alsdenn gar zu verschwinden (b), nicht als ob sie wirk- lich vernichtet worden, sondern weil sie vermittelst der Anziehungskraft des fester gewordnen Zellgewebes derge- stalt zusammengedrukt sind (c), daß sie einer, der sie nur obenhin ansieht, besonders wenn sie unter dem Fett lie- gen, gemeiniglich mit vieler Mühe kaum finden kann. Denn in recht erwachsnen Körpern kann ich wenigstens die Brustdrüse in der Höle des Mittelfells, und die Drü- sen am Gekröse und Mastdarme noch ganz wohl erken- nen. Einige sind so gar an Erwachsnen noch deutlicher geworden, weil sie sich durch ihre Farbe erheben, wie solches von denen Drüsen der Luftröhrenäste bekannt ist.
Es lässet sich aber auch der in den Drüsen der Kin- der sehr häufig vorhandene milchhafte Saft, in erwachs- nen Körpern entweder sehr schwerlich zeigen, oder er ist gänzlich, auch so gar in der Brustdrüse, der grösten von allen, wieder verschwunden. Daß aber dieser Saft in den noch zarten Körpern nicht seinen guten Nuzzen solte geleistet haben, daran wird wohl niemand zweifeln. Man könnte demnach glauben, daß das Flieswasser ver- mitteist der Beimischung dieser Drüsenmilch verdünnet werde, gleichwie dieser Milchram in der That den Nah- rungssaft verdünnet, wenn er mit demselben vermischet wird, und solchergestalt veranlasset, daß er aus den Milchgefässen der zweiten Ordnung schon heller aus den Drüsen hervorkommt, als er in die von der ersten Ord- nung gekommen war (d). Es ist aber dieses Flieswasser an sich schon dünner, als gedachter Milchram.
§. 26.
(b)[Spaltenumbruch]
Von den Gekrösdrüsen Fr. RuyschAdvers. anat. III. n. 7.
(c) Daß sich in diesen Drüsen das Verhältnis des Festen zum Flüßigen beständig vermehre, er- innert Clifton Wintringham am [Spaltenumbruch]
angef. Orte, S. 208. mit gutem Rechte.
(d)RuyschAdvers. anat. III. n. 7. de fabrica glandul. S. 65. u. folg.
Z 5
Flieswaſſergefaͤſſe.
alsdenn gar zu verſchwinden (b), nicht als ob ſie wirk- lich vernichtet worden, ſondern weil ſie vermittelſt der Anziehungskraft des feſter gewordnen Zellgewebes derge- ſtalt zuſammengedrukt ſind (c), daß ſie einer, der ſie nur obenhin anſieht, beſonders wenn ſie unter dem Fett lie- gen, gemeiniglich mit vieler Muͤhe kaum finden kann. Denn in recht erwachſnen Koͤrpern kann ich wenigſtens die Bruſtdruͤſe in der Hoͤle des Mittelfells, und die Druͤ- ſen am Gekroͤſe und Maſtdarme noch ganz wohl erken- nen. Einige ſind ſo gar an Erwachſnen noch deutlicher geworden, weil ſie ſich durch ihre Farbe erheben, wie ſolches von denen Druͤſen der Luftroͤhrenaͤſte bekannt iſt.
Es laͤſſet ſich aber auch der in den Druͤſen der Kin- der ſehr haͤufig vorhandene milchhafte Saft, in erwachs- nen Koͤrpern entweder ſehr ſchwerlich zeigen, oder er iſt gaͤnzlich, auch ſo gar in der Bruſtdruͤſe, der groͤſten von allen, wieder verſchwunden. Daß aber dieſer Saft in den noch zarten Koͤrpern nicht ſeinen guten Nuzzen ſolte geleiſtet haben, daran wird wohl niemand zweifeln. Man koͤnnte demnach glauben, daß das Flieswaſſer ver- mitteiſt der Beimiſchung dieſer Druͤſenmilch verduͤnnet werde, gleichwie dieſer Milchram in der That den Nah- rungsſaft verduͤnnet, wenn er mit demſelben vermiſchet wird, und ſolchergeſtalt veranlaſſet, daß er aus den Milchgefaͤſſen der zweiten Ordnung ſchon heller aus den Druͤſen hervorkommt, als er in die von der erſten Ord- nung gekommen war (d). Es iſt aber dieſes Flieswaſſer an ſich ſchon duͤnner, als gedachter Milchram.
§. 26.
(b)[Spaltenumbruch]
Von den Gekroͤsdruͤſen Fr. RuyſchAdverſ. anat. III. n. 7.
(c) Daß ſich in dieſen Druͤſen das Verhaͤltnis des Feſten zum Fluͤßigen beſtaͤndig vermehre, er- innert Clifton Wintringham am [Spaltenumbruch]
angef. Orte, S. 208. mit gutem Rechte.
(d)RuyſchAdverſ. anat. III. n. 7. de fabrica glandul. S. 65. u. folg.
Z 5
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Flieswaſſergefaͤſſe.
alsdenn gar zu verſchwinden (b), nicht als ob ſie wirk-
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Anziehungskraft des feſter gewordnen Zellgewebes derge-
ſtalt zuſammengedrukt ſind (c), daß ſie einer, der ſie nur
obenhin anſieht, beſonders wenn ſie unter dem Fett lie-
gen, gemeiniglich mit vieler Muͤhe kaum finden kann.
Denn in recht erwachſnen Koͤrpern kann ich wenigſtens
die Bruſtdruͤſe in der Hoͤle des Mittelfells, und die Druͤ-
ſen am Gekroͤſe und Maſtdarme noch ganz wohl erken-
nen. Einige ſind ſo gar an Erwachſnen noch deutlicher
geworden, weil ſie ſich durch ihre Farbe erheben, wie
ſolches von denen Druͤſen der Luftroͤhrenaͤſte bekannt iſt.
Es laͤſſet ſich aber auch der in den Druͤſen der Kin-
der ſehr haͤufig vorhandene milchhafte Saft, in erwachs-
nen Koͤrpern entweder ſehr ſchwerlich zeigen, oder er iſt
gaͤnzlich, auch ſo gar in der Bruſtdruͤſe, der groͤſten
von allen, wieder verſchwunden. Daß aber dieſer Saft
in den noch zarten Koͤrpern nicht ſeinen guten Nuzzen
ſolte geleiſtet haben, daran wird wohl niemand zweifeln.
Man koͤnnte demnach glauben, daß das Flieswaſſer ver-
mitteiſt der Beimiſchung dieſer Druͤſenmilch verduͤnnet
werde, gleichwie dieſer Milchram in der That den Nah-
rungsſaft verduͤnnet, wenn er mit demſelben vermiſchet
wird, und ſolchergeſtalt veranlaſſet, daß er aus den
Milchgefaͤſſen der zweiten Ordnung ſchon heller aus den
Druͤſen hervorkommt, als er in die von der erſten Ord-
nung gekommen war (d). Es iſt aber dieſes Flieswaſſer
an ſich ſchon duͤnner, als gedachter Milchram.
§. 26.
(b)
Von den Gekroͤsdruͤſen Fr.
Ruyſch Adverſ. anat. III. n. 7.
(c) Daß ſich in dieſen Druͤſen
das Verhaͤltnis des Feſten zum
Fluͤßigen beſtaͤndig vermehre, er-
innert Clifton Wintringham am
angef. Orte, S. 208. mit gutem
Rechte.
(d) Ruyſch Adverſ. anat. III.
n. 7. de fabrica glandul. S. 65.
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Z 5
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/417>, abgerufen am 26.11.2024.
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