me, und daß der Aortenstamm sich zu den Oefnungen der haarförmigen Schlagadern, wenn man das kleinste Wachstum annimt, wie 1 zu 500 verhalte (t).
Eben dergleichen Gedanken hat auch Thom. Mor- gan, sezzet aber noch dieses hinzu, daß das Verhältnis des Stammes zu den Aesten der kleinsten und haarför- migen Gefässe kleiner werde (u). Endlich hat sich Georg. Martine völlig auf diese Betrachtung gelegt, und in der nach seinem Tode bekant gemachten Auslegung der Eustachischen Tafeln sich deutlicher darüber erkläret. Weil er sich nun dieser Tafeln, die Schlagaders-Durch- messer zu untersuchen, bediente (x), so sezte er dieses als ein Gesez zum Grunde, daß das gemeinschaftliche Ver- hältnis des Stammes zu seinen Aesten, wie 100 zu 122, 133 und 125, oder wie in dem ersten Keilischen Ver- hältnisse, beynahe wie 4 zu 5 wäre; wenn aber mehrere Aeste vorhanden wären, so sezte er das Verhältnis, wie 100 zu 138, feste (y). Ueberhaupt hat er den Durch- messer einer jeden Schlagader mit der Cubikwurzel derje- nigen Zal gleich gesezt, die aus der Summe derer Cubo- rum von denen Durchmessern aller Aeste entstehet (z). Allein diese Hipothese ist in der That wenig von einer Muthmassung unterschieden, und es hatte der vortrefli- che Eustachius, so oft er einige Theile des menschli- chen Körpers abgezeichnet lieferte, vielmehr auf die Haupt- sachen, auf die wahre Lage und Ordnung der Aeste, und besonders darauf seine Absicht gerichtet, daß er Vesals Fehler widerlegen wollte, und also bekümmerte er sich um diese kleine Maasse der Durchmesser wenig.
Etwas
(t)[Spaltenumbruch]
Ebendas. T. II. S. 297.
(u)Mechanic practice of phy- sik. S. 124.
(x) An dem gleich anzuzeigen- den Ort. S. 142.
(y)[Spaltenumbruch]Essays of a society at Edim- burgh, T. III. S. 143. und de anim. similib. S. 183. 184.
(z)Essays S. 150. und de anim. simil. S. 194.
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
me, und daß der Aortenſtamm ſich zu den Oefnungen der haarfoͤrmigen Schlagadern, wenn man das kleinſte Wachstum annimt, wie 1 zu 500 verhalte (t).
Eben dergleichen Gedanken hat auch Thom. Mor- gan, ſezzet aber noch dieſes hinzu, daß das Verhaͤltnis des Stammes zu den Aeſten der kleinſten und haarfoͤr- migen Gefaͤſſe kleiner werde (u). Endlich hat ſich Georg. Martine voͤllig auf dieſe Betrachtung gelegt, und in der nach ſeinem Tode bekant gemachten Auslegung der Euſtachiſchen Tafeln ſich deutlicher daruͤber erklaͤret. Weil er ſich nun dieſer Tafeln, die Schlagaders-Durch- meſſer zu unterſuchen, bediente (x), ſo ſezte er dieſes als ein Geſez zum Grunde, daß das gemeinſchaftliche Ver- haͤltnis des Stammes zu ſeinen Aeſten, wie 100 zu 122, 133 und 125, oder wie in dem erſten Keiliſchen Ver- haͤltniſſe, beynahe wie 4 zu 5 waͤre; wenn aber mehrere Aeſte vorhanden waͤren, ſo ſezte er das Verhaͤltnis, wie 100 zu 138, feſte (y). Ueberhaupt hat er den Durch- meſſer einer jeden Schlagader mit der Cubikwurzel derje- nigen Zal gleich geſezt, die aus der Summe derer Cubo- rum von denen Durchmeſſern aller Aeſte entſtehet (z). Allein dieſe Hipotheſe iſt in der That wenig von einer Muthmaſſung unterſchieden, und es hatte der vortrefli- che Euſtachius, ſo oft er einige Theile des menſchli- chen Koͤrpers abgezeichnet lieferte, vielmehr auf die Haupt- ſachen, auf die wahre Lage und Ordnung der Aeſte, und beſonders darauf ſeine Abſicht gerichtet, daß er Veſals Fehler widerlegen wollte, und alſo bekuͤmmerte er ſich um dieſe kleine Maaſſe der Durchmeſſer wenig.
Etwas
(t)[Spaltenumbruch]
Ebendaſ. T. II. S. 297.
(u)Mechanic practice of phy- ſik. S. 124.
(x) An dem gleich anzuzeigen- den Ort. S. 142.
(y)[Spaltenumbruch]Eſſays of a ſociety at Edim- burgh, T. III. S. 143. und de anim. ſimilib. S. 183. 184.
