des Herzens dem Rükflusse des Schlagaderblutes, da hingegen dem Blute in den Blutadern, welches von den Stämmen zurüktreten will, ausser den Klappen weiter nichts widerstehet, ausser die schwache Kraft des Blutes, welches von den kleinsten Röhrchen und den ge- schlanken Würzelchen der Blutadern zurükkömt. P. Paulus Sarpi hat diese Sache, wenn der Geschichte zu trauen ist, besser eingesehen, daß nämlich das Blut in den Blutadern allerdings nach den Gliedmassen zurüklau- fen könne, und dieses soll demselben zur Entdekkung de- rer Klappen Gelegenheit gegeben haben (r).
Ausserdem beweisen auch die Klappen bei der Action der Muskeln ihren grossen Nuzzen, indem sie den gan- zen Druk des Blutes gegen das Herz bestimmen. Hät- te man gar keine, so würden die aufschwellende Muskeln alsdenn die dazwischen liegende Blutadern zusammen- drükken, und man könnte diesen gesamten Druk in Ge- danken in zwo gleiche Helften eintheilen. Es würde al- so die erste Helfte das Blut in der That gegen das Herz zu treiben, und in so fern den ordentlichen Blutlauf und dessen Rüklauf befördern. Dagegen würde die an- dre Helfte das Blut gegen die äussersten Gliedmassen und Blutaderenden zurükpressen, und demjenigen, das von dem ganzen Umfange des Körpers zurükkehren soll, von allen Seiten Hinderung in den Weg legen. Solchem- nach würde von dem Aufschwellen der Muskeln bei dem Umlaufe des Blutes eben so viel Schwierigkeit entstehen, als derselbe Vortheil davon erhalten möchte; denn man kann eigentlich keinen Grund angeben, warum das Blut in den Blutadern nicht von den Muskeln eben sowol ge- gen die Gliedmassen, als gegen das Herz getrieben werden sollte. Jezzo da die Klappen sind entdekket worden, so wird
durch
(r)[Spaltenumbruch]charleton three lectures S. 19. aus der von fvlgentivs [Spaltenumbruch]
herausgegebenen Lebensbeschrei- bung des Bruders sarpi.
B b 2
Der Blutlauf in den Blutadern.
des Herzens dem Ruͤkfluſſe des Schlagaderblutes, da hingegen dem Blute in den Blutadern, welches von den Staͤmmen zuruͤktreten will, auſſer den Klappen weiter nichts widerſtehet, auſſer die ſchwache Kraft des Blutes, welches von den kleinſten Roͤhrchen und den ge- ſchlanken Wuͤrzelchen der Blutadern zuruͤkkoͤmt. P. Paulus Sarpi hat dieſe Sache, wenn der Geſchichte zu trauen iſt, beſſer eingeſehen, daß naͤmlich das Blut in den Blutadern allerdings nach den Gliedmaſſen zuruͤklau- fen koͤnne, und dieſes ſoll demſelben zur Entdekkung de- rer Klappen Gelegenheit gegeben haben (r).
Auſſerdem beweiſen auch die Klappen bei der Action der Muskeln ihren groſſen Nuzzen, indem ſie den gan- zen Druk des Blutes gegen das Herz beſtimmen. Haͤt- te man gar keine, ſo wuͤrden die aufſchwellende Muskeln alsdenn die dazwiſchen liegende Blutadern zuſammen- druͤkken, und man koͤnnte dieſen geſamten Druk in Ge- danken in zwo gleiche Helften eintheilen. Es wuͤrde al- ſo die erſte Helfte das Blut in der That gegen das Herz zu treiben, und in ſo fern den ordentlichen Blutlauf und deſſen Ruͤklauf befoͤrdern. Dagegen wuͤrde die an- dre Helfte das Blut gegen die aͤuſſerſten Gliedmaſſen und Blutaderenden zuruͤkpreſſen, und demjenigen, das von dem ganzen Umfange des Koͤrpers zuruͤkkehren ſoll, von allen Seiten Hinderung in den Weg legen. Solchem- nach wuͤrde von dem Aufſchwellen der Muskeln bei dem Umlaufe des Blutes eben ſo viel Schwierigkeit entſtehen, als derſelbe Vortheil davon erhalten moͤchte; denn man kann eigentlich keinen Grund angeben, warum das Blut in den Blutadern nicht von den Muskeln eben ſowol ge- gen die Gliedmaſſen, als gegen das Herz getrieben werden ſollte. Jezzo da die Klappen ſind entdekket worden, ſo wird
durch
(r)[Spaltenumbruch]charleton three lectures S. 19. aus der von fvlgentivs [Spaltenumbruch]
herausgegebenen Lebensbeſchrei- bung des Bruders sarpi.
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Der Blutlauf in den Blutadern.
des Herzens dem Ruͤkfluſſe des Schlagaderblutes,
da hingegen dem Blute in den Blutadern, welches
von den Staͤmmen zuruͤktreten will, auſſer den Klappen
weiter nichts widerſtehet, auſſer die ſchwache Kraft des
Blutes, welches von den kleinſten Roͤhrchen und den ge-
ſchlanken Wuͤrzelchen der Blutadern zuruͤkkoͤmt. P.
Paulus Sarpi hat dieſe Sache, wenn der Geſchichte zu
trauen iſt, beſſer eingeſehen, daß naͤmlich das Blut in
den Blutadern allerdings nach den Gliedmaſſen zuruͤklau-
fen koͤnne, und dieſes ſoll demſelben zur Entdekkung de-
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Auſſerdem beweiſen auch die Klappen bei der Action
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alsdenn die dazwiſchen liegende Blutadern zuſammen-
druͤkken, und man koͤnnte dieſen geſamten Druk in Ge-
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ſo die erſte Helfte das Blut in der That gegen das Herz
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dre Helfte das Blut gegen die aͤuſſerſten Gliedmaſſen und
Blutaderenden zuruͤkpreſſen, und demjenigen, das von
dem ganzen Umfange des Koͤrpers zuruͤkkehren ſoll, von
allen Seiten Hinderung in den Weg legen. Solchem-
nach wuͤrde von dem Aufſchwellen der Muskeln bei dem
Umlaufe des Blutes eben ſo viel Schwierigkeit entſtehen,
als derſelbe Vortheil davon erhalten moͤchte; denn man
kann eigentlich keinen Grund angeben, warum das Blut
in den Blutadern nicht von den Muskeln eben ſowol ge-
gen die Gliedmaſſen, als gegen das Herz getrieben werden
ſollte. Jezzo da die Klappen ſind entdekket worden, ſo wird
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/443>, abgerufen am 28.11.2024.
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