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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Zweites Buch. Gefässe.
gni (f) weiß; alle haben es, wie ich glaube, recht, und der
Natur gemäs, getroffen. Denn obich ihn gleich jeder-
zeit weis gefunden, so wird deswegen doch die Möglich-
keit nicht geläugnet, daß eine andere Farbe entstehen könn-
te, wenn sich allzuvieles Flieswasser damit vermischet.
Jn Krankheiten ist dieser Saft öfters gipsartig; am
häufigsten aber findet man ihn in den Drüsen der Luft-
röhrenäste, wo er schwarzblau von Farbe ist. Dieses ist
die Drüsentinte (atramentum glandulosum) eines neuern
berühmten Wundarztes (g), dergleichen ich aber in den
Nierendrüsen niemals gefunden habe. Es vermindert
sich übrigens dieser Saft in Erwachsnen, und man kann
denselben öfters, so wol vor als in dem hohen Alter, gar
nicht mehr zeigen.

Man ist zur Zeit über den eigentlichen Aufenthalt
dieses Saftes noch nicht recht eins. Jndessen glaube
ich doch allenfalls mit dem Nuck (h), daß derselbe nach
dem Beispiele, das wir an der Brustdrüse, als der grösse-
sten unter allen Drüsen, haben, sich in den Rau-
me der Zellfächerchen befinde. Denn man kann densel-
ben überall an der Brustdrüse, wo man nur darein auch
einen ganz kleinen Einschnitt machet, aus solcher Oef-
nung herausdrükken, und doch findet man so wenig eine
offenbare Höle, worinnen er aufbehalten würde, als
daß er aus einem gewissen Gefässe solte scheinen hervor-
zukommen, weil er in der Quantität ein solches Tröpf-
chen übertrift, das sonst aus einem geöfneten nicht all-
zugrossen Gefässe herfürdringen möchte; noch weniger
aber würde er aus den entfernten Theilen dieser Drüse
mit so leichter Mühe durch die Gefässe in die Oefnung
können gepresset werden, wozu auch endlich noch dieses

kommt,
(f) [Spaltenumbruch] Epist. anat. IX. n. 27. 28.
S. 256. u. folg. an den Drosseldrü-
sen und andren aus dem Geschlech-
te der Flieswasserdrüsen.
(g) [Spaltenumbruch] Der berühmte Nic. le cat,
Traite des sens,
S. 379.
(h) Angef. Ort. S. 36.

Zweites Buch. Gefaͤſſe.
gni (f) weiß; alle haben es, wie ich glaube, recht, und der
Natur gemaͤs, getroffen. Denn obich ihn gleich jeder-
zeit weis gefunden, ſo wird deswegen doch die Moͤglich-
keit nicht gelaͤugnet, daß eine andere Farbe entſtehen koͤnn-
te, wenn ſich allzuvieles Flieswaſſer damit vermiſchet.
Jn Krankheiten iſt dieſer Saft oͤfters gipsartig; am
haͤufigſten aber findet man ihn in den Druͤſen der Luft-
roͤhrenaͤſte, wo er ſchwarzblau von Farbe iſt. Dieſes iſt
die Druͤſentinte (atramentum glanduloſum) eines neuern
beruͤhmten Wundarztes (g), dergleichen ich aber in den
Nierendruͤſen niemals gefunden habe. Es vermindert
ſich uͤbrigens dieſer Saft in Erwachſnen, und man kann
denſelben oͤfters, ſo wol vor als in dem hohen Alter, gar
nicht mehr zeigen.

