Noch vor dem Bartholin beschrieb und bildete Nathan. Highmorus eben die Gefässe ab, die Asel- lius beschrieben und in Kupfer vorgestellet hatte (f). Cäcilius Folius ging indessen von diesem Manne in so fern ab, daß er vorgab, die Milchgefässe endigten sich mit einem einzigen Stamme in der Leber (g): Diese Worte kann man ganz füglich auf den Brustkanal deuten.
Adrian Spiegel scheinet in der That, wenn er sagt, daß er den Speisesaft (chylus) roth gefunden (h), von dem Flieswasser geredet zu haben, welches öfters roth aussieht, obgleich dieser ehrliche Mann diese Farbe dem rothen Weine zuschrieb.
Viel vollständiger zeigte Joh. Vesling, im Jah- re 1549. verschiedne Gänge, die mit den Milchgefässen grosse Aehnlichkeit hatten, auf der Seite, wo der Ma- gen mit der Milz zusammenhängt; und nachdem er noch an andern Orten, wie ich davor halte, von dieser Be- obachtung Erwehnung gethan, sahe er den 18 Jenner auch die Milchgefässe, in der Gegend, wo die Gekrös- drüse mit der Milz zusammenhängt (i), ingleichen wo der Magen auf der Milz aufliegt. Er fand ferner den dritten des Merzmonats ein Geflechte von Milchgefäs- sen, das über dem Leberlappen gegen das Zwerchfell zu lag (k). Beide Beobachtungen zeigen, daß er in der That wahre Flieswassergefässe gesehen, und sie noch eher, als Bartholin und dessen Anhänger, beschrieben habe. Da indessen die Schriften dieses berühmten Mannes, nach dessen Absterben, dem Bartholin in die Hände geriethen, und eben diese Stellen mit vom Bartholin
bekannt
(f)[Spaltenumbruch]Disqu. anat. S. 40. 41. T. III. das Buch kam 1650 heraus.
(g)Sanguinis a dextro in sini- strum cordis ventriculum defluen- tis reperta via. Venet. 1639.
(h)[Spaltenumbruch]Anat. L. V. c. 3.
(i)Ep. VIII. den 8 Jenner da- tirt.
(k) Beim Joh. Rhodiusin Mantissa anat. n. 31.
T 5
Flieswaſſergefaͤſſe.
Noch vor dem Bartholin beſchrieb und bildete Nathan. Highmorus eben die Gefaͤſſe ab, die Aſel- lius beſchrieben und in Kupfer vorgeſtellet hatte (f). Caͤcilius Folius ging indeſſen von dieſem Manne in ſo fern ab, daß er vorgab, die Milchgefaͤſſe endigten ſich mit einem einzigen Stamme in der Leber (g): Dieſe Worte kann man ganz fuͤglich auf den Bruſtkanal deuten.
Adrian Spiegel ſcheinet in der That, wenn er ſagt, daß er den Speiſeſaft (chylus) roth gefunden (h), von dem Flieswaſſer geredet zu haben, welches oͤfters roth ausſieht, obgleich dieſer ehrliche Mann dieſe Farbe dem rothen Weine zuſchrieb.
Viel vollſtaͤndiger zeigte Joh. Vesling, im Jah- re 1549. verſchiedne Gaͤnge, die mit den Milchgefaͤſſen groſſe Aehnlichkeit hatten, auf der Seite, wo der Ma- gen mit der Milz zuſammenhaͤngt; und nachdem er noch an andern Orten, wie ich davor halte, von dieſer Be- obachtung Erwehnung gethan, ſahe er den 18 Jenner auch die Milchgefaͤſſe, in der Gegend, wo die Gekroͤs- druͤſe mit der Milz zuſammenhaͤngt (i), ingleichen wo der Magen auf der Milz aufliegt. Er fand ferner den dritten des Merzmonats ein Geflechte von Milchgefaͤſ- ſen, das uͤber dem Leberlappen gegen das Zwerchfell zu lag (k). Beide Beobachtungen zeigen, daß er in der That wahre Flieswaſſergefaͤſſe geſehen, und ſie noch eher, als Bartholin und deſſen Anhaͤnger, beſchrieben habe. Da indeſſen die Schriften dieſes beruͤhmten Mannes, nach deſſen Abſterben, dem Bartholin in die Haͤnde geriethen, und eben dieſe Stellen mit vom Bartholin
bekannt
(f)[Spaltenumbruch]Diſqu. anat. S. 40. 41. T. III. das Buch kam 1650 heraus.
(g)Sanguinis a dextro in ſini- ſtrum cordis ventriculum defluen- tis reperta via. Venet. 1639.
(h)[Spaltenumbruch]Anat. L. V. c. 3.
(i)Ep. VIII. den 8 Jenner da- tirt.
(k) Beim Joh. Rhodiusin Mantiſſa anat. n. 31.
T 5
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Flieswaſſergefaͤſſe.
Noch vor dem Bartholin beſchrieb und bildete
Nathan. Highmorus eben die Gefaͤſſe ab, die Aſel-
lius beſchrieben und in Kupfer vorgeſtellet hatte (f).
Caͤcilius Folius ging indeſſen von dieſem Manne in ſo
fern ab, daß er vorgab, die Milchgefaͤſſe endigten ſich
mit einem einzigen Stamme in der Leber (g): Dieſe
Worte kann man ganz fuͤglich auf den Bruſtkanal
deuten.
Adrian Spiegel ſcheinet in der That, wenn er ſagt,
daß er den Speiſeſaft (chylus) roth gefunden (h), von
dem Flieswaſſer geredet zu haben, welches oͤfters roth
ausſieht, obgleich dieſer ehrliche Mann dieſe Farbe dem
rothen Weine zuſchrieb.
Viel vollſtaͤndiger zeigte Joh. Vesling, im Jah-
re 1549. verſchiedne Gaͤnge, die mit den Milchgefaͤſſen
groſſe Aehnlichkeit hatten, auf der Seite, wo der Ma-
gen mit der Milz zuſammenhaͤngt; und nachdem er noch
an andern Orten, wie ich davor halte, von dieſer Be-
obachtung Erwehnung gethan, ſahe er den 18 Jenner
auch die Milchgefaͤſſe, in der Gegend, wo die Gekroͤs-
druͤſe mit der Milz zuſammenhaͤngt (i), ingleichen wo
der Magen auf der Milz aufliegt. Er fand ferner den
dritten des Merzmonats ein Geflechte von Milchgefaͤſ-
ſen, das uͤber dem Leberlappen gegen das Zwerchfell zu
lag (k). Beide Beobachtungen zeigen, daß er in der
That wahre Flieswaſſergefaͤſſe geſehen, und ſie noch eher,
als Bartholin und deſſen Anhaͤnger, beſchrieben habe.
Da indeſſen die Schriften dieſes beruͤhmten Mannes,
nach deſſen Abſterben, dem Bartholin in die Haͤnde
geriethen, und eben dieſe Stellen mit vom Bartholin
bekannt
(f)
Diſqu. anat. S. 40. 41. T.
III. das Buch kam 1650 heraus.
(g) Sanguinis a dextro in ſini-
ſtrum cordis ventriculum defluen-
tis reperta via. Venet. 1639.
(h)
Anat. L. V. c. 3.
(i) Ep. VIII. den 8 Jenner da-
tirt.
(k) Beim Joh. Rhodius in
Mantiſſa anat. n. 31.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/353>, abgerufen am 24.11.2024.
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