Es ist demnach die Brust, oder der Oberleib, eine ansehnliche Höle, deren äussersten Umfang die Ribben ausmachen, (die wir anderswo ausführlicher beschreiben wollen,) benebst dem Fleisch, welches den Zwischenraum derer Ribben ausfüllet; unterwerts endiget sich dieselbe am Zwerchfell, und oben befindet sich der Hals darüber. Um aber die gewöhnlichen Ausdrükke hier ordentlich bei- zubehalten, so wird diese Höle von dem Ribbenfelle (pleura) umwölbet, und es wird unter diesem Namen schon seit geraumer Zeit diejenige Membrane verstanden, die von den Ribben ihre Benennung erhalten hat, und die in alten Zeiten unter dem Titul der bekleidenden (suc- cingens) viel bekannter war. Es ist dieselbe aller Orten einfach, und läst sich nicht in zwo Platten zertheilen, son- dern bestehet aus einem dichten Zellgewebe (k), und ist an sich stärker, als das Darmfell (l), auch nach dem Rük- ken zu stärker und fester, als am Brustbeine.
Von aussen schliesset sich, wie wir von den Schlag- adern gemeldet haben, das Zellgewebe an dieselbe an, und dieses hat veranlasset, daß einige Zergliederer ge- meldet haben, sie sey von aussen rauch (m). Dieses Zell- gewebe enthält in den meisten Gegenden Fett in sich, so wol wo es auf der Aorte und denen Rükkenwirbeln auf- liegt, als auch da, wo es von denen auswendig herum- liegenden Jnterkostalmuskeln bedekt wird (n), ingleichen auch in derjenigen Gegend, wo die zwo Säkke des Rib- benfells, von denen wir bald ein mehreres melden wer- den, gegeneinander über liegen. Dieses Zellgewebe gehet mit allen denen übrigen Zellgeweben des menschlichen
Körpers
(k)[Spaltenumbruch]schobinger de telae cellulo- sae dignitate, n. 65.
(l)vesalivs de fabric. corp. hum. L. V. S. 710. der Ausgabe von 1555.
(m) Ebenderselbe ebendaselbst. [Spaltenumbruch]I. Antonides van der linden in Physiolog. reform. S. 159. Thom. bartholinvs über die Anatomie seines Vaters, S. 191.
(n)kaavw de perspir. n. 143. 144. 145.
Viertes Buch. Das Herz.
Es iſt demnach die Bruſt, oder der Oberleib, eine anſehnliche Hoͤle, deren aͤuſſerſten Umfang die Ribben ausmachen, (die wir anderswo ausfuͤhrlicher beſchreiben wollen,) benebſt dem Fleiſch, welches den Zwiſchenraum derer Ribben ausfuͤllet; unterwerts endiget ſich dieſelbe am Zwerchfell, und oben befindet ſich der Hals daruͤber. Um aber die gewoͤhnlichen Ausdruͤkke hier ordentlich bei- zubehalten, ſo wird dieſe Hoͤle von dem Ribbenfelle (pleura) umwoͤlbet, und es wird unter dieſem Namen ſchon ſeit geraumer Zeit diejenige Membrane verſtanden, die von den Ribben ihre Benennung erhalten hat, und die in alten Zeiten unter dem Titul der bekleidenden (ſuc- cingens) viel bekannter war. Es iſt dieſelbe aller Orten einfach, und laͤſt ſich nicht in zwo Platten zertheilen, ſon- dern beſtehet aus einem dichten Zellgewebe (k), und iſt an ſich ſtaͤrker, als das Darmfell (l), auch nach dem Ruͤk- ken zu ſtaͤrker und feſter, als am Bruſtbeine.
