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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Schlagadern.
§. 17.
Die Schlagaderaeste.
Anzal ihrer Zertheilungen.

Nachdem wir also die Stämme der Schlagadern in
Betrachtung gezogen, so gehen wir zu ihren Astaus-
schüssen fort, unter welchen die grossen auf gleiche Art
wie die grössern Flüsse, ihre besondern Namen bekommen
haben, die mittelmäßigen dagegen in den wenigsten Ge-
genden unsers Körpers zur Zeit noch beschrieben worden,
und die unzälbare Menge der ganz kleinen und haarför-
migen die Geduld des besten Zergliederers ermüdet. Es
kommt bey diesen Aesten sehr vieles vor, das wir aller-
dings genauer zu betrachten Ursach haben.

Um von denen einfacheren den Anfang zu machen,
so läst es sich schwer bestimmen, wie oft sich Schlag-
adern zertheilen, die ihren Namen annoch unverändert
beibehalten. Keil (c) war hierinnen sehr freigebig, und
bestimmte ihnen vierzig und funfzig Zertheilungen, legte
auch diese zalreiche Zeracstelung gröstentheils bei seiner
Theorie zum Grunde, ohnerachtet dadurch gar wichtige
Hindernisse, in Ansehung der Geschwindigkeit der Bewe-
gung des Blutes in den kleinsten Gefässen, entstehen. Es
wird ein grosser Theil von der Bewunderung, mit der
man gegen seine Rechnung möchte eingenommen werden,
von selbsten wegfallen, wenn man die Menge seiner
herausgebrachten Zeraestelungen verringert, und ich hal-
te auch in der That dafür, daß sie müsse vermindert wer-
den. Jch habe einige mal die Zertheilungen derer Aeste
an denen Membranen derer Gedärme, die ich genau aus-
gesprizzet hatte, gezälet, nachdem ich den Anfang der
Zertheilungen in dem Herzen festgesezt, und das Ende
in den kleinsten verschwindenden Schlagaederchen ange-

nommen,
(c) De velocitate sanguinis. S. 48.
Schlagadern.
§. 17.
Die Schlagaderaeſte.
Anzal ihrer Zertheilungen.

Nachdem wir alſo die Staͤmme der Schlagadern in
Betrachtung gezogen, ſo gehen wir zu ihren Aſtaus-
ſchuͤſſen fort, unter welchen die groſſen auf gleiche Art
wie die groͤſſern Fluͤſſe, ihre beſondern Namen bekommen
haben, die mittelmaͤßigen dagegen in den wenigſten Ge-
genden unſers Koͤrpers zur Zeit noch beſchrieben worden,
und die unzaͤlbare Menge der ganz kleinen und haarfoͤr-
migen die Geduld des beſten Zergliederers ermuͤdet. Es
kommt bey dieſen Aeſten ſehr vieles vor, das wir aller-
dings genauer zu betrachten Urſach haben.

Um von denen einfacheren den Anfang zu machen,
ſo laͤſt es ſich ſchwer beſtimmen, wie oft ſich Schlag-
adern zertheilen, die ihren Namen annoch unveraͤndert
beibehalten. Keil (c) war hierinnen ſehr freigebig, und
beſtimmte ihnen vierzig und funfzig Zertheilungen, legte
auch dieſe zalreiche Zeracſtelung groͤſtentheils bei ſeiner
Theorie zum Grunde, ohnerachtet dadurch gar wichtige
Hinderniſſe, in Anſehung der Geſchwindigkeit der Bewe-
gung des Blutes in den kleinſten Gefaͤſſen, entſtehen. Es
wird ein groſſer Theil von der Bewunderung, mit der
man gegen ſeine Rechnung moͤchte eingenommen werden,
von ſelbſten wegfallen, wenn man die Menge ſeiner
herausgebrachten Zeraeſtelungen verringert, und ich hal-
te auch in der That dafuͤr, daß ſie muͤſſe vermindert wer-
den. Jch habe einige mal die Zertheilungen derer Aeſte
an denen Membranen derer Gedaͤrme, die ich genau aus-
geſprizzet hatte, gezaͤlet, nachdem ich den Anfang der
Zertheilungen in dem Herzen feſtgeſezt, und das Ende
in den kleinſten verſchwindenden Schlagaederchen ange-

nommen,
(c) De velocitate ſanguinis. S. 48.
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[143/0199] Schlagadern. §. 17. Die Schlagaderaeſte. Anzal ihrer Zertheilungen. Nachdem wir alſo die Staͤmme der Schlagadern in Betrachtung gezogen, ſo gehen wir zu ihren Aſtaus- ſchuͤſſen fort, unter welchen die groſſen auf gleiche Art wie die groͤſſern Fluͤſſe, ihre beſondern Namen bekommen haben, die mittelmaͤßigen dagegen in den wenigſten Ge- genden unſers Koͤrpers zur Zeit noch beſchrieben worden, und die unzaͤlbare Menge der ganz kleinen und haarfoͤr- migen die Geduld des beſten Zergliederers ermuͤdet. Es kommt bey dieſen Aeſten ſehr vieles vor, das wir aller- dings genauer zu betrachten Urſach haben. Um von denen einfacheren den Anfang zu machen, ſo laͤſt es ſich ſchwer beſtimmen, wie oft ſich Schlag- adern zertheilen, die ihren Namen annoch unveraͤndert beibehalten. Keil (c) war hierinnen ſehr freigebig, und beſtimmte ihnen vierzig und funfzig Zertheilungen, legte auch dieſe zalreiche Zeracſtelung groͤſtentheils bei ſeiner Theorie zum Grunde, ohnerachtet dadurch gar wichtige Hinderniſſe, in Anſehung der Geſchwindigkeit der Bewe- gung des Blutes in den kleinſten Gefaͤſſen, entſtehen. Es wird ein groſſer Theil von der Bewunderung, mit der man gegen ſeine Rechnung moͤchte eingenommen werden, von ſelbſten wegfallen, wenn man die Menge ſeiner herausgebrachten Zeraeſtelungen verringert, und ich hal- te auch in der That dafuͤr, daß ſie muͤſſe vermindert wer- den. Jch habe einige mal die Zertheilungen derer Aeſte an denen Membranen derer Gedaͤrme, die ich genau aus- geſprizzet hatte, gezaͤlet, nachdem ich den Anfang der Zertheilungen in dem Herzen feſtgeſezt, und das Ende in den kleinſten verſchwindenden Schlagaederchen ange- nommen, (c) De velocitate ſanguinis. S. 48.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/199>, abgerufen am 22.12.2024.