wegung gesezzet, auch endlich durch eine Wunde der Schlag- oder Blutader aus dem Körper herausgetrie- ben. Geschiehet aber dieses nicht, so bleibt das nach- folgende Blut ebendaselbst stehen, häufet sich zusammen, und wird gleichsam von dem schon vorhandenen geronne- nen Blutklumpen an sich gezogen. Ferner habe ich auch mehrmals eine wahre Verstopfung beobachtet, wenn nämlich eine grosse Menge von einer weislichen Feuchtig- keit die Oefnung, welche in eine Schlag- oder Blutader war gemacht worden, verstopft hatte. Jn dergleichen Fällen unternimmt die Natur niemals das geringste ge- gen diese Verstopfung; es läuft das Blut gegen diesen Ort nicht geschwinder, sondern es wendet sich entweder nach solchen Wegen, die von aller Gerinnung frei sind (b), oder es bleibet überhaupt in dem ganzen Stamme ruhig stehen. Es ist auch was ganz gewöhnliches, daß das Blut in den Schlagadern ohne Bewegung still stehet. Alsdenn stösset das neue Blut, welches vom Herzen kömmt, nicht so stark wider diesen Pfropf, daß es zurük- prallend wieder zum Herzen zurükkehren (c), oder die ver- stopfte Schlagader ausdehnen sollte. Als auch endlich eine von den Halsadern (carotis) einsmals von einer zä- hen Materie verstopfet war, so fand sich hernach, daß weder der Durchmesser dieser Schlagader unterhalb der Gerinnung grösser worden, noch eine Röthe oder Zei- chen von einer Entzündung vorhanden war (d).
Solchemnach ist also die Ursache der Entzündung allerdings von der Verstopfung unterschieden, es sey nun, daß sie entweder von einem gewissen Reizze herrühre, wie man in Ansehung vieler und fürnemlich dererjenigen Erscheinungen, die bey einem gereizten Auge vorkom- men, nicht unbillig vermuthen könnte (e), oder daß
über-
(b)[Spaltenumbruch]Exp. 180.
(c)Experim. 92. 93. 187.
(d)[Spaltenumbruch]Opusc. pathol. obs. 19.
(e)whytt physiological essays. S. 67.
Schlagadern.
wegung geſezzet, auch endlich durch eine Wunde der Schlag- oder Blutader aus dem Koͤrper herausgetrie- ben. Geſchiehet aber dieſes nicht, ſo bleibt das nach- folgende Blut ebendaſelbſt ſtehen, haͤufet ſich zuſammen, und wird gleichſam von dem ſchon vorhandenen geronne- nen Blutklumpen an ſich gezogen. Ferner habe ich auch mehrmals eine wahre Verſtopfung beobachtet, wenn naͤmlich eine groſſe Menge von einer weislichen Feuchtig- keit die Oefnung, welche in eine Schlag- oder Blutader war gemacht worden, verſtopft hatte. Jn dergleichen Faͤllen unternimmt die Natur niemals das geringſte ge- gen dieſe Verſtopfung; es laͤuft das Blut gegen dieſen Ort nicht geſchwinder, ſondern es wendet ſich entweder nach ſolchen Wegen, die von aller Gerinnung frei ſind (b), oder es bleibet uͤberhaupt in dem ganzen Stamme ruhig ſtehen. Es iſt auch was ganz gewoͤhnliches, daß das Blut in den Schlagadern ohne Bewegung ſtill ſtehet. Alsdenn ſtoͤſſet das neue Blut, welches vom Herzen koͤmmt, nicht ſo ſtark wider dieſen Pfropf, daß es zuruͤk- prallend wieder zum Herzen zuruͤkkehren (c), oder die ver- ſtopfte Schlagader ausdehnen ſollte. Als auch endlich eine von den Halsadern (carotis) einsmals von einer zaͤ- hen Materie verſtopfet war, ſo fand ſich hernach, daß weder der Durchmeſſer dieſer Schlagader unterhalb der Gerinnung groͤſſer worden, noch eine Roͤthe oder Zei- chen von einer Entzuͤndung vorhanden war (d).
Solchemnach iſt alſo die Urſache der Entzuͤndung allerdings von der Verſtopfung unterſchieden, es ſey nun, daß ſie entweder von einem gewiſſen Reizze herruͤhre, wie man in Anſehung vieler und fuͤrnemlich dererjenigen Erſcheinungen, die bey einem gereizten Auge vorkom- men, nicht unbillig vermuthen koͤnnte (e), oder daß
uͤber-
(b)[Spaltenumbruch]Exp. 180.
(c)Experim. 92. 93. 187.
(d)[Spaltenumbruch]Opuſc. pathol. obſ. 19.