Von auſſen ſchlieſſet ſich, wie wir von den Schlag- adern gemeldet haben, das Zellgewebe an dieſelbe an, und dieſes hat veranlaſſet, daß einige Zergliederer ge- meldet haben, ſie ſey von auſſen rauch (m). Dieſes Zell- gewebe enthaͤlt in den meiſten Gegenden Fett in ſich, ſo wol wo es auf der Aorte und denen Ruͤkkenwirbeln auf- liegt, als auch da, wo es von denen auswendig herum- liegenden Jnterkoſtalmuskeln bedekt wird (n), ingleichen auch in derjenigen Gegend, wo die zwo Saͤkke des Rib- benfells, von denen wir bald ein mehreres melden wer- den, gegeneinander uͤber liegen. Dieſes Zellgewebe gehet mit allen denen uͤbrigen Zellgeweben des menſchlichen
Koͤrpers
(k)[Spaltenumbruch]schobinger de telæ cellulo- ſæ dignitate, n. 65.
(l)vesalivs de fabric. corp. hum. L. V. S. 710. der Ausgabe von 1555.
(m) Ebenderſelbe ebendaſelbſt. [Spaltenumbruch]I. Antonides van der linden in Phyſiolog. reform. S. 159. Thom. bartholinvs uͤber die Anatomie ſeines Vaters, S. 191.
(n)kaavw de perſpir. n. 143. 144. 145.
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Viertes Buch. Das Herz.
Es iſt demnach die Bruſt, oder der Oberleib, eine
anſehnliche Hoͤle, deren aͤuſſerſten Umfang die Ribben
ausmachen, (die wir anderswo ausfuͤhrlicher beſchreiben
wollen,) benebſt dem Fleiſch, welches den Zwiſchenraum
derer Ribben ausfuͤllet; unterwerts endiget ſich dieſelbe am
Zwerchfell, und oben befindet ſich der Hals daruͤber.
Um aber die gewoͤhnlichen Ausdruͤkke hier ordentlich bei-
zubehalten, ſo wird dieſe Hoͤle von dem Ribbenfelle
(pleura) umwoͤlbet, und es wird unter dieſem Namen
ſchon ſeit geraumer Zeit diejenige Membrane verſtanden,
die von den Ribben ihre Benennung erhalten hat, und
die in alten Zeiten unter dem Titul der bekleidenden (ſuc-
cingens) viel bekannter war. Es iſt dieſelbe aller Orten
einfach, und laͤſt ſich nicht in zwo Platten zertheilen, ſon-
dern beſtehet aus einem dichten Zellgewebe (k), und iſt an
ſich ſtaͤrker, als das Darmfell (l), auch nach dem Ruͤk-
ken zu ſtaͤrker und feſter, als am Bruſtbeine.
Von auſſen ſchlieſſet ſich, wie wir von den Schlag-
adern gemeldet haben, das Zellgewebe an dieſelbe an,
und dieſes hat veranlaſſet, daß einige Zergliederer ge-
meldet haben, ſie ſey von auſſen rauch (m). Dieſes Zell-
gewebe enthaͤlt in den meiſten Gegenden Fett in ſich, ſo
wol wo es auf der Aorte und denen Ruͤkkenwirbeln auf-
liegt, als auch da, wo es von denen auswendig herum-
liegenden Jnterkoſtalmuskeln bedekt wird (n), ingleichen
auch in derjenigen Gegend, wo die zwo Saͤkke des Rib-
benfells, von denen wir bald ein mehreres melden wer-
den, gegeneinander uͤber liegen. Dieſes Zellgewebe gehet
mit allen denen uͤbrigen Zellgeweben des menſchlichen
Koͤrpers
(k)
schobinger de telæ cellulo-
ſæ dignitate, n. 65.
(l) vesalivs de fabric. corp.
hum. L. V. S. 710. der Ausgabe
von 1555.
(m) Ebenderſelbe ebendaſelbſt.
I. Antonides van der linden in
Phyſiolog. reform. S. 159. Thom.
bartholinvs uͤber die Anatomie
ſeines Vaters, S. 191.
(n) kaavw de perſpir. n. 143.
144. 145.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/544>, abgerufen am 22.11.2024.
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