Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Schlagadern.
gelben untermischte Röthe hat de le Boe Sylvius (q)
und J. G. Duvernoy (r) wahrgenommen.

Wenn demnach der eingesprizte Saft durch die
Schlagadern in die Flieswassergefässe übergehet; wenn das
Flieswasser (s) dem salzigen Wasser im Blute (serum)
sehr ähnlich ist; wenn sich mit diesen Flieswasser öfters
ein Schlagaderblut vermischt: so scheint es allerdings das
Ansehen zu haben, daß man, ohne sich eines Jrrthums
schuldig zu machen, annehmen könne, daß die Flies-
wassergefässe mit den Schlagadern in einem Stükke fort-
laufen, und daß auch diese Endigung einen Rang unter
den übrigen Endigungen der rothen Schlagadern be-
haupte. Dieses haben schon längst verschiedene in der
Zergliederungskunst berühmte Männer ebenfalls geleh-
ret (t).

§. 29.
5. Die Schlagader ohne Röthe.

Dasjenige, wovon wir jezo besonders handeln wol-
len, ist von dem vorhergehenden gar sehr unterschieden.
Um nämlich jezo nichts weiter von dem Aristoteles, noch
auch von denen undeutlichen Fasern zu gedenken, die ei-
nen blutigen Eiter enthalten sollen, und von denen die-
ser berühmte Mann gemeldet, daß sie als ein Mittel-
körper zwischen Schlag- und Blutadern sich befänden (u),
muß man allerdings die cilindrische Schlagadergefässe,
welche enger sind, als der Durchmesser eines rothen Kü-
gelchen, und wodurch ein dünnerer Saft geführet wird,
als die wichtigste Erfindung des Hermann Börhaave an-
sehen. Jch lege diesen Ruhm meinem Lehrer bei, weil

er
(q) [Spaltenumbruch] Dissert. med. VIII. n. 7.
(r) Tom. I. Comment. Acad.
Petropol.
(s) Sectio III. verglichen mit
L. VII.
(t) Nic. stenonis der jüngere
[Spaltenumbruch] de muscul. et glandul. C. bartho-
linvs
,
des Thomas Sohn, Hist. anat.
S. 13. Mart. Lister de humori-
bus c. 22.
(u) Histor. anim. L. III. c. 6.

Schlagadern.
gelben untermiſchte Roͤthe hat de le Boe Sylvius (q)
und J. G. Duvernoy (r) wahrgenommen.

Wenn demnach der eingeſprizte Saft durch die
Schlagadern in die Flieswaſſergefaͤſſe uͤbergehet; wenn das
Flieswaſſer (s) dem ſalzigen Waſſer im Blute (ſerum)
ſehr aͤhnlich iſt; wenn ſich mit dieſen Flieswaſſer oͤfters
ein Schlagaderblut vermiſcht: ſo ſcheint es allerdings das
Anſehen zu haben, daß man, ohne ſich eines Jrrthums
ſchuldig zu machen, annehmen koͤnne, daß die Flies-
waſſergefaͤſſe mit den Schlagadern in einem Stuͤkke fort-
laufen, und daß auch dieſe Endigung einen Rang unter
den uͤbrigen Endigungen der rothen Schlagadern be-
haupte. Dieſes haben ſchon laͤngſt verſchiedene in der
Zergliederungskunſt beruͤhmte Maͤnner ebenfalls geleh-
ret (t).

§. 29.
5. Die Schlagader ohne Roͤthe.

