Joh. Pecquet, dieser Nachahmer der harveyischen Versuche, behielt dieses als eine Warheit bei, daß sich das Blut zwischen beiderlei Arten von Gefässen ergiesse (e). Nicht lange darnach läugnete Georg Ent, daß es zwi- schen den Schlag- und Blutadern einen Zwischenraum gebe (f), sahe auch gar wohl ein, daß ein in die Schlag- ader gesprizter Saft durch die Blutader schnell und un- gehindert fortging (g), behauptete aber doch daneben, daß man keine offenbare Zusammenhänge zwischen den Schlag- und Blutadern zeigen könne (h), und nahm da- bei die Hipothese an, es begebe sich eine Schlagader der- gestalt schief in eine Blutader, daß hernach die Blut- ader etwas unterhalb der Einfügung in einen Haken ver- längert werde (i).
Marcell. Malpighius war der erste, der durch Hülfe des Vergrösserungsglases den Zusammenhang der Schlag- und Blutadern an der Harnblase eines Frosches deutlich wahrnahm (k). Nachgehens nahm Edmund King, für Parenchima lauter Gefässe in dem Fleische der Eingeweide an, wobei er sich auf seine eignen Ver- suche gründete (l): Ruysch aber widerlegte die Mei- nung, daß sich das Blut in den Schlagader-enden wie in einem Schwamme anhäufe, durch einen Versuch, aus welchen erhellet, daß ein in das Zellgewebe gedrungner Talg zu einer unförmlichen Masse gerinne, dergleichen er aber nach einer glüklichen Einsprizzung niemals gewahr wurde. Ferner erinnert derselbe, es wäre nicht mög- lich, daß der Talg mit einem zusammenhangenden Stra- le aus den Schlag-in die Blutadern überginge, wofern ein schwammiger Raum dazwischen wäre, in welchen sich
der
(e)[Spaltenumbruch]Diss. anat. C. V.
(f)Apol. pro sangu. circul. S. 260.
(g) S. 249.
(h) S. 145. an der Achselblut- ader.
(i)[Spaltenumbruch]
S. 150. 151.
(k)Epist. II. de pulmon. die im Jahr 1661. herauskam.
(l)Phil. Trans. n. 18. 1666. und 52.
Schlagadern.
Joh. Pecquet, dieſer Nachahmer der harveyiſchen Verſuche, behielt dieſes als eine Warheit bei, daß ſich das Blut zwiſchen beiderlei Arten von Gefaͤſſen ergieſſe (e). Nicht lange darnach laͤugnete Georg Ent, daß es zwi- ſchen den Schlag- und Blutadern einen Zwiſchenraum gebe (f), ſahe auch gar wohl ein, daß ein in die Schlag- ader geſprizter Saft durch die Blutader ſchnell und un- gehindert fortging (g), behauptete aber doch daneben, daß man keine offenbare Zuſammenhaͤnge zwiſchen den Schlag- und Blutadern zeigen koͤnne (h), und nahm da- bei die Hipotheſe an, es begebe ſich eine Schlagader der- geſtalt ſchief in eine Blutader, daß hernach die Blut- ader etwas unterhalb der Einfuͤgung in einen Haken ver- laͤngert werde (i).
Marcell. Malpighius war der erſte, der durch Huͤlfe des Vergroͤſſerungsglaſes den Zuſammenhang der Schlag- und Blutadern an der Harnblaſe eines Froſches deutlich wahrnahm (k). Nachgehens nahm Edmund King, fuͤr Parenchima lauter Gefaͤſſe in dem Fleiſche der Eingeweide an, wobei er ſich auf ſeine eignen Ver- ſuche gruͤndete (l): Ruyſch aber widerlegte die Mei- nung, daß ſich das Blut in den Schlagader-enden wie in einem Schwamme anhaͤufe, durch einen Verſuch, aus welchen erhellet, daß ein in das Zellgewebe gedrungner Talg zu einer unfoͤrmlichen Maſſe gerinne, dergleichen er aber nach einer gluͤklichen Einſprizzung niemals gewahr wurde. Ferner erinnert derſelbe, es waͤre nicht moͤg- lich, daß der Talg mit einem zuſammenhangenden Stra- le aus den Schlag-in die Blutadern uͤberginge, wofern ein ſchwammiger Raum dazwiſchen waͤre, in welchen ſich
der
(e)[Spaltenumbruch]Diſſ. anat. C. V.
(f)Apol. pro ſangu. circul. S. 260.
(g) S. 249.
(h) S. 145. an der Achſelblut- ader.
(i)[Spaltenumbruch]
S. 150. 151.
(k)Epiſt. II. de pulmon. die im Jahr 1661. herauskam.
