Man suchte ihn damals zu bewegen, daß er mit seiner neuen Erfindung sogleich herausrükken möchte (y), er that es aber nicht, jedoch lies er sie in Kupfer stechen (z), und gab davon zwo im Jahr 1653, nebst der Beschreibung, zu Westeras in Westermannland, heraus (a), zu denen er im Jahr 1654 noch eilf andre fügte, die er dem Hem- sterhuys vorher mit getheilt hatte. Uebrigens wird die eigentliche Zeit dieser neuen Erfindung des Rudbeks von dem Nachfolger dieses berühmten Mannes, Lorenz Roberg(b), gleichfals in das Jahr 1650 gesezzet.
Es gab auch in der That gegen diese Zeit Thomas Bartholinus, Caspars Sohn, ein gelehrter Däne, der durch seine vieljährige Reisen und den beständigen Briefwechsel fast mit allen gelehrten Männern in Euro- pa, von allen neuen Entdekkungen Wissenschaft erlan- get hatte, eine Beschreibung von diesen Gefässen heraus, und legte ihnen den Namen der Flieswassergefässe (lym- phatica) bei. Er selbst sezzet den Beschluß der Geschich- te von der Entdekkung dieser neuen Art von Gefässen auf den 15 des Christmonats im Jahr 1651 (c), zu welcher Zeit er gleichwol selbst noch nicht einmal darüber gewiß war, was er eigentlich gesehen hatte. Daher erklärte er sich in seinen den lezten April bekanntgemachten Tra- ctat, de lacteis thoracicis, deutlicher, daß er gewisse durchsichtige Gefässe entdekket habe, die er auch noch Milchgefässe nannte, und die ihre Aeste bis zur aussau- genden Schlag- und Blutader ausbreiteten (d). Am Hunde beobachtete er dagegen Gänge, die den Milchge- fässen ganz ähnlich, aber mit einem Salzwasser ange-
(c)bogdan Apol. S. 16. bar- tholin Histor. anat. 48. Cent. II. und in seiner Anatom. renovata, S. 621.
(d)Bogdan S. 20.
Flieswaſſergefaͤſſe.
Man ſuchte ihn damals zu bewegen, daß er mit ſeiner neuen Erfindung ſogleich herausruͤkken moͤchte (y), er that es aber nicht, jedoch lies er ſie in Kupfer ſtechen (z), und gab davon zwo im Jahr 1653, nebſt der Beſchreibung, zu Weſteras in Weſtermannland, heraus (a), zu denen er im Jahr 1654 noch eilf andre fuͤgte, die er dem Hem- ſterhuys vorher mit getheilt hatte. Uebrigens wird die eigentliche Zeit dieſer neuen Erfindung des Rudbeks von dem Nachfolger dieſes beruͤhmten Mannes, Lorenz Roberg(b), gleichfals in das Jahr 1650 geſezzet.
Es gab auch in der That gegen dieſe Zeit Thomas Bartholinus, Caſpars Sohn, ein gelehrter Daͤne, der durch ſeine vieljaͤhrige Reiſen und den beſtaͤndigen Briefwechſel faſt mit allen gelehrten Maͤnnern in Euro- pa, von allen neuen Entdekkungen Wiſſenſchaft erlan- get hatte, eine Beſchreibung von dieſen Gefaͤſſen heraus, und legte ihnen den Namen der Flieswaſſergefaͤſſe (lym- phatica) bei. Er ſelbſt ſezzet den Beſchluß der Geſchich- te von der Entdekkung dieſer neuen Art von Gefaͤſſen auf den 15 des Chriſtmonats im Jahr 1651 (c), zu welcher Zeit er gleichwol ſelbſt noch nicht einmal daruͤber gewiß war, was er eigentlich geſehen hatte. Daher erklaͤrte er ſich in ſeinen den lezten April bekanntgemachten Tra- ctat, de lacteis thoracicis, deutlicher, daß er gewiſſe durchſichtige Gefaͤſſe entdekket habe, die er auch noch Milchgefaͤſſe nannte, und die ihre Aeſte bis zur ausſau- genden Schlag- und Blutader ausbreiteten (d). Am Hunde beobachtete er dagegen Gaͤnge, die den Milchge- faͤſſen ganz aͤhnlich, aber mit einem Salzwaſſer ange-
(c)bogdan Apol. S. 16. bar- tholin Hiſtor. anat. 48. Cent. II. und in ſeiner Anatom. renovata, S. 621.
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Flieswaſſergefaͤſſe.
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aber nicht, jedoch lies er ſie in Kupfer ſtechen (z), und
gab davon zwo im Jahr 1653, nebſt der Beſchreibung,
zu Weſteras in Weſtermannland, heraus (a), zu denen
er im Jahr 1654 noch eilf andre fuͤgte, die er dem Hem-
ſterhuys vorher mit getheilt hatte. Uebrigens wird die
eigentliche Zeit dieſer neuen Erfindung des Rudbeks
von dem Nachfolger dieſes beruͤhmten Mannes, Lorenz
Roberg (b), gleichfals in das Jahr 1650 geſezzet.
Es gab auch in der That gegen dieſe Zeit Thomas
Bartholinus, Caſpars Sohn, ein gelehrter Daͤne,
der durch ſeine vieljaͤhrige Reiſen und den beſtaͤndigen
Briefwechſel faſt mit allen gelehrten Maͤnnern in Euro-
pa, von allen neuen Entdekkungen Wiſſenſchaft erlan-
get hatte, eine Beſchreibung von dieſen Gefaͤſſen heraus,
und legte ihnen den Namen der Flieswaſſergefaͤſſe (lym-
phatica) bei. Er ſelbſt ſezzet den Beſchluß der Geſchich-
te von der Entdekkung dieſer neuen Art von Gefaͤſſen auf
den 15 des Chriſtmonats im Jahr 1651 (c), zu welcher
Zeit er gleichwol ſelbſt noch nicht einmal daruͤber gewiß
war, was er eigentlich geſehen hatte. Daher erklaͤrte
er ſich in ſeinen den lezten April bekanntgemachten Tra-
ctat, de lacteis thoracicis, deutlicher, daß er gewiſſe
durchſichtige Gefaͤſſe entdekket habe, die er auch noch
Milchgefaͤſſe nannte, und die ihre Aeſte bis zur ausſau-
genden Schlag- und Blutader ausbreiteten (d). Am
Hunde beobachtete er dagegen Gaͤnge, die den Milchge-
faͤſſen ganz aͤhnlich, aber mit einem Salzwaſſer ange-
fuͤllt
(y)
Inſidiarum S. 9.
(z) Ebendaſ. S. 6.
(a) Nova experimenta anatom.
exhibentia ductus hepatis aquoſos,
& vaſa glandularum ſeroſa.
(b)
De recentiorum inventis
anatomicis.
(c) bogdan Apol. S. 16. bar-
tholin Hiſtor. anat. 48. Cent. II.
und in ſeiner Anatom. renovata,
S. 621.
(d) Bogdan S. 20.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/357>, abgerufen am 24.11.2024.
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