Man iſt zur Zeit uͤber den eigentlichen Aufenthalt
dieſes Saftes noch nicht recht eins. Jndeſſen glaube
ich doch allenfalls mit dem Nuck (h), daß derſelbe nach
dem Beiſpiele, das wir an der Bruſtdruͤſe, als der groͤſſe-
ſten unter allen Druͤſen, haben, ſich in den Rau-
me der Zellfaͤcherchen befinde. Denn man kann denſel-
ben uͤberall an der Bruſtdruͤſe, wo man nur darein auch
einen ganz kleinen Einſchnitt machet, aus ſolcher Oef-
nung herausdruͤkken, und doch findet man ſo wenig eine
offenbare Hoͤle, worinnen er aufbehalten wuͤrde, als
daß er aus einem gewiſſen Gefaͤſſe ſolte ſcheinen hervor-
zukommen, weil er in der Quantitaͤt ein ſolches Troͤpf-
chen uͤbertrift, das ſonſt aus einem geoͤfneten nicht all-
zugroſſen Gefaͤſſe herfuͤrdringen moͤchte; noch weniger
aber wuͤrde er aus den entfernten Theilen dieſer Druͤſe
mit ſo leichter Muͤhe durch die Gefaͤſſe in die Oefnung
koͤnnen gepreſſet werden, wozu auch endlich noch dieſes

kommt,
(f) [Spaltenumbruch] Epiſt. anat. IX. n. 27. 28.
S. 256. u. folg. an den Droſſeldruͤ-
ſen und andren aus dem Geſchlech-
te der Flieswaſſerdruͤſen.
(g) [Spaltenumbruch] Der beruͤhmte Nic. le cat,
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S. 379.
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[346/0402] Zweites Buch. Gefaͤſſe. gni (f) weiß; alle haben es, wie ich glaube, recht, und der Natur gemaͤs, getroffen. Denn obich ihn gleich jeder- zeit weis gefunden, ſo wird deswegen doch die Moͤglich- keit nicht gelaͤugnet, daß eine andere Farbe entſtehen koͤnn- te, wenn ſich allzuvieles Flieswaſſer damit vermiſchet. Jn Krankheiten iſt dieſer Saft oͤfters gipsartig; am haͤufigſten aber findet man ihn in den Druͤſen der Luft- roͤhrenaͤſte, wo er ſchwarzblau von Farbe iſt. Dieſes iſt die Druͤſentinte (atramentum glanduloſum) eines neuern beruͤhmten Wundarztes (g), dergleichen ich aber in den Nierendruͤſen niemals gefunden habe. Es vermindert ſich uͤbrigens dieſer Saft in Erwachſnen, und man kann denſelben oͤfters, ſo wol vor als in dem hohen Alter, gar nicht mehr zeigen. Man iſt zur Zeit uͤber den eigentlichen Aufenthalt dieſes Saftes noch nicht recht eins. Jndeſſen glaube ich doch allenfalls mit dem Nuck (h), daß derſelbe nach dem Beiſpiele, das wir an der Bruſtdruͤſe, als der groͤſſe- ſten unter allen Druͤſen, haben, ſich in den Rau- me der Zellfaͤcherchen befinde. Denn man kann denſel- ben uͤberall an der Bruſtdruͤſe, wo man nur darein auch einen ganz kleinen Einſchnitt machet, aus ſolcher Oef- nung herausdruͤkken, und doch findet man ſo wenig eine offenbare Hoͤle, worinnen er aufbehalten wuͤrde, als daß er aus einem gewiſſen Gefaͤſſe ſolte ſcheinen hervor- zukommen, weil er in der Quantitaͤt ein ſolches Troͤpf- chen uͤbertrift, das ſonſt aus einem geoͤfneten nicht all- zugroſſen Gefaͤſſe herfuͤrdringen moͤchte; noch weniger aber wuͤrde er aus den entfernten Theilen dieſer Druͤſe mit ſo leichter Muͤhe durch die Gefaͤſſe in die Oefnung koͤnnen gepreſſet werden, wozu auch endlich noch dieſes kommt, (f) Epiſt. anat. IX. n. 27. 28. S. 256. u. folg. an den Droſſeldruͤ- ſen und andren aus dem Geſchlech- te der Flieswaſſerdruͤſen. (g) Der beruͤhmte Nic. le cat, Traité des ſens, S. 379. (h) Angef. Ort. S. 36.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/402>, abgerufen am 24.11.2024.