Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Schlagadern.
füllet (a), daß solchemnach die Schlagader noch über
den Durchmesser dieses Kügelchens eine zarte Dikke für
ihre Wände zum Ueberschusse hat. Wir werden anders-
wo zeigen, daß dieser Durchmesser sehr klein (b), und
kaum so gros sey, als der dreitausendste Theil eines Zol-
les. Stephan Hales (c) macht den Durchmesser der
Schlagader zweimal so groß, als der Durchmesser des
Kügelchens ist, damit das Blut desto ungehinderter
durchlauffen könne. Daß aber der Durchmesser der
Schlagader kleiner sey, als des Blutkügelchens seiner,
damit sich dasselbe etwas schwer, und mit einer Reibung
fortbewegen müsse (d), scheinet überhaupt aus derjeni-
gen Hipothese behauptet zu werden, welche bei der Be-
wegung des Blutes besondere Schwierigkeit voraussezt,
da doch die schon so oft angeführte Verwandlung der Ge-
stalt derer Blutkügelchen, worauf sich diese angenomme-
ne Meinung gründet, noch gar nicht hinlänglich und
gewiß genung erwiesen ist. Wenn in allen Thieren die
Blutkügelchen von gleicher Grösse sind, so folgt daraus,
daß auch in allen die kleinsten Schlagadern gleichweit
seyn müssen (e).

§. 23.
2. Der Ausführungsgang.

Die zwote Endigung einer Schlagader öfnet sich
in den Ausführungsgang, welches ein der Blutader
ziemlich ähnlicher, und mit andern seines gleichen in grös-
sere Stämme zusammen laufender Kanal ist, den alsdenn
neue Aeste, die den vorigen ähnlich sind, beständig ver-

mehren
(a) [Spaltenumbruch] hales Haemastat. S. 61.
cowper phil. Trans. n. 280. 285.
460. mvys fabr. fibr.
S. 303. ba-
ker.
angef. Ort. S. 136.
(b) L. VI. darinnen vom Blute
gehandelt wird.
(c) [Spaltenumbruch] Haemastat. S. 58. 52.
(d) dovglass on the generat.
of heat.
S. 6.
(e) mvys. S. 306.
M 4

Schlagadern.
fuͤllet (a), daß ſolchemnach die Schlagader noch uͤber
den Durchmeſſer dieſes Kuͤgelchens eine zarte Dikke fuͤr
ihre Waͤnde zum Ueberſchuſſe hat. Wir werden anders-
wo zeigen, daß dieſer Durchmeſſer ſehr klein (b), und
kaum ſo gros ſey, als der dreitauſendſte Theil eines Zol-
les. Stephan Hales (c) macht den Durchmeſſer der
Schlagader zweimal ſo groß, als der Durchmeſſer des
Kuͤgelchens iſt, damit das Blut deſto ungehinderter
durchlauffen koͤnne. Daß aber der Durchmeſſer der
Schlagader kleiner ſey, als des Blutkuͤgelchens ſeiner,
damit ſich daſſelbe etwas ſchwer, und mit einer Reibung
fortbewegen muͤſſe (d), ſcheinet uͤberhaupt aus derjeni-
gen Hipotheſe behauptet zu werden, welche bei der Be-
wegung des Blutes beſondere Schwierigkeit vorausſezt,
da doch die ſchon ſo oft angefuͤhrte Verwandlung der Ge-
ſtalt derer Blutkuͤgelchen, worauf ſich dieſe angenomme-
ne Meinung gruͤndet, noch gar nicht hinlaͤnglich und
gewiß genung erwieſen iſt. Wenn in allen Thieren die
Blutkuͤgelchen von gleicher Groͤſſe ſind, ſo folgt daraus,
daß auch in allen die kleinſten Schlagadern gleichweit
ſeyn muͤſſen (e).

§. 23.
2. Der Ausfuͤhrungsgang.

Die zwote Endigung einer Schlagader oͤfnet ſich
in den Ausfuͤhrungsgang, welches ein der Blutader
ziemlich aͤhnlicher, und mit andern ſeines gleichen in groͤſ-
ſere Staͤmme zuſammen laufender Kanal iſt, den alsdenn
neue Aeſte, die den vorigen aͤhnlich ſind, beſtaͤndig ver-

