dieser Gefässe wieder zum Blute zurükführen läst (q). Denn man kennt die Feuchtigkeit, die sich in den Nerven bewegt, noch nicht hinlänglich, und sie ist auch an sich un- gemein feiner, als das Flieswasser.
§. 8. Ob sie auch aus den Drüsen ihren Ursprung nehmen?
Eben dieser jeztgedachte Bewegungsgrund veranlas- set mich auch, daß ich mich bei einer neuen Entstehungs- art der Flieswassergefässe, da man sie von den kleinsten und unsichtbaren Drüschen herleitet, nicht weitläuftig aufhalte, ob gleich der grosse und berühmte Marcel- lus Malpighius(r), ingleichen auch Joh. Zeller (s), der in der That in der Geschichte der Flieswas- sergefässe sehr wohl erfahren war, dieser Meinung gewe- sen ist. Denn man findet eine Menge von diesen Gefäs- sen an solchen Orten, wo man gar keine einzele Drüsen vermuthen kann, als an der Hand, dem Fusse, den Ho- den, der Mannsruthe und der Lunge. Ferner legen sich, wenn man die Flieswassergefässe durch die Schlagadern aussprizzet, keine Knoten dazwischen, dergleichen doch von der Materie, die die Drüsen erfüllet, entstehen mü- sten. Es ist diese Hipothese bereits vor mir, durch des Nuckius(t) und anderer berühmter Männer Versu- che (u), widerleget worden.
Endlich entspringen diese Gefässe darum nicht in den einfachen Drüsen (conglobata glandula), wenn sie gleich
durch
(q)[Spaltenumbruch]
Daß das Flieswasser in die einzele Drüsen versammlet werde, und daher ebenfals, wie die Lebens- geister, von saurer Art sey. sylvivs de le boe Diss. med. VII. n. 40.
(r)De gland. conglob. 4.
(s) Jn der angeführten Dissert.
(t)[Spaltenumbruch]gevder de ferm. 13.
(u)Mart. lister de humor. c. 22. los. del papa de humor. c. 7. S. 494. Er lehrt, daß die Flies- wassergefässe nicht von den Drüsen allein entstünden.
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
dieſer Gefaͤſſe wieder zum Blute zuruͤkfuͤhren laͤſt (q). Denn man kennt die Feuchtigkeit, die ſich in den Nerven bewegt, noch nicht hinlaͤnglich, und ſie iſt auch an ſich un- gemein feiner, als das Flieswaſſer.
§. 8. Ob ſie auch aus den Druͤſen ihren Urſprung nehmen?
Eben dieſer jeztgedachte Bewegungsgrund veranlaſ- ſet mich auch, daß ich mich bei einer neuen Entſtehungs- art der Flieswaſſergefaͤſſe, da man ſie von den kleinſten und unſichtbaren Druͤschen herleitet, nicht weitlaͤuftig aufhalte, ob gleich der groſſe und beruͤhmte Marcel- lus Malpighius(r), ingleichen auch Joh. Zeller (s), der in der That in der Geſchichte der Flieswaſ- ſergefaͤſſe ſehr wohl erfahren war, dieſer Meinung gewe- ſen iſt. Denn man findet eine Menge von dieſen Gefaͤſ- ſen an ſolchen Orten, wo man gar keine einzele Druͤſen vermuthen kann, als an der Hand, dem Fuſſe, den Ho- den, der Mannsruthe und der Lunge. Ferner legen ſich, wenn man die Flieswaſſergefaͤſſe durch die Schlagadern ausſprizzet, keine Knoten dazwiſchen, dergleichen doch von der Materie, die die Druͤſen erfuͤllet, entſtehen muͤ- ſten. Es iſt dieſe Hipotheſe bereits vor mir, durch des Nuckius(t) und anderer beruͤhmter Maͤnner Verſu- che (u), widerleget worden.
Endlich entſpringen dieſe Gefaͤſſe darum nicht in den einfachen Druͤſen (conglobata glandula), wenn ſie gleich
durch
(q)[Spaltenumbruch]
Daß das Flieswaſſer in die einzele Druͤſen verſammlet werde, und daher ebenfals, wie die Lebens- geiſter, von ſaurer Art ſey. sylvivs de le boe Diſſ. med. VII. n. 40.
(r)De gland. conglob. 4.
(s) Jn der angefuͤhrten Diſſert.
(t)[Spaltenumbruch]gevder de ferm. 13.