Dasjenige, wovon wir jezo beſonders handeln wol-
len, iſt von dem vorhergehenden gar ſehr unterſchieden.
Um naͤmlich jezo nichts weiter von dem Ariſtoteles, noch
auch von denen undeutlichen Faſern zu gedenken, die ei-
nen blutigen Eiter enthalten ſollen, und von denen die-
ſer beruͤhmte Mann gemeldet, daß ſie als ein Mittel-
koͤrper zwiſchen Schlag- und Blutadern ſich befaͤnden (u),
muß man allerdings die cilindriſche Schlagadergefaͤſſe,
welche enger ſind, als der Durchmeſſer eines rothen Kuͤ-
gelchen, und wodurch ein duͤnnerer Saft gefuͤhret wird,
als die wichtigſte Erfindung des Hermann Boͤrhaave an-
ſehen. Jch lege dieſen Ruhm meinem Lehrer bei, weil

er
(q) [Spaltenumbruch] Diſſert. med. VIII. n. 7.
(r) Tom. I. Comment. Acad.
Petropol.
(s) Sectio III. verglichen mit
L. VII.
(t) Nic. stenonis der juͤngere
[Spaltenumbruch] de muſcul. et glandul. C. bartho-
linvs
,
des Thomas Sohn, Hiſt. anat.
S. 13. Mart. Liſter de humori-
bus c. 22.
(u) Hiſtor. anim. L. III. c. 6.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0261" n="205"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Schlagadern.</hi></fw><lb/>
gelben untermi&#x017F;chte Ro&#x0364;the hat de le Boe <hi rendition="#fr">Sylvius</hi> <note place="foot" n="(q)"><cb/><hi rendition="#aq">Di&#x017F;&#x017F;ert. med. VIII. n. 7.</hi></note><lb/>
und J. G. <hi rendition="#fr">Duvernoy</hi> <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">Tom. I. Comment. Acad.<lb/>
Petropol.</hi></note> wahrgenommen.</p><lb/>
            <p>Wenn demnach der einge&#x017F;prizte Saft durch die<lb/>
Schlagadern in die Flieswa&#x017F;&#x017F;ergefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e u&#x0364;bergehet; wenn das<lb/>
Flieswa&#x017F;&#x017F;er <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">Sectio III.</hi> verglichen mit<lb/><hi rendition="#aq">L. VII.</hi></note> dem &#x017F;alzigen Wa&#x017F;&#x017F;er im Blute (<hi rendition="#aq">&#x017F;erum</hi>)<lb/>
&#x017F;ehr a&#x0364;hnlich i&#x017F;t; wenn &#x017F;ich mit die&#x017F;en Flieswa&#x017F;&#x017F;er o&#x0364;fters<lb/>
ein Schlagaderblut vermi&#x017F;cht: &#x017F;o &#x017F;cheint es allerdings das<lb/>
An&#x017F;ehen zu haben, daß man, ohne &#x017F;ich eines Jrrthums<lb/>
&#x017F;chuldig zu machen, annehmen ko&#x0364;nne, daß die Flies-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;ergefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e mit den Schlagadern in einem Stu&#x0364;kke fort-<lb/>
laufen, und daß auch die&#x017F;e Endigung einen Rang unter<lb/>
den u&#x0364;brigen Endigungen der rothen Schlagadern be-<lb/>
haupte. Die&#x017F;es haben &#x017F;chon la&#x0364;ng&#x017F;t ver&#x017F;chiedene in der<lb/>
Zergliederungskun&#x017F;t beru&#x0364;hmte Ma&#x0364;nner ebenfalls geleh-<lb/>
ret <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">Nic. <hi rendition="#k">stenonis</hi></hi> der ju&#x0364;ngere<lb/><cb/> <hi rendition="#aq">de mu&#x017F;cul. et glandul. C. <hi rendition="#k">bartho-<lb/>
linvs</hi>,</hi> des Thomas Sohn, <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;t. anat.</hi><lb/>
S. 13. Mart. <hi rendition="#fr">Li&#x017F;ter</hi> <hi rendition="#aq">de humori-<lb/>
