Diese Art von Gefässen war denen Alten durchgängig besser, als die Schlagadern, bekannt, und sie unter- suchten dieselben mit mehreren Fleis. Denn weil sie theils den Siz der Krankheiten in die Blutadern (y) sez- ten, theils auch dieselben fleißiger, wenigstens weit ge- troster, als die Schlagadern, öfneten; auch hiernächst, in Ansehung des Orts und ihrer Lage, einen grossen Un- terschied in dem Erfolge oder der Wirksamkeit von der- gleichen Eröfnungen suchten, nachdem nämlich diese oder jene Blutader mit den Blutadern des angegriffenen Thei- les zusammenhing, oder daraus herstammete: so gescha- he es, daß man die Blutadern, nach einer der heutigen gerade entgegen gesezten Einrichtung, zuerst vor den Schlagadern beschrieb, und denenselben die Geschichte der Schlagadern als einen blossen Anhang beifügte. So verhielten sich Galenus(z) und Vesalius hierbei (a); und es sind aus dieser grösseren Achtung gegen die Blut- adern nicht geringe Jrrthümer erwachsen. Denn da z. E. Vesalius(b) die grosse Blutader aus dem Stamme, der von der Milz gegen die Pfortadern gehet, an dem in die Queere liegenden Gekröse des dikken Gedärmes (me- socolon transversum), welches die Alten das hintere Nezblat hiessen, herleitete, so sezte er alsobald auch
den
(y)[Spaltenumbruch]
Der Siz des Fiebers ist in der Holader, praxagoras beim rvfvs L. I. S. 41. Aus der Hol- ader erfolgt eine schädliche Aus- stossung des Blutes, aretaevs cu- rat. acut. L. II. c. I.
(z)[Spaltenumbruch]
Jn dem Buch de venarum et arteriarum dissectione.
(a)vesalivs L. III. S. 484. o. B.
(b)vesalivs L. VII. c. 12.
P
Blutadern.
Zweiter Abſchnitt. Die Blutadern.
§. 1. Die Blutadern uͤberhaupt.
Dieſe Art von Gefaͤſſen war denen Alten durchgaͤngig beſſer, als die Schlagadern, bekannt, und ſie unter- ſuchten dieſelben mit mehreren Fleis. Denn weil ſie theils den Siz der Krankheiten in die Blutadern (y) ſez- ten, theils auch dieſelben fleißiger, wenigſtens weit ge- troſter, als die Schlagadern, oͤfneten; auch hiernaͤchſt, in Anſehung des Orts und ihrer Lage, einen groſſen Un- terſchied in dem Erfolge oder der Wirkſamkeit von der- gleichen Eroͤfnungen ſuchten, nachdem naͤmlich dieſe oder jene Blutader mit den Blutadern des angegriffenen Thei- les zuſammenhing, oder daraus herſtammete: ſo geſcha- he es, daß man die Blutadern, nach einer der heutigen gerade entgegen geſezten Einrichtung, zuerſt vor den Schlagadern beſchrieb, und denenſelben die Geſchichte der Schlagadern als einen bloſſen Anhang beifuͤgte. So verhielten ſich Galenus(z) und Veſalius hierbei (a); und es ſind aus dieſer groͤſſeren Achtung gegen die Blut- adern nicht geringe Jrrthuͤmer erwachſen. Denn da z. E. Veſalius(b) die groſſe Blutader aus dem Stamme, der von der Milz gegen die Pfortadern gehet, an dem in die Queere liegenden Gekroͤſe des dikken Gedaͤrmes (me- ſocolon transverſum), welches die Alten das hintere Nezblat hieſſen, herleitete, ſo ſezte er alſobald auch
den
(y)[Spaltenumbruch]
Der Siz des Fiebers iſt in der Holader, praxagoras beim rvfvs L. I. S. 41. Aus der Hol- ader erfolgt eine ſchaͤdliche Aus- ſtoſſung des Blutes, aretaevs cu- rat. acut. L. II. c. I.
(z)[Spaltenumbruch]
Jn dem Buch de venarum et arteriarum diſſectione.
(a)vesalivs L. III. S. 484. o. B.
(b)vesalivs L. VII. c. 12.
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Blutadern.
Zweiter Abſchnitt.
Die Blutadern.
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Die Blutadern uͤberhaupt.
Dieſe Art von Gefaͤſſen war denen Alten durchgaͤngig
beſſer, als die Schlagadern, bekannt, und ſie unter-
ſuchten dieſelben mit mehreren Fleis. Denn weil ſie
theils den Siz der Krankheiten in die Blutadern (y) ſez-
ten, theils auch dieſelben fleißiger, wenigſtens weit ge-
troſter, als die Schlagadern, oͤfneten; auch hiernaͤchſt,
in Anſehung des Orts und ihrer Lage, einen groſſen Un-
terſchied in dem Erfolge oder der Wirkſamkeit von der-
gleichen Eroͤfnungen ſuchten, nachdem naͤmlich dieſe oder
jene Blutader mit den Blutadern des angegriffenen Thei-
les zuſammenhing, oder daraus herſtammete: ſo geſcha-
he es, daß man die Blutadern, nach einer der heutigen
gerade entgegen geſezten Einrichtung, zuerſt vor den
Schlagadern beſchrieb, und denenſelben die Geſchichte der
Schlagadern als einen bloſſen Anhang beifuͤgte. So
verhielten ſich Galenus (z) und Veſalius hierbei (a);
und es ſind aus dieſer groͤſſeren Achtung gegen die Blut-
adern nicht geringe Jrrthuͤmer erwachſen. Denn da z.
E. Veſalius (b) die groſſe Blutader aus dem Stamme,
der von der Milz gegen die Pfortadern gehet, an dem in
die Queere liegenden Gekroͤſe des dikken Gedaͤrmes (me-
ſocolon transverſum), welches die Alten das hintere
Nezblat hieſſen, herleitete, ſo ſezte er alſobald auch
den
(y)
Der Siz des Fiebers iſt in
der Holader, praxagoras beim
rvfvs L. I. S. 41. Aus der Hol-
ader erfolgt eine ſchaͤdliche Aus-
ſtoſſung des Blutes, aretaevs cu-
rat. acut. L. II. c. I.
(z)
Jn dem Buch de venarum et
arteriarum diſſectione.
(a) vesalivs L. III. S. 484.
o. B.
(b) vesalivs L. VII. c. 12.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/281>, abgerufen am 20.11.2024.
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