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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
Gesandte wieder in sein Vaterland zurük, und vier Jahr
darnach verstarb erstlich der Bruder Sarpi, nämlich
im Jahr 1623.

Es hatte aber Harvey schon längst so viel Verdien-
ste erworben, daß sich so gar sein ärgster Feind, Rio-
lanus
(t), der Warheit annahm, und der Welt zeigte,
daß die Entdekkung, welche Harvey gemacht zu haben
sich rühme, wenigstens dem Sarpi nicht zugehöre. Hier-
nächst bringen die Lobredner dieses durch andre Verdien-
ste erhabnen Mönchen (u) nichts bei, warum derselbe sich
auf diese Studien gelegt habe, die von seinen wichtigen
Amtsgeschäften so weit unterschieden waren, führen auch
keine Versuche an, wodurch dieser Staatsmann den so
verborgnen Lauf des Blutes, der nur allein durch die
Zergliederungskunst ausfindig zu machen ist, entdekket
habe. Endlich schrieb der Verfasser des Sarpischen
Lebens, welcher zugleich ein Schüler von diesem guten Al-
ten war, nämlich P. Fulgentius, zwar von den Klap-
pen, die Sarpi erfunden habe, er gedenket aber von dem
Umlauf des Blutes gar nichts, sezzet aber noch hinzu, es
habe Sarpi auch nicht einmal den eigentlichen wahren
Nuzzen derer Klappen, die sonst ohnehin durch den Fleis
eines andern sind entdekket worden, angezeiget (x).
Helfreich Dietrich bezeuget zwar von sich selbst, daß er
im Jahr 1622. dem Casp. Hoffmann seine Gedanken
von dem Blutumlaufe eröfnet habe, er sey aber durch
den frostigen Scherz dieses Gelehrten abgeschrekket wor-
den, und habe daher die Sache liegen gelassen (y). Jn-
dessen ist dieses kein Mann von solchen Verdiensten, daß
man von ihm eine so wichtige Entdekkung erwarten
könnte.

§. 30.
(t) [Spaltenumbruch] Animadvers. in Walaeum,
S. 613.
(u) Siehe den Hyacinthus gim-
ma
in Italia litterata,
S. 696.
(x) [Spaltenumbruch] charleton three lectures,
S. 24.
(y) Vindiciae adversus tache-
nivm.

Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
Geſandte wieder in ſein Vaterland zuruͤk, und vier Jahr
darnach verſtarb erſtlich der Bruder Sarpi, naͤmlich
im Jahr 1623.

Es hatte aber Harvey ſchon laͤngſt ſo viel Verdien-
ſte erworben, daß ſich ſo gar ſein aͤrgſter Feind, Rio-
lanus
(t), der Warheit annahm, und der Welt zeigte,
daß die Entdekkung, welche Harvey gemacht zu haben
ſich ruͤhme, wenigſtens dem Sarpi nicht zugehoͤre. Hier-
naͤchſt bringen die Lobredner dieſes durch andre Verdien-
ſte erhabnen Moͤnchen (u) nichts bei, warum derſelbe ſich
auf dieſe Studien gelegt habe, die von ſeinen wichtigen
Amtsgeſchaͤften ſo weit unterſchieden waren, fuͤhren auch
keine Verſuche an, wodurch dieſer Staatsmann den ſo
verborgnen Lauf des Blutes, der nur allein durch die
Zergliederungskunſt ausfindig zu machen iſt, entdekket
habe. Endlich ſchrieb der Verfaſſer des Sarpiſchen
Lebens, welcher zugleich ein Schuͤler von dieſem guten Al-
ten war, naͤmlich P. Fulgentius, zwar von den Klap-
pen, die Sarpi erfunden habe, er gedenket aber von dem
Umlauf des Blutes gar nichts, ſezzet aber noch hinzu, es
habe Sarpi auch nicht einmal den eigentlichen wahren
Nuzzen derer Klappen, die ſonſt ohnehin durch den Fleis
eines andern ſind entdekket worden, angezeiget (x).
Helfreich Dietrich bezeuget zwar von ſich ſelbſt, daß er
im Jahr 1622. dem Caſp. Hoffmann ſeine Gedanken
von dem Blutumlaufe eroͤfnet habe, er ſey aber durch
den froſtigen Scherz dieſes Gelehrten abgeſchrekket wor-
den, und habe daher die Sache liegen gelaſſen (y). Jn-
deſſen iſt dieſes kein Mann von ſolchen Verdienſten, daß
man von ihm eine ſo wichtige Entdekkung erwarten
koͤnnte.

§. 30.
(t) [Spaltenumbruch] Animadverſ. in Walaeum,
S. 613.
(u) Siehe den Hyacinthus gim-
ma
in Italia litterata,
S. 696.
(x) [Spaltenumbruch] charleton three lectures,
S. 24.
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nivm.
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[466/0522] Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes Geſandte wieder in ſein Vaterland zuruͤk, und vier Jahr darnach verſtarb erſtlich der Bruder Sarpi, naͤmlich im Jahr 1623. Es hatte aber Harvey ſchon laͤngſt ſo viel Verdien- ſte erworben, daß ſich ſo gar ſein aͤrgſter Feind, Rio- lanus (t), der Warheit annahm, und der Welt zeigte, daß die Entdekkung, welche Harvey gemacht zu haben ſich ruͤhme, wenigſtens dem Sarpi nicht zugehoͤre. Hier- naͤchſt bringen die Lobredner dieſes durch andre Verdien- ſte erhabnen Moͤnchen (u) nichts bei, warum derſelbe ſich auf dieſe Studien gelegt habe, die von ſeinen wichtigen Amtsgeſchaͤften ſo weit unterſchieden waren, fuͤhren auch keine Verſuche an, wodurch dieſer Staatsmann den ſo verborgnen Lauf des Blutes, der nur allein durch die Zergliederungskunſt ausfindig zu machen iſt, entdekket habe. Endlich ſchrieb der Verfaſſer des Sarpiſchen Lebens, welcher zugleich ein Schuͤler von dieſem guten Al- ten war, naͤmlich P. Fulgentius, zwar von den Klap- pen, die Sarpi erfunden habe, er gedenket aber von dem Umlauf des Blutes gar nichts, ſezzet aber noch hinzu, es habe Sarpi auch nicht einmal den eigentlichen wahren Nuzzen derer Klappen, die ſonſt ohnehin durch den Fleis eines andern ſind entdekket worden, angezeiget (x). Helfreich Dietrich bezeuget zwar von ſich ſelbſt, daß er im Jahr 1622. dem Caſp. Hoffmann ſeine Gedanken von dem Blutumlaufe eroͤfnet habe, er ſey aber durch den froſtigen Scherz dieſes Gelehrten abgeſchrekket wor- den, und habe daher die Sache liegen gelaſſen (y). Jn- deſſen iſt dieſes kein Mann von ſolchen Verdienſten, daß man von ihm eine ſo wichtige Entdekkung erwarten koͤnnte. §. 30. (t) Animadverſ. in Walaeum, S. 613. (u) Siehe den Hyacinthus gim- ma in Italia litterata, S. 696. (x) charleton three lectures, S. 24. (y) Vindiciæ adverſus tache- nivm.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/522>, abgerufen am 22.11.2024.