (p) Hiſt. de l’acad. des ſcienc. 1721. n. 7. (q) vesal. am angef. Ort. (r) bartholin. Anat. S. 350. (s) Den I. posthivm uͤber den von ihm herausgegebnen Colum- bus S. 512. I. nardivm Noct. ge- nial. X. S. 693. C. hofmannvm de thor. S. 17. welcher meldet, daß es bei Frauensperſonen in groͤſſrer Menge vorhanden ſey. Thom. bar- tholin.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/594
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/594>, abgerufen am 22.11.2024.