(e)whytt phyſiological eſſays. S. 67.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0275"n="219"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Schlagadern.</hi></fw><lb/>
wegung geſezzet, auch endlich durch eine Wunde der<lb/>
Schlag- oder Blutader aus dem Koͤrper herausgetrie-<lb/>
ben. Geſchiehet aber dieſes nicht, ſo bleibt das nach-<lb/>
folgende Blut ebendaſelbſt ſtehen, haͤufet ſich zuſammen,<lb/>
und wird gleichſam von dem ſchon vorhandenen geronne-<lb/>
nen Blutklumpen an ſich gezogen. Ferner habe ich auch<lb/>
mehrmals eine wahre Verſtopfung beobachtet, wenn<lb/>
naͤmlich eine groſſe Menge von einer weislichen Feuchtig-<lb/>
keit die Oefnung, welche in eine Schlag- oder Blutader<lb/>
war gemacht worden, verſtopft hatte. Jn dergleichen<lb/>
Faͤllen unternimmt die Natur niemals das geringſte ge-<lb/>
gen dieſe Verſtopfung; es laͤuft das Blut gegen dieſen<lb/>
Ort nicht geſchwinder, ſondern es wendet ſich entweder<lb/>
nach ſolchen Wegen, die von aller Gerinnung frei ſind <noteplace="foot"n="(b)"><cb/><hirendition="#aq">Exp. 180.</hi></note>,<lb/>
oder es bleibet uͤberhaupt in dem ganzen Stamme ruhig<lb/>ſtehen. Es iſt auch was ganz gewoͤhnliches, daß das<lb/>
Blut in den Schlagadern ohne Bewegung ſtill ſtehet.<lb/>
Alsdenn ſtoͤſſet das neue Blut, welches vom Herzen<lb/>
koͤmmt, nicht ſo ſtark wider dieſen Pfropf, daß es zuruͤk-<lb/>
prallend wieder zum Herzen zuruͤkkehren <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">Experim.</hi> 92. 93. 187.</note>, oder die ver-<lb/>ſtopfte Schlagader ausdehnen ſollte. Als auch endlich<lb/>
eine von den Halsadern (<hirendition="#aq">carotis</hi>) einsmals von einer zaͤ-<lb/>
hen Materie verſtopfet war, ſo fand ſich hernach, daß<lb/>
weder der Durchmeſſer dieſer Schlagader unterhalb der<lb/>
Gerinnung groͤſſer worden, noch eine Roͤthe oder Zei-<lb/>
chen von einer Entzuͤndung vorhanden war <noteplace="foot"n="(d)"><cb/><hirendition="#aq">Opuſc. pathol. obſ.</hi> 19.</note>.</p><lb/><p>Solchemnach iſt alſo die Urſache der Entzuͤndung<lb/>
allerdings von der Verſtopfung unterſchieden, es ſey nun,<lb/>
daß ſie entweder von einem gewiſſen Reizze herruͤhre,<lb/>
wie man in Anſehung vieler und fuͤrnemlich dererjenigen<lb/>
Erſcheinungen, die bey einem gereizten Auge vorkom-<lb/>
men, nicht unbillig vermuthen koͤnnte <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">whytt</hi> phyſiological eſſays.</hi><lb/>
S. 67.</note>, oder daß<lb/><fwplace="bottom"type="catch">uͤber-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[219/0275]
Schlagadern.
wegung geſezzet, auch endlich durch eine Wunde der
Schlag- oder Blutader aus dem Koͤrper herausgetrie-
ben. Geſchiehet aber dieſes nicht, ſo bleibt das nach-
folgende Blut ebendaſelbſt ſtehen, haͤufet ſich zuſammen,
und wird gleichſam von dem ſchon vorhandenen geronne-
nen Blutklumpen an ſich gezogen. Ferner habe ich auch
mehrmals eine wahre Verſtopfung beobachtet, wenn
naͤmlich eine groſſe Menge von einer weislichen Feuchtig-
keit die Oefnung, welche in eine Schlag- oder Blutader
war gemacht worden, verſtopft hatte. Jn dergleichen
Faͤllen unternimmt die Natur niemals das geringſte ge-
gen dieſe Verſtopfung; es laͤuft das Blut gegen dieſen
Ort nicht geſchwinder, ſondern es wendet ſich entweder
nach ſolchen Wegen, die von aller Gerinnung frei ſind (b),
oder es bleibet uͤberhaupt in dem ganzen Stamme ruhig
ſtehen. Es iſt auch was ganz gewoͤhnliches, daß das
Blut in den Schlagadern ohne Bewegung ſtill ſtehet.
Alsdenn ſtoͤſſet das neue Blut, welches vom Herzen
koͤmmt, nicht ſo ſtark wider dieſen Pfropf, daß es zuruͤk-
prallend wieder zum Herzen zuruͤkkehren (c), oder die ver-
ſtopfte Schlagader ausdehnen ſollte. Als auch endlich
eine von den Halsadern (carotis) einsmals von einer zaͤ-
hen Materie verſtopfet war, ſo fand ſich hernach, daß
weder der Durchmeſſer dieſer Schlagader unterhalb der
Gerinnung groͤſſer worden, noch eine Roͤthe oder Zei-
chen von einer Entzuͤndung vorhanden war (d).
Solchemnach iſt alſo die Urſache der Entzuͤndung
allerdings von der Verſtopfung unterſchieden, es ſey nun,
daß ſie entweder von einem gewiſſen Reizze herruͤhre,
wie man in Anſehung vieler und fuͤrnemlich dererjenigen
Erſcheinungen, die bey einem gereizten Auge vorkom-
men, nicht unbillig vermuthen koͤnnte (e), oder daß
uͤber-
(b)
Exp. 180.
(c) Experim. 92. 93. 187.
(d)
Opuſc. pathol. obſ. 19.
(e) whytt phyſiological eſſays.
S. 67.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/275>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.