(z)Eſſays S. 150. und de anim. ſimil. S. 194.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0204"n="148"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zweites Buch. Gefaͤſſe.</hi></fw><lb/>
me, und daß der Aortenſtamm ſich zu den Oefnungen der<lb/>
haarfoͤrmigen Schlagadern, wenn man das kleinſte<lb/>
Wachstum annimt, wie 1 zu 500 verhalte <noteplace="foot"n="(t)"><cb/>
Ebendaſ. T. <hirendition="#aq">II.</hi> S. 297.</note>.</p><lb/><p>Eben dergleichen Gedanken hat auch Thom. <hirendition="#fr">Mor-<lb/>
gan,</hi>ſezzet aber noch dieſes hinzu, daß das Verhaͤltnis<lb/>
des Stammes zu den Aeſten der kleinſten und haarfoͤr-<lb/>
migen Gefaͤſſe kleiner werde <noteplace="foot"n="(u)"><hirendition="#aq">Mechanic practice of phy-<lb/>ſik.</hi> S. 124.</note>. Endlich hat ſich Georg.<lb/><hirendition="#fr">Martine</hi> voͤllig auf dieſe Betrachtung gelegt, und in<lb/>
der nach ſeinem Tode bekant gemachten Auslegung der<lb/><hirendition="#fr">Euſtachiſchen Tafeln</hi>ſich deutlicher daruͤber erklaͤret.<lb/>
Weil er ſich nun dieſer Tafeln, die Schlagaders-Durch-<lb/>
meſſer zu unterſuchen, bediente <noteplace="foot"n="(x)">An dem gleich anzuzeigen-<lb/>
den Ort. S. 142.</note>, ſo ſezte er dieſes als<lb/>
ein Geſez zum Grunde, daß das gemeinſchaftliche Ver-<lb/>
haͤltnis des Stammes zu ſeinen Aeſten, wie 100 zu 122,<lb/>
133 und 125, oder wie in dem erſten <hirendition="#fr">Keiliſchen</hi> Ver-<lb/>
haͤltniſſe, beynahe wie 4 zu 5 waͤre; wenn aber mehrere<lb/>
Aeſte vorhanden waͤren, ſo ſezte er das Verhaͤltnis, wie<lb/>
100 zu 138, feſte <noteplace="foot"n="(y)"><cb/><hirendition="#aq">Eſſays of a ſociety at Edim-<lb/>
burgh, T. III.</hi> S. 143. und <hirendition="#aq">de<lb/>
anim. ſimilib.</hi> S. 183. 184.</note>. Ueberhaupt hat er den Durch-<lb/>
meſſer einer jeden Schlagader mit der Cubikwurzel derje-<lb/>
nigen Zal gleich geſezt, die aus der Summe derer Cubo-<lb/>
rum von denen Durchmeſſern aller Aeſte entſtehet <noteplace="foot"n="(z)"><hirendition="#aq">Eſſays</hi> S. 150. und <hirendition="#aq">de anim.<lb/>ſimil.</hi> S. 194.</note>.<lb/>
Allein dieſe Hipotheſe iſt in der That wenig von einer<lb/>
Muthmaſſung unterſchieden, und es hatte der vortrefli-<lb/>
che <hirendition="#fr">Euſtachius,</hi>ſo oft er einige Theile des menſchli-<lb/>
chen Koͤrpers abgezeichnet lieferte, vielmehr auf die Haupt-<lb/>ſachen, auf die wahre Lage und Ordnung der Aeſte, und<lb/>
beſonders darauf ſeine Abſicht gerichtet, daß er <hirendition="#fr">Veſals</hi><lb/>
Fehler widerlegen wollte, und alſo bekuͤmmerte er ſich<lb/>
um dieſe kleine Maaſſe der Durchmeſſer wenig.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Etwas</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[148/0204]
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
me, und daß der Aortenſtamm ſich zu den Oefnungen der
haarfoͤrmigen Schlagadern, wenn man das kleinſte
Wachstum annimt, wie 1 zu 500 verhalte (t).
Eben dergleichen Gedanken hat auch Thom. Mor-
gan, ſezzet aber noch dieſes hinzu, daß das Verhaͤltnis
des Stammes zu den Aeſten der kleinſten und haarfoͤr-
migen Gefaͤſſe kleiner werde (u). Endlich hat ſich Georg.
Martine voͤllig auf dieſe Betrachtung gelegt, und in
der nach ſeinem Tode bekant gemachten Auslegung der
Euſtachiſchen Tafeln ſich deutlicher daruͤber erklaͤret.
Weil er ſich nun dieſer Tafeln, die Schlagaders-Durch-
meſſer zu unterſuchen, bediente (x), ſo ſezte er dieſes als
ein Geſez zum Grunde, daß das gemeinſchaftliche Ver-
haͤltnis des Stammes zu ſeinen Aeſten, wie 100 zu 122,
133 und 125, oder wie in dem erſten Keiliſchen Ver-
haͤltniſſe, beynahe wie 4 zu 5 waͤre; wenn aber mehrere
Aeſte vorhanden waͤren, ſo ſezte er das Verhaͤltnis, wie
100 zu 138, feſte (y). Ueberhaupt hat er den Durch-
meſſer einer jeden Schlagader mit der Cubikwurzel derje-
nigen Zal gleich geſezt, die aus der Summe derer Cubo-
rum von denen Durchmeſſern aller Aeſte entſtehet (z).
Allein dieſe Hipotheſe iſt in der That wenig von einer
Muthmaſſung unterſchieden, und es hatte der vortrefli-
che Euſtachius, ſo oft er einige Theile des menſchli-
chen Koͤrpers abgezeichnet lieferte, vielmehr auf die Haupt-
ſachen, auf die wahre Lage und Ordnung der Aeſte, und
beſonders darauf ſeine Abſicht gerichtet, daß er Veſals
Fehler widerlegen wollte, und alſo bekuͤmmerte er ſich
um dieſe kleine Maaſſe der Durchmeſſer wenig.
Etwas
(t)
Ebendaſ. T. II. S. 297.
(u) Mechanic practice of phy-
ſik. S. 124.
(x) An dem gleich anzuzeigen-
den Ort. S. 142.
(y)
Eſſays of a ſociety at Edim-
burgh, T. III. S. 143. und de
anim. ſimilib. S. 183. 184.
(z) Eſſays S. 150. und de anim.
ſimil. S. 194.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/204>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.