bus c. 22.</hi></note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 29.<lb/>
5. Die Schlagader ohne Ro&#x0364;the.</head><lb/>
            <p>Dasjenige, wovon wir jezo be&#x017F;onders handeln wol-<lb/>
len, i&#x017F;t von dem vorhergehenden gar &#x017F;ehr unter&#x017F;chieden.<lb/>
Um na&#x0364;mlich jezo nichts weiter von dem <hi rendition="#fr">Ari&#x017F;toteles,</hi> noch<lb/>
auch von denen undeutlichen Fa&#x017F;ern zu gedenken, die ei-<lb/>
nen blutigen Eiter enthalten &#x017F;ollen, und von denen die-<lb/>
&#x017F;er beru&#x0364;hmte Mann gemeldet, daß &#x017F;ie als ein Mittel-<lb/>
ko&#x0364;rper zwi&#x017F;chen Schlag- und Blutadern &#x017F;ich befa&#x0364;nden <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;tor. anim. L. III. c. 6.</hi></note>,<lb/>
muß man allerdings die cilindri&#x017F;che Schlagadergefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
welche enger &#x017F;ind, als der Durchme&#x017F;&#x017F;er eines rothen Ku&#x0364;-<lb/>
gelchen, und wodurch ein du&#x0364;nnerer Saft gefu&#x0364;hret wird,<lb/>
als die wichtig&#x017F;te Erfindung des Hermann <hi rendition="#fr">Bo&#x0364;rhaave</hi> an-<lb/>
&#x017F;ehen. Jch lege die&#x017F;en Ruhm meinem Lehrer bei, weil<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0261] Schlagadern. gelben untermiſchte Roͤthe hat de le Boe Sylvius (q) und J. G. Duvernoy (r) wahrgenommen. Wenn demnach der eingeſprizte Saft durch die Schlagadern in die Flieswaſſergefaͤſſe uͤbergehet; wenn das Flieswaſſer (s) dem ſalzigen Waſſer im Blute (ſerum) ſehr aͤhnlich iſt; wenn ſich mit dieſen Flieswaſſer oͤfters ein Schlagaderblut vermiſcht: ſo ſcheint es allerdings das Anſehen zu haben, daß man, ohne ſich eines Jrrthums ſchuldig zu machen, annehmen koͤnne, daß die Flies- waſſergefaͤſſe mit den Schlagadern in einem Stuͤkke fort- laufen, und daß auch dieſe Endigung einen Rang unter den uͤbrigen Endigungen der rothen Schlagadern be- haupte. Dieſes haben ſchon laͤngſt verſchiedene in der Zergliederungskunſt beruͤhmte Maͤnner ebenfalls geleh- ret (t). §. 29. 5. Die Schlagader ohne Roͤthe. Dasjenige, wovon wir jezo beſonders handeln wol- len, iſt von dem vorhergehenden gar ſehr unterſchieden. Um naͤmlich jezo nichts weiter von dem Ariſtoteles, noch auch von denen undeutlichen Faſern zu gedenken, die ei- nen blutigen Eiter enthalten ſollen, und von denen die- ſer beruͤhmte Mann gemeldet, daß ſie als ein Mittel- koͤrper zwiſchen Schlag- und Blutadern ſich befaͤnden (u), muß man allerdings die cilindriſche Schlagadergefaͤſſe, welche enger ſind, als der Durchmeſſer eines rothen Kuͤ- gelchen, und wodurch ein duͤnnerer Saft gefuͤhret wird, als die wichtigſte Erfindung des Hermann Boͤrhaave an- ſehen. Jch lege dieſen Ruhm meinem Lehrer bei, weil er (q) Diſſert. med. VIII. n. 7. (r) Tom. I. Comment. Acad. Petropol. (s) Sectio III. verglichen mit L. VII. (t) Nic. stenonis der juͤngere de muſcul. et glandul. C. bartho- linvs, des Thomas Sohn, Hiſt. anat. S. 13. Mart. Liſter de humori- bus c. 22. (u) Hiſtor. anim. L. III. c. 6.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/261
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/261>, abgerufen am 20.11.2024.