Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
adern gesprizzt, das Blut bis in die Lunge und die rechte
Herzkammer hinein verdikket, welches deutlich erweiset,
daß diese chimische Gifte bis in diese Gegenden, nicht
aber in die allerkleinste Aeste durchgedrungen sind. Jch
will aber diese Versuche jezzo nicht von einander trennen,
da sie noch viel mehreres beweisen, und nicht allein den
Weg des Blutes in den Blutadern, sondern ausserdem
auch die offenbare Wirksamkeit, die sich auf alle Theile
des menschlichen Körpers erstrekket, in ein grösseres Licht
sezzen.

§. 17.
Auch der Augenschein selbst bekräftiget dieses.

Um dieser Ursache willen werde ich blos ein ander
Zeugniß, welches von allen, die man aufführen könnte,
das unwidersprechlichste ist, und wovon man zu Har-
veys
Zeiten noch nichts wuste, annoch anführen, weil
die Vergrösserungsgläser, ob sie gleich damals in Jta-
lien schon bekannt waren, dennoch unter den physischen
Schriftstellern noch nicht sonderlich oft in Gebrauch wa-
ren gezogen worden. Man bringt demnach allerhand
Thiere, deren Blut man durch die durchsichtigen Ader-
häute kann laufen sehen, unter das Vergrösserungsglas:
es werden aber gemeiniglich kaltblutige Thiere, derglei-
chen die Frösche, Eidechsen und Fische sind, dazu genom-
men, damit die herandringende kalte Luft diesen Lebens-
saft nicht zum Gerinnen bringen möge, wie sie es mit
dem Blute warmer Thiere zu machen pflegt (c). Nun
betrachte man alles mit einem aufmerksamen Auge, sezze
auch solche Beschauung etwas lange und ohne grossen
Zwang fort, um zu entdekken, was sich vor Gefässe in
einem Thiere befinden, und welchen Weg das Blut ei-
gentlich durch dieselben nehme. Man wird alsdenn ge-

wahr
(c) Second Memoire sur le mouvem. du sang, Exp. 10.

Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
adern geſprizzt, das Blut bis in die Lunge und die rechte
Herzkammer hinein verdikket, welches deutlich erweiſet,
daß dieſe chimiſche Gifte bis in dieſe Gegenden, nicht
aber in die allerkleinſte Aeſte durchgedrungen ſind. Jch
will aber dieſe Verſuche jezzo nicht von einander trennen,
da ſie noch viel mehreres beweiſen, und nicht allein den
Weg des Blutes in den Blutadern, ſondern auſſerdem
auch die offenbare Wirkſamkeit, die ſich auf alle Theile
des menſchlichen Koͤrpers erſtrekket, in ein groͤſſeres Licht
ſezzen.

§. 17.
Auch der Augenſchein ſelbſt bekraͤftiget dieſes.

Um dieſer Urſache willen werde ich blos ein ander
Zeugniß, welches von allen, die man auffuͤhren koͤnnte,
das unwiderſprechlichſte iſt, und wovon man zu Har-
veys
Zeiten noch nichts wuſte, annoch anfuͤhren, weil
die Vergroͤſſerungsglaͤſer, ob ſie gleich damals in Jta-
lien ſchon bekannt waren, dennoch unter den phyſiſchen
Schriftſtellern noch nicht ſonderlich oft in Gebrauch wa-
ren gezogen worden. Man bringt demnach allerhand
Thiere, deren Blut man durch die durchſichtigen Ader-
haͤute kann laufen ſehen, unter das Vergroͤſſerungsglas:
es werden aber gemeiniglich kaltblutige Thiere, derglei-
chen die Froͤſche, Eidechſen und Fiſche ſind, dazu genom-
men, damit die herandringende kalte Luft dieſen Lebens-
ſaft nicht zum Gerinnen bringen moͤge, wie ſie es mit
dem Blute warmer Thiere zu machen pflegt (c). Nun
betrachte man alles mit einem aufmerkſamen Auge, ſezze
auch ſolche Beſchauung etwas lange und ohne groſſen
Zwang fort, um zu entdekken, was ſich vor Gefaͤſſe in
einem Thiere befinden, und welchen Weg das Blut ei-
gentlich durch dieſelben nehme. Man wird alsdenn ge-

