gend erlernt hatten, theils auch damals in ihrem Alter öffentlich lehreten.
Zuerst hat also Johann Riolanus, der zu dersel- ben Zeit sowol nach anderer, als seinem selbst eigenen Urtheil, der vornehmste unter denen Zergliederern war, des Harvey Bescheidenheit verächtlich gehalten, und in vielen kleinen Schriften das aufgehende Licht zu verdun- keln gesucht. Nachdem er aber gleichwol, vermöge sei- ner grossen Einsicht, die Kraft der Warheit nothwendig erkennen muste, so nahm er, damit er nicht genöthiget wür- de, den Fleiß eines andern zu rühmen, und etwa von denen Lehrsäzzen der Alten völlig abzugehen, einen Theil von dem Harveyischen Umlaufe an, und veränderte einige Säzze nach seinem Geschmakke, damit man den jeztge- dachten Umlauf vor Riolanisch erkennen möchte (h). Solchemnach behauptete er, daß das Blut in der Pfort- ader ohne Umlauf bliebe, daß es nicht wieder zum Her- zen gienge, und führte das in der Holader befindliche Blut, mit Hinweglassung der Umwege durch die Lunge, sogleich aus der rechten Herzkammer, durch die Schweis- löcher der Scheidewand in die linke, verminderte auch end- lich diejenige Geschwindigkeit, von der die Galenischen Aerzte schwindlich gemacht wurden, um einen grossen Theil. Alles dieses aber ist nach dem Tode dieses gelehr- ten Greises wieder in die Vergessenheit gerathen.
Caspar Hoffmann verachtete die Warheit eben- falls, und suchte sie, da er bereits sehr bei Jahren war, in einer kleinen Schrift, die von keiner sonderlichen Wich- tigkeit war, zu widerlegen (i).
For-
(h)[Spaltenumbruch]Nova doctrina de motu cir- culatorio in corde. Paris 1649. fol. Lond. 1659. 4.
(i)[Spaltenumbruch]Digressio de circulatione sanguinis. Paris 1652. 12.
G g 4
durch die Schlag-in die Blutadern.
gend erlernt hatten, theils auch damals in ihrem Alter oͤffentlich lehreten.
Zuerſt hat alſo Johann Riolanus, der zu derſel- ben Zeit ſowol nach anderer, als ſeinem ſelbſt eigenen Urtheil, der vornehmſte unter denen Zergliederern war, des Harvey Beſcheidenheit veraͤchtlich gehalten, und in vielen kleinen Schriften das aufgehende Licht zu verdun- keln geſucht. Nachdem er aber gleichwol, vermoͤge ſei- ner groſſen Einſicht, die Kraft der Warheit nothwendig erkennen muſte, ſo nahm er, damit er nicht genoͤthiget wuͤr- de, den Fleiß eines andern zu ruͤhmen, und etwa von denen Lehrſaͤzzen der Alten voͤllig abzugehen, einen Theil von dem Harveyiſchen Umlaufe an, und veraͤnderte einige Saͤzze nach ſeinem Geſchmakke, damit man den jeztge- dachten Umlauf vor Riolaniſch erkennen moͤchte (h). Solchemnach behauptete er, daß das Blut in der Pfort- ader ohne Umlauf bliebe, daß es nicht wieder zum Her- zen gienge, und fuͤhrte das in der Holader befindliche Blut, mit Hinweglaſſung der Umwege durch die Lunge, ſogleich aus der rechten Herzkammer, durch die Schweis- loͤcher der Scheidewand in die linke, verminderte auch end- lich diejenige Geſchwindigkeit, von der die Galeniſchen Aerzte ſchwindlich gemacht wurden, um einen groſſen Theil. Alles dieſes aber iſt nach dem Tode dieſes gelehr- ten Greiſes wieder in die Vergeſſenheit gerathen.
Caſpar Hoffmann verachtete die Warheit eben- falls, und ſuchte ſie, da er bereits ſehr bei Jahren war, in einer kleinen Schrift, die von keiner ſonderlichen Wich- tigkeit war, zu widerlegen (i).
For-
(h)[Spaltenumbruch]Nova doctrina de motu cir- culatorio in corde. Paris 1649. fol. Lond. 1659. 4.
(i)[Spaltenumbruch]Digresſio de circulatione ſanguinis. Paris 1652. 12.
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durch die Schlag-in die Blutadern.
gend erlernt hatten, theils auch damals in ihrem Alter
oͤffentlich lehreten.
Zuerſt hat alſo Johann Riolanus, der zu derſel-
ben Zeit ſowol nach anderer, als ſeinem ſelbſt eigenen
Urtheil, der vornehmſte unter denen Zergliederern war,
des Harvey Beſcheidenheit veraͤchtlich gehalten, und in
vielen kleinen Schriften das aufgehende Licht zu verdun-
keln geſucht. Nachdem er aber gleichwol, vermoͤge ſei-
ner groſſen Einſicht, die Kraft der Warheit nothwendig
erkennen muſte, ſo nahm er, damit er nicht genoͤthiget wuͤr-
de, den Fleiß eines andern zu ruͤhmen, und etwa von denen
Lehrſaͤzzen der Alten voͤllig abzugehen, einen Theil von
dem Harveyiſchen Umlaufe an, und veraͤnderte einige
Saͤzze nach ſeinem Geſchmakke, damit man den jeztge-
dachten Umlauf vor Riolaniſch erkennen moͤchte (h).
Solchemnach behauptete er, daß das Blut in der Pfort-
ader ohne Umlauf bliebe, daß es nicht wieder zum Her-
zen gienge, und fuͤhrte das in der Holader befindliche
Blut, mit Hinweglaſſung der Umwege durch die Lunge,
ſogleich aus der rechten Herzkammer, durch die Schweis-
loͤcher der Scheidewand in die linke, verminderte auch end-
lich diejenige Geſchwindigkeit, von der die Galeniſchen
Aerzte ſchwindlich gemacht wurden, um einen groſſen
Theil. Alles dieſes aber iſt nach dem Tode dieſes gelehr-
ten Greiſes wieder in die Vergeſſenheit gerathen.
Caſpar Hoffmann verachtete die Warheit eben-
falls, und ſuchte ſie, da er bereits ſehr bei Jahren war,
in einer kleinen Schrift, die von keiner ſonderlichen Wich-
tigkeit war, zu widerlegen (i).
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(h)
Nova doctrina de motu cir-
culatorio in corde. Paris 1649. fol.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/527>, abgerufen am 22.11.2024.
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