(l)Phil. Trans. n. 18. 1666. und 52.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0229"n="173"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Schlagadern.</hi></fw><lb/>
Joh. <hirendition="#fr">Pecquet,</hi> dieſer Nachahmer der <hirendition="#fr">harveyiſchen</hi><lb/>
Verſuche, behielt dieſes als eine Warheit bei, daß ſich<lb/>
das Blut zwiſchen beiderlei Arten von Gefaͤſſen ergieſſe <noteplace="foot"n="(e)"><cb/><hirendition="#aq">Diſſ. anat. C. V.</hi></note>.<lb/>
Nicht lange darnach laͤugnete Georg <hirendition="#fr">Ent,</hi> daß es zwi-<lb/>ſchen den Schlag- und Blutadern einen Zwiſchenraum<lb/>
gebe <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">Apol. pro ſangu. circul.</hi> S.<lb/>
260.</note>, ſahe auch gar wohl ein, daß ein in die Schlag-<lb/>
ader geſprizter Saft durch die Blutader ſchnell und un-<lb/>
gehindert fortging <noteplace="foot"n="(g)">S. 249.</note>, behauptete aber doch daneben,<lb/>
daß man keine offenbare Zuſammenhaͤnge zwiſchen den<lb/>
Schlag- und Blutadern zeigen koͤnne <noteplace="foot"n="(h)">S. 145. an der Achſelblut-<lb/>
ader.</note>, und nahm da-<lb/>
bei die Hipotheſe an, es begebe ſich eine Schlagader der-<lb/>
geſtalt ſchief in eine Blutader, daß hernach die Blut-<lb/>
ader etwas unterhalb der Einfuͤgung in einen Haken ver-<lb/>
laͤngert werde <noteplace="foot"n="(i)"><cb/>
S. 150. 151.</note>.</p><lb/><p>Marcell. <hirendition="#fr">Malpighius</hi> war der erſte, der durch<lb/>
Huͤlfe des Vergroͤſſerungsglaſes den Zuſammenhang der<lb/>
Schlag- und Blutadern an der Harnblaſe eines Froſches<lb/>
deutlich wahrnahm <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">Epiſt. II. de pulmon.</hi> die im<lb/>
Jahr 1661. herauskam.</note>. Nachgehens nahm Edmund<lb/><hirendition="#fr">King,</hi> fuͤr Parenchima lauter Gefaͤſſe in dem Fleiſche<lb/>
der Eingeweide an, wobei er ſich auf ſeine eignen Ver-<lb/>ſuche gruͤndete <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">Phil. Trans. n.</hi> 18. 1666. und<lb/>
52.</note>: <hirendition="#fr">Ruyſch</hi> aber widerlegte die Mei-<lb/>
nung, daß ſich das Blut in den Schlagader-enden wie<lb/>
in einem Schwamme anhaͤufe, durch einen Verſuch, aus<lb/>
welchen erhellet, daß ein in das Zellgewebe gedrungner<lb/>
Talg zu einer unfoͤrmlichen Maſſe gerinne, dergleichen er<lb/>
aber nach einer gluͤklichen Einſprizzung niemals gewahr<lb/>
wurde. Ferner erinnert derſelbe, es waͤre nicht moͤg-<lb/>
lich, daß der Talg mit einem zuſammenhangenden Stra-<lb/>
le aus den Schlag-in die Blutadern uͤberginge, wofern<lb/>
ein ſchwammiger Raum dazwiſchen waͤre, in welchen ſich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[173/0229]
Schlagadern.
Joh. Pecquet, dieſer Nachahmer der harveyiſchen
Verſuche, behielt dieſes als eine Warheit bei, daß ſich
das Blut zwiſchen beiderlei Arten von Gefaͤſſen ergieſſe (e).
Nicht lange darnach laͤugnete Georg Ent, daß es zwi-
ſchen den Schlag- und Blutadern einen Zwiſchenraum
gebe (f), ſahe auch gar wohl ein, daß ein in die Schlag-
ader geſprizter Saft durch die Blutader ſchnell und un-
gehindert fortging (g), behauptete aber doch daneben,
daß man keine offenbare Zuſammenhaͤnge zwiſchen den
Schlag- und Blutadern zeigen koͤnne (h), und nahm da-
bei die Hipotheſe an, es begebe ſich eine Schlagader der-
geſtalt ſchief in eine Blutader, daß hernach die Blut-
ader etwas unterhalb der Einfuͤgung in einen Haken ver-
laͤngert werde (i).
Marcell. Malpighius war der erſte, der durch
Huͤlfe des Vergroͤſſerungsglaſes den Zuſammenhang der
Schlag- und Blutadern an der Harnblaſe eines Froſches
deutlich wahrnahm (k). Nachgehens nahm Edmund
King, fuͤr Parenchima lauter Gefaͤſſe in dem Fleiſche
der Eingeweide an, wobei er ſich auf ſeine eignen Ver-
ſuche gruͤndete (l): Ruyſch aber widerlegte die Mei-
nung, daß ſich das Blut in den Schlagader-enden wie
in einem Schwamme anhaͤufe, durch einen Verſuch, aus
welchen erhellet, daß ein in das Zellgewebe gedrungner
Talg zu einer unfoͤrmlichen Maſſe gerinne, dergleichen er
aber nach einer gluͤklichen Einſprizzung niemals gewahr
wurde. Ferner erinnert derſelbe, es waͤre nicht moͤg-
lich, daß der Talg mit einem zuſammenhangenden Stra-
le aus den Schlag-in die Blutadern uͤberginge, wofern
ein ſchwammiger Raum dazwiſchen waͤre, in welchen ſich
der
(e)
Diſſ. anat. C. V.
(f) Apol. pro ſangu. circul. S.
260.
(g) S. 249.
(h) S. 145. an der Achſelblut-
ader.
(i)
S. 150. 151.
(k) Epiſt. II. de pulmon. die im
Jahr 1661. herauskam.
(l) Phil. Trans. n. 18. 1666. und
52.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/229>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.