wahr
(c) Second Memoire ſur le mouvem. du ſang, Exp. 10.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0464" n="408"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.</hi></fw><lb/>
adern ge&#x017F;prizzt, das Blut bis in die Lunge und die rechte<lb/>
Herzkammer hinein verdikket, welches deutlich erwei&#x017F;et,<lb/>
daß die&#x017F;e chimi&#x017F;che Gifte bis in die&#x017F;e Gegenden, nicht<lb/>
aber in die allerklein&#x017F;te Ae&#x017F;te durchgedrungen &#x017F;ind. Jch<lb/>
will aber die&#x017F;e Ver&#x017F;uche jezzo nicht von einander trennen,<lb/>
da &#x017F;ie noch viel mehreres bewei&#x017F;en, und nicht allein den<lb/>
Weg des Blutes in den Blutadern, &#x017F;ondern au&#x017F;&#x017F;erdem<lb/>
auch die offenbare Wirk&#x017F;amkeit, die &#x017F;ich auf alle Theile<lb/>
des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers er&#x017F;trekket, in ein gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eres Licht<lb/>
&#x017F;ezzen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 17.<lb/>
Auch der Augen&#x017F;chein &#x017F;elb&#x017F;t bekra&#x0364;ftiget die&#x017F;es.</head><lb/>
            <p>Um die&#x017F;er Ur&#x017F;ache willen werde ich blos ein ander<lb/>
Zeugniß, welches von allen, die man auffu&#x0364;hren ko&#x0364;nnte,<lb/>
das unwider&#x017F;prechlich&#x017F;te i&#x017F;t, und wovon man zu <hi rendition="#fr">Har-<lb/>
veys</hi> Zeiten noch nichts wu&#x017F;te, annoch anfu&#x0364;hren, weil<lb/>
die Vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungsgla&#x0364;&#x017F;er, ob &#x017F;ie gleich damals in Jta-<lb/>
lien &#x017F;chon bekannt waren, dennoch unter den phy&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Schrift&#x017F;tellern noch nicht &#x017F;onderlich oft in Gebrauch wa-<lb/>
ren gezogen worden. Man bringt demnach allerhand<lb/>
Thiere, deren Blut man durch die durch&#x017F;ichtigen Ader-<lb/>
ha&#x0364;ute kann laufen &#x017F;ehen, unter das Vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungsglas:<lb/>
es werden aber gemeiniglich kaltblutige Thiere, derglei-<lb/>
chen die Fro&#x0364;&#x017F;che, Eidech&#x017F;en und Fi&#x017F;che &#x017F;ind, dazu genom-<lb/>
men, damit die herandringende kalte Luft die&#x017F;en Lebens-<lb/>
&#x017F;aft nicht zum Gerinnen bringen mo&#x0364;ge, wie &#x017F;ie es mit<lb/>
dem Blute warmer Thiere zu machen pflegt <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">Second Memoire &#x017F;ur le mouvem. du &#x017F;ang, Exp.</hi> 10.</note>. Nun<lb/>
betrachte man alles mit einem aufmerk&#x017F;amen Auge, &#x017F;ezze<lb/>
auch &#x017F;olche Be&#x017F;chauung etwas lange und ohne gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Zwang fort, um zu entdekken, was &#x017F;ich vor Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e in<lb/>
einem Thiere befinden, und welchen Weg das Blut ei-<lb/>
gentlich durch die&#x017F;elben nehme. Man wird alsdenn ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wahr</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[408/0464] Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes. adern geſprizzt, das Blut bis in die Lunge und die rechte Herzkammer hinein verdikket, welches deutlich erweiſet, daß dieſe chimiſche Gifte bis in dieſe Gegenden, nicht aber in die allerkleinſte Aeſte durchgedrungen ſind. Jch will aber dieſe Verſuche jezzo nicht von einander trennen, da ſie noch viel mehreres beweiſen, und nicht allein den Weg des Blutes in den Blutadern, ſondern auſſerdem auch die offenbare Wirkſamkeit, die ſich auf alle Theile des menſchlichen Koͤrpers erſtrekket, in ein groͤſſeres Licht ſezzen. §. 17. Auch der Augenſchein ſelbſt bekraͤftiget dieſes. Um dieſer Urſache willen werde ich blos ein ander Zeugniß, welches von allen, die man auffuͤhren koͤnnte, das unwiderſprechlichſte iſt, und wovon man zu Har- veys Zeiten noch nichts wuſte, annoch anfuͤhren, weil die Vergroͤſſerungsglaͤſer, ob ſie gleich damals in Jta- lien ſchon bekannt waren, dennoch unter den phyſiſchen Schriftſtellern noch nicht ſonderlich oft in Gebrauch wa- ren gezogen worden. Man bringt demnach allerhand Thiere, deren Blut man durch die durchſichtigen Ader- haͤute kann laufen ſehen, unter das Vergroͤſſerungsglas: es werden aber gemeiniglich kaltblutige Thiere, derglei- chen die Froͤſche, Eidechſen und Fiſche ſind, dazu genom- men, damit die herandringende kalte Luft dieſen Lebens- ſaft nicht zum Gerinnen bringen moͤge, wie ſie es mit dem Blute warmer Thiere zu machen pflegt (c). Nun betrachte man alles mit einem aufmerkſamen Auge, ſezze auch ſolche Beſchauung etwas lange und ohne groſſen Zwang fort, um zu entdekken, was ſich vor Gefaͤſſe in einem Thiere befinden, und welchen Weg das Blut ei- gentlich durch dieſelben nehme. Man wird alsdenn ge- wahr (c) Second Memoire ſur le mouvem. du ſang, Exp. 10.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/464
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/464>, abgerufen am 20.11.2024.