werde ich gewahr, daß ich, im Vertrauen auf den Fleis dieses jungen Mannes, nachläßiger, als ich hätte thun sollen, meine gemachte Anmerkungen in mein Hand- buch eingetragen habe. Jch habe nicht erfahren, wie es mit den Abbildungen desselben weiter geworden ist. Den Rest werde ich mit den Arbeiten andrer Verfasser zugleich der Welt übergeben.
§. 15. Jhre Bauart.
Ueberhaupt erzeugen sich die Blutaderklappen von der innersten glatten Membrane der Blutadern, welche sich an dem Theil der Ader, der vom Herzen entfernt ist, auf- wärts, gegen das Herz zu, und hineinwerts in die Hö- le der Ader selbst verlängert, und nachdem sie sich an dem halbenmondförmigen dünnen und schmalen Rande zu- rükschlägt, sich wieder zusammen begiebt, und abwärts, gegen die vom Herzen weggekehrte Seite, gegen sich selbst wieder zu und mit sich parallel in die innerste Membrane der Blutader zurükkehrt. Dadurch entste- hen zwei Plättchen, eines das anfangs gegen das Herz in die Höhe steigt, und eben dasselbe, welches sich wieder herabwerts bieget; beide sind von einerlei Gestalt, und zwischen ihnen befindet sich das Zellgewebe. Jhre Rich- tung ist beinahe so, wie ich schon angezeiget habe, es verursachen aber die verschiednen Winkel, welche die Blutaderäste mit ihren Stämmen bilden, daß die Lage der Klappen nicht beständig überein seyn kann. Es giebt daher auch Klappen, die sich neigen, deren gegen das Herz stehender Bogen ein Horn über sich, und eins unter sich hat; man hat auch verkehrt liegende, deren Hörner niederwärts gerichtet sind. Durch die Hörner verstehen wir aber die spizzigen Enden an dem schwe- benden und freien Rande der Klappe, die mit der Wand
der
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
werde ich gewahr, daß ich, im Vertrauen auf den Fleis dieſes jungen Mannes, nachlaͤßiger, als ich haͤtte thun ſollen, meine gemachte Anmerkungen in mein Hand- buch eingetragen habe. Jch habe nicht erfahren, wie es mit den Abbildungen deſſelben weiter geworden iſt. Den Reſt werde ich mit den Arbeiten andrer Verfaſſer zugleich der Welt uͤbergeben.
§. 15. Jhre Bauart.
Ueberhaupt erzeugen ſich die Blutaderklappen von der innerſten glatten Membrane der Blutadern, welche ſich an dem Theil der Ader, der vom Herzen entfernt iſt, auf- waͤrts, gegen das Herz zu, und hineinwerts in die Hoͤ- le der Ader ſelbſt verlaͤngert, und nachdem ſie ſich an dem halbenmondfoͤrmigen duͤnnen und ſchmalen Rande zu- ruͤkſchlaͤgt, ſich wieder zuſammen begiebt, und abwaͤrts, gegen die vom Herzen weggekehrte Seite, gegen ſich ſelbſt wieder zu und mit ſich parallel in die innerſte Membrane der Blutader zuruͤkkehrt. Dadurch entſte- hen zwei Plaͤttchen, eines das anfangs gegen das Herz in die Hoͤhe ſteigt, und eben daſſelbe, welches ſich wieder herabwerts bieget; beide ſind von einerlei Geſtalt, und zwiſchen ihnen befindet ſich das Zellgewebe. Jhre Rich- tung iſt beinahe ſo, wie ich ſchon angezeiget habe, es verurſachen aber die verſchiednen Winkel, welche die Blutaderaͤſte mit ihren Staͤmmen bilden, daß die Lage der Klappen nicht beſtaͤndig uͤberein ſeyn kann. Es giebt daher auch Klappen, die ſich neigen, deren gegen das Herz ſtehender Bogen ein Horn uͤber ſich, und eins unter ſich hat; man hat auch verkehrt liegende, deren Hoͤrner niederwaͤrts gerichtet ſind. Durch die Hoͤrner verſtehen wir aber die ſpizzigen Enden an dem ſchwe- benden und freien Rande der Klappe, die mit der Wand
der
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Zweites Buch. Gefaͤſſe.
werde ich gewahr, daß ich, im Vertrauen auf den Fleis
dieſes jungen Mannes, nachlaͤßiger, als ich haͤtte thun
ſollen, meine gemachte Anmerkungen in mein Hand-
buch eingetragen habe. Jch habe nicht erfahren, wie
es mit den Abbildungen deſſelben weiter geworden iſt.
Den Reſt werde ich mit den Arbeiten andrer Verfaſſer
zugleich der Welt uͤbergeben.
§. 15.
Jhre Bauart.
Ueberhaupt erzeugen ſich die Blutaderklappen von der
innerſten glatten Membrane der Blutadern, welche ſich
an dem Theil der Ader, der vom Herzen entfernt iſt, auf-
waͤrts, gegen das Herz zu, und hineinwerts in die Hoͤ-
le der Ader ſelbſt verlaͤngert, und nachdem ſie ſich an dem
halbenmondfoͤrmigen duͤnnen und ſchmalen Rande zu-
ruͤkſchlaͤgt, ſich wieder zuſammen begiebt, und abwaͤrts,
gegen die vom Herzen weggekehrte Seite, gegen ſich
ſelbſt wieder zu und mit ſich parallel in die innerſte
Membrane der Blutader zuruͤkkehrt. Dadurch entſte-
hen zwei Plaͤttchen, eines das anfangs gegen das Herz
in die Hoͤhe ſteigt, und eben daſſelbe, welches ſich wieder
herabwerts bieget; beide ſind von einerlei Geſtalt, und
zwiſchen ihnen befindet ſich das Zellgewebe. Jhre Rich-
tung iſt beinahe ſo, wie ich ſchon angezeiget habe, es
verurſachen aber die verſchiednen Winkel, welche die
Blutaderaͤſte mit ihren Staͤmmen bilden, daß die Lage
der Klappen nicht beſtaͤndig uͤberein ſeyn kann. Es
giebt daher auch Klappen, die ſich neigen, deren gegen
das Herz ſtehender Bogen ein Horn uͤber ſich, und eins
unter ſich hat; man hat auch verkehrt liegende, deren
Hoͤrner niederwaͤrts gerichtet ſind. Durch die Hoͤrner
verſtehen wir aber die ſpizzigen Enden an dem ſchwe-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/316>, abgerufen am 20.11.2024.
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