(u)Mart. lister de humor. c. 22. loſ. del papa de humor. c. 7. S. 494. Er lehrt, daß die Flies- waſſergefaͤſſe nicht von den Druͤſen allein entſtuͤnden.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0374"n="318"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zweites Buch. Gefaͤſſe.</hi></fw><lb/>
dieſer Gefaͤſſe wieder zum Blute zuruͤkfuͤhren laͤſt <noteplace="foot"n="(q)"><cb/>
Daß das Flieswaſſer in die<lb/>
einzele Druͤſen verſammlet werde,<lb/>
und daher ebenfals, wie die Lebens-<lb/>
geiſter, von ſaurer Art ſey. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">sylvivs</hi><lb/>
de le <hirendition="#k">boe</hi> Diſſ. med. VII. n.</hi> 40.</note>.<lb/>
Denn man kennt die Feuchtigkeit, die ſich in den Nerven<lb/>
bewegt, noch nicht hinlaͤnglich, und ſie iſt auch an ſich un-<lb/>
gemein feiner, als das Flieswaſſer.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 8.<lb/>
Ob ſie auch aus den Druͤſen ihren<lb/>
Urſprung nehmen?</head><lb/><p>Eben dieſer jeztgedachte Bewegungsgrund veranlaſ-<lb/>ſet mich auch, daß ich mich bei einer neuen Entſtehungs-<lb/>
art der Flieswaſſergefaͤſſe, da man ſie von den kleinſten<lb/>
und unſichtbaren Druͤschen herleitet, nicht weitlaͤuftig<lb/>
aufhalte, ob gleich der groſſe und beruͤhmte Marcel-<lb/>
lus <hirendition="#fr">Malpighius</hi><noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq">De gland. conglob.</hi> 4.</note>, ingleichen auch Joh. <hirendition="#fr">Zeller</hi><lb/><noteplace="foot"n="(s)">Jn der angefuͤhrten <hirendition="#aq">Diſſert.</hi></note>, der in der That in der Geſchichte der Flieswaſ-<lb/>ſergefaͤſſe ſehr wohl erfahren war, dieſer Meinung gewe-<lb/>ſen iſt. Denn man findet eine Menge von dieſen Gefaͤſ-<lb/>ſen an ſolchen Orten, wo man gar keine einzele Druͤſen<lb/>
vermuthen kann, als an der Hand, dem Fuſſe, den Ho-<lb/>
den, der Mannsruthe und der Lunge. Ferner legen ſich,<lb/>
wenn man die Flieswaſſergefaͤſſe durch die Schlagadern<lb/>
ausſprizzet, keine Knoten dazwiſchen, dergleichen doch<lb/>
von der Materie, die die Druͤſen erfuͤllet, entſtehen muͤ-<lb/>ſten. Es iſt dieſe Hipotheſe bereits vor mir, durch des<lb/><hirendition="#fr">Nuckius</hi><noteplace="foot"n="(t)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">gevder</hi> de ferm.</hi> 13.</note> und anderer beruͤhmter Maͤnner Verſu-<lb/>
che <noteplace="foot"n="(u)"><hirendition="#aq">Mart. <hirendition="#k">lister</hi> de humor. c.<lb/>
22. loſ. del <hirendition="#k">papa</hi> de humor. c.</hi> 7.<lb/>
S. 494. Er lehrt, daß die Flies-<lb/>
waſſergefaͤſſe nicht von den Druͤſen<lb/>
allein entſtuͤnden.</note>, widerleget worden.</p><lb/><p>Endlich entſpringen dieſe Gefaͤſſe darum nicht in den<lb/>
einfachen Druͤſen (<hirendition="#aq">conglobata glandula</hi>), wenn ſie gleich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">durch</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[318/0374]
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
dieſer Gefaͤſſe wieder zum Blute zuruͤkfuͤhren laͤſt (q).
Denn man kennt die Feuchtigkeit, die ſich in den Nerven
bewegt, noch nicht hinlaͤnglich, und ſie iſt auch an ſich un-
gemein feiner, als das Flieswaſſer.
§. 8.
Ob ſie auch aus den Druͤſen ihren
Urſprung nehmen?
Eben dieſer jeztgedachte Bewegungsgrund veranlaſ-
ſet mich auch, daß ich mich bei einer neuen Entſtehungs-
art der Flieswaſſergefaͤſſe, da man ſie von den kleinſten
und unſichtbaren Druͤschen herleitet, nicht weitlaͤuftig
aufhalte, ob gleich der groſſe und beruͤhmte Marcel-
lus Malpighius (r), ingleichen auch Joh. Zeller
(s), der in der That in der Geſchichte der Flieswaſ-
ſergefaͤſſe ſehr wohl erfahren war, dieſer Meinung gewe-
ſen iſt. Denn man findet eine Menge von dieſen Gefaͤſ-
ſen an ſolchen Orten, wo man gar keine einzele Druͤſen
vermuthen kann, als an der Hand, dem Fuſſe, den Ho-
den, der Mannsruthe und der Lunge. Ferner legen ſich,
wenn man die Flieswaſſergefaͤſſe durch die Schlagadern
ausſprizzet, keine Knoten dazwiſchen, dergleichen doch
von der Materie, die die Druͤſen erfuͤllet, entſtehen muͤ-
ſten. Es iſt dieſe Hipotheſe bereits vor mir, durch des
Nuckius (t) und anderer beruͤhmter Maͤnner Verſu-
che (u), widerleget worden.
Endlich entſpringen dieſe Gefaͤſſe darum nicht in den
einfachen Druͤſen (conglobata glandula), wenn ſie gleich
durch
(q)
Daß das Flieswaſſer in die
einzele Druͤſen verſammlet werde,
und daher ebenfals, wie die Lebens-
geiſter, von ſaurer Art ſey. sylvivs
de le boe Diſſ. med. VII. n. 40.
(r) De gland. conglob. 4.
(s) Jn der angefuͤhrten Diſſert.
(t)
gevder de ferm. 13.
(u) Mart. lister de humor. c.
22. loſ. del papa de humor. c. 7.
S. 494. Er lehrt, daß die Flies-
waſſergefaͤſſe nicht von den Druͤſen
allein entſtuͤnden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/374>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.