mehren
(a) [Spaltenumbruch] hales Hæmaſtat. S. 61.
cowper phil. Tranſ. n. 280. 285.
460. mvys fabr. fibr.
S. 303. ba-
ker.
angef. Ort. S. 136.
(b) L. VI. darinnen vom Blute
gehandelt wird.
(c) [Spaltenumbruch] Hæmaſtat. S. 58. 52.
(d) dovglass on the generat.
of heat.
S. 6.
(e) mvys. S. 306.
M 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0239" n="183"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Schlagadern.</hi></fw><lb/>
fu&#x0364;llet <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">hales</hi> Hæma&#x017F;tat.</hi> S. 61.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">cowper</hi> phil. Tran&#x017F;. n. 280. 285.<lb/>
460. <hi rendition="#k">mvys</hi> fabr. fibr.</hi> S. 303. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">ba-<lb/>
ker.</hi></hi> angef. Ort. S. 136.</note>, daß &#x017F;olchemnach die Schlagader noch u&#x0364;ber<lb/>
den Durchme&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;es Ku&#x0364;gelchens eine zarte Dikke fu&#x0364;r<lb/>
ihre Wa&#x0364;nde zum Ueber&#x017F;chu&#x017F;&#x017F;e hat. Wir werden anders-<lb/>
wo zeigen, daß die&#x017F;er Durchme&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ehr klein <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">L. VI.</hi> darinnen vom Blute<lb/>
gehandelt wird.</note>, und<lb/>
kaum &#x017F;o gros &#x017F;ey, als der dreitau&#x017F;end&#x017F;te Theil eines Zol-<lb/>
les. Stephan <hi rendition="#fr">Hales</hi> <note place="foot" n="(c)"><cb/><hi rendition="#aq">Hæma&#x017F;tat.</hi> S. 58. 52.</note> macht den Durchme&#x017F;&#x017F;er der<lb/>
Schlagader zweimal &#x017F;o groß, als der Durchme&#x017F;&#x017F;er des<lb/>
Ku&#x0364;gelchens i&#x017F;t, damit das Blut de&#x017F;to ungehinderter<lb/>
durchlauffen ko&#x0364;nne. Daß aber der Durchme&#x017F;&#x017F;er der<lb/>
Schlagader kleiner &#x017F;ey, als des Blutku&#x0364;gelchens &#x017F;einer,<lb/>
damit &#x017F;ich da&#x017F;&#x017F;elbe etwas &#x017F;chwer, und mit einer Reibung<lb/>
fortbewegen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">dovglass</hi> on the generat.<lb/>
of heat.</hi> S. 6.</note>, &#x017F;cheinet u&#x0364;berhaupt aus derjeni-<lb/>
gen Hipothe&#x017F;e behauptet zu werden, welche bei der Be-<lb/>
wegung des Blutes be&#x017F;ondere Schwierigkeit voraus&#x017F;ezt,<lb/>
da doch die &#x017F;chon &#x017F;o oft angefu&#x0364;hrte Verwandlung der Ge-<lb/>
&#x017F;talt derer Blutku&#x0364;gelchen, worauf &#x017F;ich die&#x017F;e angenomme-<lb/>
ne Meinung gru&#x0364;ndet, noch gar nicht hinla&#x0364;nglich und<lb/>
gewiß genung erwie&#x017F;en i&#x017F;t. Wenn in allen Thieren die<lb/>
Blutku&#x0364;gelchen von gleicher Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ind, &#x017F;o folgt daraus,<lb/>
daß auch in allen die klein&#x017F;ten Schlagadern gleichweit<lb/>
&#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">mvys.</hi></hi></hi> S. 306.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 23.<lb/>
2. Der Ausfu&#x0364;hrungsgang.</head><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#fr">zwote Endigung</hi> einer Schlagader o&#x0364;fnet &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#fr">in den Ausfu&#x0364;hrungsgang,</hi> welches ein der Blutader<lb/>
ziemlich a&#x0364;hnlicher, und mit andern &#x017F;eines gleichen in gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ere Sta&#x0364;mme zu&#x017F;ammen laufender Kanal i&#x017F;t, den alsdenn<lb/>
neue Ae&#x017F;te, die den vorigen a&#x0364;hnlich &#x017F;ind, be&#x017F;ta&#x0364;ndig ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 4</fw><fw place="bottom" type="catch">mehren</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0239] Schlagadern. fuͤllet (a), daß ſolchemnach die Schlagader noch uͤber den Durchmeſſer dieſes Kuͤgelchens eine zarte Dikke fuͤr ihre Waͤnde zum Ueberſchuſſe hat. Wir werden anders- wo zeigen, daß dieſer Durchmeſſer ſehr klein (b), und kaum ſo gros ſey, als der dreitauſendſte Theil eines Zol- les. Stephan Hales (c) macht den Durchmeſſer der Schlagader zweimal ſo groß, als der Durchmeſſer des Kuͤgelchens iſt, damit das Blut deſto ungehinderter durchlauffen koͤnne. Daß aber der Durchmeſſer der Schlagader kleiner ſey, als des Blutkuͤgelchens ſeiner, damit ſich daſſelbe etwas ſchwer, und mit einer Reibung fortbewegen muͤſſe (d), ſcheinet uͤberhaupt aus derjeni- gen Hipotheſe behauptet zu werden, welche bei der Be- wegung des Blutes beſondere Schwierigkeit vorausſezt, da doch die ſchon ſo oft angefuͤhrte Verwandlung der Ge- ſtalt derer Blutkuͤgelchen, worauf ſich dieſe angenomme- ne Meinung gruͤndet, noch gar nicht hinlaͤnglich und gewiß genung erwieſen iſt. Wenn in allen Thieren die Blutkuͤgelchen von gleicher Groͤſſe ſind, ſo folgt daraus, daß auch in allen die kleinſten Schlagadern gleichweit ſeyn muͤſſen (e). §. 23. 2. Der Ausfuͤhrungsgang. Die zwote Endigung einer Schlagader oͤfnet ſich in den Ausfuͤhrungsgang, welches ein der Blutader ziemlich aͤhnlicher, und mit andern ſeines gleichen in groͤſ- ſere Staͤmme zuſammen laufender Kanal iſt, den alsdenn neue Aeſte, die den vorigen aͤhnlich ſind, beſtaͤndig ver- mehren (a) hales Hæmaſtat. S. 61. cowper phil. Tranſ. n. 280. 285. 460. mvys fabr. fibr. S. 303. ba- ker. angef. Ort. S. 136. (b) L. VI. darinnen vom Blute gehandelt wird. (c) Hæmaſtat. S. 58. 52. (d) dovglass on the generat. of heat. S. 6. (e) mvys. S. 306. M 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/239
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/239>, abgerufen am 22.12.2024.